Zum Hauptinhalt springen Zur Suche springen Zur Hauptnavigation springen
Dekorationsartikel gehören nicht zum Leistungsumfang.
Kinder im Schulalter
Verhaltensstörungen, Lernprobleme, Normabweichungen
Buch von Theodor/Schneeweiß, Burkhard Hellbrügge
Sprache: Deutsch

34,00 €*

inkl. MwSt.

Versandkostenfrei per Post / DHL

Lieferzeit 1-2 Wochen

Produkt Anzahl: Gib den gewünschten Wert ein oder benutze die Schaltflächen um die Anzahl zu erhöhen oder zu reduzieren.
Kategorien:
Beschreibung
VorwortLernen gehört zu jedem Kind. Angeborene Neugier ist die Triebfeder für Wissens- und Erfahrungszuwachs. Lernen kennt keine Altersgrenze. Die heutige Zeit mit ihrem rasanten wissenschaftlich-technischen Fortschritt erfordert von jedermann eine lebenslange Lernbereitschaft. Erwachsene lernen allerdings anders (und häufig schwerer) als Kinder. Wie aber lernen Kinder? Wie kann man Kindern zu einem Lernen verhelfen, das Freude macht und ihre Lernmotivation fördert?Trotz aller Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten in unserem föderalen Bildungssystem herrscht allgemeine Übereinstimmung, dass Schule Freude bereiten und jeden Schüler und jede Schülerin erfolgreich auf die Anforderungen des zukünftigen Lebens vorbereiten soll. Warum gehen aber viele Kinder und Jugendliche freudlos zur Schule? Warum haben sie »keinen Bock« auf Lernen? Wie kann Schule ein Ort des Frohsinns werden, zu dem sich alle – Schüler wie Lehrer – hingezogen fühlen? Wie kann integrativer Unterricht von Kindern mit besonderen Bedürfnissen gelingen? Der Wunsch und das Ziel einer guten Schule stellt eine Herausforderung an viele Fachdisziplinen und Laien dar – Lehrer, Erzieher, Ärzte, Sozialpädiater, Psychologen, Soziologen, Logopäden, Ergotherapeuten und nicht zuletzt Eltern. Kinderärzte, aber nicht nur sie, werden zunehmend zu schulischen Problemen befragt. Die folgenden Beiträge geben Einblicke in ein kindergerechtes Lernen und vermitteln praktische [...] danken dem Verlag Klett-Cotta für die Möglichkeit, die überarbeiteten Referate des Symposiums »Aktuelle Herausforderungen der Sozialpädiatrie« am 27. und 28. November 2010 im Auditorium Maximum der Ludwig-Maximilians-Universität, München, in diesem Band zu veröffentlichen und damit einer breiten Leserschaft zugänglich zu machen. Herrn Dr. Beyer, Lektor des Verlags für den Bereich Psychologie/Psychotherapie/Psychoanalyse, danken wir für seine verständnisvolle Unterstützung und für gute [...]. Dr. Dr. h. c. mult. Theodor Hellbrügge Prof. Dr. Burkhard Schneeweiß TEIL ILehren und Lernen vom Kind her denken und praktizierenREMO H. LARGOSchule vom Kind her denken Seit einigen Jahren stehen die Kinder und die Schule im Fokus der öffentlichen Diskussion. Die Kinder und Jugendlichen, weil sie in ihrem körperlichen und psychischen Wohlbefinden zunehmend auf vielfache Weise beeinträchtigt sind. Psychosomatische Erkrankungen wie Schlafstörungen, Magersucht und Depressionen nehmen zu. 400 000 deutsche Kinder mit der Diagnose ADHS werden mit Ritalin ruhiggestellt. Alkohol- und Drogenkonsum ängstigen Eltern und Lehrer. Psychische und physische Gewalt gehört in gewissen Schulen zum Alltag. Autorasen und Amoklaufen werden zu neuen Bedrohungen. Jugendliche begehen überdurchschnittlich häufig Suizid. Immer mehr Schüler fühlen sich in der Schule leistungsmäßig und sozial ausgegrenzt. Zu viele Hauptschüler verlassen die Schule ohne Abschluss und [...] die Schule ist in Bedrängnis. Die Resultate der PISA-Studien haben bei Bildungspolitikern und Bildungswissenschaftlern