Dekorationsartikel gehören nicht zum Leistungsumfang.
Die Deutschen und das europäische Mittelalter
Das östliche Europa
Buch von Christian Luebke
Sprache: Deutsch

60,00 €*

inkl. MwSt.

Versandkostenfrei per Post / DHL

Lieferzeit 1-2 Wochen

Kategorien:
Beschreibung
Beginn der Wahrnehmung

Im bei weitem gr??en Teil des ?stlichen Europa wohnen Menschen, die eine slawische Sprache sprechen. Aber woher die Slawen eigentlich gekommen sind, ist bis heute ungekl?. Die Lokalisierung ihrer ?Urheimat? ist umstritten, und auch ?ber Zeitpunkt und Verlauf ihrer Wanderungen diskutieren Historiker, Arch?ogen und Linguisten. Neue arch?ogische Funde und Methoden wie die Analyse der Jahresringe von Baumst?en (Dendrochronologie), die vor Jahrhunderten verarbeitet wurden, haben zu neuen Theorien gef?hrt. Hinzu kommt, da?Slawen ? der Begriff taucht im 6. Jahrhundert zum ersten Mal in den schriftlichen Quellen auf ? nicht die alleinigen Bewohner dieser europ?chen Gro?egion waren. Neben ihnen lebten baltische und finno-ugrische St?e im Nordosten, iranische und turksprachige V?lker im S?den sowie germanische und romanische Restgruppen seit der V?lkerwanderung in Mitteleuropa und auf dem Balkan ? eine schwer zu ordnende oder zu analysierende Vielfalt, von der wir bisher nur einzelne Puzzlest?cke kennen. Gl?cklicherweise steht der Forschung ein Dokument zur Verf?gung, das zwar zahlreiche R?el birgt, aber immerhin eine Ahnung davon vermittelt, wie vielf?ig und gro?die Welt des Ostens war. Es entstand etwa in der Mitte des 9. Jahrhunderts, als ein der lateinischen Sprache m?tiger und schriftkundiger Mann, der als der anonyme Bayerische Geograph in die Forschung eingegangen ist, es f?r notwendig und n?tzlich hielt, eine merkw?rdig anmutende Namenliste zu verfassen, die mit den Worten beginnt: Descriptio civitatum et regionum ad septentrionalem plagam Danubii ? Beschreibung der Burgen und L?er am n?rdlichen Ufer der Donau. Diese Liste beschr?t sich keineswegs auf den Donauraum, sondern erfa? den gesamten europ?chen Osten zwischen Donau, Elbe und Wolga sowie zwischen Ostsee und Schwarzem Meer. Dieses sp?r von anderer Hand erg?te ?este Zeugnis der Wahrnehmung des gesamten Ostens ist vermutlich am Hof der ostfr?ischen Herrscher in Regensburg zusammengetragen worden. Das Dokument gibt zu erkennen, da?die Franken, die mit Karl dem Gro?n den r?mischen Kaisertitel errungen hatten und seitdem in Konkurrenz zu den byzantinischen, ostr?mischen Kaisern in Konstantinopel standen, Interesse hatten an der Gestaltung dieses Raumes, der seit der Antike als Land der Barbaren gegolten hatte, in den nun aber das Christentum getragen werden sollte, denn dessen Verbreitung galt als die vornehmste Aufgabe des r?mischen Kaisers. Freilich lie?n sich unter dem Deckmantel der Mission auch machtpolitische Ziele verfolgen. Die Liste des Bayerischen Geographen ist wenig beredsam, denn sie beschr?t sich im wesentlichen darauf, die osteurop?chen Regionen und die jeweilige Zahl ihrer Burgen mit den sie umgebenden Siedlungsgefilden zu benennen. So spr?de der Text auch wirkt, f?r die Historiker Osteuropas und f?r die Namenkundler stellt er eine wahre Schatztruhe dar, denn er ist von unerme?ichem Wert f?r die Rekonstruktion der ethnischen und politischen Verh?nisse am Vorabend einer Epoche, in der die ?Grauzone? (Alexander Gieysztor) im Osten Europas innerhalb weniger Jahrzehnte m?tige Herrschaftsgebilde und F?rstenstaaten hervorbringen sollte. Der Bayerische Geograph eignet sich aber auch hervorragend als Leitfaden f?r eine erste Bestandsaufnahme des Ostens, f?r eine schlaglichtartige Beleuchtung einzelner Siedlungspl?e und Regionen, zu denen die Wissenschaftler inzwischen Informationen zusammengetragen haben, die vielleicht auch schon dem Bayerischen Geographen zur Verf?gung standen, die aber in der Niederschrift nicht festgehalten sind. Die ?erlieferung umfa? ein Gebiet, dessen Grenze von der unteren Elbe an der s?dlichen und ?stlichen K?ste der Ostsee folgt, bis sie im Osten die Wolga erreicht und mit deren Lauf an das Kaspische Meer und ins Vorland des Kaukasus gelangt; sie schlie? die Steppengebiete n?rdlich des Schwarzen Meeres bis zum M?ndungsdelta der Donau ein, der sie flu?ufw?s bis an die damalige Grenze des Frankenreichs folgt. Entlang dieser Scheidelinie gelangt sie an den Fl?ssen Saale und Elbe in n?rdlicher Richtung zu ihrem Ausgangspunkt zur?ck.
