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Beschreibung
Wir können nicht allen helfen
Als wir nach Linderud kommen, macht Alexa sich in die Hose. Wir wollten ja alles bis nach Hause gehen und sie war einverstanden, es habe doch keinen Sinn, bei fünf Stationen Geld für den Bus auszugeben. Aber jetzt sind wir gerade einmal beim Einkaufszentrum vorbei, wir haben noch mehr als die Hälfte des Weges vor uns.
Ich habe gefragt, ob es in Ordnung sei zu gehen. Und sie kletterte an der Kindergartentür hoch und sagte: "Na klar, Mama."
Jetzt sagt sie nichts mehr, aber sie beginnt breitbeinig zu gehen, und ich weiß, sie friert. Es ist Dezember. Ihr Reflektoranhänger, ein Bär, baumelt an ihrer wattierten Jacke.
Sechzig minus fünfundvierzig ist fünfzehn. Ich habe noch fünfzehn Kronen übrig.
Aber ich kann nicht schwarzfahren, nicht mit ihr, denn sie sieht alles, was ich mache, sie beobachtet mich die ganze Zeit, und wenn ich hinten einsteigen will, baut sie sich plötzlich beim Automaten vor mir auf und sagt: "Haben wir einen Fahrschein, Mama?"
Und die Häuserblocks glitzern, und Alexa watschelt, und die Autos dröhnen, und die Laternenmasten sind vollgekritzelt mit Graffitis, ich weiß noch, wie Alexa meinen Namen so hinten an die Sporthalle gemalt hat. Ich sage nichts dazu, dass sie sich in die Hose gemacht hat, aber ich weiß, dass sie zu Hause sofort ins Bad läuft und die Tür zuschließt, und nach ein paar Tagen finde ich ihre Unterhose, zusammengerollt, ganz unten im Wäschekorb. So ist sie, so läuft das, so ist sie.
Aber ich halte es nicht aus, sie so watscheln zu sehen.
"Wir können den Bus nehmen", sage ich.
Sie blickt auf.
"Ja", sagt sie. "Das ist vielleicht besser."
Wir drehen um. Das Einkaufszentrum leuchtet. Sie haben es rundherum mit Lichterketten aufgeputzt, es soll aussehen wie ein Geschenk.
Da nimmt Alexa meine Hand und bleibt stehen.
Ein junger Typ steht vor uns. Er lächelt, er ist wahrscheinlich so alt wie ich, er ist hübsch. Er hält einen Pappbecher in der Hand.
"Könnt ihr mir mit ein bisschen Kleingeld aushelfen?", fragt er.
Seine Finger sind geschwollen. Alexa drückt fest meine Hand. Ihr tun immer alle so leid, viel zu sehr, wie bei dem Irrsinn mit den Puppen. Sie ist richtig besessen davon, alle müssen die Decke bis zum Kinn gezogen haben, dann liegen sie da am Fußende des Bettes und jede Nacht setzt sie sich zwanzig Mal auf, um nachzusehen, dass sie auch ja alle gleich behandelt. Sie muss anders werden. Sie muss mehr wie ich werden.
"Leider nicht", sage ich und gehe weiter.
Seine Jogginghose ist unten dreckig, und ich schaue auf Alexas Beine, sie bewegt sich so steif und eigenartig. So läuft das. So läuft das, ich erinnere mich an alle diese Mädchen, keine Aufzeichnungen im Zykluskalender, keine Pille danach in der Geldbörse, so kann's gehen, wenn man nicht ist wie sie. Dort drüben ist die Bushaltestelle. Wir haben sicher noch etwas im Tiefkühler, wir kommen sicher klar, so kann sie doch nicht nach Hause gehen.
Jetzt blickt sie auf.
"Mama", sagt sie. "Warum?"
"Warum was?", sage ich.
Sie neigt dazu zu denken, dass ich in ihrem Kopf bin.
Wir stellen uns zur Bushaltestelle. Ich schaue zur Ecke hin, da kommt kein Bus. Jetzt ist das Pipi sicher eiskalt.
"Warum nicht?", fragt sie.
Als wir nach Linderud kommen, macht Alexa sich in die Hose. Wir wollten ja alles bis nach Hause gehen und sie war einverstanden, es habe doch keinen Sinn, bei fünf Stationen Geld für den Bus auszugeben. Aber jetzt sind wir gerade einmal beim Einkaufszentrum vorbei, wir haben noch mehr als die Hälfte des Weges vor uns.
