Zum Hauptinhalt springen
Dekorationsartikel gehören nicht zum Leistungsumfang.
Wie wird man fremd?
Sprache: Deutsch

16,00 €*

inkl. MwSt.

Versandkostenfrei per Post / DHL

Lieferzeit 1-2 Wochen

Kategorien:
Beschreibung
Einleitungjour fixe initiative berlinWie wird man fremd?Wie wird man fremd? Es ist gar nicht so einfach, auf diese scheinbar banale Frage eine Antwort zu finden. Schaut man sich die Geschichte der Fremden und damit der Fremdenbilder an, dann merkt man recht schnell, dass sich diese Bilder im Laufe der Zeit recht deutlich gewandelt haben. In der Antike, im Mittelalter und noch bis in die frühe Neuzeit hinein galt der Fremde als das unbekannte Wesen, als derjenige, über den man nichts wusste, als dass er einen Bart trug und anders war. Dagegen sammelte sich in der neuesten Zeit ein enormes Wissen über den Fremden an. Der Fremde der bürgerlich-kapitalistischen Moderne wird mehr und mehr in eine rationale Ordnung eingestellt und ist bis zum Rand gefüllt mit Inhalten und Diskursen. Wie also wird man in der Moderne fremd?Seit den bürgerlichen Revolutionen ist fremd, wer nicht zu Staat und Nation gehört. Die entstehenden Nationalstaaten ziehen ihre Grenzen und bestimmen, wer dazu gehört und wer nicht. Die bisherigen persönlichen Zugehörigkeiten werden durch nationale, später durch staatsbürgerliche Zugehörigkeiten ersetzt. Unabhängig davon, ob die Nationen ihre Zugehörigkeiten nach Abstammung oder nach Geburtsort oder, wie in den meisten Fällen, in einer Mischung beider Kriterien bestimmen: Eine Grenzziehung ist obligatorisch, und der Nationalstaat ist auf die Existenz von Fremden angewiesen, damit er weiß, wer die Eigenen sind. Die auf diese Weise Eingeschlossenen sind der Autorität des Nationalstaates unterworfen, profitieren aber auch bis zu einem gewissen Grad von ihm. Immerhin haben sie eine gewisse Chance, ihren Teil vom auf nationaler Basis erzeugten Wohlstand abzubekommen.Weil die Insassen des Nationalstaates von der Grenzziehung profitieren, tragen sie auch dazu bei, diese Grenzen zu errichten und dicht zu halten. Umgekehrt sind die Nationalstaaten darauf angewiesen, dass ihre Grenzen als legitim angesehen werden. Fremder wird man also nicht nur durch die objektiven Zwänge nationaler Staaten und nationaler Ökonomien. Fremd wird man auch durch die Art und Weise, wie sich diese Grenzziehungen in die Individuen und ihr Bewusstsein hinein verlängern. Fremd wird man durch ideologische, psychologische und diskursive Mechanismen.Zwar gab es auch schon in früheren Zeiten Fremdenfeindlichkeit, aber ein wissenschaftlicher Rassismus, der den Menschen erklärt, warum sie anders sind als andere, ist ein Produkt der Aufklärung. Nachdem mit den althergebrachten Gesellschaftsformen auch die religiösen Gewissheiten verloren gegangen waren, mussten sich die Menschen ihrer selbst in einer neuen Umwelt auf eine neue Art versichern. Je prekärer ihre Stellung in der Welt wurde, desto fester mussten die ideologischen Sicherheitsgurte gezurrt werden. Was als fremd definiert wird, lässt Schlüsse zu über das gesellschaftlich Unbewusste, über Ängste, Abgrenzungen und Phobien. Mit Sigmund Freud lassen sich Rassismus und Antisemitismus als individuelle Regressionen und Projektionen deuten. Diese individuellen Mechanismen übersetzen sich in gesellschaftliche Diskurse und Praktiken, weil sie auf einen gesellschaftlichen Zustand reagieren. Und als solche, eben als