Die Bestandsaufnahme beginnt in finibus Danorum ? an der Grenze des Frankenreichs zu D?mark ? und damit in einer Region, die an der Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert zum Aufmarschgebiet Kaiser Karls des Gro?n geworden war, der nach der Unterwerfung der Sachsen die Verh?nisse auch in den nach Norden und Osten anschlie?nden L?ern zu stabilisieren suchte. Hier lebten die slawischen Abodriten (nortabtrezi) und weiter ?stlich die mit ihnen verfeindeten Wilzen (Vuilzi). Auf deren politische und milit?sche Verh?nisse haben die Franken erheblichen Einflu?genommen, weshalb diese V?lker in den fr?ischen Chroniken jener Zeit auch mehrfach genannt sind. An der Spitze der Abodriten, die sich aus zwei Teilst?en zusammensetzten, stand ein Ober- oder Samtherrscher, der seine Stellung aber nur mit Unterst?tzung der Franken behaupten konnte. Am Ende des 10. Jahrhunderts wird erw?t, da?dieser Herrscher in der Michelenburg (= Mecklenburg, eigentlich ?m?tige Burg?) residierte. Eine f?rstliche Herrschaft von ?berregionaler Bedeutung gab es ferner im ostholsteinischen Starigard (?Alte Burg?, heute Oldenburg) im Land der Wagrier, die einen der beiden Teilst?e der Abodriten bildeten. Mit den Gegnern der Franken ? den Sachsen und sp?r den D?n ? waren die Wilzen verb?ndet, ein aus vier Teilst?en (regiones) und 115 Siedlungsgefilden (civitates) bestehender Verband, dessen gew?te ?K?nige? im ersten Viertel des 9. Jahrhunderts ebenfalls von den fr?ischen Herrschern abhingen. Die Franken hatten ihre Macht hier zum ersten Mal im Jahr 789 zur Geltung gebracht, als Karl der Gro? mit seinem Heer vor die Burg des durch Herkunft und Alter ausgezeichneten F?rsten Dragovit gezogen war, der sich ihm schlie?ich unterworfen hatte. Damals waren, wie Karls Biograph Einhard zu berichten wei? zahlreiche slawische F?hrer Dragovits Beispiel gefolgt. Zog man zu Beginn des 9. Jahrhunderts entlang der von den Abodriten beherrschten K?ste der Ostsee nach Osten, dann gelangte man an den Handelsort Reric. Dieser findet in den fr?ischen Reichsannalen zum Jahr 808 zum ersten Mal Erw?ung. Reric, bei dem heutigen Ort Gro?Str?mkendorf an der Wismarer Bucht unweit der Mecklenburg gelegen, war ein k?stennaher Handelsplatz wie viele andere rings um die Ostsee. Funde belegen, da?die Bewohner, unter denen die erfahrenen Ostseekaufleute wohl die wichtigste Gruppe stellten, eine ethnisch gemischte Gemeinschaft bildeten. Einen weiteren multiethnischen Seehandelsplatz dieser Art, der dank zahlreicher arch?ogischer Funde bezeugt ist, gab es seit der zweiten H?te des 8. Jahrhunderts bei Ralswiek auf der Insel R?gen. Die skandinavischen H?ler, die sich hier einen Hafen gebaut hatten, unterhielten ebenso wie die fremden Kaufleute auf der Insel Wollin (in Wollin an der Dievenow, einem Zuflu?der Oder in die Ostsee) lebhafte Kontakte zur slawischen Bev?lkerung im Hinterland. Wie die Oder diente weiter im Osten die Weichsel dem Warentransport weit