Zum Hauptinhalt springen
Dekorationsartikel gehören nicht zum Leistungsumfang.
Ideal und Ironie der Gesellschaft
Die Utopia des Thomas Morus
Taschenbuch von Oliver Schmidtke
Sprache: Deutsch

46,00 €*

inkl. MwSt.

Versandkostenfrei per Post / DHL

Aktuell nicht verfügbar

Kategorien:
Beschreibung
Vorwort

Die folgende Studie widmet sich einem gelungenen Kunstwerk, das be-sonders im deutschsprachigen Raum kaum in seiner schillernden Qualität erschlossen ist, der Utopia des Thomas More. Die Wahrnehmung des Werks erfolgt häufig durch die Brille seiner literarischen Nachfolger: Uto-pien, die Idealgesellschaften entwerfen. Der Autor More hat jedoch nicht selbst die entworfene Gesellschaft als Ideal empfohlen, sondern pro-blematisiert den Entwurf und seinen Schöpfer - die fiktionale Figur des Raphael Hythlodaeus - durchweg in ironischer Form. Diese Ironie konter-kariert den Ernst eines feierlichen Ideals. Es ist vor allem diese Ironie, die Mores Utopia auch 500 Jahre nach ihrer Publikation noch aktuell erschei-nen lässt. Hat More doch darin künstlerisch ein allgemeines Problem des Nachdenkens über Gesellschaften gestaltet. Dies ist Anlass genug, einen Versuch zu unternehmen, mit einer hermeneutisch-soziologischen Detailanalyse das Erkenntnispotenzial des frühneuzeitlichen Werks zu er-schließen.
Frank Schröder und Dr. Daniel Gaus seien für die Durchsicht des Manuskripts und die hilfreichen Korrekturen gedankt.

Frankfurt am Main im Juli 2016

I. Einleitung

Am Vorabend der Reformation - 1516 - lässt der englische Lordkanzler Thomas More (1478-1535) eine Schrift drucken, die die Sprachen später weltweit um ein neues Wort (dt. "Utopie" bzw. "utopisch") bereichern wird. Die Schrift trägt den Titel: "Vom besten Zustand des Gemeinwesens und der Insel Utopia. Ein wahrhaft goldenes Buch, nicht weniger heilsam als unterhaltend, vom klaren und redegewandten Mann: Thomas Morus - Bürger und Vicecomes der berühmten Stadt London." 1535 wird More für seine Weigerung dem Papsttum abzuschwören und seinem König Heinrich VIII gegenüber den Suprematseid zu leisten, hingerichtet und dafür im 20. Jahrhundert von der katholischen Kirche heiliggesprochen.
Berühmt geworden ist diese "epochemachende Schrift" für den darin enthaltenen utopischen Gesellschaftsentwurf, mit dem der Autor More als Begründer einer neuen literarischen Gattung in die Geschichte eingegangen ist, da in den kommenden Jahrhunderten zahlreiche weitere Schriftsteller das Darstellungsmuster des Berichts von einer idealen Gesellschaft nach dem Vorbild der Utopia abwandeln. Die in der Utopia vorgeführte umfassende Thematisierung ganzer Gesellschaften barg offensichtlich eine solche Suggestivität, dass die Darstellungsform von vielen späteren Schriftstellern übernommen wurde.
Das Werk bietet jedoch weit mehr als die Darstellung einer Utopie. In seinem Werk lässt der Autor seinen fiktiven Protagonisten Raphael Hythlodaeus zunächst in einem ersten Buch mit den realen Figuren Thomas Morus und Petrus Aegidius darüber debattieren, ob es sinnvoll sei, einem Fürsten als Berater zu dienen und welche Missstände in England und Europa bestehen, um ihm schließlich erst in einem zweiten Buch einen fiktiven Reisebericht von der Insel Utopia in den Mund zu legen. Die nova insula Utopia wird von Hythlodaeus als ein ideales Gemeinwesen geschildert, in dem die Institution des Privatbesitzes abgeschafft sei.
Einige der von Hythlodaeus dargelegten Analysen können bis heute Gültigkeit beanspruchen und lassen ihn als einen frühen Soziologen er-scheinen, der gesellschaftliche Strukturprobleme scharfsinnig rekonstruiert. So findet sich eine Rekonstruktion der Abhängigkeit der Diebstahlkriminalität von Motivlagen, die aufgrund der Deklassierung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen entstehen, oder Hythlodaeus arbeitet ein eklatantes Missverhältnis der Einkommen für Tätigkeiten, die zur Aufrechterhaltung eines Gemeinwesens unabdingbar sind, und wenig entlohnt werden, zu solchen, die weniger nützlich erscheinen und beklagt, dass einige "ein vornehmes und glänzendes Leben in Muße oder überflüssiger Beschäftigung führ[en], während sich Tagelöhner, Fuhrleute, Handwerker und Bauern mit ihrer so schweren und unablässigen Arbeit [...] o
Vorwort

