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Wissen und Entscheiden
Lokale Strategien gegen den Klimawandel in Frankfurt am Main, München und Stuttgart, Interdisziplinäre Stadtforschung 20
Taschenbuch von Hubert/Lamping, Wolfram Heinelt
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
1. Einleitung

1.1 Zentrale Fragestellung des Buches und sein Entstehungszusammenhang

In Kooperation zwischen Ingenieuren und Sozialwissenschaftlern ist an der TU Darmstadt der Frage nachgegangen worden, warum bestimmte verfügbare Wissensbestände in politischen Entscheidungen aufgegriffen oder auch erst entwickelt werden - und andere nicht. Dabei ist davon ausgegangen worden, dass lokale Problemdefinitionen, Handlungsorientierungen und Problemlösungsstrategien von einer "Deutungs-" und "Wissenswahl" (Nullmeier 1993) abhängen, in der zum Ausdruck kommt, was in spezifischen örtlichen Kontexten als sachlich und normativ angemessen gilt. Es wurde untersucht, wie solche Standards normativer und sachlicher Angemessenheit in einem je spezifischen örtlichen Kontext generiert, reproduziert und in Frage gestellt werden und welche Mechanismen dafür relevant sind.

Bei diesen Prozessen einer "Wissens-" und "Deutungswahl" treten in Städten Unterschiede auf. Entgegen der vielfach behaupteten Konvergenz der Städte ist davon ausgegangen worden, dass die spezifische Kombination von Wissen in einer Stadt in der Differenz zu anderen Städten eine wesentliche Ursache für die Varianz städtischer Politik ist. Eine Wissenslücke (ob gewollt oder ungewollt) oder die Dominanz bestimmten Wissens hat demnach unmittelbar Auswirkungen auf politische Entscheidungen (die "Handlungswahl").

Es ist das Ziel der Forschergruppe gewesen, die Mechanismen der Generierung handlungsrelevanten Wissens zu entschlüsseln. Die empirischen Untersuchungen konzentrierten sich auf die Städte Frankfurt am Main, München und Stuttgart und die Frage, welche Strategien im Umgang mit dem Klimawandel verfolgt und welche Maßnahmen umgesetzt worden sind.

1.2 Politische Entscheidungen und Wissen

In der Politikwissenschaft ist in den letzten Jahren von verschiedenen Ausgangspunkten und mit unterschiedlichen Stoßrichtungen eine Debatte um die Relevanz von Wissen in Entscheidungsprozessen in Gang gekommen (vgl. dazu Heinelt 2008: 89-109; Heinelt 2010: 40-48). Dies reicht von konstruktivistischen Ansätzen in den Internationalen Beziehungen (Adler 1992; Checkel 1998; Haas 1992; Kratochwil 1993; Schaber/Ulbert 1994), die die Bedeutung von Kommunikation und sprachlich vermittelten Situationsdeutungen sowie von dominanten Handlungsorientierungen heraus stellen (vgl. unter anderem Risse-Kappen 1995), bis zum "argumentative turn" in der Policy-Forschung (Fischer/Forester 1993: Fischer/Gottweis 2012), in dessen Folge die Relevanz von Ideen und Paradigmen (vgl. Hall 1986; 1993), von Argumentation und Überzeugung (vgl. Majone 1989; 1993) sowie von "belief systems" (vgl. Sabatier 1988; 1993) im "policy-making" herausgearbeitet worden ist (zusammenfassend: Maier 2001; 2003). Mit dieser "kognitiven Wende" (Nullmeier 1997; 2014) erfolgte bei der Erklärung von Entscheidungen sowohl eine Abkehr von Konzepten rationaler Handlungswahl nach dem "rational choice"-Paradigma als auch von institutionellen beziehungsweise strukturellen Handlungsimperativen. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass Prozesse der Formierung und Transformation von Akteurspräferenzen im Kontext kommunikativer Interaktion von Akteuren und daraus resultierender Lernprozesse thematisiert worden sind. Zum anderen ist auf die Bedeutung von Wissen im Umgang von Akteuren mit institutionell beziehungsweise strukturell gegebenen "Imperativen" eingegangen worden.

1.2.1 Wissen

Wissen wird in diesen Debatten nicht gleichgesetzt mit ungeordneten, zusammenhangslosen Informationen und Datenströmen. Im Gegensatz zu Daten und Informationen hängt Wissen vielmehr mit kognitiven Prozessen der Interpretation und der Erfordernis der Auswahl zusammen. Die Kernfunktion des Wissens ist die Auswahl, das Sortieren und die Integration der exponentiell wachsenden Menge an Daten und Informationen, wodurch diese mit spezifischer Relevanz versehen werden. Wissen ist
1. Einleitung

1.1 Zentrale Fragestellung des Buches und sein Entstehungszusammenhang

In Kooperation zwischen Ingenieuren und Sozialwissenschaftlern ist an der TU Darmstadt der Frage nachgegangen worden, warum bestimmte verfügbare Wissensbestände in politischen Entscheidungen aufgegriffen oder auch erst entwickelt werden - und andere nicht. Dabei ist davon ausgegangen worden, dass lokale Problemdefinitionen, Handlungsorientierungen und Problemlösungsstrategien von einer "Deutungs-" und "Wissenswahl" (Nullmeier 1993) abhängen, in der zum Ausdruck kommt, was in spezifischen örtlichen Kontexten als sachlich und normativ angemessen gilt. Es wurde untersucht, wie solche Standards normativer und sachlicher Angemessenheit in einem je spezifischen örtlichen Kontext generiert, reproduziert und in Frage gestellt werden und welche Mechanismen dafür relevant sind.

