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Dekorationsartikel gehören nicht zum Leistungsumfang.
Polizeilicher Kommunitarismus
Eine Praxisforschung urbaner Kriminalprävention
Taschenbuch von Thomas/Howe, Christiane/Kiefer, Eva u a Scheffer
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Einführung
Thomas Scheffer
Was macht die großstädtische Polizei, wenn sie Kriminalprävention betreibt? Nun, zunächst sehr viel, was so gar nicht nach Polizeiarbeit aussieht: Tee trinken, Quatschen, Schlendern, Theater spielen, Flugblätter verteilen, Fahrräder kodieren etc. Das vorliegende Buch versucht, die verwirrend vielfältigen ethnografischen Erfahrungen einer vierköpfigen Forschungsgruppe zu ordnen. Nicht entlang vorgefasster Definitionen oder entlang von Evaluationsschemata, sondern entlang der Arbeitsformen, die bei genauerer Analyse zutage treten. Genauer heißt: wir fragen jeweils, woran hier mit wem, wie und womit gearbeitet wird und in welchem Stand sich die bearbeitete Sache jeweils befindet. Derart sortieren wir die Unmengen der erhobenen Arbeitsepisoden, gruppieren und reihen sie, um die praktischen Orientierungen der Beforschten nachzuvollziehen. Diese Nachvollzüge bieten die Grundlage für unser Verständnis von Prävention: nicht die Projektschriften, Selbstauskünfte oder Regularien.
Prävention als vielgestaltige kommunitaristische Praxis
Unsere Analysen zeigen zunächst, dass polizeiliche Prävention sehr Unterschiedliches bezeichnet. Mal geht es um Kontakte ins Milieu, mal um ein Jugend-Projekt, mal um Anti-Gewalt-Schulungsreihen. Die Unterschiede betreffen Gestalt oder Form der präventiven Arbeiten: das Zusammenspiel aus Angelegenheit, Handlungsfeld, Bündnis und eingebrachten Ressourcen und Techniken. Unsere Analysen zeigen aber auch: die präventive Arbeit ist jenseits dieser unterschiedlichen Ausformungen gleich gerichtet. Dies erlaubt uns eine praktische Bestimmung urbaner, polizeilicher Prävention. Die Präventionsbeamt*innen arbeiten mit Anderen an geteilten Angelegenheiten im sozialen Bündnis. Durchgängig müht sich kriminalpräventive Prävention um eine Reduktion soziokultureller Distanz.
Angesichts von Vielgestaltigkeit und Gleichgerichtetheit der Kriminalprävention generieren unsere Praxisstudien eine Hypothese: die polizeiliche Prävention speist sich vor allem aus einer Bündnisorientierung; sie vollzieht sich entsprechend als eine Art angewandter Kommunitarismus. Präventionsbeamt*innen sind demnach in ihrer alltäglichen Arbeit vor Ort geneigt, sich - neben allerlei formalen und rechtlichen Verpflichtungen als Organisationsmitglieder bzw. dem Staat Dienende - als Kommunitaristen zu betätigen. Hiermit ist gemeint: eine Art und Weise der tatkräftigen Durchdringung des urbanen oder kommunalen Raums als Feld gemeinschaftlicher Problembearbeitung, das gängige Partikularinteressen, etablierte Arbeitsteilungen und formale Funktionsbestimmungen zurückdrängt. (vgl. Schnur 2003). Eine kollektive Problembearbeitung also, die zwischen und jenseits von Staat, Markt und Privatheit operiert. Dies impliziert, im Sinne des Kommunitarismus, dass den Präventionsbeamt*innen weder universelle Werte (alle Individuen müssen/sollen/können) noch ein Werterelativismus oder gar eine formalistische Indifferenz taugliche Orientierung bieten. Weder ein Verurteilen noch ein Hinnehmen genügt, um in den urbanen Gemengelagen Kapazitäten der Problembearbeitung zu schöpfen. Als Bündnispartner sind sie in ihrer jeweiligen Kapazität aufgerufen, sich gemeinsam dem ausgemachten public problem (Dewey 2012 [1946]) zu widmen.
Der angewandte Kommunitarismus präferiert lokale Aushandlungen, gemeinschaftliches Engagement und Sachorientierung. Er impliziert ein Maß an Entdifferenzierung zugunsten geteilter Probleme. Neben der etablierten Zuständigkeitsverteilung gewinnen Kontakte, Beziehungsnetzwerke und schließlich Bündnisse an Gewicht. Es erwachsen Arenen der Kollaboration, die sich nicht unter die Logiken der Interessenverfolgung, der Profitorientierung oder des Gewaltmonopols subsumieren lassen. Die Mobilisierung lokaler, sachbezogener Engagements schöpft - ganz im Sinne der kommunitaristischen Sozialtheorie - "soziales Kapital" (Putnam 1993, 1995) als Ressource der gemeinsamen Problembearbeitungskapazität. Damit
Einführung
Thomas Scheffer
Was macht die großstädtische Polizei, wenn sie Kriminalprävention betreibt? Nun, zunächst sehr viel, was so gar nicht nach Polizeiarbeit aussieht: Tee trinken, Quatschen, Schlendern, Theater spielen, Flugblätter verteilen, Fahrräder kodieren etc. Das vorliegende Buch versucht, die verwirrend vielfältigen ethnografischen Erfahrungen einer vierköpfigen Forschungsgruppe zu ordnen. Nicht entlang vorgefasster Definitionen oder entlang von Evaluationsschemata, sondern entlang der Arbeitsformen, die bei genauerer Analyse zutage treten. Genauer heißt: wir fragen jeweils, woran hier mit wem, wie und womit gearbeitet wird und in welchem Stand sich die bearbeitete Sache jeweils befindet. Derart sortieren wir die Unmengen der erhobenen Arbeitsepisoden, gruppieren und reihen sie, um die praktischen Orientierungen der Beforschten nachzuvollziehen. Diese Nachvollzüge bieten die Grundlage für unser Verständnis von Prävention: nicht die Projektschriften, Selbstauskünfte oder Regularien.
