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Unternehmer und NS-Verbrechen
Wirtschaftseliten im 'Dritten Reich' und in der Bundesrepublik Deutschland, Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer...
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Einleitung
Nach Ansicht prominenter Forscher bedeutete das NS-Regime den "totalen moralischen Bankrott einer hochmodernen Industriegesellschaft im Herzen Europas". Über die Gründe für diese Entwicklung wird bis heute intensiv diskutiert: Traf sie auf alle Teile der deutschen Gesellschaft zu? Welche sozialen Gruppen und Schichten waren besonders von der moralischen Verwüstung betroffen? Und welches waren die Mechanismen, die diesen Prozess verursacht hatten?
Bei der Beantwortung dieser Fragen stand in den letzten Jahren häufig die wirtschaftsbürgerliche Elite im Zentrum. Ausgelöst durch Sammelklagen gegen deutsche Konzerne in den USA und befördert durch eine lange und kontroverse öffentliche Debatte über Schuld und Verantwortung der Wirtschaft im "Dritten Reich", sahen sich viele Unternehmen ab Mitte der 1990er Jahre gezwungen, sich endlich ihrer Vergangenheit zu stellen. Die Zeit des Beschweigens und Verdrängens schien beendet. Bohrenden Fragen konnten deutsche Unternehmen nun ebenso wenig mehr ausweichen wie den durch neue Quellenfunde in mittel- und osteuropäischen Archiven ausgelösten Diskussionen über die Rolle von Unternehmern in der NS-Zeit. Zahlreiche historiographische Untersuchungen entstanden, oftmals von den Firmen selbst initiiert. Ihre Ergebnisse sind oft erschreckend: Viele Studien zu bekannten Unternehmen und Unternehmerfamilien kommen zu dem Schluss, dass eine hohe Anpassungsbereitschaft, ein ungezügeltes Profitstreben unter den neuen, politisch repressiven Bedingungen und der Verfall eines zuvor über Jahrzehnte tradierten Normen- und Wertekodexes dominierten. Viele Unternehmer waren sehr schnell bereit, um ihres Geschäfts willen enge Allianzen mit dem Herrschaftsapparat einzugehen, wobei sie sich schrittweise in die nationalsozialistischen Verbrechen verstrickten, sie teilweise sogar selbst forcierten.
Was waren die Ursachen für ein solches Verhalten? Einige Forscher verweisen zurecht auf die wenig spektakulären, aber auch während des NS-Regimes lange Zeit gültigen Mechanismen der privatkapitalistischen Wirtschaftsordnung: Selbst unter den Bedingungen einer zunehmend durch staatliche Institutionen regulierten Wirtschaft musste sich der jeweilige Unternehmer bemühen, mit der richtigen Strategie im operativen Geschäft seines Betriebs Gewinne zu erzielen, um dessen Fortbestehen zu sichern und auf den Märkten erfolgreich zu sein. Die neuen wirtschaftspolitischen Bedingungen engten die Spielräume für sein unternehmerisches Handeln ein, sie schufen aber auch neue Gestaltungsmöglichkeiten, die konsequent zu nutzen waren. Nach dem österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter werden nur die Unternehmer ihren Aufgaben gerecht, die bereit sind, möglichst rasch neue wirtschaftliche und politische Bedingungen in ihre Strategiebildung zu implementieren und dadurch einen unternehmerischen Erfolg für ihre Betriebe zu generieren. Einige Autoren vertreten dagegen die These, dass, weil viele Unternehmer sich unter politisch wie wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen auf ihr Geschäft konzentrierten, die Reflexion über das Wesen des NS-Staats und seine Ziele zweitrangig blieb - oder gar nicht erst stattfand. Traditionelle rechtliche Normen seien daher im deutschen Unternehmertum während des "Dritten Reichs" vielfach ebenso auf der Strecke geblieben wie traditionelle ethische Werte.
Das NS-Regime etablierte einen neuen Moralkodex für die "Volksgemeinschaft". Dieser eröffnete Unternehmern zugleich Handlungsspielräume, die lange Zeit als unmoralisch und mit dem Wertesystem eines "ehrbaren Kaufmannes" unvereinbar galten, sich jetzt aber als Garanten für unternehmerischen Erfolg entpuppten. Idealtypisch lässt sich dies an prominenten Aufsteigern im deutschen Unternehmertum während des NS-Regimes ablesen, etwa an den Großindustriellen Friedrich Flick und Günther Quandt. Ist ein solches Urteil zu hart, wenn man in Rechnung stellt, dass auch Unternehmer Teil von Hitlers "Volksgemeinschaft" waren? Der NS-Staat lud
Einleitung
Nach Ansicht prominenter Forscher bedeutete das NS-Regime den "totalen moralischen Bankrott einer hochmodernen Industriegesellschaft im Herzen Europas". Über die Gründe für diese Entwicklung wird bis heute intensiv diskutiert: Traf sie auf alle Teile der deutschen Gesellschaft zu? Welche sozialen Gruppen und Schichten waren besonders von der moralischen Verwüstung betroffen? Und welches waren die Mechanismen, die diesen Prozess verursacht hatten?