Bei diesen Prozessen einer "Wissens-" und "Deutungswahl" treten in Städten Unterschiede auf. Entgegen der vielfach behaupteten Konvergenz der Städte ist davon ausgegangen worden, dass die spezifische Kombination von Wissen in einer Stadt in der Differenz zu anderen Städten eine wesentliche Ursache für die Varianz städtischer Politik ist. Eine Wissenslücke (ob gewollt oder ungewollt) oder die Dominanz bestimmten Wissens hat demnach unmittelbar Auswirkungen auf politische Entscheidungen (die "Handlungswahl").

Es ist das Ziel der Forschergruppe gewesen, die Mechanismen der Generierung handlungsrelevanten Wissens zu entschlüsseln. Die empirischen Untersuchungen konzentrierten sich auf die Städte Frankfurt am Main, München und Stuttgart und die Frage, welche Strategien im Umgang mit dem Klimawandel verfolgt und welche Maßnahmen umgesetzt worden sind.

1.2 Politische Entscheidungen und Wissen

In der Politikwissenschaft ist in den letzten Jahren von verschiedenen Ausgangspunkten und mit unterschiedlichen Stoßrichtungen eine Debatte um die Relevanz von Wissen in Entscheidungsprozessen in Gang gekommen (vgl. dazu Heinelt 2008: 89-109; Heinelt 2010: 40-48). Dies reicht von konstruktivistischen Ansätzen in den Internationalen Beziehungen (Adler 1992; Checkel 1998; Haas 1992; Kratochwil 1993; Schaber/Ulbert 1994), die die Bedeutung von Kommunikation und sprachlich vermittelten Situationsdeutungen sowie von dominanten Handlungsorientierungen heraus stellen (vgl. unter anderem Risse-Kappen 1995), bis zum "argumentative turn" in der Policy-Forschung (Fischer/Forester 1993: Fischer/Gottweis 2012), in dessen Folge die Relevanz von Ideen und Paradigmen (vgl. Hall 1986; 1993), von Argumentation und Überzeugung (vgl. Majone 1989; 1993) sowie von "belief systems" (vgl. Sabatier 1988; 1993) im "policy-making" herausgearbeitet worden ist (zusammenfassend: Maier 2001; 2003). Mit dieser "kognitiven Wende" (Nullmeier 1997; 2014) erfolgte bei der Erklärung von Entscheidungen sowohl eine Abkehr von Konzepten rationaler Handlungswahl nach dem "rational choice"-Paradigma als auch von institutionellen beziehungsweise strukturellen Handlungsimperativen. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass Prozesse der Formierung und Transformation von Akteurspräferenzen im Kontext kommunikativer Interaktion von Akteuren und daraus resultierender Lernprozesse thematisiert worden sind. Zum anderen ist auf die Bedeutung von Wissen im Umgang von Akteuren mit institutionell beziehungsweise strukturell gegebenen "Imperativen" eingegangen worden.

1.2.1 Wissen

Wissen wird in diesen Debatten nicht gleichgesetzt mit ungeordneten, zusammenhangslosen Informationen und Datenströmen. Im Gegensatz zu Daten und Informationen hängt Wissen vielmehr mit kognitiven Prozessen der Interpretation und der Erfordernis der Auswahl zusammen. Die Kernfunktion des Wissens ist die Auswahl, das Sortieren und die Integration der exponentiell wachsenden Menge an Daten und Informationen, wodurch diese mit spezifischer Relevanz versehen werden. Wissen ist
Details
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Politikwissenschaft & Soziologie
Rubrik: Wissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 327 S.
ISBN-13: 9783593501864
ISBN-10: 3593501864
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Heinelt, Hubert/Lamping, Wolfram
Auflage: 1/2015
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 213 x 140 x 20 mm
Von/Mit: Hubert/Lamping, Wolfram Heinelt
Erscheinungsdatum: 08.01.2015
Gewicht: 0,411 kg
Artikel-ID: 105294651
Details
Erscheinungsjahr: 2015
Genre: Politikwissenschaft & Soziologie
Rubrik: Wissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 327 S.
ISBN-13: 9783593501864
ISBN-10: 3593501864
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Heinelt, Hubert/Lamping, Wolfram
Auflage: 1/2015
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 213 x 140 x 20 mm
Von/Mit: Hubert/Lamping, Wolfram Heinelt
Erscheinungsdatum: 08.01.2015
Gewicht: 0,411 kg
Artikel-ID: 105294651
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