Rassismus und als Antisemitismus, bestimmen sie diesen gesellschaftlichen Zustand mit.Damit sind auch bereits die Zugänge umrissen, mit denen der Frage 'Wie wird man fremd?' nachgegangen werden kann. Die Kritische Theorie hat nach den Formen der Subjektkonstitution im Spätkapitalismus gefragt, um herauszufinden, was die Menschen zu antisemitischen und rassistischen Projektionen führt. Die Psychoanalyse hat die Mechanismen untersucht, mit denen sich die Menschen ihre Umwelt zurechtlegen. Und die Theorien poststrukturalistischer Provenienz haben zu zeigen versucht, wie sich die rassistischen Projektionen über diskursive Praktiken zu Herrschaft verfestigen. Auch in dieser Hinsicht knüpfen der vorliegende Band und die Vortragsreihe, die er dokumentiert, an die vorhergehenden Reihen über über 'Kritische Theorie und Poststrukturalismus' und über 'Theorie des Faschismus – Kritik der Gesellschaft' an. Beide vorhergehenden Bände und auch die weiteren von der jour fixe initiative berlin geplanten Reihen wollen zentrale Fragen kritischer Gesellschaftstheorie von diesen theoretischen Prämissen aus beleuchten.Der vorliegende Band will vor diesem Hintergrund der Frage nachgehen, wie Fremdenbilder heute aussehen, wie sie zustande kommen und welche Funktionen sie erfüllen. Wie wird man heute Fremder? Und was heißt es heute, Fremder zu sein? Heute – das bedeutet unter den Bedingungen eines hochentwickelten Kapitalismus in den Metropolen, zunehmender Zivilisationsverluste in den Peripherien und weltweiter Migrationsbewegungen zwischen Peripherien und Metropolen. Da die Länder der nördlichen Hemisphäre ihre Absicht nicht verwirklichen können, diese Einwanderung zu unterbinden, entwickeln sie immer neue Herrschaftspraktiken gegenüber den Migranten. Neue Formen der Abschottung, aber auch der segmentierten Integration nach den Kriterien von Leistung und ökonomischer Verwertbarkeit prägen das Schicksal der Migranten. Zu beiden Zwecken mobilisieren diese Länder den latenten Rassismus ihrer Bevölkerungen.Die offiziellen und halboffiziellen Kampagnen gegen 'Fremdenfeindlichkeit' und 'Rechtsextremismus' tragen ihren Teil zu diesem Zustand bei. Der Rassismus wird hierdurch nicht nur zum gesellschaftlichen Randphänomen erklärt und in seiner staatlichen Form legitimiert. Der Multikulturalismusbegriff hilft entscheidend bei der Durchsetzung ethnischer Zuschreibungen und geht damit – bewusst oder unbewusst – Allianzen mit den traditionellen völkischen Positionen ein, wie sie schon seit langem in der 'Neuen Rechten' als 'Ethnopluralismus' propagiert werden.Unter diesen Vorzeichen wandelt sich der Diskurs über den Fremden. Nicht nur 'Differenz-Nazis' (Hito Steyerl) hantieren mit proststrukturalistischen Ansätzen und popkulturellen Versatzstücken. Im Zeitalter flexibilisierter Produktionsverhältnisse sind auch die dazugehörigen Ideologien entsprechend modifiziert. Identitäten traditioneller Bauart jedenfalls scheinen zum Wettbewerbsnachteil im globalen Kapitalismus zu werden. Gleichzeitig verfestigen sich aber Vorstellungen von Differenz zur identitären und substantialistischen Ideologie.Solche 'differentialistischen' Identitäten werden gerade bei ausgegrenzten Minderheiten oft auch positiv angenommen und als Ausweg aus der gesellschaftlichen Randposition gesehen. Plurale Identitäten, Hybride, Transgender-Formationen markieren die Suche nach einem 'third space' (Homi Bhabha), von dem aus