wie auch in der Bevölkerung tiefe Zweifel am bestehenden System geweckt (Max-Planck-Institut 2000, IPN – Leibniz-Institut 2003, 2006). Die Studien zeigen unter anderem auf, wie sehr Kinder aus bildungsfernen Familien in unserem Bildungssystem benachteiligt werden. In der Öffentlichkeit und in der Politik wird kaum eine Debatte so heftig geführt wie die über die Vor- und Nachteile von Gesamtschule und gegliederter Schule. Die gesellschaftliche Verunsicherung erzwang hektische und überstürzte Bildungsreformen, die wiederum zu übertriebenen Leistungsanforderungen bei den Kindern sowie großem Druck bei Eltern und Lehrern geführt haben. So werden die Kinder schon mit dem Schuleintritt auf ein erfolgreiches Überstehen der Selektion für das Turbogymnasium gedrillt. Deutschlands Eltern geben jährlich mehr als eine Milliarde Euro für privaten Nachhilfeunterricht aus (Dohmen 2008). Die vorzeitige schulische Auslese schafft nicht nur einen enormen Leistungsdruck, er benachteiligt auch viele Kinder. Die Lehrer leiden unter einem überladenen Lehrplan und kämpfen immer häufiger mit erzieherischen [...] gibt zahlreiche Gründe für die Zunahme der Belastungen, unter denen Kinder und Schule gleichermaßen leiden. Einer der wichtigsten ist zweifelsohne, dass das Bildungswesen in einer engen Wechselbeziehung mit den sich verändernden Lebens- und Arbeitsbedingungen steht. Bis in die 1970er Jahre hinein bestand hier über Generationen hinweg eine gewisse Kontinuität, welche die Stabilität in der Schule gewährleistete. Seither haben Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft einen Wandel durchgemacht, den wir in seinem ganzen Ausmaß noch nicht richtig begreifen, den wir jedoch spüren und der uns beunruhigt. Es ist keine Übertreibung, wenn dieser Wandel zumindest in einigen Aspekten als Zäsur in der Menschheitsgeschichte bezeichnet wird. Und es erstaunt daher nicht, dass die Schule davon zutiefst betroffen ist.Wandel in Familie, Kultur und Wirtschaft Mit der Einführung der Antibabypille vor 40 Jahren hat das Kind in der Familie eine neue Bedeutung bekommen. In der bisherigen Menschheitsgeschichte bedeuteten Kinder Schicksal. Oftmals kamen zu viele auf die Welt, nicht selten stellten sie eine große Belastung für die Eltern dar. Heutzutage werden nur noch wenige Kinder geboren. Dank der modernen Familienplanung sind bis zu 80 Prozent der Kinder Wunschkinder. Sich für ein Kind zu entscheiden bedeutet für die Eltern, zwischen Familie, beruflicher Karriere und materiellem Wohlstand abwägen zu müssen. Haben sie ein Kind, dann wollen sie auch alles richtig machen. Überspitzt gesagt: Das Kind soll ein Erfolg werden. Damit wird es namentlich in der Mittel- und Oberschicht oft zum Projekt; das erwünschte Resultat soll ein hochbegabtes Kind sein. Eine durchschnittliche Begabung, so scheint es, genügt manchen Eltern nicht mehr. Mit dieser Erwartung ist der Druck auf das Kind und auch die Schule enorm [...] den vergangenen 30 Jahren kam es zu kulturellen und technologischen Umwälzungen, die zu einer tiefen Kluft zwischen den Generationen geführt haben. Gelegentlich bekommt man den Eindruck, Eltern und Lehrer gehörten einer anderen Zeit an als die Kinder – was das Erziehen und Unterrichten kompliziert und anspruchsvoll gestaltet. Eine Kontinuität der Traditionen lässt sich beim besten Willen kaum mehr aufrechterhalten. Während sich die jungen Menschen scheinbar mühelos laufend Neues aneignen, erleben die älteren eine enorme Entwertung ihrer eigenen Lebenserfahrung. In der Vergangenheit verfügte