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Beschreibung
PrologIm Jahr 1976 war ich neun Jahre alt, lebte in Teheran in einer unbeschwerten Welt, spielte mit unseren Nachbarskindern und besuchte mit ihnen die Schule. Schon immer war ich neugierig und stellte viele Fragen, die oft auf Kritik und Unmut meines Vaters gestoßen sind. Er war kein unbedingter Freund des Räsonierens. Der Anblick der herumsitzenden Bettler an den Straßen der Hauptstadt machten mich nachdenklich, doch die Erwachsenen reagierten oft unwirsch und wimmelten mich kurzerhand mit »Was geht dich das an?« ab. Ein Ereignis in Teheran, unweit von unserem Zuhause, versetzte meinem Weltbild den ersten tiefen [...] Vater hatte mich losgeschickt, um Obst und Gemüse zu kaufen. Kurz nach meiner Ankunft im Laden ereignete sich auf der Kreuzung ein Unfall. Ein Autofahrer war versehentlich gegen die Richtung einer Einbahnstraße gefahren und hatte dabei den Pritschenwagen unseres alten Gemüsehändlers gerammt, der gerade am Einparken war. Der Fahrer stieg aus, zerrte den Händler aus seinem Wagen, hieb auf ihn ein und beschimpfte ihn mit ausländischem Akzent: »Hurensohn, hast du keine Augen im Kopf?«Obschon dieser Ausdruck im Iran eine absolut ehrverletzende Beleidigung ist, duckte sich der Gemüsehändler verängstigt und schwieg. Der Zigarettenverkäufer sah mein ungläubiges Entsetzen und raunte mir zu: »Das ist ein Brite.« Ich rannte hinaus, stieß diesen »Briten« an und fragte: »Warum hast du unseren Gemüsehändler geschlagen?« Er griff in seine Tasche, gab mir eine Münze mit der Bemerkung, ich solle mir ein Eis kaufen. Ich nahm das Geld nicht an, lief nach Hause und erzählte den Vorfall meinem Vater. Doch statt mich aufzuklären, gab er mir eine Ohrfeige. Er knurrte, ich hätte mich nicht einmischen sollen. Solche Leute genössen Immunität; sie könnten sich alles erlauben. In diesem Moment war für mich das Verhalten meines Vaters nicht [...] frühe Erfahrung hat teilweise meine Jugend und später mein intellektuelles Leben geprägt. Immer wieder fragte ich mich, mit welchem Recht dieser Brite, der den Unfall verursacht hatte, sich erlauben konnte, unseren Gemüsehändler derart zu demütigen. Und mir stellte sich die Frage, warum keiner gewagt hatte, ihn auf sein Unrecht [...] positiveres Bild von Menschen anderer Nationen bescherte mir später die Bekanntschaft mit einem Hochschullehrer in unserer Nachbarschaft. Alireza hatte in den 1960er-Jahren in Deutschland Maschinenbau studiert, lebte aber nun mit seiner deutschen Frau und vier Kindern im Iran. Er erzählte viel über die deutsche Geschichte und Gegenwart. Mir empfahl er, die »Kulturgeschichte der Menschheit« von Will Durant zu lesen, der allerdings ein US-amerikanischer Wissenschaftler war. Hieraus gewann ich ein positives Bild über die europäisch-westliche Geistesgeschichte und ein positives Deutschlandbild, was mich später motivierte, das »Land der Dichter und Denker« als Zielland meiner Migration zu wählen.Inzwischen bin ich seit mehr als 30 Jahren in Deutschland, wo ich meine gesamte wissenschaftliche Ausbildung genießen durfte. Bis dahin bin ich einen langen steinigen Weg gegangen, auf dem ich auf manche Frage meiner Jugend eine Antwort erhielt, andere Fragen aber bis zum heutigen Tag offen sind und der Beantwortung harren. Mit Leib und Seele habe ich versucht, privat und in wissenschaftlicher Hinsicht Brücken zwischen Deutschland und dem Iran zu bauen, obschon ich immer wieder erfahren musste, wie aufreibend und teilweise vergeblich solche Versuche sind. Ernsthaftes Interesse an einem Dialog der Politiker gegenüber dem Iran habe ich bis heute nicht wahrnehmen [...] meiner ersten Heimat stoße ich auf Kritik, wenn ich zu bedenken gebe, wir sollten die westliche Kultur als erstrebenswert betrachten. Deutschland sei weder ein Schlaraffenland noch Dreh- und Angelpunkt der Weltzivilisation, sondern ein Land, das durch Ordnung und Disziplin groß geworden sei. In Deutschland schüttelt man den Kopf, wenn ich sage, der Iran habe sich trotz Sanktione
