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Beschreibung
EinleitungFanny Smith und sechs weitere Petentinnen in Cape Coast, Akoley Ankrah und ihre Mitstreiterinnen in Accra, James Hutton Brew in London. Was verband sie und die vielen weiteren Frauen und Männern miteinander, die zwischen 1841 und 1897 und noch darüber hinaus von der Goldküste und aus Übersee Petitionen und Briefe an das Colonial Office in London richteten und darin die Emanzipationsfrage sowie ihre eigene Stellung im kolonialen System thematisierten?Viele von ihnen waren Sklavenbesitzerinnen und -besitzer und definierten für sich und andere die lokalen Abhängigkeitsverhältnisse mit eigenen gesellschaftlichen und moralischen Maßstäben. Sie alle waren Bewohnerinnen und Bewohner des britischen Protektoratsgebietes und ab 1874 der britischen Kronkolonie Goldküste oder stammten von dort und mussten sich dadurch mit kolonialen Stereotypen von Sklaverei sowie aufoktroyierten Emanzipationsvorgaben auseinandersetzen. Sie alle waren somit aber zugleich auch im kolonialen Sinne "Afrikaner" und erfuhren als solche unabhängig von ihrer sozialen Stellung, ihrer Bildung und ihrer familiären Herkunft in zunehmendem Maße ihre eigene Degradierung zu Kolonisierten. Auch dies bedeutete für sie Sklaverei. Prägnant formulieren Frederick Cooper, Thomas Holt und Rebecca Scott in der Einleitung ihrer Studie Beyond Slavery:"A definition of slavery is in some sense necessarily timeless, but slavery was experienced in time; in other words, it has in each instance a history. And those histories, in turn, though unfolding in different parts of the world, were not separate, and they certainly were not equal."Betrachtet man die vorangestellten Zitate, dann ist zu erkennen, welche Relevanz diese Aussage im Bezug auf die Emanzipationsfrage auch für die Goldküste und die von hier aus agierenden Frauen und Männer [...] diesem Spannungsfeld der Ambivalenz zwischen der eigenen Beschäftigung mit der Emanzipationsfrage, der politischen Instrumentalisierung dieser Frage durch koloniale Akteure sowie des lokalen Widerstandes gegen diese rassistisch motivierte Willkür ist Von Sklaverei und Freiheit [...] ist hinlänglich bekannt, dass nach der Abolition des transatlantischen Sklavenhandels durch Großbritannien im Jahr 1807 das 19. Jahrhundert in Afrika selbst geprägt war von der zunehmenden Kolonisierung durch europäische Staaten. Der Übergang von der atlantischen zur kolonialen Ära ging einher mit einem rassistisch motivierten Überlegenheitsanspruch, der als Rechtfertigung dafür diente, die lokale Bevölkerung als Kolonisierte zu subordinieren. Zugleich ließen lokale Akteure diese Entwicklungen nicht passiv geschehen, sondern reagierten hierauf und protestierten gegen diese Willkür und ihre Entrechtung. Sie begannen, sich als Afrikaner zu verstehen und als solche vereint ihre Position innerhalb des kolonialen Gefüges neu definieren und gestalten zu wollen. An der Goldküste stehen die 1897 gegründete Aborigines' Rights Protection Society (ARPS) sowie die führende Rolle lokaler Politiker wie Joseph Ephraim Casely Hayford in der panafrikanischen Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts für diese Entwicklung. Neben den Forschungen Albert Adu Boahens, Evelyn Rowands und Robert W. Julys haben in jüngerer Zeit Historiker wie Toyin Falola und Philip Zachernuk dieser Entwicklung gewichtige Werke gewidmet, welche die Elitenforschung prägen. Für das Gebiet der Goldküste sind hier die opulente Studie von David Kimble aus dem Jahr 1963 sowie Francis Agbodekas bahnbrechende Arbeit zu lokalen Protestformen gegen die britische Kolonialherrschaft aus dem Jahr 1971 als Standardwerke zu nennen.Zugleich wird die Transformation von Sklaverei in Westafrika im 19. Jahrhundert spätestens seit der gleichnamigen Studie Paul Lovejoys von 1983 sowie dem 1988 von Suzanne Miers und Richard Roberts herausgegebenen Sammelband The End of Slavery in Africa in der Historiographie als verflochtene Interaktionsgeschichte zwischen lokalen und europäischen Akteursgruppen begriffe