der ältere Mensch auf Grund seiner jahrzehntelangen Erfahrungen über eine natürliche Autorität und wurde als Ratgeber geschätzt. Nun hat der technische Fortschritt, vor allem im IT-Bereich, sowie die Globalisierung und allgemeine Verfügbarkeit von Informationen diese Hierarchie zumindest nachhaltig erschüttert, wenn nicht umgedreht. Mit dem technologischen Fortschritt haben Kinder und Jugendliche keine Probleme, umso mehr aber die Erwachsenen. Deren Wertvorstellungen werden in Frage gestellt, ihr Wissensmonopol erweist sich als brüchig und ihre Kompetenzen altern im Schnellzugtempo. Es ist wohl ebenfalls erstmalig in der Menschheitsgeschichte, dass die junge Generation in wichtigen Bereichen kompetenter ist als die ältere. Die kulturellen Verwerfungen stellen soziale Hierarchien in Frage und bringen sie sogar zum Einsturz, was die älteren Menschen verständlicherweise sehr verunsichert. So ist die begrenzte Medienkompetenz von Eltern und Lehrern ein Tabuthema. Wenn Kinder in der Grundschule lernen, von Hand zu schreiben, ist dagegen nichts einzuwenden. Spätestens beim Schulabgang müssen jedoch alle Schüler bestens mit dem Zehnfingersystem vertraut sein, denn niemand schreibt in der Wirtschaft noch von Hand. Power Point-Präsentationen zu erstellen und souverän vorzuführen muss genauso zur Ausrüstung der Schulabsolventen gehören wie die Beherrschung der gängigen PC-Programme oder das Recherchieren im Internet. Die größte Schwachstelle in einer zukunftsorientierten Bildungsstrategie sind nicht die Kinder, sondern die Erwachsenen mit ihren beschränkten Kompetenzen. Lehrer, die auf die Bedeutung der Handschrift pochen, weil sie die Bedienung des Computers nicht beherrschen und diese auch nicht lernen wollen, schaden den Kindern. Es kann deshalb nicht oft genug wiederholt werden: Eltern und Lehrer müssen sich weiterbilden, wenn sie nicht zum Hemmschuh für die Entwicklung der Kinder werden wollen.Schließlich hat auch unsere Wirtschaft im Verlauf des 20.Jahrhunderts einen tief greifenden Strukturwandel durchgemacht. Der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft sank von fast 60 auf unter fünf Prozent. Der industrielle Sektor verblieb bis in die 1970er Jahre bei rund 50 Prozent und ist seither unter 30 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum stieg der Dienstleistungssektor auf rund 70 Prozent. Deutschland, Österreich und die Schweiz sind zu modernen Dienstleistungs- und Wissensgesellschaften geworden. Kommt hinzu, dass die Wirtschaft zunehmend einen globalen Charakter annimmt. So kann es nicht erstaunen, dass diffuse Globalisierungsängste weite Kreise der Bevölkerung erfasst haben. Spätestens seit der jüngsten Finanzkrise macht sich die Befürchtung breit: Möglicherweise haben wir den Gipfel des Wohlstands erreicht, nachdem es seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wirtschaftlich beinahe ständig aufwärts gegangen ist. Von nun an könnte es wieder abwärts gehen. Und eine Mehrheit der Bevölkerung befürchtet auch, dass die sozialen Unterschiede immer größer und die soziale Isolation noch ausgeprägter werden und zugleich die Sicherheit und Kalkulierbarkeit der eigenen Biographie abnehmen wird (IfD Allensbach 2006). Vor 20 Jahren wähnte man sich noch in der Gewissheit, mit einer soliden Ausbildung und gutem Arbeitseinsatz werde einem die internationale Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt nichts anhaben können. Lange Zeit fühlte man sich mit einem Abitur und erst recht mit einem Hochschulstudium für immer auf der...
