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Digitalisierung der Wissensarbeit
Interdisziplinäre Analysen und Fallstudien
Taschenbuch von Kai Dröge
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
EinleitungKai Dröge und Andrea Glauser»Sie lenken und beaufsichtigen industrielle Arbeitsvorgänge, ersetzen die Menschen, vertreiben sie aus den Büros und von den Arbeitsplätzen an den Fließbändern.«Diese Zukunftsvision über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt könnte durchaus aus einer der zahlreichen aktuellen Publikationen stammen, etwa zum Thema Industrie 4.0. Geschrieben wurde dieser Satz aber bereits 1956. Unter dem Titel »Die Magie der Roboter« berichtete Der Spiegel damals ausführlich über die Errichtung eines neuen »Elektronengehirns« in Frankfurt am Main (der Begriff Computer war noch nicht geläufig), eine »400 Zentner schwere Denkapparatur«, dem damals größten und schnellsten digitalen Rechner in Europa (Der Spiegel 1956: [...] war die Zeit, als die ersten Großrechner in den Unternehmen und Verwaltungen Einzug hielten. Sie füllten noch ganze Räume und wurden auf einfache Weise per Lochkarte programmiert, hatten aber schon bei Wahlprognosen oder in der Lohnbuchhaltung großer amerikanischer Unternehmen ihr Potenzial bewiesen. Damit brach in der Geschichte der Technisierung der Arbeitswelt eine neue Epoche an. Bisher war vor allem die manuelle Arbeit durch leistungsfähige Maschinen ersetzt worden. Jetzt wurde sichtbar, dass sich auch geistige Arbeit bis zu einem gewissen Grad technisch automatisieren ließ und die neuen Rechenmaschinen dabei dem Menschen in Geschwindigkeit und Präzision häufig überlegen waren (Heintz 1993, Heßler 2015).»Können Elektronengehirne denken?« (Der Spiegel 1956: 53), fragte der Artikel folgerichtig, und gab eine durchaus differenzierte Antwort: Einerseits folgten die neuen »Geistesroboter« einem starren Programmablauf und ließen somit die für den menschlichen Geist charakteristische Flexibilität und Kreativität vermissen. Anderseits aber seien sie lernfähig, könnten »Erfahrungen« speichern und auf dieser Grundlage ihre Entscheidungen verbessern. Der Artikel ließ ausführlich Norbert Wiener zu Wort kommen, Mathematiker und visionärer Vordenker des Computerzeitalters, der eindringlich warnte, wir könnten »der größten Arbeitslosigkeit entgegengehen, die wir je erlebt haben«, wenn die vollautomatisierte Fabrik erst einmal Wirklichkeit geworden sei (Der Spiegel 1956: 51 f.).Allerdings hielt der Artikel auch eine andere, positivere Zukunftsperspektive bereit. Im Zusammenspiel mit den neuen digitalen Rechnern könne der menschliche Geist zu ungeahnten Höhenflügen ansetzen: Wissenschaftliche Probleme, deren Bearbeitung zuvor viele Jahre in Anspruch genommen hätte, ließen sich jetzt in Stunden oder Tagen lösen, Meteorologen könnten ihre Prognosen stark verbessern, und auch für viele Beschäftigte in den Büros würde der Einzug des Computers große Vorteile bringen: »Frei von der eintönigen Routinearbeit, wird der Mensch zunehmend wieder Zeit für schöpferische Aufgaben haben.« (ebd.: 42)Dieses Schlaglicht auf die Frühgeschichte der Computerentwicklung zeigt, dass die Diskussion um Digitalisierung von Beginn an zwei wichtige Deutungsmuster geprägt hat, die wir auch aus der heutigen Debatte kennen (Heßler 2015): Einmal die Befürchtung, dass die neuen Maschinen die kognitiven Fähigkeiten des Menschen in vielen Bereichen ersetzen und überflüssig machen könnten, zum anderen die Hoffnung, dass sie als Werkzeuge des menschlichen Geistes dessen Möglichkeiten ähnlich stark erweitern würden, wie zuvor bereits Dampfmaschine und Elektrizität die Grenzen der menschlichen Körperkraft überwunden [...] allem diese zweite, positive Sicht hat sich dann einige Jahre später mit einer anderen Debatte verbunden, in der es darum ging, welche Produktivkräfte für die kapitalistischen Wirtschaften des Westens nach dem absehbaren Ende des Industriezeitalters leitend sein könnten. In diesem Zusammenhang hat der US-amerikanische Ökonom Peter F. Drucker im Jahr 1959 den Begriff »Knowledge Work« (Wissensarbeit) erstmals in die Diskussion gebracht und in den Folgejahren in vielfältigen Varianten popularisi
