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Vom Ritual zum Theater
Der Ernst des menschlichen Spiels, Campus Bibliothek
Taschenbuch von Victor Turner
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Die besondere Bedeutung, die Turners Essayband Vom Ritual zum Theater heute in der deutschsprachigen Theaterwissenschaft, der Mediävistik und anderen Kulturwissenschaften zukommt und eine Neuauflage mehr als wünschenswert erscheinen lässt, hat sich erst in den ausgehenden 1990er Jahren - der Zeit der so genannten performativen Wende in den deutschen Kunst- und Kulturwissenschaften - sowie in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts herauskristallisiert. Dafür lassen sich insbesondere zwei Gründe anführen, die eng mit der performativen Wende zusammenhängen. In ihrem Gefolge wurde zum einen der Begriff der Liminalität aus der Ethnologie bzw. Kulturanthropologie in andere Kulturwissenschaften sowie in einige Kunstwissenschaften transferiert. Zum anderen flammte die Debatte über das Verhältnis von Ritual und Theater in den Altertumswissenschaften, der Mediävistik, der Theaterwissenschaft und der Ethnologie erneut auf. Auf beiden Feldern erschien und erscheint eine Auseinandersetzung mit Victor Turner und insbesondere seiner Essaysammlung Vom Ritual zum Theater unumgänglich.Turner hatte in The Ritual Process: Structure and Anti-Structure unter Rekurs auf Arnold van Genneps Les rites de passage (1909), die 1960 in einer englischen Übersetzung erschienen waren - und erst 1986 in einer deutschen Übersetzung vorlagen -, den Begriff des Liminalen bzw. der Liminalität eingeführt. Van Gennep hatte an einer Fülle ethnologischen Materials dargelegt, dass Rituale mit einer im höchsten Maße symbolisch aufgeladenen Grenz- und Übergangserfahrung verknüpft sind. Übergangsriten gliedern sich in drei Phasen:1. die Trennungsphase, in der/die zu Transformierende(n) aus ihrem Alltagsleben herausgelöst und ihrem sozialen Milieu entfremdet werden;2. die Schwellen- oder Umwandlungsphase; in ihr wird/werden der/die zu Transformierende(n) in einen Zustand »zwischen« alle möglichen Bereiche versetzt, die ihnen völlig neue, zum Teil verstörende Erfahrungen ermöglichen;3. die Angliederungsphase, in der die nun Transformierten wieder in die Gesellschaft aufgenommen und in ihrem neuen Status, ihrer veränderten Identität akzeptiert [...] Struktur lässt sich nach van Gennep in den verschiedensten Kulturen beobachten. Sie wird erst in ihren Inhalten kulturspezifisch ausdifferenziert. In The Ritual Process hat Victor Turner den Zustand, der in der Schwellenphase hergestellt wird, als Zustand der Liminalität (von lat. limen - die Schwelle) bezeichnet und genauer als Zustand einer labilen Zwischenexistenz »betwixt and between the positions assigned and arrayed by law, custom, convention and ceremonial« bestimmt. Er führt aus, dass und wie die Schwellenphase kulturelle Spielräume für Experimente und Innovationen eröffnet, insofern »in liminality, new ways of acting, new combinations of symbols, are tried out, to be discarded or accepted«. Die Veränderungen, zu denen die Schwellenphase führt, betreffen nach Turner in der Regel den gesellschaftlichen Status derer, die sich dem Ritual unterziehen, sowie die gesamte Gesellschaft. Auf die Individuen bezogen bedeutet dies, dass zum Beispiel Knaben zu Kriegern werden, eine unverheiratete Frau und ein unverheirateter Mann zu einem Ehepaar oder ein Kranker zu einem Gesunden. Die gesamte Gesellschaft betreffend bestimmt Turner Rituale als Mittel zur Erneuerung und Etablierung von Gruppen als Gemeinschaften. Dabei sieht er vor allem zwei Mechanismen am Werk: erstens die in den Ritualen erzeugten Momente von communitas, die er als gesteigertes Gemeinschaftsgefühl beschreibt, das die Grenzen aufhebt, welche die einzelnen Individuen voneinander trennen; und zweitens eine spezifische Verwendung von Symbolen, die sie als verdichtete und mehrdeutige Bedeutungsträger erscheinen lässt und es allen Beteiligten ermöglicht, verschiedene Interpretationsrahmen zu setzen.Turner entwickelte seinen Begriff des Liminalen unter Bezug auf afrikanische Stammesgesellschaften. In der Auseinandersetzung mit von ihm so genannten Freizeitgat