VorwortLernen gehört zu jedem Kind. Angeborene Neugier ist die Triebfeder für Wissens- und Erfahrungszuwachs. Lernen kennt keine Altersgrenze. Die heutige Zeit mit ihrem rasanten wissenschaftlich-technischen Fortschritt erfordert von jedermann eine lebenslange Lernbereitschaft. Erwachsene lernen allerdings anders (und häufig schwerer) als Kinder. Wie aber lernen Kinder? Wie kann man Kindern zu einem Lernen verhelfen, das Freude macht und ihre Lernmotivation fördert?Trotz aller Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten in unserem föderalen Bildungssystem herrscht allgemeine Übereinstimmung, dass Schule Freude bereiten und jeden Schüler und jede Schülerin erfolgreich auf die Anforderungen des zukünftigen Lebens vorbereiten soll. Warum gehen aber viele Kinder und Jugendliche freudlos zur Schule? Warum haben sie »keinen Bock« auf Lernen? Wie kann Schule ein Ort des Frohsinns werden, zu dem sich alle – Schüler wie Lehrer – hingezogen fühlen? Wie kann integrativer Unterricht von Kindern mit besonderen Bedürfnissen gelingen? Der Wunsch und das Ziel einer guten Schule stellt eine Herausforderung an viele Fachdisziplinen und Laien dar – Lehrer, Erzieher, Ärzte, Sozialpädiater, Psychologen, Soziologen, Logopäden, Ergotherapeuten und nicht zuletzt Eltern. Kinderärzte, aber nicht nur sie, werden zunehmend zu schulischen Problemen befragt. Die folgenden Beiträge geben Einblicke in ein kindergerechtes Lernen und vermitteln praktische [...] danken dem Verlag Klett-Cotta für die Möglichkeit, die überarbeiteten Referate des Symposiums »Aktuelle Herausforderungen der Sozialpädiatrie« am 27. und 28. November 2010 im Auditorium Maximum der Ludwig-Maximilians-Universität, München, in diesem Band zu veröffentlichen und damit einer breiten Leserschaft zugänglich zu machen. Herrn Dr. Beyer, Lektor des Verlags für den Bereich Psychologie/Psychotherapie/Psychoanalyse, danken wir für seine verständnisvolle Unterstützung und für gute [...]. Dr. Dr. h. c. mult. Theodor Hellbrügge Prof. Dr. Burkhard Schneeweiß TEIL ILehren und Lernen vom Kind her denken und praktizierenREMO H. LARGOSchule vom Kind her denken Seit einigen Jahren stehen die Kinder und die Schule im Fokus der öffentlichen Diskussion. Die Kinder und Jugendlichen, weil sie in ihrem körperlichen und psychischen Wohlbefinden zunehmend auf vielfache Weise beeinträchtigt sind. Psychosomatische Erkrankungen wie Schlafstörungen, Magersucht und Depressionen nehmen zu. 400 000 deutsche Kinder mit der Diagnose ADHS werden mit Ritalin ruhiggestellt. Alkohol- und Drogenkonsum ängstigen Eltern und Lehrer. Psychische und physische Gewalt gehört in gewissen Schulen zum Alltag. Autorasen und Amoklaufen werden zu neuen Bedrohungen. Jugendliche begehen überdurchschnittlich häufig Suizid. Immer mehr Schüler fühlen sich in der Schule leistungsmäßig und sozial ausgegrenzt. Zu viele Hauptschüler verlassen die Schule ohne Abschluss und [...] die Schule ist in Bedrängnis. Die Resultate der PISA-Studien haben bei Bildungspolitikern und Bildungswissenschaftlern wie auch in der Bevölkerung tiefe Zweifel am bestehenden System geweckt (Max-Planck-Institut 2000, IPN – Leibniz-Institut 2003, 2006). Die Studien zeigen unter anderem auf, wie sehr Kinder aus bildungsfernen Familien in unserem Bildungssystem benachteiligt werden. In der Öffentlichkeit und in der Politik wird kaum eine Debatte so heftig geführt wie die über die Vor- und Nachteile von Gesamtschule und gegliederter Schule. Die gesellschaftliche Verunsicherung erzwang hektische und überstürzte Bildungsreformen, die wiederum zu übertriebenen Leistungsanforderungen bei den Kindern sowie großem Druck bei Eltern und Lehrern geführt haben. So werden die Kinder schon mit dem Schuleintritt auf ein erfolgreiches Überstehen der Selektion für das Turbogymnasium gedrillt. Deutschlands Eltern geben jährlich mehr als eine Milliarde Euro für privaten Nachhilfeunterricht aus (Dohmen 2008). Die vorzeitige schulische Auslese