Dekorationsartikel gehören nicht zum Leistungsumfang.
Sprache:
Deutsch
10,45 €*
Versandkostenfrei per Post / DHL
Lieferzeit 1-2 Wochen
Kategorien:
Beschreibung
Zögernd und unsicher trete ich aus der Haustür auf den gepflasterten Hof. Das ist ungewöhnlich, denn sonst springe ich unbefangen und fröhlich zum Spielen aus dem Haus. Wir wohnen hier noch nicht lange, erst seit wir Berlin verlassen mussten. Wegen der Bomben. Jetzt leben wir bei den Großeltern in dem Haus, das zu dem Fabrikgelände gehört. Großvater arbeitet hier als Prokurist. Zu dieser Zeit weiß ich natürlich nicht, was ein Prokurist ist.Nichts ist wie immer in diesen Tagen. Über allen liegt eine Angst, die ich nicht verstehe. Und eine Angst, die sich von den Erwachsenen auf die Kinder überträgt und die man nicht versteht, ist schlimmer als eine, die man beschreiben [...] zum Beispiel der riesige Ofen. Ich schaue nach rechts. Dort steht das Haus, das ein einziger großer Ofen ist. Dort werden die Schmelztiegel gebrannt. Diese grauen Tiegel werden in der großen Halle gemacht. Riesige, dickwandige Töpfe, wie übergroße Blumenvasen. Ich könnte mich hineinhocken und wäre von der Seite nicht zu sehen. Aber natürlich darf ich das nicht, schon gar nicht, wenn sie noch nicht hart gebrannt sind. Alle paar Tage machen sie in dem Ofenhaus ein großes Feuer, um die Tiegel zu brennen und damit hart zu machen. Dann gibt es dort ein Angst einflößendes Feuer. Es ist so heiß und groß, dass oben aus dem Schornstein himmelhohe Flammen he- rausschlagen. Ich stehe dann immer in respektvollem Abstand und schaue zu, mit einer Mischung aus Furcht und Bewunderung für die Männer, die sich so nah herantrauen an dieses Höllenfeuer. Ich ahne nicht, dass ich bald Dinge erleben werde, die noch mehr an die Hölle [...] ist der Brennofen nicht angeheizt. Auch sonst ist nichts los auf dem Fabrikhof. Vielleicht ist es noch zu [...] Leere auf dem Fabrikhof verstärkt das Gefühl, dass etwas ganz anders ist als [...] soll auch ein noch nicht Sechsjähriger verstehen, warum wir heute fliehen! Und wovor? Und wohin?Sie haben versucht, es mir zu erklären. Die Feinde kommen. Die einen von da drüben, wo der Hirschberg ist, aus dem sie den Ton für die Tiegel ausgraben, und der Pfaffenberg, wo die Hauptstraße herunterkommt. Das sind die Amerikaner. Und die anderen Feinde kommen von der anderen Seite, über den Schwarzenberg. Die heißen Russen. Aber ich verstehe nicht, warum die kommen und was die hier wollen. Ich verstehe auch nicht, warum den Erwachsenen die einen Feinde - die vom Pfaffenberg - lieber sind als die anderen. Warum? Wenn sie doch beides Feinde [...] kann auch nicht verstehen, warum wir fliehen sollen. Wenn die Feinde von beiden Seiten kommen, erwischen sie uns doch auf jeden Fall. Wie beim Kriegen spielen. Da werde ich abgeschlagen, wenn die anderen von zwei Seiten [...] recht kann ich nicht verstehen, warum wir in Richtung Schwarzenberg fliehen wollen. Wenn doch von da die schlimmeren Feinde kommen! Wenn wir schon weglaufen, sollten wir dann nicht die Straße zum Pfaffenberg hinauffliehen, wo der Feind kommt, der uns lieber ist? Ich habe Mutti danach gefragt. Wir fliehen ja nicht zu dem Feind, hat sie gesagt, sondern in die Festung Harz. Das ist ein komisches Wort, "Festung Harz". Das haben sie aus dem Radio. Der Führer hat es gesagt, oder der andere, einer von denen, die immer so wütend sind, wenn sie im Radio reden. Großmutter hat das seitdem dauernd gesagt: Festung Harz. Da will sie hin. Mit uns. Und wenn Großmutter etwas will, dann kommt es meistens auch [...] weiß nicht, was das ist, die Festung Harz. Ich stelle mir so eine Art Ritterburg vor, mit dicken Mauern und hohen [...] kommt jetzt auch runter auf den Hof, mit meinen zwei Brüdern. Heinz Richard ist vier, Volker siebeneinhalb. Beide haben wie ich einen Rucksack auf. Mutti hat extra aus alten Decken drei Rucksäcke für uns genäht. Wir sollen mithelfen zu tragen, was wir für unsere Flucht brauchen. Ich weiß gar nicht so genau, was drin ist in dem Beutel auf meinem Rücken.Anfangs war ich ein bisschen stolz, dass ich mithelfen durfte. Aber inzwischen ha
