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Das gesunde Leben
Ernährung und Gesundheit seit dem 18. Jahrhundert
Taschenbuch von Detlef Briesen
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Die moderne Ernährung hatte sich in der Zwischenkriegszeit in den USA entwickelt und von dort nach dem Zweiten Weltkrieg international verbreitet. Auch die Kritik an der Industriekost setzte wiederum zuerst in Amerika ein. Seit dem Ende der 1950er Jahre zeigten sich erste Verwerfungen in der Schönen Neuen Welt der angeblich so gesunden, vorfabrizierten und verbraucherfreundlichen Lebensmittel. Dies lag zum einen an einer kulturkritisch beeinflussten Wendung gegen den American Way of Life. Autoren wie Betty Friedan oder Vance Packard setzten sich kritisch mit der Welt der Vorstädte auseinander (Packard 1957; Friedan 1963; Goldstein 1992: 54-71). Zum anderen machte sich eine neuartige Skepsis gegenüber dem gesundheitlichen Wert der Industrieprodukte breit. Seit der Novellierung des Food and Drug Act 1938 war die US-Regierung in Ernährungsfragen untätig gewesen. Die FDA war in der Ära Eisenhower eher ein Partner der Industrie als ein Überwachungsorgan. Ihre Führung war ebenso wie die Industrie begeistert von den Möglichkeiten, welche die Chemie inzwischen bereitstellte. Auch der US-Kongress ignorierte zwischen 1952 und 1957 die Anträge des Abgeordneten James Delaney (1901-1987), die Lebensmittelindustrie gesetzlich dazu zu verpflichten, die Unschädlichkeit chemischer Beimischungen nachzuweisen (Belasco 1989: 15ff.).Plötzlich jedoch veränderte sich 1958 die gesellschaftliche Stimmung. Damals berichtete ein führender Wissenschaftler des National Cancer Institute über neue Forschungsergebnisse. Mehrere chemische Zusätze in Lebensmitteln standen unter dem Verdacht, beim Menschen Krebs auszulösen. Der Skandal fand ein breites Echo in der Öffentlichkeit. Gleichwohl war es nach Aussagen von Delaney nicht der Skandal selbst, der Gesetzesänderungen zustande brachte, sondern der Hollywood-Star Gloria Swanson (1899-1983). Ihre große Medienwirkung half dem Delaney Amendment zum Food and Drug Act durch den Kongress. Swanson, eine Anhängerin der Gesundheitsbewegung seit den 1920er Jahren, überzeugte die Ehefrauen der Parlamentarier von der Notwendigkeit, chemische Zusätze in der Nahrung auf ihre Schädlichkeit hin testen zu lassen. Das Amendment führte eine Prüfpflicht für bisher noch nicht verwendete Substanzen ein; bis 1960 musste zudem die Unbedenklichkeit der bisher üblichen Zusatzstoffe erbracht werden.Die meisten Vertreter des produzierenden Gewerbes erkannten die langfristigen Vorteile dieser Regelung. Eine Minderheit versuchte jedoch weiterhin, die wissenschaftlichen Tests zu behindern. Dabei bildete sich ein Argumentationsmuster heraus, das auch in der Debatte um das Rauchen bedeutsam wurde. Nach den damaligen Standards der experimentellen Physiologie war nur durch Tierversuche der Nachweis möglich, ob eine Substanz schädlich war ohne nicht. Einige Vertreter von Industrieinteressen bestritten daher deren prognostische Qualität. Die Körper von Ratten und Menschen wären zu verschieden, als dass Schlüsse auf die Schädlichkeit von Substanzen für beide Spezies zulässig wären. Zusatzstoffe wären nach dieser Logik grundsätzlich unschädlich; zumindest wäre das Gegenteil nicht beweisbar.Nur ein Jahr nach dem Delaney Amendment gerieten die Pestizide in den Blickpunkt. Dies war ein direktes Ergebnis der Novelle gewesen, denn sie hatte die FDA mit größeren Kompetenzen ausgestattet. Durch die Kontrollen wurde im Herbst 1959 ein kanzerogenes Herbizid in Preiselbeeren nachgewiesen. Die kontaminierten Früchte wurden vom Markt genommen. Trotz der Zusicherung der FDA, dass alle übrigen Preiselbeeren giftfrei wären, verzichteten beim Erntedankfest 1959 Millionen auf die übliche Garnitur ihres Truthahnbratens - ein höchst symbolischer Akt. Danach kam es noch schlimmer: Einige Wochen später zeigten Versuche an Ratten, dass einige der am meisten verwendeten Lebensmittelfarben Krebs erzeugten. Der Sommer 1961 schließlich brachte Before Silent Spring, eine bahnbrechende Studie von Rachel Carson (1907-1964) über die verheerenden (ungewollten) Wirkungen