Ich habe gefragt, ob es in Ordnung sei zu gehen. Und sie kletterte an der Kindergartentür hoch und sagte: "Na klar, Mama."
Jetzt sagt sie nichts mehr, aber sie beginnt breitbeinig zu gehen, und ich weiß, sie friert. Es ist Dezember. Ihr Reflektoranhänger, ein Bär, baumelt an ihrer wattierten Jacke.
Sechzig minus fünfundvierzig ist fünfzehn. Ich habe noch fünfzehn Kronen übrig.
Aber ich kann nicht schwarzfahren, nicht mit ihr, denn sie sieht alles, was ich mache, sie beobachtet mich die ganze Zeit, und wenn ich hinten einsteigen will, baut sie sich plötzlich beim Automaten vor mir auf und sagt: "Haben wir einen Fahrschein, Mama?"
Und die Häuserblocks glitzern, und Alexa watschelt, und die Autos dröhnen, und die Laternenmasten sind vollgekritzelt mit Graffitis, ich weiß noch, wie Alexa meinen Namen so hinten an die Sporthalle gemalt hat. Ich sage nichts dazu, dass sie sich in die Hose gemacht hat, aber ich weiß, dass sie zu Hause sofort ins Bad läuft und die Tür zuschließt, und nach ein paar Tagen finde ich ihre Unterhose, zusammengerollt, ganz unten im Wäschekorb. So ist sie, so läuft das, so ist sie.
Aber ich halte es nicht aus, sie so watscheln zu sehen.
"Wir können den Bus nehmen", sage ich.
Sie blickt auf.
"Ja", sagt sie. "Das ist vielleicht besser."
Wir drehen um. Das Einkaufszentrum leuchtet. Sie haben es rundherum mit Lichterketten aufgeputzt, es soll aussehen wie ein Geschenk.
Da nimmt Alexa meine Hand und bleibt stehen.
Ein junger Typ steht vor uns. Er lächelt, er ist wahrscheinlich so alt wie ich, er ist hübsch. Er hält einen Pappbecher in der Hand.
"Könnt ihr mir mit ein bisschen Kleingeld aushelfen?", fragt er.
Seine Finger sind geschwollen. Alexa drückt fest meine Hand. Ihr tun immer alle so leid, viel zu sehr, wie bei dem Irrsinn mit den Puppen. Sie ist richtig besessen davon, alle müssen die Decke bis zum Kinn gezogen haben, dann liegen sie da am Fußende des Bettes und jede Nacht setzt sie sich zwanzig Mal auf, um nachzusehen, dass sie auch ja alle gleich behandelt. Sie muss anders werden. Sie muss mehr wie ich werden.
"Leider nicht", sage ich und gehe weiter.
Seine Jogginghose ist unten dreckig, und ich schaue auf Alexas Beine, sie bewegt sich so steif und eigenartig. So läuft das. So läuft das, ich erinnere mich an alle diese Mädchen, keine Aufzeichnungen im Zykluskalender, keine Pille danach in der Geldbörse, so kann's gehen, wenn man nicht ist wie sie. Dort drüben ist die Bushaltestelle. Wir haben sicher noch etwas im Tiefkühler, wir kommen sicher klar, so kann sie doch nicht nach Hause gehen.
Jetzt blickt sie auf.
"Mama", sagt sie. "Warum?"
"Warum was?", sage ich.
Sie neigt dazu zu denken, dass ich in ihrem Kopf bin.
Wir stellen uns zur Bushaltestelle. Ich schaue zur Ecke hin, da kommt kein Bus. Jetzt ist das Pipi sicher eiskalt.
"Warum nicht?", fragt sie.
Wir können nicht allen helfen
Als wir nach Linderud kommen, macht Alexa sich in die Hose. Wir wollten ja alles bis nach Hause gehen und sie war einverstanden, es habe doch keinen Sinn, bei fünf Stationen Geld für den Bus auszugeben. Aber jetzt sind wir gerade einmal beim Einkaufszentrum vorbei, wir haben noch mehr als die Hälfte des Weges vor uns.
Ich habe gefragt, ob es in Ordnung sei zu gehen. Und sie kletterte an der Kindergartentür hoch und sagte: "Na klar, Mama."
Jetzt sagt sie nichts mehr, aber sie beginnt breitbeinig zu gehen, und ich weiß, sie friert. Es ist Dezember. Ihr Reflektoranhänger, ein Bär, baumelt an ihrer wattierten Jacke.