ins Binnenland. Unweit der Weichselm?ndung, an der f?r den Austausch besonders g?nstigen Grenze zwischen Slawen und baltischen Pruzzen, befand sich der Handelsort Truso (beim heutigen Jan?omorski nahe Elbing). In das Gebiet der Pruzzen sowie in das n?rdlich angrenzende Land der Kuren waren nach Ausweis der arch?ogischen Funde schon im 7. und 8. Jahrhundert Skandinavier aus Mittelschweden und von der Insel Gotland gekommen, die f?r einige Zeit eine schwedische Tributherrschaft in Kurland errichtet hatten. Lebhafte Handelskontakte entwickelten sich auch im Gebiet der Semgallen, wo sich ?ber die westliche D?na der Wasserweg in die zun?st ebenfalls von Balten besiedelte Region des oberen Dnjepr ?ffnete, in die aber sp?stens seit Beginn des 9. Jahrhunderts von S?den her Slawen einwanderten. Gro? Gr?rfelder bei Gnesdowo (nahe Smolensk) bezeugen hier eine hohe Siedlungsdichte und die allm?iche ?erschichtung des baltischen Elements durch die zuwandernden Slawen.
Folgte man, in den Finnischen Meerbusen einbiegend, der K?ste nach Norden und Osten, gelangte man zu den ostseefinnischen St?en der Liven, Tschuden und Wesen. Wesen und Tschuden sowie die slawischen Kriwitschen und Slowenen (am Ilmensee) und die ugrischen Merier an der oberen Wolga bildeten eine Reihe von St?en, die um die Mitte des 9. Jahrhunderts einen Tribut an die War?r (Varjagi) oder Rus zahlten. Mit den Rus, die ?von jenseits des Meeres? kamen und im Zusammenhang mit der Herrschaftsbildung im Gebiet um Kiew wieder auftauchen, waren zweifellos Skandinavier gemeint. Die finno-ugrischen und slawischen St?e siedelten entlang dem Handelsweg zum oberen Lauf der Wolga. Dorthin gelangte man entweder in direkter Linie auf dem Landweg oder per Schiff von der Ostsee ?ber die Newa, den Ladogasee, den Wolchow, den Ilmensee und dann ?ber kleinere Wolgazufl?sse. Die Wolga reiste man dann flu?bw?s bis ins Kaspische Meer. Dort lag das Reich der Khasaren, die ihre Hauptstadt in der zweiten H?te des 8. Jahrhunderts aus dem Kaukasus (Daghestan) nach Itil an der Wolga verlegt hatten. Da?der Handelsweg zwischen der Ostsee und dem Kaspischen Meer schon sehr fr?h erschlossen war, beweisen Silberm?nzen aus dem islamischen Raum, die in Alt Ladoga an der M?ndung des Wolchow in den Ladogasee gefunden wurden. Die j?ngste dieser M?nzen wurde um 787/88 gepr?. Das pa? gut zur Stabilisierung der politischen Verh?nisse im kaukasischen Raum in der zweiten H?te des 8. Jahrhunderts, als die K?fe zwischen den Khasaren und dem von S?den her vordringenden Kalifen von Bagdad abflauten und die Entwicklung stabiler Fernhandelsbeziehungen m?glich wurde. Nach Westen hin, zu den Byzantinern, standen die Khasaren, die seit der Mitte des 7. Jahrhunderts ein eigenst?iges Khaganat bildeten, schon l?er in lebhaftem Kontakt, was nicht zuletzt durch eine f?rstliche Heirat bezeugt ist: Die Mutter Kaiser Leons IV., der den Beinamen ?der Khasare? trug, war eine khasarische Prinzessin. In...
