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Kolonialgeschichten
Regionale Perspektiven auf ein globales Phänomen
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Kolonialismus. Imperialismus. Nationalsozialismus? Chancen und Grenzen eines neuen ParadigmasBirthe KundrusDie deutsche Kolonialepoche wurde jahrelang vornehmlich unter dem Verdikt der "Marginalität" abgehandelt. Zu spät, zu oberflächlich und zu kurz sei der deutsche Kolonialismus gewesen, um irgendwelche tiefergehenden Spuren hinterlassen zu haben, so lautet das Urteil. Aber in jüngster Zeit gerät diese Sichtweise unter Druck. Denn sie übersieht die Pointe des deutschen Kolonialismus in der langen Ära eines globalen Imperialismus: Zwar gab es eine nur kurze realgeschichtliche Phase, diese allerdings war angesiedelt in einer lang anhaltenden Periode imperialer Ambitionen. Das zweite Kennzeichen deutscher Kolonial-Anstrengungen war ihre Multiperspektivität. Nicht nur auf Gebiete in Afrika, Ozeanien und im Fernen Osten, auch nach Vorderasien, nach Südamerika und auf den europäischen Kontinent richtete sich der Blick. Unter diesen zwei Prämissen wird die Zeit zwischen der Reichsgründung und dem "Untergang" des Nationalsozialismus immer mehr als Einheit wahrgenommen, die Konjunkturen unterworfen war, die sich aber doch durch ein sichtbares deutsches formelles wie informelles Expansionsstreben kennzeichnen lässt. David Blackbourn zum Beispiel begreift die Zeit zwischen 1871 und 1945 als deutsche Imperialphase, betrachtet allerdings die affektive Aufladung Osteuropas als spezifisch deutsche Kolonialgeschichte. Schon in der wilhelminischen Epoche habe sich abgezeichnet, dass das eigentliche Gegenstück zu Indien oder Algerien nicht Kamerun gewesen sei, sondern Mitteleuropa. Blackbourn schlussfolgert, dass nicht der Untergang der formellen Kolonialherrschaft 1919, sondern erst das Ende der deutschen Siedlungen in Ost- und Mitteleuropa 1945 die koloniale Zäsur für das Reich markiert. Dieser Gedanke ist anregend, nicht nur weil mit Blick auf das östliche Europa vieles für ihn spricht, sondern auch weil er noch viele Fragen offen lässt. Wie wichtig waren bei dieser so ausgeprägten Präferenz die überseeischen Kolonialanstrengungen? Beeinflussten sich - und wenn ja, wie - Kolonialismus und deutsches "Streben" nach Osteuropa wechselseitig?Jenseits der Grundkonstruktion eines deutschen Imperialismus von 1871 bis 1945, der sich mal auf Kolonien in Afrika und dann wieder auf Osteuropa richtete, scheint momentan noch wenig deutlich zu sein, wie eine derartige Einheit sich konzeptionell plausibilisieren ließe. Folgt man Blackbourns These, dann lässt sich fragen, ob nicht doch die Bedeutung des deutschen Kolonialismus in den derzeitigen Debatten für die deutsche Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert überschätzt wird. Andererseits spielte für die Selbstwahrnehmung von Nationen der zeitgenössische Imperialismus als Referenzrahmen eine bedeutende Rolle, und das meinte eben auch den Besitz von Kolonien. Sollte man also bei diesem Thema nicht viel weniger national argumentieren, sondern als Bezugsgröße immer die europäischen oder westlichen Dimensionen imperialer Herrschaftsformen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert reflektieren? Zugleich scheint ein Bewertungsproblem aufzutauchen: Werden nicht, indem man die kolonialen Wurzeln des Nationalsozialismus betont, der Nationalsozialismus und insbesondere der Holocaust relativiert? Oder wird der kolonialen Vergangenheit endlich der ihr gebührende Platz in der deutschen Erinnerungskultur zugestanden?Der vorliegende Beitrag versucht zunächst kurz die verschiedenen Möglichkeiten, Verbindungslinien zwischen Kolonialismen und Nationalsozialismus herzustellen, im Hinblick auf ihre methodischen und theoretischen Vorannahmen zu systematisieren. Sodann soll an zwei Problemkreisen die grundlegende Frage nach der Bedeutung des deutschen und/oder europäischen/außereuropäischen Imperialismus für den Nationalsozialismus diskutiert werden, nämlich erstens an den Plänen für ein neues Kolonialreich in Afrika, und zweitens anhand der Frage, wie imperial - gemessen an einigen neueren Imperiumstypologien - das "Drit