andere Positionen artikulierbar werden. Kann man sich nur als derjenige wehren, als der man angegriffen wird? Lassen sich Identitäten positiv wenden, subvertieren oder destruieren? Oder bietet nur eine konsequent antiidentitäre Position die Möglichkeit für antirassistische Praxis?Die in diesem Band dokumentierte Vortragsreihe der jour fixe initiative berlin ist diesen Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven nachgegangen. Gemeinsam war den Beiträgen eine – paradoxe – Beobachtung: Das Fremde ist einerseits das, was, wenn es außen ist, die nationalstaatlich organisierten Gesellschaften zusammenhält, anderseits scheint der Fremde diese Ordnung zu bedrohen, wenn er im Innern auftritt. Das, worüber die Ordnung sich verfestigen konnte, scheint sie zur gleichen Zeit in Frage zu stellen. Dieser Ambivalenz der Fremdenbilder widmen sich die Aufsätze von verschiedenen theoretischen Ausgangspunkten und Fragestellungen.Helmut Dietrich zeigt in seinem Beitrag 'Der Raum des humanitären Engagements' wie die Flüchtlingspolitik immer mehr zum 'humanitären Arm' der großen Mächte und ihrer Territorialstrategien geworden ist. Dabei untersucht er das Verhältnis von systematischer Rechtsverweigerung gegenüber Flüchtlingen und den neuen staatlich-gesellschaftlichen Bündnissen im Zeichen der Menschenrechte.Klaus Holz fragt in 'Die Figur des Dritten in der nationalen Ordnung der Welt' nach dem Unterschied zwischen Antisemitismus und Xenophobie. Wenn man den Nationalismus in den Mittelpunkt der Überlegungen rückt, dann wird deutlich, dass Antisemitismus und Xenophobie auf verschiedenen Unterscheidungen beruhen. Während der Fremde eine andere nationale Identität verkörpert, personifiziert der Jude die nationale Nicht-Identität.Stephan Gregory beschreibt in 'Flüssige Subjekte. Romantische Revolte und ökonomische Flexibilisierung' die Entwicklung der Subjektauffassungen von der Romantik bis heute. Im postmodernen wie im romantischen Deterritorialisierungsschub wird die Vorstellung eines dezentrierten, flüssigen oder hybriden Ich zu einer ebenso faszinierenden wie beunruhigenden Wahrnehmung, die nach außen gewandt und auf die Fremden projiziert wird, die ihre ferne Fremde verlassen und den Einheimischen zu nahe kommen.Der Beitrag 'Nomadentum statt Identität? Eine Denkfigur und ihr Verhältnis zum Nationalismus' von Elfriede Müller rekonstruiert die Geschichte dieser Zuschreibungen von der Aufklärung bis zur heutigen Zeit. Er fragt nach Kontinuitäten und Brüchen in der Entwicklung von Fremdenbildern und nach den Ursachen ihrer Entstehung und ihrer Wandlung. Im besonderen wendet er sich den Flucht- und Wanderungsbewegungen im frühen 20. Jahrhundert zu.Enzo Traverso behandelt in 'Das Exil als (Hermeneutik der) Nicht-Identität. Gedanken über das Exil und die Gewalt im 20. Jahrhundert' das Verhältnis zwischen dem Blick auf die Anderen und der eigenen Existenz bei Hannah Arendt, Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Herbert Marcuse, Franz Neumann und Siegfried Kracauer als jüdische Intellektuelle im Exil, als Staatenlose und als Parias.Angelika Magiros vergleicht in ihrem Beitrag 'Horkheimers und Adornos Dialektik der Aufklärung oder Foucaults Bio-Macht? Moderne und postmoderne Konzepte in der Rassismustheorie' zwei gleichermaßen prominente, aber sehr unterschiedliche Theorien zum inneren Zusammenhang von Rassismus und moderner Rationalität. Wie sieht ihre...