schafft nicht nur einen enormen Leistungsdruck, er benachteiligt auch viele Kinder. Die Lehrer leiden unter einem überladenen Lehrplan und kämpfen immer häufiger mit erzieherischen [...] gibt zahlreiche Gründe für die Zunahme der Belastungen, unter denen Kinder und Schule gleichermaßen leiden. Einer der wichtigsten ist zweifelsohne, dass das Bildungswesen in einer engen Wechselbeziehung mit den sich verändernden Lebens- und Arbeitsbedingungen steht. Bis in die 1970er Jahre hinein bestand hier über Generationen hinweg eine gewisse Kontinuität, welche die Stabilität in der Schule gewährleistete. Seither haben Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft einen Wandel durchgemacht, den wir in seinem ganzen Ausmaß noch nicht richtig begreifen, den wir jedoch spüren und der uns beunruhigt. Es ist keine Übertreibung, wenn dieser Wandel zumindest in einigen Aspekten als Zäsur in der Menschheitsgeschichte bezeichnet wird. Und es erstaunt daher nicht, dass die Schule davon zutiefst betroffen ist.Wandel in Familie, Kultur und Wirtschaft Mit der Einführung der Antibabypille vor 40 Jahren hat das Kind in der Familie eine neue Bedeutung bekommen. In der bisherigen Menschheitsgeschichte bedeuteten Kinder Schicksal. Oftmals kamen zu viele auf die Welt, nicht selten stellten sie eine große Belastung für die Eltern dar. Heutzutage werden nur noch wenige Kinder geboren. Dank der modernen Familienplanung sind bis zu 80 Prozent der Kinder Wunschkinder. Sich für ein Kind zu entscheiden bedeutet für die Eltern, zwischen Familie, beruflicher Karriere und materiellem Wohlstand abwägen zu müssen. Haben sie ein Kind, dann wollen sie auch alles richtig machen. Überspitzt gesagt: Das Kind soll ein Erfolg werden. Damit wird es namentlich in der Mittel- und Oberschicht oft zum Projekt; das erwünschte Resultat soll ein hochbegabtes Kind sein. Eine durchschnittliche Begabung, so scheint es, genügt manchen Eltern nicht mehr. Mit dieser Erwartung ist der Druck auf das Kind und auch die Schule enorm [...] den vergangenen 30 Jahren kam es zu kulturellen und technologischen Umwälzungen, die zu einer tiefen Kluft zwischen den Generationen geführt haben. Gelegentlich bekommt man den Eindruck, Eltern und Lehrer gehörten einer anderen Zeit an als die Kinder – was das Erziehen und Unterrichten kompliziert und anspruchsvoll gestaltet. Eine Kontinuität der Traditionen lässt sich beim besten Willen kaum mehr aufrechterhalten. Während sich die jungen Menschen scheinbar mühelos laufend Neues aneignen, erleben die älteren eine enorme Entwertung ihrer eigenen Lebenserfahrung. In der Vergangenheit verfügte der ältere Mensch auf Grund seiner jahrzehntelangen Erfahrungen über eine natürliche Autorität und wurde als Ratgeber geschätzt. Nun hat der technische Fortschritt, vor allem im IT-Bereich, sowie die Globalisierung und allgemeine Verfügbarkeit von Informationen diese Hierarchie zumindest nachhaltig erschüttert, wenn nicht umgedreht. Mit dem technologischen Fortschritt haben Kinder und Jugendliche keine Probleme, umso mehr aber die Erwachsenen. Deren Wertvorstellungen werden in Frage gestellt, ihr Wissensmonopol erweist sich als brüchig und ihre Kompetenzen altern im Schnellzugtempo. Es ist wohl ebenfalls erstmalig in der Menschheitsgeschichte, dass die junge Generation in wichtigen Bereichen kompetenter ist als die ältere. Die kulturellen Verwerfungen stellen soziale Hierarchien in Frage und bringen sie sogar zum Einsturz, was die älteren Menschen verständlicherweise sehr verunsichert. So ist die begrenzte Medienkompetenz von Eltern und Lehrern ein Tabuthema. Wenn Kinder in der Grundschule lernen, von Hand zu schreiben, ist dagegen nichts einzuwenden. Spätestens beim Schulabgang müssen jedoch alle Schüler bestens mit dem Zehnfingersystem vertraut sein, denn niemand schreibt in der Wirtschaft noch von Hand. Power Point-Präsentationen zu erstellen und souverän vorzuführen muss genauso zur Ausrüstung der Schulabsolventen gehören wie