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Rechtfertigung und Entlastung
Albert Speer in der Bundesrepublik, Wissenschaftliche Reihe des Fritz Bauer Instituts 27
Buch von Isabell Trommer
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
I.Einleitung

Der 1. Oktober 1966 bricht an: Die Tore des Spandauer Gefängnisses öffnen sich, Albert Speer und Baldur von Schirach, der einstige Reichsjugendführer der NSDAP und Gauleiter von Wien, werden aus dem Kriegsverbrechergefängnis der Alliierten entlassen. Zurück bleibt nur Rudolf Heß, der seine lebenslange Haftstrafe noch bis zu seinem Selbstmord 1987 verbüßen wird. Sie alle waren im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vom Internationalen Militärgerichtshof verurteilt worden. Albert Speer, Hitlers Architekt und Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt, ab 1942 Reichsminister für Bewaffnung und Munition, war über 20 Jahre inhaftiert. Nun erwarten ihn seine Frau Margarete Speer und sein Anwalt Hans Flächsner. Gemeinsam fahren sie durch das Tor und lassen einen Ort hinter sich, an dem die Zeit gewissermaßen stehengeblieben war. Dann werden sie von der versammelten Presse und anderen Interessierten vor dem Gefängnis empfangen: "Mit einem Schlag waren wir in blendende Helle getaucht." Schirach und Speer treten hinaus in eine ihnen unbekannte politische Ordnung, in die Bundesrepublik Deutschland. Ihre Bürger sollen sie werden.

Hier beginnt eine der erstaunlichsten Geschichten der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit, die eine lange Vorgeschichte hat. Bis zu seinem Tod am 1. September 1981 in London war Albert Speer ein Entlastungszeuge in Deutschland und ein Zeitzeuge in der Welt; für manche war er eine rätselhafte Figur, für andere eine "nationale Exkulpation" oder schlicht der "gute Nazi". Er wusste Einzelheiten und Persönliches über Adolf Hitler und den Kreis um ihn zu berichten, stillte Neugierde und war zugleich das Alibi einer ganzen Nation. Imre Kertész notierte 1974 in seinem Tagebuch: "Ein Paradefall deutscher Schizophrenie."

Nicht nur vor den Gefängnistoren wurde Speer große Aufmerksamkeit zuteil, nach seiner Haftentlassung veröffentlichte er drei Bücher: 1969 erschienen die Erinnerungen, 1975 die Spandauer Tagebücher und 1981 Der Sklavenstaat. Meine Auseinandersetzungen mit der SS. Insbesondere Speers Erinnerungen und seine Tagebücher waren in den Medien und in den Buchhandlungen große Erfolge, zu denen das Engagement seines Verlegers Wolf Jobst Siedler und seines Lektors Joachim Fest beigetragen hat. Über Speer wurde nicht nur viel gesprochen und geschrieben, er kam auch zu einigem Ansehen. Seine Bücher verkauften sich mehrere hunderttausend Male. Der Spiegel, der NDR, die BBC und der Playboy interviewten ihn. Die Welt bezahlte 600.000 Mark für einen seriellen Vorabdruck der Tagebücher, und in Amerika wurden seine Erinnerungen unter dem Titel Inside the Third Reich verfilmt. Prominente Publizisten und Schriftsteller rezensierten seine Bücher, aus aller Welt reisten Historiker, Journalisten, Interessierte und Filmemacher an, um Speer in Heidelberg zu treffen. Kein anderer einst führender NS-Politiker kam so gut durch die Nachkriegszeit wie er. Das ist sie, die viel beschworene "zweite Karriere" des Albert Speer.

Der Umgang der deutschen Öffentlichkeit mit Speer verrät nicht nur viel über das Verhältnis der Bundesrepublik zum Nationalsozialismus, sondern auch über die Grundzüge ihrer politischen Kultur. Wie kein anderer nationalsozialistischer Politiker hat Speer die Wahrnehmung und Deutung des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik Deutschland geprägt und geleitet. Zuallererst war es Speers Verhältnis zu Hitler - die Nähe und all die vermeintlichen oder tatsächlichen Ambivalenzen -, das im Mittelpunkt des Interesses stand: Einerseits gab es in der Nachkriegszeit kaum einen anderen "Zeugen", der Hitler so nah gewesen war. Diese enge Bindung, von Speer immer wieder als Verführung beschrieben, faszinierte, schien sie doch repräsentativ dafür zu sein, wie es den Deutschen mit Hitler ergangen war. Andererseits zeichnete Speer sich dadurch aus, dass er sich angeblich vom NS-Regime distanziert hatte: In der Schlussphase des Krieges wollte er gegen Hitlers Politik der "verbrannt
I.Einleitung