Einleitungjour fixe initiative berlinWie wird man fremd?Wie wird man fremd? Es ist gar nicht so einfach, auf diese scheinbar banale Frage eine Antwort zu finden. Schaut man sich die Geschichte der Fremden und damit der Fremdenbilder an, dann merkt man recht schnell, dass sich diese Bilder im Laufe der Zeit recht deutlich gewandelt haben. In der Antike, im Mittelalter und noch bis in die frühe Neuzeit hinein galt der Fremde als das unbekannte Wesen, als derjenige, über den man nichts wusste, als dass er einen Bart trug und anders war. Dagegen sammelte sich in der neuesten Zeit ein enormes Wissen über den Fremden an. Der Fremde der bürgerlich-kapitalistischen Moderne wird mehr und mehr in eine rationale Ordnung eingestellt und ist bis zum Rand gefüllt mit Inhalten und Diskursen. Wie also wird man in der Moderne fremd?Seit den bürgerlichen Revolutionen ist fremd, wer nicht zu Staat und Nation gehört. Die entstehenden Nationalstaaten ziehen ihre Grenzen und bestimmen, wer dazu gehört und wer nicht. Die bisherigen persönlichen Zugehörigkeiten werden durch nationale, später durch staatsbürgerliche Zugehörigkeiten ersetzt. Unabhängig davon, ob die Nationen ihre Zugehörigkeiten nach Abstammung oder nach Geburtsort oder, wie in den meisten Fällen, in einer Mischung beider Kriterien bestimmen: Eine Grenzziehung ist obligatorisch, und der Nationalstaat ist auf die Existenz von Fremden angewiesen, damit er weiß, wer die Eigenen sind. Die auf diese Weise Eingeschlossenen sind der Autorität des Nationalstaates unterworfen, profitieren aber auch bis zu einem gewissen Grad von ihm. Immerhin haben sie eine gewisse Chance, ihren Teil vom auf nationaler Basis erzeugten Wohlstand abzubekommen.Weil die Insassen des Nationalstaates von der Grenzziehung profitieren, tragen sie auch dazu bei, diese Grenzen zu errichten und dicht zu halten. Umgekehrt sind die Nationalstaaten darauf angewiesen, dass ihre Grenzen als legitim angesehen werden. Fremder wird man also nicht nur durch die objektiven Zwänge nationaler Staaten und nationaler Ökonomien. Fremd wird man auch durch die Art und Weise, wie sich diese Grenzziehungen in die Individuen und ihr Bewusstsein hinein verlängern. Fremd wird man durch ideologische, psychologische und diskursive Mechanismen.Zwar gab es auch schon in früheren Zeiten Fremdenfeindlichkeit, aber ein wissenschaftlicher Rassismus, der den Menschen erklärt, warum sie anders sind als andere, ist ein Produkt der Aufklärung. Nachdem mit den althergebrachten Gesellschaftsformen auch die religiösen Gewissheiten verloren gegangen waren, mussten sich die Menschen ihrer selbst in einer neuen Umwelt auf eine neue Art versichern. Je prekärer ihre Stellung in der Welt wurde, desto fester mussten die ideologischen Sicherheitsgurte gezurrt werden. Was als fremd definiert wird, lässt Schlüsse zu über das gesellschaftlich Unbewusste, über Ängste, Abgrenzungen und Phobien. Mit Sigmund Freud lassen sich Rassismus und Antisemitismus als individuelle Regressionen und Projektionen deuten. Diese individuellen Mechanismen übersetzen sich in gesellschaftliche Diskurse und Praktiken, weil sie auf einen gesellschaftlichen Zustand reagieren. Und als solche, eben als Rassismus und als Antisemitismus, bestimmen sie diesen gesellschaftlichen Zustand mit.Damit sind auch bereits die Zugänge umrissen, mit denen der Frage 'Wie wird man fremd?' nachgegangen werden kann. Die Kritische Theorie hat nach den Formen der Subjektkonstitution im Spätkapitalismus gefragt, um herauszufinden, was die Menschen zu antisemitischen und rassistischen