Beginn der Wahrnehmung

Im bei weitem gr??en Teil des ?stlichen Europa wohnen Menschen, die eine slawische Sprache sprechen. Aber woher die Slawen eigentlich gekommen sind, ist bis heute ungekl?. Die Lokalisierung ihrer ?Urheimat? ist umstritten, und auch ?ber Zeitpunkt und Verlauf ihrer Wanderungen diskutieren Historiker, Arch?ogen und Linguisten. Neue arch?ogische Funde und Methoden wie die Analyse der Jahresringe von Baumst?en (Dendrochronologie), die vor Jahrhunderten verarbeitet wurden, haben zu neuen Theorien gef?hrt. Hinzu kommt, da?Slawen ? der Begriff taucht im 6. Jahrhundert zum ersten Mal in den schriftlichen Quellen auf ? nicht die alleinigen Bewohner dieser europ?chen Gro?egion waren. Neben ihnen lebten baltische und finno-ugrische St?e im Nordosten, iranische und turksprachige V?lker im S?den sowie germanische und romanische Restgruppen seit der V?lkerwanderung in Mitteleuropa und auf dem Balkan ? eine schwer zu ordnende oder zu analysierende Vielfalt, von der wir bisher nur einzelne Puzzlest?cke kennen. Gl?cklicherweise steht der Forschung ein Dokument zur Verf?gung, das zwar zahlreiche R?el birgt, aber immerhin eine Ahnung davon vermittelt, wie vielf?ig und gro?die Welt des Ostens war. Es entstand etwa in der Mitte des 9. Jahrhunderts, als ein der lateinischen Sprache m?tiger und schriftkundiger Mann, der als der anonyme Bayerische Geograph in die Forschung eingegangen ist, es f?r notwendig und n?tzlich hielt, eine merkw?rdig anmutende Namenliste zu verfassen, die mit den Worten beginnt: Descriptio civitatum et regionum ad septentrionalem plagam Danubii ? Beschreibung der Burgen und L?er am n?rdlichen Ufer der Donau. Diese Liste beschr?t sich keineswegs auf den Donauraum, sondern erfa? den gesamten europ?chen Osten zwischen Donau, Elbe und Wolga sowie zwischen Ostsee und Schwarzem Meer. Dieses sp?r von anderer Hand erg?te ?este Zeugnis der Wahrnehmung des gesamten Ostens ist vermutlich am Hof der ostfr?ischen Herrscher in Regensburg zusammengetragen worden. Das Dokument gibt zu erkennen, da?die Franken, die mit Karl dem Gro?n den r?mischen Kaisertitel errungen hatten und seitdem in Konkurrenz zu den byzantinischen, ostr?mischen Kaisern in Konstantinopel standen, Interesse hatten an der Gestaltung dieses Raumes, der seit der Antike als Land der Barbaren gegolten hatte, in den nun aber das Christentum getragen werden sollte, denn dessen Verbreitung galt als die vornehmste Aufgabe des r?mischen Kaisers. Freilich lie?n sich unter dem Deckmantel der Mission auch machtpolitische Ziele verfolgen. Die Liste des Bayerischen Geographen ist wenig beredsam, denn sie beschr?t sich im wesentlichen darauf, die osteurop?chen Regionen und die jeweilige Zahl ihrer Burgen mit den sie umgebenden Siedlungsgefilden zu benennen. So spr?de der Text auch wirkt, f?r die Historiker Osteuropas und f?r die Namenkundler stellt er eine wahre Schatztruhe dar, denn er ist von unerme?ichem Wert f?r die Rekonstruktion der ethnischen und politischen Verh?nisse am Vorabend einer Epoche, in der die ?Grauzone? (Alexander Gieysztor) im Osten Europas innerhalb weniger Jahrzehnte m?tige Herrschaftsgebilde und F?rstenstaaten hervorbringen sollte. Der Bayerische Geograph eignet sich aber auch hervorragend als Leitfaden f?r eine erste Bestandsaufnahme des Ostens, f?r eine schlaglichtartige Beleuchtung einzelner Siedlungspl?e und Regionen, zu denen die Wissenschaftler inzwischen Informationen zusammengetragen haben, die vielleicht auch schon dem Bayerischen Geographen zur Verf?gung standen, die aber in der Niederschrift nicht festgehalten sind. Die ?erlieferung umfa? ein Gebiet, dessen Grenze von der unteren Elbe an der s?dlichen und ?stlichen K?ste der Ostsee folgt, bis sie im Osten die Wolga erreicht und mit deren Lauf an das Kaspische Meer und ins Vorland des Kaukasus gelangt; sie schlie? die Steppengebiete n?rdlich des Schwarzen Meeres bis zum M?ndungsdelta der Donau ein, der sie flu?ufw?s bis an die damalige Grenze des Frankenreichs folgt. Entlang dieser Scheidelinie gelangt sie an den Fl?ssen Saale und Elbe in n?rdlicher Richtung zu ihrem Ausgangspunkt zur?ck.