Sechzig minus fünfundvierzig ist fünfzehn. Ich habe noch fünfzehn Kronen übrig.
Aber ich kann nicht schwarzfahren, nicht mit ihr, denn sie sieht alles, was ich mache, sie beobachtet mich die ganze Zeit, und wenn ich hinten einsteigen will, baut sie sich plötzlich beim Automaten vor mir auf und sagt: "Haben wir einen Fahrschein, Mama?"
Und die Häuserblocks glitzern, und Alexa watschelt, und die Autos dröhnen, und die Laternenmasten sind vollgekritzelt mit Graffitis, ich weiß noch, wie Alexa meinen Namen so hinten an die Sporthalle gemalt hat. Ich sage nichts dazu, dass sie sich in die Hose gemacht hat, aber ich weiß, dass sie zu Hause sofort ins Bad läuft und die Tür zuschließt, und nach ein paar Tagen finde ich ihre Unterhose, zusammengerollt, ganz unten im Wäschekorb. So ist sie, so läuft das, so ist sie.
Aber ich halte es nicht aus, sie so watscheln zu sehen.
"Wir können den Bus nehmen", sage ich.
Sie blickt auf.
"Ja", sagt sie. "Das ist vielleicht besser."
Wir drehen um. Das Einkaufszentrum leuchtet. Sie haben es rundherum mit Lichterketten aufgeputzt, es soll aussehen wie ein Geschenk.
Da nimmt Alexa meine Hand und bleibt stehen.
Ein junger Typ steht vor uns. Er lächelt, er ist wahrscheinlich so alt wie ich, er ist hübsch. Er hält einen Pappbecher in der Hand.
"Könnt ihr mir mit ein bisschen Kleingeld aushelfen?", fragt er.
Seine Finger sind geschwollen. Alexa drückt fest meine Hand. Ihr tun immer alle so leid, viel zu sehr, wie bei dem Irrsinn mit den Puppen. Sie ist richtig besessen davon, alle müssen die Decke bis zum Kinn gezogen haben, dann liegen sie da am Fußende des Bettes und jede Nacht setzt sie sich zwanzig Mal auf, um nachzusehen, dass sie auch ja alle gleich behandelt. Sie muss anders werden. Sie muss mehr wie ich werden.
"Leider nicht", sage ich und gehe weiter.
Seine Jogginghose ist unten dreckig, und ich schaue auf Alexas Beine, sie bewegt sich so steif und eigenartig. So läuft das. So läuft das, ich erinnere mich an alle diese Mädchen, keine Aufzeichnungen im Zykluskalender, keine Pille danach in der Geldbörse, so kann's gehen, wenn man nicht ist wie sie. Dort drüben ist die Bushaltestelle. Wir haben sicher noch etwas im Tiefkühler, wir kommen sicher klar, so kann sie doch nicht nach Hause gehen.
Jetzt blickt sie auf.
"Mama", sagt sie. "Warum?"
"Warum was?", sage ich.
Sie neigt dazu zu denken, dass ich in ihrem Kopf bin.
Wir stellen uns zur Bushaltestelle. Ich schaue zur Ecke hin, da kommt kein Bus. Jetzt ist das Pipi sicher eiskalt.
"Warum nicht?", fragt sie.
Als wir nach Linderud kommen, macht Alexa sich in die Hose. Wir wollten ja alles bis nach Hause gehen und sie war einverstanden, es habe doch keinen Sinn, bei fünf Stationen Geld für den Bus auszugeben. Aber jetzt sind wir gerade einmal beim Einkaufszentrum vorbei, wir haben noch mehr als die Hälfte des Weges vor uns.
Ich habe gefragt, ob es in Ordnung sei zu gehen. Und sie kletterte an der Kindergartentür hoch und sagte: "Na klar, Mama."
Jetzt sagt sie nichts mehr, aber sie beginnt breitbeinig zu gehen, und ich weiß, sie friert. Es ist Dezember. Ihr Reflektoranhänger, ein Bär, baumelt an ihrer wattierten Jacke.
Sechzig minus fünfundvierzig ist fünfzehn. Ich habe noch fünfzehn Kronen übrig.
