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Symbolbilder des Holocaust
Fotografien der Vernichtung im sozialen Gedächtnis
Taschenbuch von Sebastian Schönemann
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
1EinleitungSeit den 1980er Jahren hat sich der Holocaust zum zentralen historischen Referenzereignis und zur »negative(n) Ikone« der Gegenwart entwickelt. Dieser unter anderem als »memory boom« bezeichnete Bedeutungszuwachs der Geschichte des Holocaust fällt mit zwei erinnerungskulturellen Wandlungsprozessen zusammen: die Ära der Zeitzeugen und die Medialisierung der Vergangenheit. Während die Begegnungen mit den Überlebenden immer seltener werden, nimmt die visuelle Präsenz der historischen Ereignisse im Alltagsleben durch die fortschreitende Verbreitung technischer Medien weiter zu. Die Vergangenheit tritt uns - ob in Filmen, im Fernsehen oder auf Webangeboten - vor allen Dingen in Bildern entgegen. Sie ist dadurch sichtbarer geworden, als sie es jemals war, und es entsteht das Phänomen der gesteigerten Gegenwart der Geschichte: Obwohl sich die Vergangenheit zeitlich entfernt, rückt sie medial näher und dies insbesondere durch Bilder.Vor allem die historischen Fotografien dienten und dienen als Blaupausen der öffentlichen Visualisierung der Vergangenheit. Von den mehr als zwei Millionen überlieferten Fotografien des Holocaust gelangten jedoch immer nur dieselben in den medialen Umlauf. Infolge ihrer wiederholten Vervielfältigung bildete sich ein Bilderkanon der historischen Ereignisse heraus, dem sich insbesondere geschichts- und kulturwissenschaftliche Untersuchungen in den vergangenen Jahren zuwandten. Zu diesem Bildgedächtnis des Holocaust gehören Symbolbilder und Bildsymbole, die sich tief in das öffentliche Bewusstsein eingeschrieben haben und vor dem inneren Auge unmittelbar abrufbar sind: die Fotografien des Torhauses von Auschwitz-Birkenau, des Jungen aus dem Warschauer Ghetto oder von Anne Frank, genauso wie der gelbe Stern, der Stacheldraht oder der gestreifte Häftlingsanzug. Wie diese Bilderwelt aber gesehen und gedeutet wird, ist trotz der umfänglichen Forschungen über das kollektive Gedächtnis zum Holocaust ein weitgehend unbekanntes Terrain. Von dieser offenen Frage und ihrer empirischen Beantwortung handelt das vorliegende Buch.Dass Bildern eine überaus bedeutsame Rolle im Prozess des Erinnerns zukommt, steht gemeinhin außer Frage. Zumeist unter Verweis auf Aby Warburg und Walter Benjamin wird ihre gedächtnisstrukturierende Wirkung hervorgehoben. So spricht Jan Assmann von der »mnemische(n) Energie«, die Bildern innewohnt, Erinnerungen anzustoßen und affektuell aufzuladen. Sie lassen sich sogar als die konstitutive Prägeinstanz des Gedächtnisses betrachten, wie Walter Benjamins Wendung »Geschichte zerfällt in Bilder, nicht Geschichten« betont. Und Harald Welzer expliziert: »Das Gedächtnis braucht die Bilder, an die sich die Geschichte als eine erinnerte und erzählbare knüpft.« Die Bilder erscheinen den Einzelnen dabei in der Regel als gegeben, als Teil ihrer »world taken for granted«, und nehmen als »soziale Tatsache« im Sinne Émile Durkheims Einfluss auf ihre Deutungen der Vergangenheit. Doch obwohl die Bilder unsere Vorstellungen der Vergangenheit des Holocaust strukturieren und ihre gedächtnisbildende Macht unbezweifelt ist, ist bislang kaum etwas darüber bekannt, auf welche Art und Weise die Bilder wirken und wie wir uns über sie erinnern.Das vorliegende Buch widmet sich daher dem »erinnernden Sehen« und fragt danach, welcher »subjektiv gemeinte Sinn« den Symbolbildern des Holocaust zugeschrieben wird und wie diese Bilder wiederum die Sinngebungen ihrer Betrachter/innen »objektiv« strukturieren. In Form einer empirischen Studie nähert es sich dem medialen Erinnern und zeichnet die »Kulturbedeutung« der Bilder im sozialen Gedächtnis Deutschlands nach.Während die geschichtswissenschaftlichen Studien zum Bildgedächntis des Holocaust zumeist die Entstehung und den späteren Gebrauch der überlieferten Fotografien untersuchen, setzt diese Arbeit anders an. Sie versteht die Bilder als Symbole. Durch ihre wiederholte Reproduktion haben die Bilder einen nicht selten beklagten historischen In