die Beherrschung der gängigen PC-Programme oder das Recherchieren im Internet. Die größte Schwachstelle in einer zukunftsorientierten Bildungsstrategie sind nicht die Kinder, sondern die Erwachsenen mit ihren beschränkten Kompetenzen. Lehrer, die auf die Bedeutung der Handschrift pochen, weil sie die Bedienung des Computers nicht beherrschen und diese auch nicht lernen wollen, schaden den Kindern. Es kann deshalb nicht oft genug wiederholt werden: Eltern und Lehrer müssen sich weiterbilden, wenn sie nicht zum Hemmschuh für die Entwicklung der Kinder werden wollen.Schließlich hat auch unsere Wirtschaft im Verlauf des 20.Jahrhunderts einen tief greifenden Strukturwandel durchgemacht. Der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft sank von fast 60 auf unter fünf Prozent. Der industrielle Sektor verblieb bis in die 1970er Jahre bei rund 50 Prozent und ist seither unter 30 Prozent gesunken. Im gleichen Zeitraum stieg der Dienstleistungssektor auf rund 70 Prozent. Deutschland, Österreich und die Schweiz sind zu modernen Dienstleistungs- und Wissensgesellschaften geworden. Kommt hinzu, dass die Wirtschaft zunehmend einen globalen Charakter annimmt. So kann es nicht erstaunen, dass diffuse Globalisierungsängste weite Kreise der Bevölkerung erfasst haben. Spätestens seit der jüngsten Finanzkrise macht sich die Befürchtung breit: Möglicherweise haben wir den Gipfel des Wohlstands erreicht, nachdem es seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wirtschaftlich beinahe ständig aufwärts gegangen ist. Von nun an könnte es wieder abwärts gehen. Und eine Mehrheit der Bevölkerung befürchtet auch, dass die sozialen Unterschiede immer größer und die soziale Isolation noch ausgeprägter werden und zugleich die Sicherheit und Kalkulierbarkeit der eigenen Biographie abnehmen wird (IfD Allensbach 2006). Vor 20 Jahren wähnte man sich noch in der Gewissheit, mit einer soliden Ausbildung und gutem Arbeitseinsatz werde einem die internationale Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt nichts anhaben können. Lange Zeit fühlte man sich mit einem Abitur und erst recht mit einem Hochschulstudium für immer auf der...
Details
Erscheinungsjahr: 2011
Fachbereich: Angewandte Psychologie
Genre: Geisteswissenschaften, Kunst, Musik, Psychologie
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Buch
Inhalt: 210 S.
ISBN-13: 9783608947236
ISBN-10: 360894723X
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Hellbrügge, Theodor/Schneeweiß, Burkhard (Professor)
Redaktion: Theodor Hellbrügge
Burkhard Schneeweiß
Herausgeber: Theodor Hellbrügge/Burkhard Schneeweiß (Professor)
Auflage: 1/2012
Hersteller: Klett-Cotta
J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger
Verantwortliche Person für die EU: Klett-Cotta J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, Rotebühlstr. 77, D-70178 Stuttgart, produktsicherheit@klett-cotta.de
Maße: 234 x 162 x 22 mm
Von/Mit: Theodor/Schneeweiß, Burkhard Hellbrügge
Erscheinungsdatum: 23.11.2011
Gewicht: 0,497 kg
Artikel-ID: 106523391
Details
Erscheinungsjahr: 2011
Fachbereich: Angewandte Psychologie
Genre: Geisteswissenschaften, Kunst, Musik, Psychologie
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Buch
Inhalt: 210 S.
ISBN-13: 9783608947236
ISBN-10: 360894723X
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Hellbrügge, Theodor/Schneeweiß, Burkhard (Professor)
Redaktion: Theodor Hellbrügge
Burkhard Schneeweiß
Herausgeber: Theodor Hellbrügge/Burkhard Schneeweiß (Professor)
Auflage: 1/2012
Hersteller: Klett-Cotta
J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger
Verantwortliche Person für die EU: Klett-Cotta J.G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger, Rotebühlstr. 77, D-70178 Stuttgart, produktsicherheit@klett-cotta.de
Maße: 234 x 162 x 22 mm
Von/Mit: Theodor/Schneeweiß, Burkhard Hellbrügge
Erscheinungsdatum: 23.11.2011
Gewicht: 0,497 kg
Artikel-ID: 106523391
Sicherheitshinweis

Ähnliche Produkte

Ähnliche Produkte