Prävention als vielgestaltige kommunitaristische Praxis
Unsere Analysen zeigen zunächst, dass polizeiliche Prävention sehr Unterschiedliches bezeichnet. Mal geht es um Kontakte ins Milieu, mal um ein Jugend-Projekt, mal um Anti-Gewalt-Schulungsreihen. Die Unterschiede betreffen Gestalt oder Form der präventiven Arbeiten: das Zusammenspiel aus Angelegenheit, Handlungsfeld, Bündnis und eingebrachten Ressourcen und Techniken. Unsere Analysen zeigen aber auch: die präventive Arbeit ist jenseits dieser unterschiedlichen Ausformungen gleich gerichtet. Dies erlaubt uns eine praktische Bestimmung urbaner, polizeilicher Prävention. Die Präventionsbeamt*innen arbeiten mit Anderen an geteilten Angelegenheiten im sozialen Bündnis. Durchgängig müht sich kriminalpräventive Prävention um eine Reduktion soziokultureller Distanz.
Angesichts von Vielgestaltigkeit und Gleichgerichtetheit der Kriminalprävention generieren unsere Praxisstudien eine Hypothese: die polizeiliche Prävention speist sich vor allem aus einer Bündnisorientierung; sie vollzieht sich entsprechend als eine Art angewandter Kommunitarismus. Präventionsbeamt*innen sind demnach in ihrer alltäglichen Arbeit vor Ort geneigt, sich - neben allerlei formalen und rechtlichen Verpflichtungen als Organisationsmitglieder bzw. dem Staat Dienende - als Kommunitaristen zu betätigen. Hiermit ist gemeint: eine Art und Weise der tatkräftigen Durchdringung des urbanen oder kommunalen Raums als Feld gemeinschaftlicher Problembearbeitung, das gängige Partikularinteressen, etablierte Arbeitsteilungen und formale Funktionsbestimmungen zurückdrängt. (vgl. Schnur 2003). Eine kollektive Problembearbeitung also, die zwischen und jenseits von Staat, Markt und Privatheit operiert. Dies impliziert, im Sinne des Kommunitarismus, dass den Präventionsbeamt*innen weder universelle Werte (alle Individuen müssen/sollen/können) noch ein Werterelativismus oder gar eine formalistische Indifferenz taugliche Orientierung bieten. Weder ein Verurteilen noch ein Hinnehmen genügt, um in den urbanen Gemengelagen Kapazitäten der Problembearbeitung zu schöpfen. Als Bündnispartner sind sie in ihrer jeweiligen Kapazität aufgerufen, sich gemeinsam dem ausgemachten public problem (Dewey 2012 [1946]) zu widmen.
Der angewandte Kommunitarismus präferiert lokale Aushandlungen, gemeinschaftliches Engagement und Sachorientierung. Er impliziert ein Maß an Entdifferenzierung zugunsten geteilter Probleme. Neben der etablierten Zuständigkeitsverteilung gewinnen Kontakte, Beziehungsnetzwerke und schließlich Bündnisse an Gewicht. Es erwachsen Arenen der Kollaboration, die sich nicht unter die Logiken der Interessenverfolgung, der Profitorientierung oder des Gewaltmonopols subsumieren lassen. Die Mobilisierung lokaler, sachbezogener Engagements schöpft - ganz im Sinne der kommunitaristischen Sozialtheorie - "soziales Kapital" (Putnam 1993, 1995) als Ressource der gemeinsamen Problembearbeitungskapazität. Damit
Details
Erscheinungsjahr: 2016
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 283 S.
ISBN-13: 9783593505732
ISBN-10: 3593505738
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Scheffer, Thomas/Howe, Christiane/Kiefer, Eva u a
Auflage: 1/2017
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 210 x 140 x 16 mm
Von/Mit: Thomas/Howe, Christiane/Kiefer, Eva u a Scheffer
Erscheinungsdatum: 15.12.2016
Gewicht: 0,36 kg
Artikel-ID: 108160370
Details
Erscheinungsjahr: 2016
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 283 S.
ISBN-13: 9783593505732
ISBN-10: 3593505738
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Scheffer, Thomas/Howe, Christiane/Kiefer, Eva u a
Auflage: 1/2017
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 210 x 140 x 16 mm
Von/Mit: Thomas/Howe, Christiane/Kiefer, Eva u a Scheffer
Erscheinungsdatum: 15.12.2016
Gewicht: 0,36 kg
Artikel-ID: 108160370
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