Die Bestandsaufnahme beginnt in finibus Danorum ? an der Grenze des Frankenreichs zu D?mark ? und damit in einer Region, die an der Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert zum Aufmarschgebiet Kaiser Karls des Gro?n geworden war, der nach der Unterwerfung der Sachsen die Verh?nisse auch in den nach Norden und Osten anschlie?nden L?ern zu stabilisieren suchte. Hier lebten die slawischen Abodriten (nortabtrezi) und weiter ?stlich die mit ihnen verfeindeten Wilzen (Vuilzi). Auf deren politische und milit?sche Verh?nisse haben die Franken erheblichen Einflu?genommen, weshalb diese V?lker in den fr?ischen Chroniken jener Zeit auch mehrfach genannt sind. An der Spitze der Abodriten, die sich aus zwei Teilst?en zusammensetzten, stand ein Ober- oder Samtherrscher, der seine Stellung aber nur mit Unterst?tzung der Franken behaupten konnte. Am Ende des 10. Jahrhunderts wird erw?t, da?dieser Herrscher in der Michelenburg (= Mecklenburg, eigentlich ?m?tige Burg?) residierte. Eine f?rstliche Herrschaft von ?berregionaler Bedeutung gab es ferner im ostholsteinischen Starigard (?Alte Burg?, heute Oldenburg) im Land der Wagrier, die einen der beiden Teilst?e der Abodriten bildeten. Mit den Gegnern der Franken ? den Sachsen und sp?r den D?n ? waren die Wilzen verb?ndet, ein aus vier Teilst?en (regiones) und 115 Siedlungsgefilden (civitates) bestehender Verband, dessen gew?te ?K?nige? im ersten Viertel des 9. Jahrhunderts ebenfalls von den fr?ischen Herrschern abhingen. Die Franken hatten ihre Macht hier zum ersten Mal im Jahr 789 zur Geltung gebracht, als Karl der Gro? mit seinem Heer vor die Burg des durch Herkunft und Alter ausgezeichneten F?rsten Dragovit gezogen war, der sich ihm schlie?ich unterworfen hatte. Damals waren, wie Karls Biograph Einhard zu berichten wei? zahlreiche slawische F?hrer Dragovits Beispiel gefolgt. Zog man zu Beginn des 9. Jahrhunderts entlang der von den Abodriten beherrschten K?ste der Ostsee nach Osten, dann gelangte man an den Handelsort Reric. Dieser findet in den fr?ischen Reichsannalen zum Jahr 808 zum ersten Mal Erw?ung. Reric, bei dem heutigen Ort Gro?Str?mkendorf an der Wismarer Bucht unweit der Mecklenburg gelegen, war ein k?stennaher Handelsplatz wie viele andere rings um die Ostsee. Funde belegen, da?die Bewohner, unter denen die erfahrenen Ostseekaufleute wohl die wichtigste Gruppe stellten, eine ethnisch gemischte Gemeinschaft bildeten. Einen weiteren multiethnischen Seehandelsplatz dieser Art, der dank zahlreicher arch?ogischer Funde bezeugt ist, gab es seit der zweiten H?te des 8. Jahrhunderts bei Ralswiek auf der Insel R?gen. Die skandinavischen H?ler, die sich hier einen Hafen gebaut hatten, unterhielten ebenso wie die fremden Kaufleute auf der Insel Wollin (in Wollin an der Dievenow, einem Zuflu?der Oder in die Ostsee) lebhafte Kontakte zur slawischen Bev?lkerung im Hinterland. Wie die Oder diente weiter im Osten die Weichsel dem Warentransport weit ins Binnenland. Unweit der Weichselm?ndung, an der f?r den Austausch besonders g?nstigen Grenze zwischen Slawen und baltischen Pruzzen, befand sich der Handelsort Truso (beim heutigen Jan?omorski nahe Elbing). In das Gebiet der Pruzzen sowie in das n?rdlich angrenzende Land der Kuren waren nach Ausweis der arch?ogischen Funde schon im 7. und 8. Jahrhundert Skandinavier aus Mittelschweden und von der Insel Gotland gekommen, die f?r einige Zeit eine schwedische Tributherrschaft in Kurland errichtet hatten. Lebhafte Handelskontakte entwickelten sich auch im Gebiet der Semgallen, wo sich ?ber die westliche D?na der Wasserweg in die zun?st ebenfalls von Balten besiedelte Region des oberen Dnjepr ?ffnete, in die aber sp?stens seit Beginn des 9. Jahrhunderts von S?den her Slawen einwanderten. Gro? Gr?rfelder bei Gnesdowo (nahe Smolensk) bezeugen hier eine hohe Siedlungsdichte und die allm?iche ?erschichtung des baltischen Elements durch die zuwandernden Slawen.