Projektionen führt. Die Psychoanalyse hat die Mechanismen untersucht, mit denen sich die Menschen ihre Umwelt zurechtlegen. Und die Theorien poststrukturalistischer Provenienz haben zu zeigen versucht, wie sich die rassistischen Projektionen über diskursive Praktiken zu Herrschaft verfestigen. Auch in dieser Hinsicht knüpfen der vorliegende Band und die Vortragsreihe, die er dokumentiert, an die vorhergehenden Reihen über über 'Kritische Theorie und Poststrukturalismus' und über 'Theorie des Faschismus – Kritik der Gesellschaft' an. Beide vorhergehenden Bände und auch die weiteren von der jour fixe initiative berlin geplanten Reihen wollen zentrale Fragen kritischer Gesellschaftstheorie von diesen theoretischen Prämissen aus beleuchten.Der vorliegende Band will vor diesem Hintergrund der Frage nachgehen, wie Fremdenbilder heute aussehen, wie sie zustande kommen und welche Funktionen sie erfüllen. Wie wird man heute Fremder? Und was heißt es heute, Fremder zu sein? Heute – das bedeutet unter den Bedingungen eines hochentwickelten Kapitalismus in den Metropolen, zunehmender Zivilisationsverluste in den Peripherien und weltweiter Migrationsbewegungen zwischen Peripherien und Metropolen. Da die Länder der nördlichen Hemisphäre ihre Absicht nicht verwirklichen können, diese Einwanderung zu unterbinden, entwickeln sie immer neue Herrschaftspraktiken gegenüber den Migranten. Neue Formen der Abschottung, aber auch der segmentierten Integration nach den Kriterien von Leistung und ökonomischer Verwertbarkeit prägen das Schicksal der Migranten. Zu beiden Zwecken mobilisieren diese Länder den latenten Rassismus ihrer Bevölkerungen.Die offiziellen und halboffiziellen Kampagnen gegen 'Fremdenfeindlichkeit' und 'Rechtsextremismus' tragen ihren Teil zu diesem Zustand bei. Der Rassismus wird hierdurch nicht nur zum gesellschaftlichen Randphänomen erklärt und in seiner staatlichen Form legitimiert. Der Multikulturalismusbegriff hilft entscheidend bei der Durchsetzung ethnischer Zuschreibungen und geht damit – bewusst oder unbewusst – Allianzen mit den traditionellen völkischen Positionen ein, wie sie schon seit langem in der 'Neuen Rechten' als 'Ethnopluralismus' propagiert werden.Unter diesen Vorzeichen wandelt sich der Diskurs über den Fremden. Nicht nur 'Differenz-Nazis' (Hito Steyerl) hantieren mit proststrukturalistischen Ansätzen und popkulturellen Versatzstücken. Im Zeitalter flexibilisierter Produktionsverhältnisse sind auch die dazugehörigen Ideologien entsprechend modifiziert. Identitäten traditioneller Bauart jedenfalls scheinen zum Wettbewerbsnachteil im globalen Kapitalismus zu werden. Gleichzeitig verfestigen sich aber Vorstellungen von Differenz zur identitären und substantialistischen Ideologie.Solche 'differentialistischen' Identitäten werden gerade bei ausgegrenzten Minderheiten oft auch positiv angenommen und als Ausweg aus der gesellschaftlichen Randposition gesehen. Plurale Identitäten, Hybride, Transgender-Formationen markieren die Suche nach einem 'third space' (Homi Bhabha), von dem aus andere Positionen artikulierbar werden. Kann man sich nur als derjenige wehren, als der man angegriffen wird? Lassen sich Identitäten positiv wenden, subvertieren oder destruieren? Oder bietet nur eine konsequent antiidentitäre Position die Möglichkeit für antirassistische Praxis?Die in diesem Band dokumentierte Vortragsreihe der jour fixe initiative berlin ist diesen Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven nachgegangen. Gemeinsam war den Beiträgen eine – paradoxe – Beobachtung: Das Fremde ist einerseits