Die moderne Ernährung hatte sich in der Zwischenkriegszeit in den USA entwickelt und von dort nach dem Zweiten Weltkrieg international verbreitet. Auch die Kritik an der Industriekost setzte wiederum zuerst in Amerika ein. Seit dem Ende der 1950er Jahre zeigten sich erste Verwerfungen in der Schönen Neuen Welt der angeblich so gesunden, vorfabrizierten und verbraucherfreundlichen Lebensmittel. Dies lag zum einen an einer kulturkritisch beeinflussten Wendung gegen den American Way of Life. Autoren wie Betty Friedan oder Vance Packard setzten sich kritisch mit der Welt der Vorstädte auseinander (Packard 1957; Friedan 1963; Goldstein 1992: 54-71). Zum anderen machte sich eine neuartige Skepsis gegenüber dem gesundheitlichen Wert der Industrieprodukte breit. Seit der Novellierung des Food and Drug Act 1938 war die US-Regierung in Ernährungsfragen untätig gewesen. Die FDA war in der Ära Eisenhower eher ein Partner der Industrie als ein Überwachungsorgan. Ihre Führung war ebenso wie die Industrie begeistert von den Möglichkeiten, welche die Chemie inzwischen bereitstellte. Auch der US-Kongress ignorierte zwischen 1952 und 1957 die Anträge des Abgeordneten James Delaney (1901-1987), die Lebensmittelindustrie gesetzlich dazu zu verpflichten, die Unschädlichkeit chemischer Beimischungen nachzuweisen (Belasco 1989: 15ff.).Plötzlich jedoch veränderte sich 1958 die gesellschaftliche Stimmung. Damals berichtete ein führender Wissenschaftler des National Cancer Institute über neue Forschungsergebnisse. Mehrere chemische Zusätze in Lebensmitteln standen unter dem Verdacht, beim Menschen Krebs auszulösen. Der Skandal fand ein breites Echo in der Öffentlichkeit. Gleichwohl war es nach Aussagen von Delaney nicht der Skandal selbst, der Gesetzesänderungen zustande brachte, sondern der Hollywood-Star Gloria Swanson (1899-1983). Ihre große Medienwirkung half dem Delaney Amendment zum Food and Drug Act durch den Kongress. Swanson, eine Anhängerin der Gesundheitsbewegung seit den 1920er Jahren, überzeugte die Ehefrauen der Parlamentarier von der Notwendigkeit, chemische Zusätze in der Nahrung auf ihre Schädlichkeit hin testen zu lassen. Das Amendment führte eine Prüfpflicht für bisher noch nicht verwendete Substanzen ein; bis 1960 musste zudem die Unbedenklichkeit der bisher üblichen Zusatzstoffe erbracht werden.Die meisten Vertreter des produzierenden Gewerbes erkannten die langfristigen Vorteile dieser Regelung. Eine Minderheit versuchte jedoch weiterhin, die wissenschaftlichen Tests zu behindern. Dabei bildete sich ein Argumentationsmuster heraus, das auch in der Debatte um das Rauchen bedeutsam wurde. Nach den damaligen Standards der experimentellen Physiologie war nur durch Tierversuche der Nachweis möglich, ob eine Substanz schädlich war ohne nicht. Einige Vertreter von Industrieinteressen bestritten daher deren prognostische Qualität. Die Körper von Ratten und Menschen wären zu verschieden, als dass Schlüsse auf die Schädlichkeit von Substanzen für beide Spezies zulässig wären. Zusatzstoffe wären nach dieser Logik grundsätzlich unschädlich; zumindest wäre das Gegenteil nicht beweisbar.Nur ein Jahr nach dem Delaney Amendment gerieten die Pestizide in den Blickpunkt. Dies war ein direktes Ergebnis der Novelle gewesen, denn sie hatte die FDA mit größeren Kompetenzen ausgestattet. Durch die Kontrollen wurde im Herbst 1959 ein kanzerogenes Herbizid in Preiselbeeren nachgewiesen. Die kontaminierten Früchte wurden vom Markt genommen. Trotz der Zusicherung der FDA, dass alle übrigen Preiselbeeren giftfrei wären, verzichteten beim Erntedankfest 1959 Millionen auf die übliche Garnitur ihres Truthahnbratens - ein höchst symbolischer Akt. Danach kam es noch schlimmer: Einige Wochen später zeigten Versuche an Ratten, dass einige der am meisten verwendeten Lebensmittelfarben Krebs erzeugten. Der Sommer 1961 schließlich brachte Before Silent Spring, eine bahnbrechende Studie von Rachel Carson (1907-1964) über die verheerenden (ungewollten) Wirkungen
Details
Erscheinungsjahr: 2010
Medium: Taschenbuch
Seiten: 392
Inhalt: 392 S.
ISBN-13: 9783593391540
ISBN-10: 3593391546
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Briesen, Detlef
Auflage: 1/2010
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 215 x 140 x 25 mm
Von/Mit: Detlef Briesen
Erscheinungsdatum: 12.04.2010
Gewicht: 0,495 kg
preigu-id: 101407747
Details
Erscheinungsjahr: 2010
Medium: Taschenbuch
Seiten: 392
Inhalt: 392 S.
ISBN-13: 9783593391540
ISBN-10: 3593391546
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Briesen, Detlef
Auflage: 1/2010
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 215 x 140 x 25 mm
Von/Mit: Detlef Briesen
Erscheinungsdatum: 12.04.2010
Gewicht: 0,495 kg
preigu-id: 101407747
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