PrologIm Jahr 1976 war ich neun Jahre alt, lebte in Teheran in einer unbeschwerten Welt, spielte mit unseren Nachbarskindern und besuchte mit ihnen die Schule. Schon immer war ich neugierig und stellte viele Fragen, die oft auf Kritik und Unmut meines Vaters gestoßen sind. Er war kein unbedingter Freund des Räsonierens. Der Anblick der herumsitzenden Bettler an den Straßen der Hauptstadt machten mich nachdenklich, doch die Erwachsenen reagierten oft unwirsch und wimmelten mich kurzerhand mit »Was geht dich das an?« ab. Ein Ereignis in Teheran, unweit von unserem Zuhause, versetzte meinem Weltbild den ersten tiefen [...] Vater hatte mich losgeschickt, um Obst und Gemüse zu kaufen. Kurz nach meiner Ankunft im Laden ereignete sich auf der Kreuzung ein Unfall. Ein Autofahrer war versehentlich gegen die Richtung einer Einbahnstraße gefahren und hatte dabei den Pritschenwagen unseres alten Gemüsehändlers gerammt, der gerade am Einparken war. Der Fahrer stieg aus, zerrte den Händler aus seinem Wagen, hieb auf ihn ein und beschimpfte ihn mit ausländischem Akzent: »Hurensohn, hast du keine Augen im Kopf?«Obschon dieser Ausdruck im Iran eine absolut ehrverletzende Beleidigung ist, duckte sich der Gemüsehändler verängstigt und schwieg. Der Zigarettenverkäufer sah mein ungläubiges Entsetzen und raunte mir zu: »Das ist ein Brite.« Ich rannte hinaus, stieß diesen »Briten« an und fragte: »Warum hast du unseren Gemüsehändler geschlagen?« Er griff in seine Tasche, gab mir eine Münze mit der Bemerkung, ich solle mir ein Eis kaufen. Ich nahm das Geld nicht an, lief nach Hause und erzählte den Vorfall meinem Vater. Doch statt mich aufzuklären, gab er mir eine Ohrfeige. Er knurrte, ich hätte mich nicht einmischen sollen. Solche Leute genössen Immunität; sie könnten sich alles erlauben. In diesem Moment war für mich das Verhalten meines Vaters nicht [...] frühe Erfahrung hat teilweise meine Jugend und später mein intellektuelles Leben geprägt. Immer wieder fragte ich mich, mit welchem Recht dieser Brite, der den Unfall verursacht hatte, sich erlauben konnte, unseren Gemüsehändler derart zu demütigen. Und mir stellte sich die Frage, warum keiner gewagt hatte, ihn auf sein Unrecht [...] positiveres Bild von Menschen anderer Nationen bescherte mir später die Bekanntschaft mit einem Hochschullehrer in unserer Nachbarschaft. Alireza hatte in den 1960er-Jahren in Deutschland Maschinenbau studiert, lebte aber nun mit seiner deutschen Frau und vier Kindern im Iran. Er erzählte viel über die deutsche Geschichte und Gegenwart. Mir empfahl er, die »Kulturgeschichte der Menschheit« von Will Durant zu lesen, der allerdings ein US-amerikanischer Wissenschaftler war. Hieraus gewann ich ein positives Bild über die europäisch-westliche Geistesgeschichte und ein positives Deutschlandbild, was mich später motivierte, das »Land der Dichter und Denker« als Zielland meiner Migration zu wählen.Inzwischen bin ich seit mehr als 30 Jahren in Deutschland, wo ich meine gesamte wissenschaftliche Ausbildung genießen durfte. Bis dahin bin ich einen langen steinigen Weg gegangen, auf dem ich auf manche Frage meiner Jugend eine Antwort erhielt, andere Fragen aber bis zum heutigen Tag offen sind und der Beantwortung harren. Mit Leib und Seele habe ich versucht, privat und in wissenschaftlicher Hinsicht Brücken zwischen Deutschland und dem Iran zu bauen, obschon ich immer wieder erfahren musste, wie aufreibend und teilweise vergeblich solche Versuche sind. Ernsthaftes Interesse an einem Dialog der Politiker gegenüber dem Iran habe ich bis heute nicht wahrnehmen [...] meiner ersten Heimat stoße ich auf Kritik, wenn ich zu bedenken gebe, wir sollten die westliche Kultur als erstrebenswert betrachten. Deutschland sei weder ein Schlaraffenland noch Dreh- und Angelpunkt der Weltzivilisation, sondern ein Land, das durch Ordnung und Disziplin groß geworden sei. In Deutschland schüttelt man den Kopf, wenn ich sage, der Iran habe sich trotz Sanktione
Details
Erscheinungsjahr: | 2021 |
---|---|
Genre: | Recht, Sozialwissenschaften, Wirtschaft |
Medium: | Taschenbuch |
Inhalt: |
312 S.
14 s/w Zeichng. 14 Illustr. |
ISBN-13: | 9783957682307 |
ISBN-10: | 3957682304 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Paperback |
Autor: | Yousefi, Hamid Reza |
Auflage: | 1/2021 |
lau-verlag & handel kg: | Lau-Verlag & Handel KG |
Verantwortliche Person für die EU: | Lau-Verlag & Handel KG, Patrick Lau, Kirschenweg 10a, D-21465 Reinbek, info@lau-verlag.de |
Maße: | 220 x 140 x 23 mm |
Von/Mit: | Hamid Reza Yousefi |
Erscheinungsdatum: | 12.10.2021 |
Gewicht: | 0,462 kg |
Details
Erscheinungsjahr: | 2021 |
---|---|
Genre: | Recht, Sozialwissenschaften, Wirtschaft |
Medium: | Taschenbuch |
Inhalt: |
312 S.
14 s/w Zeichng. 14 Illustr. |
ISBN-13: | 9783957682307 |
ISBN-10: | 3957682304 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Paperback |
Autor: | Yousefi, Hamid Reza |
Auflage: | 1/2021 |
lau-verlag & handel kg: | Lau-Verlag & Handel KG |
Verantwortliche Person für die EU: | Lau-Verlag & Handel KG, Patrick Lau, Kirschenweg 10a, D-21465 Reinbek, info@lau-verlag.de |
Maße: | 220 x 140 x 23 mm |
Von/Mit: | Hamid Reza Yousefi |
Erscheinungsdatum: | 12.10.2021 |
Gewicht: | 0,462 kg |
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