Zögernd und unsicher trete ich aus der Haustür auf den gepflasterten Hof. Das ist ungewöhnlich, denn sonst springe ich unbefangen und fröhlich zum Spielen aus dem Haus. Wir wohnen hier noch nicht lange, erst seit wir Berlin verlassen mussten. Wegen der Bomben. Jetzt leben wir bei den Großeltern in dem Haus, das zu dem Fabrikgelände gehört. Großvater arbeitet hier als Prokurist. Zu dieser Zeit weiß ich natürlich nicht, was ein Prokurist ist.Nichts ist wie immer in diesen Tagen. Über allen liegt eine Angst, die ich nicht verstehe. Und eine Angst, die sich von den Erwachsenen auf die Kinder überträgt und die man nicht versteht, ist schlimmer als eine, die man beschreiben [...] zum Beispiel der riesige Ofen. Ich schaue nach rechts. Dort steht das Haus, das ein einziger großer Ofen ist. Dort werden die Schmelztiegel gebrannt. Diese grauen Tiegel werden in der großen Halle gemacht. Riesige, dickwandige Töpfe, wie übergroße Blumenvasen. Ich könnte mich hineinhocken und wäre von der Seite nicht zu sehen. Aber natürlich darf ich das nicht, schon gar nicht, wenn sie noch nicht hart gebrannt sind. Alle paar Tage machen sie in dem Ofenhaus ein großes Feuer, um die Tiegel zu brennen und damit hart zu machen. Dann gibt es dort ein Angst einflößendes Feuer. Es ist so heiß und groß, dass oben aus dem Schornstein himmelhohe Flammen he- rausschlagen. Ich stehe dann immer in respektvollem Abstand und schaue zu, mit einer Mischung aus Furcht und Bewunderung für die Männer, die sich so nah herantrauen an dieses Höllenfeuer. Ich ahne nicht, dass ich bald Dinge erleben werde, die noch mehr an die Hölle [...] ist der Brennofen nicht angeheizt. Auch sonst ist nichts los auf dem Fabrikhof. Vielleicht ist es noch zu [...] Leere auf dem Fabrikhof verstärkt das Gefühl, dass etwas ganz anders ist als [...] soll auch ein noch nicht Sechsjähriger verstehen, warum wir heute fliehen! Und wovor? Und wohin?Sie haben versucht, es mir zu erklären. Die Feinde kommen. Die einen von da drüben, wo der Hirschberg ist, aus dem sie den Ton für die Tiegel ausgraben, und der Pfaffenberg, wo die Hauptstraße herunterkommt. Das sind die Amerikaner. Und die anderen Feinde kommen von der anderen Seite, über den Schwarzenberg. Die heißen Russen. Aber ich verstehe nicht, warum die kommen und was die hier wollen. Ich verstehe auch nicht, warum den Erwachsenen die einen Feinde - die vom Pfaffenberg - lieber sind als die anderen. Warum? Wenn sie doch beides Feinde [...] kann auch nicht verstehen, warum wir fliehen sollen. Wenn die Feinde von beiden Seiten kommen, erwischen sie uns doch auf jeden Fall. Wie beim Kriegen spielen. Da werde ich abgeschlagen, wenn die anderen von zwei Seiten [...] recht kann ich nicht verstehen, warum wir in Richtung Schwarzenberg fliehen wollen. Wenn doch von da die schlimmeren Feinde kommen! Wenn wir schon weglaufen, sollten wir dann nicht die Straße zum Pfaffenberg hinauffliehen, wo der Feind kommt, der uns lieber ist? Ich habe Mutti danach gefragt. Wir fliehen ja nicht zu dem Feind, hat sie gesagt, sondern in die Festung Harz. Das ist ein komisches Wort, "Festung Harz". Das haben sie aus dem Radio. Der Führer hat es gesagt, oder der andere, einer von denen, die immer so wütend sind, wenn sie im Radio reden. Großmutter hat das seitdem dauernd gesagt: Festung Harz. Da will sie hin. Mit uns. Und wenn Großmutter etwas will, dann kommt es meistens auch [...] weiß nicht, was das ist, die Festung Harz. Ich stelle mir so eine Art Ritterburg vor, mit dicken Mauern und hohen [...] kommt jetzt auch runter auf den Hof, mit meinen zwei Brüdern. Heinz Richard ist vier, Volker siebeneinhalb. Beide haben wie ich einen Rucksack auf. Mutti hat extra aus alten Decken drei Rucksäcke für uns genäht. Wir sollen mithelfen zu tragen, was wir für unsere Flucht brauchen. Ich weiß gar nicht so genau, was drin ist in dem Beutel auf meinem Rücken.Anfangs war ich ein bisschen stolz, dass ich mithelfen durfte. Aber inzwischen ha
Details
Erscheinungsjahr: | 2018 |
---|---|
Genre: | Biografien |
Medium: | Buch |
Inhalt: | 138 S. |
ISBN-13: | 9783963620539 |
ISBN-10: | 3963620536 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Gebunden |
Autor: | zur Nieden, Eckart |
Hersteller: | Francke-Buchhandlung GmbH |
Verantwortliche Person für die EU: | Francke-Buch GmbH, Stefan Jäger, Am Schwanhof 19, D-35037 Marburg, info@francke-buch.de |
Maße: | 185 x 118 x 17 mm |
Von/Mit: | Eckart zur Nieden |
Erscheinungsdatum: | 25.12.2018 |
Gewicht: | 0,191 kg |
Details
Erscheinungsjahr: | 2018 |
---|---|
Genre: | Biografien |
Medium: | Buch |
Inhalt: | 138 S. |
ISBN-13: | 9783963620539 |
ISBN-10: | 3963620536 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Gebunden |
Autor: | zur Nieden, Eckart |
Hersteller: | Francke-Buchhandlung GmbH |
Verantwortliche Person für die EU: | Francke-Buch GmbH, Stefan Jäger, Am Schwanhof 19, D-35037 Marburg, info@francke-buch.de |
Maße: | 185 x 118 x 17 mm |
Von/Mit: | Eckart zur Nieden |
Erscheinungsdatum: | 25.12.2018 |
Gewicht: | 0,191 kg |
Sicherheitshinweis