das, was, wenn es außen ist, die nationalstaatlich organisierten Gesellschaften zusammenhält, anderseits scheint der Fremde diese Ordnung zu bedrohen, wenn er im Innern auftritt. Das, worüber die Ordnung sich verfestigen konnte, scheint sie zur gleichen Zeit in Frage zu stellen. Dieser Ambivalenz der Fremdenbilder widmen sich die Aufsätze von verschiedenen theoretischen Ausgangspunkten und Fragestellungen.Helmut Dietrich zeigt in seinem Beitrag 'Der Raum des humanitären Engagements' wie die Flüchtlingspolitik immer mehr zum 'humanitären Arm' der großen Mächte und ihrer Territorialstrategien geworden ist. Dabei untersucht er das Verhältnis von systematischer Rechtsverweigerung gegenüber Flüchtlingen und den neuen staatlich-gesellschaftlichen Bündnissen im Zeichen der Menschenrechte.Klaus Holz fragt in 'Die Figur des Dritten in der nationalen Ordnung der Welt' nach dem Unterschied zwischen Antisemitismus und Xenophobie. Wenn man den Nationalismus in den Mittelpunkt der Überlegungen rückt, dann wird deutlich, dass Antisemitismus und Xenophobie auf verschiedenen Unterscheidungen beruhen. Während der Fremde eine andere nationale Identität verkörpert, personifiziert der Jude die nationale Nicht-Identität.Stephan Gregory beschreibt in 'Flüssige Subjekte. Romantische Revolte und ökonomische Flexibilisierung' die Entwicklung der Subjektauffassungen von der Romantik bis heute. Im postmodernen wie im romantischen Deterritorialisierungsschub wird die Vorstellung eines dezentrierten, flüssigen oder hybriden Ich zu einer ebenso faszinierenden wie beunruhigenden Wahrnehmung, die nach außen gewandt und auf die Fremden projiziert wird, die ihre ferne Fremde verlassen und den Einheimischen zu nahe kommen.Der Beitrag 'Nomadentum statt Identität? Eine Denkfigur und ihr Verhältnis zum Nationalismus' von Elfriede Müller rekonstruiert die Geschichte dieser Zuschreibungen von der Aufklärung bis zur heutigen Zeit. Er fragt nach Kontinuitäten und Brüchen in der Entwicklung von Fremdenbildern und nach den Ursachen ihrer Entstehung und ihrer Wandlung. Im besonderen wendet er sich den Flucht- und Wanderungsbewegungen im frühen 20. Jahrhundert zu.Enzo Traverso behandelt in 'Das Exil als (Hermeneutik der) Nicht-Identität. Gedanken über das Exil und die Gewalt im 20. Jahrhundert' das Verhältnis zwischen dem Blick auf die Anderen und der eigenen Existenz bei Hannah Arendt, Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Herbert Marcuse, Franz Neumann und Siegfried Kracauer als jüdische Intellektuelle im Exil, als Staatenlose und als Parias.Angelika Magiros vergleicht in ihrem Beitrag 'Horkheimers und Adornos Dialektik der Aufklärung oder Foucaults Bio-Macht? Moderne und postmoderne Konzepte in der Rassismustheorie' zwei gleichermaßen prominente, aber sehr unterschiedliche Theorien zum inneren Zusammenhang von Rassismus und moderner Rationalität. Wie sieht ihre...
Details
Erscheinungsjahr: 2001
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 280 S.
ISBN-13: 9783897714052
ISBN-10: 3897714051
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
unrast verlag: Unrast Verlag
Maße: 205 x 143 x 18 mm
Erscheinungsdatum: 31.12.2001
Gewicht: 0,376 kg
Artikel-ID: 102204220
Details
Erscheinungsjahr: 2001
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 280 S.
ISBN-13: 9783897714052
ISBN-10: 3897714051
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
unrast verlag: Unrast Verlag
Maße: 205 x 143 x 18 mm
Erscheinungsdatum: 31.12.2001
Gewicht: 0,376 kg
Artikel-ID: 102204220
Warnhinweis

Ähnliche Produkte

Ähnliche Produkte