Der 1. Oktober 1966 bricht an: Die Tore des Spandauer Gefängnisses öffnen sich, Albert Speer und Baldur von Schirach, der einstige Reichsjugendführer der NSDAP und Gauleiter von Wien, werden aus dem Kriegsverbrechergefängnis der Alliierten entlassen. Zurück bleibt nur Rudolf Heß, der seine lebenslange Haftstrafe noch bis zu seinem Selbstmord 1987 verbüßen wird. Sie alle waren im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vom Internationalen Militärgerichtshof verurteilt worden. Albert Speer, Hitlers Architekt und Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt, ab 1942 Reichsminister für Bewaffnung und Munition, war über 20 Jahre inhaftiert. Nun erwarten ihn seine Frau Margarete Speer und sein Anwalt Hans Flächsner. Gemeinsam fahren sie durch das Tor und lassen einen Ort hinter sich, an dem die Zeit gewissermaßen stehengeblieben war. Dann werden sie von der versammelten Presse und anderen Interessierten vor dem Gefängnis empfangen: "Mit einem Schlag waren wir in blendende Helle getaucht." Schirach und Speer treten hinaus in eine ihnen unbekannte politische Ordnung, in die Bundesrepublik Deutschland. Ihre Bürger sollen sie werden.

Hier beginnt eine der erstaunlichsten Geschichten der bundesrepublikanischen Nachkriegszeit, die eine lange Vorgeschichte hat. Bis zu seinem Tod am 1. September 1981 in London war Albert Speer ein Entlastungszeuge in Deutschland und ein Zeitzeuge in der Welt; für manche war er eine rätselhafte Figur, für andere eine "nationale Exkulpation" oder schlicht der "gute Nazi". Er wusste Einzelheiten und Persönliches über Adolf Hitler und den Kreis um ihn zu berichten, stillte Neugierde und war zugleich das Alibi einer ganzen Nation. Imre Kertész notierte 1974 in seinem Tagebuch: "Ein Paradefall deutscher Schizophrenie."

Nicht nur vor den Gefängnistoren wurde Speer große Aufmerksamkeit zuteil, nach seiner Haftentlassung veröffentlichte er drei Bücher: 1969 erschienen die Erinnerungen, 1975 die Spandauer Tagebücher und 1981 Der Sklavenstaat. Meine Auseinandersetzungen mit der SS. Insbesondere Speers Erinnerungen und seine Tagebücher waren in den Medien und in den Buchhandlungen große Erfolge, zu denen das Engagement seines Verlegers Wolf Jobst Siedler und seines Lektors Joachim Fest beigetragen hat. Über Speer wurde nicht nur viel gesprochen und geschrieben, er kam auch zu einigem Ansehen. Seine Bücher verkauften sich mehrere hunderttausend Male. Der Spiegel, der NDR, die BBC und der Playboy interviewten ihn. Die Welt bezahlte 600.000 Mark für einen seriellen Vorabdruck der Tagebücher, und in Amerika wurden seine Erinnerungen unter dem Titel Inside the Third Reich verfilmt. Prominente Publizisten und Schriftsteller rezensierten seine Bücher, aus aller Welt reisten Historiker, Journalisten, Interessierte und Filmemacher an, um Speer in Heidelberg zu treffen. Kein anderer einst führender NS-Politiker kam so gut durch die Nachkriegszeit wie er. Das ist sie, die viel beschworene "zweite Karriere" des Albert Speer.

Der Umgang der deutschen Öffentlichkeit mit Speer verrät nicht nur viel über das Verhältnis der Bundesrepublik zum Nationalsozialismus, sondern auch über die Grundzüge ihrer politischen Kultur. Wie kein anderer nationalsozialistischer Politiker hat Speer die Wahrnehmung und Deutung des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik Deutschland geprägt und geleitet. Zuallererst war es Speers Verhältnis zu Hitler - die Nähe und all die vermeintlichen oder tatsächlichen Ambivalenzen -, das im Mittelpunkt des Interesses stand: Einerseits gab es in der Nachkriegszeit kaum einen anderen "Zeugen", der Hitler so nah gewesen war. Diese enge Bindung, von Speer immer wieder als Verführung beschrieben, faszinierte, schien sie doch repräsentativ dafür zu sein, wie es den Deutschen mit Hitler ergangen war. Andererseits zeichnete Speer sich dadurch aus, dass er sich angeblich vom NS-Regime distanziert hatte: In der Schlussphase des Krieges wollte er gegen Hitlers Politik der "verbrannt
Details
Erscheinungsjahr: 2016
Fachbereich: Zeitgeschichte & Politik
Genre: Geschichte
Jahrhundert: ab 1949
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Buch
Seiten: 367
Inhalt: 367 S.
ISBN-13: 9783593505299
ISBN-10: 3593505290
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Trommer, Isabell
Auflage: 1/2016
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 219 x 149 x 27 mm
Von/Mit: Isabell Trommer
Erscheinungsdatum: 15.06.2016
Gewicht: 0,55 kg
preigu-id: 104089158
Details
Erscheinungsjahr: 2016
Fachbereich: Zeitgeschichte & Politik
Genre: Geschichte
Jahrhundert: ab 1949
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Buch
Seiten: 367
Inhalt: 367 S.
ISBN-13: 9783593505299
ISBN-10: 3593505290
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Trommer, Isabell
Auflage: 1/2016
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 219 x 149 x 27 mm
Von/Mit: Isabell Trommer
Erscheinungsdatum: 15.06.2016
Gewicht: 0,55 kg
preigu-id: 104089158
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