EinleitungKai Dröge und Andrea Glauser»Sie lenken und beaufsichtigen industrielle Arbeitsvorgänge, ersetzen die Menschen, vertreiben sie aus den Büros und von den Arbeitsplätzen an den Fließbändern.«Diese Zukunftsvision über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeitswelt könnte durchaus aus einer der zahlreichen aktuellen Publikationen stammen, etwa zum Thema Industrie 4.0. Geschrieben wurde dieser Satz aber bereits 1956. Unter dem Titel »Die Magie der Roboter« berichtete Der Spiegel damals ausführlich über die Errichtung eines neuen »Elektronengehirns« in Frankfurt am Main (der Begriff Computer war noch nicht geläufig), eine »400 Zentner schwere Denkapparatur«, dem damals größten und schnellsten digitalen Rechner in Europa (Der Spiegel 1956: [...] war die Zeit, als die ersten Großrechner in den Unternehmen und Verwaltungen Einzug hielten. Sie füllten noch ganze Räume und wurden auf einfache Weise per Lochkarte programmiert, hatten aber schon bei Wahlprognosen oder in der Lohnbuchhaltung großer amerikanischer Unternehmen ihr Potenzial bewiesen. Damit brach in der Geschichte der Technisierung der Arbeitswelt eine neue Epoche an. Bisher war vor allem die manuelle Arbeit durch leistungsfähige Maschinen ersetzt worden. Jetzt wurde sichtbar, dass sich auch geistige Arbeit bis zu einem gewissen Grad technisch automatisieren ließ und die neuen Rechenmaschinen dabei dem Menschen in Geschwindigkeit und Präzision häufig überlegen waren (Heintz 1993, Heßler 2015).»Können Elektronengehirne denken?« (Der Spiegel 1956: 53), fragte der Artikel folgerichtig, und gab eine durchaus differenzierte Antwort: Einerseits folgten die neuen »Geistesroboter« einem starren Programmablauf und ließen somit die für den menschlichen Geist charakteristische Flexibilität und Kreativität vermissen. Anderseits aber seien sie lernfähig, könnten »Erfahrungen« speichern und auf dieser Grundlage ihre Entscheidungen verbessern. Der Artikel ließ ausführlich Norbert Wiener zu Wort kommen, Mathematiker und visionärer Vordenker des Computerzeitalters, der eindringlich warnte, wir könnten »der größten Arbeitslosigkeit entgegengehen, die wir je erlebt haben«, wenn die vollautomatisierte Fabrik erst einmal Wirklichkeit geworden sei (Der Spiegel 1956: 51 f.).Allerdings hielt der Artikel auch eine andere, positivere Zukunftsperspektive bereit. Im Zusammenspiel mit den neuen digitalen Rechnern könne der menschliche Geist zu ungeahnten Höhenflügen ansetzen: Wissenschaftliche Probleme, deren Bearbeitung zuvor viele Jahre in Anspruch genommen hätte, ließen sich jetzt in Stunden oder Tagen lösen, Meteorologen könnten ihre Prognosen stark verbessern, und auch für viele Beschäftigte in den Büros würde der Einzug des Computers große Vorteile bringen: »Frei von der eintönigen Routinearbeit, wird der Mensch zunehmend wieder Zeit für schöpferische Aufgaben haben.« (ebd.: 42)Dieses Schlaglicht auf die Frühgeschichte der Computerentwicklung zeigt, dass die Diskussion um Digitalisierung von Beginn an zwei wichtige Deutungsmuster geprägt hat, die wir auch aus der heutigen Debatte kennen (Heßler 2015): Einmal die Befürchtung, dass die neuen Maschinen die kognitiven Fähigkeiten des Menschen in vielen Bereichen ersetzen und überflüssig machen könnten, zum anderen die Hoffnung, dass sie als Werkzeuge des menschlichen Geistes dessen Möglichkeiten ähnlich stark erweitern würden, wie zuvor bereits Dampfmaschine und Elektrizität die Grenzen der menschlichen Körperkraft überwunden [...] allem diese zweite, positive Sicht hat sich dann einige Jahre später mit einer anderen Debatte verbunden, in der es darum ging, welche Produktivkräfte für die kapitalistischen Wirtschaften des Westens nach dem absehbaren Ende des Industriezeitalters leitend sein könnten. In diesem Zusammenhang hat der US-amerikanische Ökonom Peter F. Drucker im Jahr 1959 den Begriff »Knowledge Work« (Wissensarbeit) erstmals in die Diskussion gebracht und in den Folgejahren in vielfältigen Varianten popularisi
Details
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Recht, Sozialwissenschaften, Wirtschaft
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 268 S.
ISBN-13: 9783593510958
ISBN-10: 3593510952
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Dröge, Kai
Glauser, Andrea
Redaktion: Dröge, Kai
Glauser, Andrea
Herausgeber: Kai Dröge/Andrea Glauser
Auflage: 1/2019
campus verlag: Campus Verlag
Verantwortliche Person für die EU: Campus Verlag GmbH, Werderstr. 10, D-69469 Weinheim, info@campus.de
Maße: 215 x 140 x 18 mm
Von/Mit: Kai Dröge
Erscheinungsdatum: 18.12.2019
Gewicht: 0,343 kg
Artikel-ID: 116206628
Details
Erscheinungsjahr: 2019
Genre: Recht, Sozialwissenschaften, Wirtschaft
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 268 S.
ISBN-13: 9783593510958
ISBN-10: 3593510952
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Dröge, Kai
Glauser, Andrea
Redaktion: Dröge, Kai
Glauser, Andrea
Herausgeber: Kai Dröge/Andrea Glauser
Auflage: 1/2019
campus verlag: Campus Verlag
Verantwortliche Person für die EU: Campus Verlag GmbH, Werderstr. 10, D-69469 Weinheim, info@campus.de
Maße: 215 x 140 x 18 mm
Von/Mit: Kai Dröge
Erscheinungsdatum: 18.12.2019
Gewicht: 0,343 kg
Artikel-ID: 116206628
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