Bei der Beantwortung dieser Fragen stand in den letzten Jahren häufig die wirtschaftsbürgerliche Elite im Zentrum. Ausgelöst durch Sammelklagen gegen deutsche Konzerne in den USA und befördert durch eine lange und kontroverse öffentliche Debatte über Schuld und Verantwortung der Wirtschaft im "Dritten Reich", sahen sich viele Unternehmen ab Mitte der 1990er Jahre gezwungen, sich endlich ihrer Vergangenheit zu stellen. Die Zeit des Beschweigens und Verdrängens schien beendet. Bohrenden Fragen konnten deutsche Unternehmen nun ebenso wenig mehr ausweichen wie den durch neue Quellenfunde in mittel- und osteuropäischen Archiven ausgelösten Diskussionen über die Rolle von Unternehmern in der NS-Zeit. Zahlreiche historiographische Untersuchungen entstanden, oftmals von den Firmen selbst initiiert. Ihre Ergebnisse sind oft erschreckend: Viele Studien zu bekannten Unternehmen und Unternehmerfamilien kommen zu dem Schluss, dass eine hohe Anpassungsbereitschaft, ein ungezügeltes Profitstreben unter den neuen, politisch repressiven Bedingungen und der Verfall eines zuvor über Jahrzehnte tradierten Normen- und Wertekodexes dominierten. Viele Unternehmer waren sehr schnell bereit, um ihres Geschäfts willen enge Allianzen mit dem Herrschaftsapparat einzugehen, wobei sie sich schrittweise in die nationalsozialistischen Verbrechen verstrickten, sie teilweise sogar selbst forcierten.
Was waren die Ursachen für ein solches Verhalten? Einige Forscher verweisen zurecht auf die wenig spektakulären, aber auch während des NS-Regimes lange Zeit gültigen Mechanismen der privatkapitalistischen Wirtschaftsordnung: Selbst unter den Bedingungen einer zunehmend durch staatliche Institutionen regulierten Wirtschaft musste sich der jeweilige Unternehmer bemühen, mit der richtigen Strategie im operativen Geschäft seines Betriebs Gewinne zu erzielen, um dessen Fortbestehen zu sichern und auf den Märkten erfolgreich zu sein. Die neuen wirtschaftspolitischen Bedingungen engten die Spielräume für sein unternehmerisches Handeln ein, sie schufen aber auch neue Gestaltungsmöglichkeiten, die konsequent zu nutzen waren. Nach dem österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter werden nur die Unternehmer ihren Aufgaben gerecht, die bereit sind, möglichst rasch neue wirtschaftliche und politische Bedingungen in ihre Strategiebildung zu implementieren und dadurch einen unternehmerischen Erfolg für ihre Betriebe zu generieren. Einige Autoren vertreten dagegen die These, dass, weil viele Unternehmer sich unter politisch wie wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen auf ihr Geschäft konzentrierten, die Reflexion über das Wesen des NS-Staats und seine Ziele zweitrangig blieb - oder gar nicht erst stattfand. Traditionelle rechtliche Normen seien daher im deutschen Unternehmertum während des "Dritten Reichs" vielfach ebenso auf der Strecke geblieben wie traditionelle ethische Werte.
Das NS-Regime etablierte einen neuen Moralkodex für die "Volksgemeinschaft". Dieser eröffnete Unternehmern zugleich Handlungsspielräume, die lange Zeit als unmoralisch und mit dem Wertesystem eines "ehrbaren Kaufmannes" unvereinbar galten, sich jetzt aber als Garanten für unternehmerischen Erfolg entpuppten. Idealtypisch lässt sich dies an prominenten Aufsteigern im deutschen Unternehmertum während des NS-Regimes ablesen, etwa an den Großindustriellen Friedrich Flick und Günther Quandt. Ist ein solches Urteil zu hart, wenn man in Rechnung stellt, dass auch Unternehmer Teil von Hitlers "Volksgemeinschaft" waren? Der NS-Staat lud
Details
Erscheinungsjahr: 2014
Fachbereich: Zeitgeschichte & Politik
Genre: Geschichte
Jahrhundert: ab 1949
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Taschenbuch
Seiten: 413
Titelzusatz: Wirtschaftseliten im 'Dritten Reich' und in der Bundesrepublik Deutschland, Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts 23
Inhalt: 413 S.
ISBN-13: 9783593399799
ISBN-10: 3593399792
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Osterloh, Jörg
Wixforth, Harald
Banken, Ralf
Borggräfe, Henning
Brünger, Sebastian
Budrass, Lutz
Finger, Jürgen
Keller, Sven
Kopper, Christopher
Lindner, Stephan H.
Leisner, Lars-Dieter
Redaktion: Osterloh, Jörg
Wixforth, Harald
Herausgeber: Jörg Osterloh/Harald Wixforth
Auflage: 1/2014
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 214 x 141 x 26 mm
Erscheinungsdatum: 06.11.2014
Gewicht: 0,511 kg
preigu-id: 105931135
Details
Erscheinungsjahr: 2014
Fachbereich: Zeitgeschichte & Politik
Genre: Geschichte
Jahrhundert: ab 1949
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Taschenbuch
Seiten: 413
Titelzusatz: Wirtschaftseliten im 'Dritten Reich' und in der Bundesrepublik Deutschland, Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts 23
Inhalt: 413 S.
ISBN-13: 9783593399799
ISBN-10: 3593399792
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Osterloh, Jörg
Wixforth, Harald
Banken, Ralf
Borggräfe, Henning
Brünger, Sebastian
Budrass, Lutz
Finger, Jürgen
Keller, Sven
Kopper, Christopher
Lindner, Stephan H.
Leisner, Lars-Dieter
Redaktion: Osterloh, Jörg
Wixforth, Harald
Herausgeber: Jörg Osterloh/Harald Wixforth
Auflage: 1/2014
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 214 x 141 x 26 mm
Erscheinungsdatum: 06.11.2014
Gewicht: 0,511 kg
preigu-id: 105931135
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