Aber ich kann nicht schwarzfahren, nicht mit ihr, denn sie sieht alles, was ich mache, sie beobachtet mich die ganze Zeit, und wenn ich hinten einsteigen will, baut sie sich plötzlich beim Automaten vor mir auf und sagt: "Haben wir einen Fahrschein, Mama?"
Und die Häuserblocks glitzern, und Alexa watschelt, und die Autos dröhnen, und die Laternenmasten sind vollgekritzelt mit Graffitis, ich weiß noch, wie Alexa meinen Namen so hinten an die Sporthalle gemalt hat. Ich sage nichts dazu, dass sie sich in die Hose gemacht hat, aber ich weiß, dass sie zu Hause sofort ins Bad läuft und die Tür zuschließt, und nach ein paar Tagen finde ich ihre Unterhose, zusammengerollt, ganz unten im Wäschekorb. So ist sie, so läuft das, so ist sie.
Aber ich halte es nicht aus, sie so watscheln zu sehen.
"Wir können den Bus nehmen", sage ich.
Sie blickt auf.
"Ja", sagt sie. "Das ist vielleicht besser."
Wir drehen um. Das Einkaufszentrum leuchtet. Sie haben es rundherum mit Lichterketten aufgeputzt, es soll aussehen wie ein Geschenk.
Da nimmt Alexa meine Hand und bleibt stehen.
Ein junger Typ steht vor uns. Er lächelt, er ist wahrscheinlich so alt wie ich, er ist hübsch. Er hält einen Pappbecher in der Hand.
"Könnt ihr mir mit ein bisschen Kleingeld aushelfen?", fragt er.
Seine Finger sind geschwollen. Alexa drückt fest meine Hand. Ihr tun immer alle so leid, viel zu sehr, wie bei dem Irrsinn mit den Puppen. Sie ist richtig besessen davon, alle müssen die Decke bis zum Kinn gezogen haben, dann liegen sie da am Fußende des Bettes und jede Nacht setzt sie sich zwanzig Mal auf, um nachzusehen, dass sie auch ja alle gleich behandelt. Sie muss anders werden. Sie muss mehr wie ich werden.
"Leider nicht", sage ich und gehe weiter.
Seine Jogginghose ist unten dreckig, und ich schaue auf Alexas Beine, sie bewegt sich so steif und eigenartig. So läuft das. So läuft das, ich erinnere mich an alle diese Mädchen, keine Aufzeichnungen im Zykluskalender, keine Pille danach in der Geldbörse, so kann's gehen, wenn man nicht ist wie sie. Dort drüben ist die Bushaltestelle. Wir haben sicher noch etwas im Tiefkühler, wir kommen sicher klar, so kann sie doch nicht nach Hause gehen.
Jetzt blickt sie auf.
"Mama", sagt sie. "Warum?"
"Warum was?", sage ich.
Sie neigt dazu zu denken, dass ich in ihrem Kopf bin.
Wir stellen uns zur Bushaltestelle. Ich schaue zur Ecke hin, da kommt kein Bus. Jetzt ist das Pipi sicher eiskalt.
"Warum nicht?", fragt sie.
Details
Erscheinungsjahr: | 2016 |
---|---|
Genre: | Belletristik |
Medium: | Buch |
Originaltitel: | Vinternoveller |
Inhalt: | 190 S. |
ISBN-13: | 9783944122151 |
ISBN-10: | 3944122151 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Leinen |
Autor: | Rishøi, Ingvild H |
Übersetzung: | Daniela Syczek |
open house verlag: | Open House Verlag |
inh. dr. rainer höltschl: | Inh. Dr. Rainer Höltschl |
Maße: | 205 x 127 x 20 mm |
Von/Mit: | Ingvild H Rishøi |
Erscheinungsdatum: | 09.02.2016 |
Gewicht: | 0,305 kg |
Details
Erscheinungsjahr: | 2016 |
---|---|
Genre: | Belletristik |
Medium: | Buch |
Originaltitel: | Vinternoveller |
Inhalt: | 190 S. |
ISBN-13: | 9783944122151 |
ISBN-10: | 3944122151 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Leinen |
Autor: | Rishøi, Ingvild H |
Übersetzung: | Daniela Syczek |
open house verlag: | Open House Verlag |
inh. dr. rainer höltschl: | Inh. Dr. Rainer Höltschl |
Maße: | 205 x 127 x 20 mm |
Von/Mit: | Ingvild H Rishøi |
Erscheinungsdatum: | 09.02.2016 |
Gewicht: | 0,305 kg |
Warnhinweis