EinleitungFanny Smith und sechs weitere Petentinnen in Cape Coast, Akoley Ankrah und ihre Mitstreiterinnen in Accra, James Hutton Brew in London. Was verband sie und die vielen weiteren Frauen und Männern miteinander, die zwischen 1841 und 1897 und noch darüber hinaus von der Goldküste und aus Übersee Petitionen und Briefe an das Colonial Office in London richteten und darin die Emanzipationsfrage sowie ihre eigene Stellung im kolonialen System thematisierten?Viele von ihnen waren Sklavenbesitzerinnen und -besitzer und definierten für sich und andere die lokalen Abhängigkeitsverhältnisse mit eigenen gesellschaftlichen und moralischen Maßstäben. Sie alle waren Bewohnerinnen und Bewohner des britischen Protektoratsgebietes und ab 1874 der britischen Kronkolonie Goldküste oder stammten von dort und mussten sich dadurch mit kolonialen Stereotypen von Sklaverei sowie aufoktroyierten Emanzipationsvorgaben auseinandersetzen. Sie alle waren somit aber zugleich auch im kolonialen Sinne "Afrikaner" und erfuhren als solche unabhängig von ihrer sozialen Stellung, ihrer Bildung und ihrer familiären Herkunft in zunehmendem Maße ihre eigene Degradierung zu Kolonisierten. Auch dies bedeutete für sie Sklaverei. Prägnant formulieren Frederick Cooper, Thomas Holt und Rebecca Scott in der Einleitung ihrer Studie Beyond Slavery:"A definition of slavery is in some sense necessarily timeless, but slavery was experienced in time; in other words, it has in each instance a history. And those histories, in turn, though unfolding in different parts of the world, were not separate, and they certainly were not equal."Betrachtet man die vorangestellten Zitate, dann ist zu erkennen, welche Relevanz diese Aussage im Bezug auf die Emanzipationsfrage auch für die Goldküste und die von hier aus agierenden Frauen und Männer [...] diesem Spannungsfeld der Ambivalenz zwischen der eigenen Beschäftigung mit der Emanzipationsfrage, der politischen Instrumentalisierung dieser Frage durch koloniale Akteure sowie des lokalen Widerstandes gegen diese rassistisch motivierte Willkür ist Von Sklaverei und Freiheit [...] ist hinlänglich bekannt, dass nach der Abolition des transatlantischen Sklavenhandels durch Großbritannien im Jahr 1807 das 19. Jahrhundert in Afrika selbst geprägt war von der zunehmenden Kolonisierung durch europäische Staaten. Der Übergang von der atlantischen zur kolonialen Ära ging einher mit einem rassistisch motivierten Überlegenheitsanspruch, der als Rechtfertigung dafür diente, die lokale Bevölkerung als Kolonisierte zu subordinieren. Zugleich ließen lokale Akteure diese Entwicklungen nicht passiv geschehen, sondern reagierten hierauf und protestierten gegen diese Willkür und ihre Entrechtung. Sie begannen, sich als Afrikaner zu verstehen und als solche vereint ihre Position innerhalb des kolonialen Gefüges neu definieren und gestalten zu wollen. An der Goldküste stehen die 1897 gegründete Aborigines' Rights Protection Society (ARPS) sowie die führende Rolle lokaler Politiker wie Joseph Ephraim Casely Hayford in der panafrikanischen Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts für diese Entwicklung. Neben den Forschungen Albert Adu Boahens, Evelyn Rowands und Robert W. Julys haben in jüngerer Zeit Historiker wie Toyin Falola und Philip Zachernuk dieser Entwicklung gewichtige Werke gewidmet, welche die Elitenforschung prägen. Für das Gebiet der Goldküste sind hier die opulente Studie von David Kimble aus dem Jahr 1963 sowie Francis Agbodekas bahnbrechende Arbeit zu lokalen Protestformen gegen die britische Kolonialherrschaft aus dem Jahr 1971 als Standardwerke zu nennen.Zugleich wird die Transformation von Sklaverei in Westafrika im 19. Jahrhundert spätestens seit der gleichnamigen Studie Paul Lovejoys von 1983 sowie dem 1988 von Suzanne Miers und Richard Roberts herausgegebenen Sammelband The End of Slavery in Africa in der Historiographie als verflochtene Interaktionsgeschichte zwischen lokalen und europäischen Akteursgruppen begriffe
Details
Erscheinungsjahr: | 2019 |
---|---|
Genre: | Geisteswissenschaften, Kunst, Musik |
Medium: | Taschenbuch |
Inhalt: | 426 S. |
ISBN-13: | 9783593509969 |
ISBN-10: | 3593509962 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Kartoniert / Broschiert |
Autor: | Runkel, Steffen |
Auflage: | 1/2019 |
campus verlag: | Campus Verlag |
Maße: | 215 x 140 x 27 mm |
Von/Mit: | Steffen Runkel |
Erscheinungsdatum: | 13.02.2019 |
Gewicht: | 0,541 kg |
Details
Erscheinungsjahr: | 2019 |
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Genre: | Geisteswissenschaften, Kunst, Musik |
Medium: | Taschenbuch |
Inhalt: | 426 S. |
ISBN-13: | 9783593509969 |
ISBN-10: | 3593509962 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Kartoniert / Broschiert |
Autor: | Runkel, Steffen |
Auflage: | 1/2019 |
campus verlag: | Campus Verlag |
Maße: | 215 x 140 x 27 mm |
Von/Mit: | Steffen Runkel |
Erscheinungsdatum: | 13.02.2019 |
Gewicht: | 0,541 kg |
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