Die folgende Studie widmet sich einem gelungenen Kunstwerk, das be-sonders im deutschsprachigen Raum kaum in seiner schillernden Qualität erschlossen ist, der Utopia des Thomas More. Die Wahrnehmung des Werks erfolgt häufig durch die Brille seiner literarischen Nachfolger: Uto-pien, die Idealgesellschaften entwerfen. Der Autor More hat jedoch nicht selbst die entworfene Gesellschaft als Ideal empfohlen, sondern pro-blematisiert den Entwurf und seinen Schöpfer - die fiktionale Figur des Raphael Hythlodaeus - durchweg in ironischer Form. Diese Ironie konter-kariert den Ernst eines feierlichen Ideals. Es ist vor allem diese Ironie, die Mores Utopia auch 500 Jahre nach ihrer Publikation noch aktuell erschei-nen lässt. Hat More doch darin künstlerisch ein allgemeines Problem des Nachdenkens über Gesellschaften gestaltet. Dies ist Anlass genug, einen Versuch zu unternehmen, mit einer hermeneutisch-soziologischen Detailanalyse das Erkenntnispotenzial des frühneuzeitlichen Werks zu er-schließen.
Frank Schröder und Dr. Daniel Gaus seien für die Durchsicht des Manuskripts und die hilfreichen Korrekturen gedankt.

Frankfurt am Main im Juli 2016

I. Einleitung

Am Vorabend der Reformation - 1516 - lässt der englische Lordkanzler Thomas More (1478-1535) eine Schrift drucken, die die Sprachen später weltweit um ein neues Wort (dt. "Utopie" bzw. "utopisch") bereichern wird. Die Schrift trägt den Titel: "Vom besten Zustand des Gemeinwesens und der Insel Utopia. Ein wahrhaft goldenes Buch, nicht weniger heilsam als unterhaltend, vom klaren und redegewandten Mann: Thomas Morus - Bürger und Vicecomes der berühmten Stadt London." 1535 wird More für seine Weigerung dem Papsttum abzuschwören und seinem König Heinrich VIII gegenüber den Suprematseid zu leisten, hingerichtet und dafür im 20. Jahrhundert von der katholischen Kirche heiliggesprochen.
Berühmt geworden ist diese "epochemachende Schrift" für den darin enthaltenen utopischen Gesellschaftsentwurf, mit dem der Autor More als Begründer einer neuen literarischen Gattung in die Geschichte eingegangen ist, da in den kommenden Jahrhunderten zahlreiche weitere Schriftsteller das Darstellungsmuster des Berichts von einer idealen Gesellschaft nach dem Vorbild der Utopia abwandeln. Die in der Utopia vorgeführte umfassende Thematisierung ganzer Gesellschaften barg offensichtlich eine solche Suggestivität, dass die Darstellungsform von vielen späteren Schriftstellern übernommen wurde.
Das Werk bietet jedoch weit mehr als die Darstellung einer Utopie. In seinem Werk lässt der Autor seinen fiktiven Protagonisten Raphael Hythlodaeus zunächst in einem ersten Buch mit den realen Figuren Thomas Morus und Petrus Aegidius darüber debattieren, ob es sinnvoll sei, einem Fürsten als Berater zu dienen und welche Missstände in England und Europa bestehen, um ihm schließlich erst in einem zweiten Buch einen fiktiven Reisebericht von der Insel Utopia in den Mund zu legen. Die nova insula Utopia wird von Hythlodaeus als ein ideales Gemeinwesen geschildert, in dem die Institution des Privatbesitzes abgeschafft sei.
Einige der von Hythlodaeus dargelegten Analysen können bis heute Gültigkeit beanspruchen und lassen ihn als einen frühen Soziologen er-scheinen, der gesellschaftliche Strukturprobleme scharfsinnig rekonstruiert. So findet sich eine Rekonstruktion der Abhängigkeit der Diebstahlkriminalität von Motivlagen, die aufgrund der Deklassierung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen entstehen, oder Hythlodaeus arbeitet ein eklatantes Missverhältnis der Einkommen für Tätigkeiten, die zur Aufrechterhaltung eines Gemeinwesens unabdingbar sind, und wenig entlohnt werden, zu solchen, die weniger nützlich erscheinen und beklagt, dass einige "ein vornehmes und glänzendes Leben in Muße oder überflüssiger Beschäftigung führ[en], während sich Tagelöhner, Fuhrleute, Handwerker und Bauern mit ihrer so schweren und unablässigen Arbeit [...] o
Details
Erscheinungsjahr: 2016
Fachbereich: Allgemeines
Genre: Politikwissenschaft & Soziologie
Rubrik: Wissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 333 S.
ISBN-13: 9783593506494
ISBN-10: 3593506491
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Schmidtke, Oliver
Auflage: 1/2016
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 213 x 140 x 20 mm
Von/Mit: Oliver Schmidtke
Erscheinungsdatum: 15.09.2016
Gewicht: 0,428 kg
Artikel-ID: 103797344
Details
Erscheinungsjahr: 2016
Fachbereich: Allgemeines
Genre: Politikwissenschaft & Soziologie
Rubrik: Wissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 333 S.
ISBN-13: 9783593506494
ISBN-10: 3593506491
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Schmidtke, Oliver
Auflage: 1/2016
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 213 x 140 x 20 mm
Von/Mit: Oliver Schmidtke
Erscheinungsdatum: 15.09.2016
Gewicht: 0,428 kg
Artikel-ID: 103797344
Warnhinweis

Ähnliche Produkte

Ähnliche Produkte