Die besondere Bedeutung, die Turners Essayband Vom Ritual zum Theater heute in der deutschsprachigen Theaterwissenschaft, der Mediävistik und anderen Kulturwissenschaften zukommt und eine Neuauflage mehr als wünschenswert erscheinen lässt, hat sich erst in den ausgehenden 1990er Jahren - der Zeit der so genannten performativen Wende in den deutschen Kunst- und Kulturwissenschaften - sowie in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts herauskristallisiert. Dafür lassen sich insbesondere zwei Gründe anführen, die eng mit der performativen Wende zusammenhängen. In ihrem Gefolge wurde zum einen der Begriff der Liminalität aus der Ethnologie bzw. Kulturanthropologie in andere Kulturwissenschaften sowie in einige Kunstwissenschaften transferiert. Zum anderen flammte die Debatte über das Verhältnis von Ritual und Theater in den Altertumswissenschaften, der Mediävistik, der Theaterwissenschaft und der Ethnologie erneut auf. Auf beiden Feldern erschien und erscheint eine Auseinandersetzung mit Victor Turner und insbesondere seiner Essaysammlung Vom Ritual zum Theater unumgänglich.Turner hatte in The Ritual Process: Structure and Anti-Structure unter Rekurs auf Arnold van Genneps Les rites de passage (1909), die 1960 in einer englischen Übersetzung erschienen waren - und erst 1986 in einer deutschen Übersetzung vorlagen -, den Begriff des Liminalen bzw. der Liminalität eingeführt. Van Gennep hatte an einer Fülle ethnologischen Materials dargelegt, dass Rituale mit einer im höchsten Maße symbolisch aufgeladenen Grenz- und Übergangserfahrung verknüpft sind. Übergangsriten gliedern sich in drei Phasen:1. die Trennungsphase, in der/die zu Transformierende(n) aus ihrem Alltagsleben herausgelöst und ihrem sozialen Milieu entfremdet werden;2. die Schwellen- oder Umwandlungsphase; in ihr wird/werden der/die zu Transformierende(n) in einen Zustand »zwischen« alle möglichen Bereiche versetzt, die ihnen völlig neue, zum Teil verstörende Erfahrungen ermöglichen;3. die Angliederungsphase, in der die nun Transformierten wieder in die Gesellschaft aufgenommen und in ihrem neuen Status, ihrer veränderten Identität akzeptiert [...] Struktur lässt sich nach van Gennep in den verschiedensten Kulturen beobachten. Sie wird erst in ihren Inhalten kulturspezifisch ausdifferenziert. In The Ritual Process hat Victor Turner den Zustand, der in der Schwellenphase hergestellt wird, als Zustand der Liminalität (von lat. limen - die Schwelle) bezeichnet und genauer als Zustand einer labilen Zwischenexistenz »betwixt and between the positions assigned and arrayed by law, custom, convention and ceremonial« bestimmt. Er führt aus, dass und wie die Schwellenphase kulturelle Spielräume für Experimente und Innovationen eröffnet, insofern »in liminality, new ways of acting, new combinations of symbols, are tried out, to be discarded or accepted«. Die Veränderungen, zu denen die Schwellenphase führt, betreffen nach Turner in der Regel den gesellschaftlichen Status derer, die sich dem Ritual unterziehen, sowie die gesamte Gesellschaft. Auf die Individuen bezogen bedeutet dies, dass zum Beispiel Knaben zu Kriegern werden, eine unverheiratete Frau und ein unverheirateter Mann zu einem Ehepaar oder ein Kranker zu einem Gesunden. Die gesamte Gesellschaft betreffend bestimmt Turner Rituale als Mittel zur Erneuerung und Etablierung von Gruppen als Gemeinschaften. Dabei sieht er vor allem zwei Mechanismen am Werk: erstens die in den Ritualen erzeugten Momente von communitas, die er als gesteigertes Gemeinschaftsgefühl beschreibt, das die Grenzen aufhebt, welche die einzelnen Individuen voneinander trennen; und zweitens eine spezifische Verwendung von Symbolen, die sie als verdichtete und mehrdeutige Bedeutungsträger erscheinen lässt und es allen Beteiligten ermöglicht, verschiedene Interpretationsrahmen zu setzen.Turner entwickelte seinen Begriff des Liminalen unter Bezug auf afrikanische Stammesgesellschaften. In der Auseinandersetzung mit von ihm so genannten Freizeitgat
Details
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Recht, Sozialwissenschaften, Wirtschaft
Medium: Taschenbuch
Originaltitel: From Ritual to Theatre. The Human Seriousness of Play
Inhalt: 198 S.
ISBN-13: 9783593389080
ISBN-10: 3593389088
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Turner, Victor
Übersetzung: Sylvia M Schomburg-Scherff
Auflage: 1/2009
campus verlag: Campus Verlag
Verantwortliche Person für die EU: Campus Verlag GmbH, Werderstr. 10, D-69469 Weinheim, info@campus.de
Maße: 213 x 141 x 15 mm
Von/Mit: Victor Turner
Erscheinungsdatum: 11.05.2009
Gewicht: 0,284 kg
Artikel-ID: 101681599
Details
Erscheinungsjahr: 2009
Genre: Recht, Sozialwissenschaften, Wirtschaft
Medium: Taschenbuch
Originaltitel: From Ritual to Theatre. The Human Seriousness of Play
Inhalt: 198 S.
ISBN-13: 9783593389080
ISBN-10: 3593389088
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Turner, Victor
Übersetzung: Sylvia M Schomburg-Scherff
Auflage: 1/2009
campus verlag: Campus Verlag
Verantwortliche Person für die EU: Campus Verlag GmbH, Werderstr. 10, D-69469 Weinheim, info@campus.de
Maße: 213 x 141 x 15 mm
Von/Mit: Victor Turner
Erscheinungsdatum: 11.05.2009
Gewicht: 0,284 kg
Artikel-ID: 101681599
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