Kolonialismus. Imperialismus. Nationalsozialismus? Chancen und Grenzen eines neuen ParadigmasBirthe KundrusDie deutsche Kolonialepoche wurde jahrelang vornehmlich unter dem Verdikt der "Marginalität" abgehandelt. Zu spät, zu oberflächlich und zu kurz sei der deutsche Kolonialismus gewesen, um irgendwelche tiefergehenden Spuren hinterlassen zu haben, so lautet das Urteil. Aber in jüngster Zeit gerät diese Sichtweise unter Druck. Denn sie übersieht die Pointe des deutschen Kolonialismus in der langen Ära eines globalen Imperialismus: Zwar gab es eine nur kurze realgeschichtliche Phase, diese allerdings war angesiedelt in einer lang anhaltenden Periode imperialer Ambitionen. Das zweite Kennzeichen deutscher Kolonial-Anstrengungen war ihre Multiperspektivität. Nicht nur auf Gebiete in Afrika, Ozeanien und im Fernen Osten, auch nach Vorderasien, nach Südamerika und auf den europäischen Kontinent richtete sich der Blick. Unter diesen zwei Prämissen wird die Zeit zwischen der Reichsgründung und dem "Untergang" des Nationalsozialismus immer mehr als Einheit wahrgenommen, die Konjunkturen unterworfen war, die sich aber doch durch ein sichtbares deutsches formelles wie informelles Expansionsstreben kennzeichnen lässt. David Blackbourn zum Beispiel begreift die Zeit zwischen 1871 und 1945 als deutsche Imperialphase, betrachtet allerdings die affektive Aufladung Osteuropas als spezifisch deutsche Kolonialgeschichte. Schon in der wilhelminischen Epoche habe sich abgezeichnet, dass das eigentliche Gegenstück zu Indien oder Algerien nicht Kamerun gewesen sei, sondern Mitteleuropa. Blackbourn schlussfolgert, dass nicht der Untergang der formellen Kolonialherrschaft 1919, sondern erst das Ende der deutschen Siedlungen in Ost- und Mitteleuropa 1945 die koloniale Zäsur für das Reich markiert. Dieser Gedanke ist anregend, nicht nur weil mit Blick auf das östliche Europa vieles für ihn spricht, sondern auch weil er noch viele Fragen offen lässt. Wie wichtig waren bei dieser so ausgeprägten Präferenz die überseeischen Kolonialanstrengungen? Beeinflussten sich - und wenn ja, wie - Kolonialismus und deutsches "Streben" nach Osteuropa wechselseitig?Jenseits der Grundkonstruktion eines deutschen Imperialismus von 1871 bis 1945, der sich mal auf Kolonien in Afrika und dann wieder auf Osteuropa richtete, scheint momentan noch wenig deutlich zu sein, wie eine derartige Einheit sich konzeptionell plausibilisieren ließe. Folgt man Blackbourns These, dann lässt sich fragen, ob nicht doch die Bedeutung des deutschen Kolonialismus in den derzeitigen Debatten für die deutsche Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert überschätzt wird. Andererseits spielte für die Selbstwahrnehmung von Nationen der zeitgenössische Imperialismus als Referenzrahmen eine bedeutende Rolle, und das meinte eben auch den Besitz von Kolonien. Sollte man also bei diesem Thema nicht viel weniger national argumentieren, sondern als Bezugsgröße immer die europäischen oder westlichen Dimensionen imperialer Herrschaftsformen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert reflektieren? Zugleich scheint ein Bewertungsproblem aufzutauchen: Werden nicht, indem man die kolonialen Wurzeln des Nationalsozialismus betont, der Nationalsozialismus und insbesondere der Holocaust relativiert? Oder wird der kolonialen Vergangenheit endlich der ihr gebührende Platz in der deutschen Erinnerungskultur zugestanden?Der vorliegende Beitrag versucht zunächst kurz die verschiedenen Möglichkeiten, Verbindungslinien zwischen Kolonialismen und Nationalsozialismus herzustellen, im Hinblick auf ihre methodischen und theoretischen Vorannahmen zu systematisieren. Sodann soll an zwei Problemkreisen die grundlegende Frage nach der Bedeutung des deutschen und/oder europäischen/außereuropäischen Imperialismus für den Nationalsozialismus diskutiert werden, nämlich erstens an den Plänen für ein neues Kolonialreich in Afrika, und zweitens anhand der Frage, wie imperial - gemessen an einigen neueren Imperiumstypologien - das "Drit
Details
Erscheinungsjahr: 2010
Fachbereich: Allgemeines
Genre: Geschichte
Rubrik: Geisteswissenschaften
Thema: Lexika
Medium: Taschenbuch
Seiten: 394
Inhalt: 394 S.
19 Fotos
ISBN-13: 9783593390314
ISBN-10: 3593390310
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Kraft, Claudia
Martschukat, Jürgen
Bassin, Mark
Cooper, Frederick
Lüdtke, Alf
Gilbert, James
Jäger, Jens
Kim, Michael
Klein, Thoralf
Kundrus, Birthe
Redaktion: Kraft, Claudia
Lüdtke, Alf
Martschukat, Jürgen
Herausgeber: Claudia Kraft/Alf Lüdtke/Jürgen Martschukat
Auflage: 1/2010
Besonderheit: Unsere Aufsteiger
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 213 x 139 x 25 mm
Erscheinungsdatum: 08.02.2010
Gewicht: 0,502 kg
preigu-id: 101432334
Details
Erscheinungsjahr: 2010
Fachbereich: Allgemeines
Genre: Geschichte
Rubrik: Geisteswissenschaften
Thema: Lexika
Medium: Taschenbuch
Seiten: 394
Inhalt: 394 S.
19 Fotos
ISBN-13: 9783593390314
ISBN-10: 3593390310
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Kraft, Claudia
Martschukat, Jürgen
Bassin, Mark
Cooper, Frederick
Lüdtke, Alf
Gilbert, James
Jäger, Jens
Kim, Michael
Klein, Thoralf
Kundrus, Birthe
Redaktion: Kraft, Claudia
Lüdtke, Alf
Martschukat, Jürgen
Herausgeber: Claudia Kraft/Alf Lüdtke/Jürgen Martschukat
Auflage: 1/2010
Besonderheit: Unsere Aufsteiger
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 213 x 139 x 25 mm
Erscheinungsdatum: 08.02.2010
Gewicht: 0,502 kg
preigu-id: 101432334
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