1EinleitungSeit den 1980er Jahren hat sich der Holocaust zum zentralen historischen Referenzereignis und zur »negative(n) Ikone« der Gegenwart entwickelt. Dieser unter anderem als »memory boom« bezeichnete Bedeutungszuwachs der Geschichte des Holocaust fällt mit zwei erinnerungskulturellen Wandlungsprozessen zusammen: die Ära der Zeitzeugen und die Medialisierung der Vergangenheit. Während die Begegnungen mit den Überlebenden immer seltener werden, nimmt die visuelle Präsenz der historischen Ereignisse im Alltagsleben durch die fortschreitende Verbreitung technischer Medien weiter zu. Die Vergangenheit tritt uns - ob in Filmen, im Fernsehen oder auf Webangeboten - vor allen Dingen in Bildern entgegen. Sie ist dadurch sichtbarer geworden, als sie es jemals war, und es entsteht das Phänomen der gesteigerten Gegenwart der Geschichte: Obwohl sich die Vergangenheit zeitlich entfernt, rückt sie medial näher und dies insbesondere durch Bilder.Vor allem die historischen Fotografien dienten und dienen als Blaupausen der öffentlichen Visualisierung der Vergangenheit. Von den mehr als zwei Millionen überlieferten Fotografien des Holocaust gelangten jedoch immer nur dieselben in den medialen Umlauf. Infolge ihrer wiederholten Vervielfältigung bildete sich ein Bilderkanon der historischen Ereignisse heraus, dem sich insbesondere geschichts- und kulturwissenschaftliche Untersuchungen in den vergangenen Jahren zuwandten. Zu diesem Bildgedächtnis des Holocaust gehören Symbolbilder und Bildsymbole, die sich tief in das öffentliche Bewusstsein eingeschrieben haben und vor dem inneren Auge unmittelbar abrufbar sind: die Fotografien des Torhauses von Auschwitz-Birkenau, des Jungen aus dem Warschauer Ghetto oder von Anne Frank, genauso wie der gelbe Stern, der Stacheldraht oder der gestreifte Häftlingsanzug. Wie diese Bilderwelt aber gesehen und gedeutet wird, ist trotz der umfänglichen Forschungen über das kollektive Gedächtnis zum Holocaust ein weitgehend unbekanntes Terrain. Von dieser offenen Frage und ihrer empirischen Beantwortung handelt das vorliegende Buch.Dass Bildern eine überaus bedeutsame Rolle im Prozess des Erinnerns zukommt, steht gemeinhin außer Frage. Zumeist unter Verweis auf Aby Warburg und Walter Benjamin wird ihre gedächtnisstrukturierende Wirkung hervorgehoben. So spricht Jan Assmann von der »mnemische(n) Energie«, die Bildern innewohnt, Erinnerungen anzustoßen und affektuell aufzuladen. Sie lassen sich sogar als die konstitutive Prägeinstanz des Gedächtnisses betrachten, wie Walter Benjamins Wendung »Geschichte zerfällt in Bilder, nicht Geschichten« betont. Und Harald Welzer expliziert: »Das Gedächtnis braucht die Bilder, an die sich die Geschichte als eine erinnerte und erzählbare knüpft.« Die Bilder erscheinen den Einzelnen dabei in der Regel als gegeben, als Teil ihrer »world taken for granted«, und nehmen als »soziale Tatsache« im Sinne Émile Durkheims Einfluss auf ihre Deutungen der Vergangenheit. Doch obwohl die Bilder unsere Vorstellungen der Vergangenheit des Holocaust strukturieren und ihre gedächtnisbildende Macht unbezweifelt ist, ist bislang kaum etwas darüber bekannt, auf welche Art und Weise die Bilder wirken und wie wir uns über sie erinnern.Das vorliegende Buch widmet sich daher dem »erinnernden Sehen« und fragt danach, welcher »subjektiv gemeinte Sinn« den Symbolbildern des Holocaust zugeschrieben wird und wie diese Bilder wiederum die Sinngebungen ihrer Betrachter/innen »objektiv« strukturieren. In Form einer empirischen Studie nähert es sich dem medialen Erinnern und zeichnet die »Kulturbedeutung« der Bilder im sozialen Gedächtnis Deutschlands nach.Während die geschichtswissenschaftlichen Studien zum Bildgedächntis des Holocaust zumeist die Entstehung und den späteren Gebrauch der überlieferten Fotografien untersuchen, setzt diese Arbeit anders an. Sie versteht die Bilder als Symbole. Durch ihre wiederholte Reproduktion haben die Bilder einen nicht selten beklagten historischen In
Details
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Geschichte
Jahrhundert: 20. Jahrhundert
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Taschenbuch
Seiten: 324
Inhalt: 324 S.
ISBN-13: 9783593511429
ISBN-10: 3593511428
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Schönemann, Sebastian
Auflage: 1/2019
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 215 x 143 x 21 mm
Von/Mit: Sebastian Schönemann
Erscheinungsdatum: 20.11.2019
Gewicht: 0,41 kg
preigu-id: 116206675
Details
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Geschichte
Jahrhundert: 20. Jahrhundert
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Taschenbuch
Seiten: 324
Inhalt: 324 S.
ISBN-13: 9783593511429
ISBN-10: 3593511428
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Schönemann, Sebastian
Auflage: 1/2019
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 215 x 143 x 21 mm
Von/Mit: Sebastian Schönemann
Erscheinungsdatum: 20.11.2019
Gewicht: 0,41 kg
preigu-id: 116206675
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