Seit zwei Tagen waren die Schmerzen da. Appetit- und Antriebslosigkeit zeigten deutlich, dass die Gesundheit der Stute stark angeschlagen war. Die Lahmheit im linken Vorderbein schien sich verschlimmert zu haben, denn bei jedem Schritt kam ein leises Stöhnen aus den samtenen Nüstern und die Stute lehnte sich eng an die Pferdeführerin, um Halt zu suchen.
"Stell sie wieder in die Boxe", rief der Tierarzt der Pflegerin zu, was diese umgehend tat.
"Wir müssen Fieber messen und ihr eine schmerzstillende Spritze geben, damit sie sich besser fühlt und wieder Nahrung zu sich nimmt", sagte Trainer Tebbe zu dem neben ihm stehenden Tierarzt. Dr. Kupfer nickte stumm, zog die Spritze auf und drückte die Flüssigkeit in den Hals der Stute, die das ganze Prozedere fast teilnahmslos über sich ergehen ließ. Offenbar ahnte sie, dass ihr dieses Medikament helfen würde, sich bald wieder wohler zu fühlen, und ließ den kleinen Nadelpikser zu.
Das Fieberthermometer piepte und die Tierarzt-Assistentin zog es aus dem After des Pferdes. "39,8", rief sie Dr. Kupfer zu. "Schon etwas zurückgegangen, aber noch höher, als wir dachten.""Gut, das war es dann, heute können wir nichts mehr tun", antwortete Dr. Kupfer, packte seine Arzttasche, verabschiedete sich von Trainer Tebbe und verließ den Stall in Richtung Parkplatz. Als er in seinen japanischen Geländewagen stieg, kam schon seine Assistentin hinzu und setzte sich auf den Beifahrersitz.
"Es wird noch einige Tage dauern, bis sich die Entzündung in dem Bein in Luft aufgelöst hat und die Stute wieder ins Training einsteigen kann", sagte der Tierarzt....
Trainer Hans Tebbe setzte sehr viel Hoffnung in Carmencitas Rennlaufbahn. Die Stute hatte hervorragende Trainingsleistungen abgeliefert und der erste Start in einem Galopprennen war schon geplant gewesen, als sie sich in der Abschlussarbeit zu diesem Rennen eine Verletzung zuzog. Keiner wusste Genaues; selbst der Reiter hatte...