Folgte man, in den Finnischen Meerbusen einbiegend, der K?ste nach Norden und Osten, gelangte man zu den ostseefinnischen St?en der Liven, Tschuden und Wesen. Wesen und Tschuden sowie die slawischen Kriwitschen und Slowenen (am Ilmensee) und die ugrischen Merier an der oberen Wolga bildeten eine Reihe von St?en, die um die Mitte des 9. Jahrhunderts einen Tribut an die War?r (Varjagi) oder Rus zahlten. Mit den Rus, die ?von jenseits des Meeres? kamen und im Zusammenhang mit der Herrschaftsbildung im Gebiet um Kiew wieder auftauchen, waren zweifellos Skandinavier gemeint. Die finno-ugrischen und slawischen St?e siedelten entlang dem Handelsweg zum oberen Lauf der Wolga. Dorthin gelangte man entweder in direkter Linie auf dem Landweg oder per Schiff von der Ostsee ?ber die Newa, den Ladogasee, den Wolchow, den Ilmensee und dann ?ber kleinere Wolgazufl?sse. Die Wolga reiste man dann flu?bw?s bis ins Kaspische Meer. Dort lag das Reich der Khasaren, die ihre Hauptstadt in der zweiten H?te des 8. Jahrhunderts aus dem Kaukasus (Daghestan) nach Itil an der Wolga verlegt hatten. Da?der Handelsweg zwischen der Ostsee und dem Kaspischen Meer schon sehr fr?h erschlossen war, beweisen Silberm?nzen aus dem islamischen Raum, die in Alt Ladoga an der M?ndung des Wolchow in den Ladogasee gefunden wurden. Die j?ngste dieser M?nzen wurde um 787/88 gepr?. Das pa? gut zur Stabilisierung der politischen Verh?nisse im kaukasischen Raum in der zweiten H?te des 8. Jahrhunderts, als die K?fe zwischen den Khasaren und dem von S?den her vordringenden Kalifen von Bagdad abflauten und die Entwicklung stabiler Fernhandelsbeziehungen m?glich wurde. Nach Westen hin, zu den Byzantinern, standen die Khasaren, die seit der Mitte des 7. Jahrhunderts ein eigenst?iges Khaganat bildeten, schon l?er in lebhaftem Kontakt, was nicht zuletzt durch eine f?rstliche Heirat bezeugt ist: Die Mutter Kaiser Leons IV., der den Beinamen ?der Khasare? trug, war eine khasarische Prinzessin. In...
Details
Erscheinungsjahr: 2004
Medium: Buch
Seiten: 544
Inhalt: 544 S.
148 s/w Illustr.
mit ca. 100 Abbildungen
Landkarten
Illustrationen
ISBN-13: 9783886807604
ISBN-10: 3886807606
Sprache: Deutsch
Einband: Leinen
Autor: Luebke, Christian
Besonderheit: Unsere Aufsteiger
siedler, wolf jobst, verlag: Siedler, Wolf Jobst, Verlag
penguin random house verlagsgruppe gmbh: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Maße: 241 x 180 x 44 mm
Von/Mit: Christian Luebke
Erscheinungsdatum: 16.03.2004
Gewicht: 1,249 kg
preigu-id: 102952950
Details
Erscheinungsjahr: 2004
Medium: Buch
Seiten: 544
Inhalt: 544 S.
148 s/w Illustr.
mit ca. 100 Abbildungen
Landkarten
Illustrationen
ISBN-13: 9783886807604
ISBN-10: 3886807606
Sprache: Deutsch
Einband: Leinen
Autor: Luebke, Christian
Besonderheit: Unsere Aufsteiger
siedler, wolf jobst, verlag: Siedler, Wolf Jobst, Verlag
penguin random house verlagsgruppe gmbh: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Maße: 241 x 180 x 44 mm
Von/Mit: Christian Luebke
Erscheinungsdatum: 16.03.2004
Gewicht: 1,249 kg
preigu-id: 102952950
Warnhinweis

Ähnliche Produkte

Ähnliche Produkte