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Was kann und darf Kunst?
Ein ethischer Grundriss
Taschenbuch von Dagmar Fenner
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
1.5 Braucht die Kunst eine Ethik?

Die Frage, ob die Kunst eine Ethik braucht, lässt sich am einfachsten mit dem Hinweis auf unbestreitbar vorhandene Probleme und Konflikte im Kunstbereich beantworten. Erinnert sei exemplarisch an die jüngeren Skandale von Hermann Nitsch, Chris Ofilis oder Thomas Hirschhorn: Nitsch wurde wegen seiner bluttriefenden Performances mit Schauschlachtungen von Stieren kritisiert, Chris Ofilis wegen einer Madonna, die er mit Pornofotos und afrikanischem Elefantendung schmückte und damit die ethischen und religiösen Gefühle der Katholiken verletzte (vgl. Schwerfel 2000: 10). In einer Installation des Schweizer Künstlers Hirschhorn erbrach sich auf einer Pariser Ausstellung 2004 eine Schauspielerin in eine Abstimmungsurne und ein Darsteller urinierte symbolisch in der Pose eines Hundes gegen ein Plakat des damaligen SVP-Bundesrates Blocher (vgl. [...] Vom Künstler selbst als Kritik an der direkten Demokratie der Schweiz konzipiert, löste die Show grundsätzliche Debatten über die Fragen aus: Dürfen Künstler alles sagen, darstellen und schreiben oder müssen sie sich auch an gewisse moralische Normen halten? Muss die Kunstfreiheit zum Schutz der berechtigten Interessen oder Rechte der Betroffenen begrenzt werden? Tragen die Künstler eine Verantwortung für die Wirkung ihrer Werke?

Das Herstellen von Kunstwerken oder das Durchführen prozesshafter künstlerischer Aktionen sind eindeutig Handlungen, die aus einer ethischen Sicht beurteilt werden können. In sozialethischer oder moralischer Hinsicht ist das künstlerische Tun immer dann ethisch problematisch, wenn dadurch das Wohlergehen von anderen Menschen oder auch Tieren beeinträchtigt wird. Mit den Fragen nach der Verantwortung der Kunstschaffenden für allfällige negative Folgen ihres Tuns in verschiedenen Konfliktfeldern wie Gewalt, Sexualität, Politik und Religion befasst sich Kapitel 4. Anlass für viele ethische Kontroversen ist darüber hinaus der Umstand, dass Künstler, Kunstprojekte und Kunstinstitutionen wie Kunstschulen, Museen oder Theater mit öffentlichen Geldern gefördert werden. Weil das Budget der zur Verügung stehenden Steuereinnahmen prinzipiell begrenzt ist, konkurriert der Kulturbereich mit anderen Bereichen wie Umweltschutz, Gesundheitswesen oder Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit. Die staatlichen Ausgaben im einen oder anderen Bereich stehen angesichts dessen unter einem starken Begründungszwang (vgl. Geißler 1995: 36). Die Kunsterziehung an Schulen und Hochschulen und die Finanzierung von Kunst und deren Präsentation in der Öffentlichkeit bedarf also einer Rechtfertigung. Die Frage Wozu Kunst? als die Frage nach der lebensweltlichen Bedeutung oder der gesellschaftlichen Funktion von Kunst ist so gesehen unvermeidbar (vgl. Kleimann/Schmücker 2001: 7).

Oft werden heftige Debatten über die Wozu-Frage dadurch ins Rollen gebracht, dass öffentlich geförderte Kunstprojekte Empörung in der Gesellschaft auslösen. Bezüglich der erwähnten Pariser Hirschhorn-Ausstellung waren die Proteste in der Bevölkerung und unter Politikern deswegen besonders groß, weil sie von der staatlich unterstützten Schweizer Kulturstiftung »Pro Helvetia« finanziert wurde. Der Bund hat dann die Stiftung prompt mit einer Budgetkürzung von einer Million Schweizer Franken bestraft. Genauso polarisierte eine angeblich blasphemische Arbeit des New Yorker Künstlers Andres Serrano, die von einer amerikanischen staatlichen Institution mit 15.000 Dollar gefördert wurde: Piss Christ ist das Foto eines in Künstler-Urin getränkten Kreuzes (vgl. Schwerfel 2000: 21f.). Auch wo die staatlich geförderte Kunst nicht auf derart heftige Ablehnung stößt, muss sie sich mit außerästhetischen Gründen, das heißt mit Blick auf ihre außerästhetische Wirkung rechtfertigen lassen. Rein ästhetische Kriterien der sinnlichen Reichhaltigkeit oder künstlerischen Gelungenheit eines Kunstwerkes reichen nicht aus, sondern es geht um den Nutzen

1.5 Braucht die Kunst eine Ethik?

Die Frage, ob die Kunst eine Ethik braucht, lässt sich am einfachsten mit dem Hinweis auf unbestreitbar vorhandene Probleme und Konflikte im Kunstbereich beantworten. Erinnert sei exemplarisch an die jüngeren Skandale von Hermann Nitsch, Chris Ofilis oder Thomas Hirschhorn: Nitsch wurde wegen seiner bluttriefenden Performances mit Schauschlachtungen von Stieren kritisiert, Chris Ofilis wegen einer Madonna, die er mit Pornofotos und afrikanischem Elefantendung schmückte und damit die ethischen und religiösen Gefühle der Katholiken verletzte (vgl. Schwerfel 2000: 10). In einer Installation des Schweizer Künstlers Hirschhorn erbrach sich auf einer Pariser Ausstellung 2004 eine Schauspielerin in eine Abstimmungsurne und ein Darsteller urinierte symbolisch in der Pose eines Hundes gegen ein Plakat des damaligen SVP-Bundesrates Blocher (vgl. [...] Vom Künstler selbst als Kritik an der direkten Demokratie der Schweiz konzipiert, löste die Show grundsätzliche Debatten über die Fragen aus: Dürfen Künstler alles sagen, darstellen und schreiben oder müssen sie sich auch an gewisse moralische Normen halten? Muss die Kunstfreiheit zum Schutz der berechtigten Interessen oder Rechte der Betroffenen begrenzt werden? Tragen die Künstler eine Verantwortung für die Wirkung ihrer Werke?

Das Herstellen von Kunstwerken oder das Durchführen prozesshafter künstlerischer Aktionen sind eindeutig Handlungen, die aus einer ethischen Sicht beurteilt werden können. In sozialethischer oder moralischer Hinsicht ist das künstlerische Tun immer dann ethisch problematisch, wenn dadurch das Wohlergehen von anderen Menschen oder auch Tieren beeinträchtigt wird. Mit den Fragen nach der Verantwortung der Kunstschaffenden für allfällige negative Folgen ihres Tuns in verschiedenen Konfliktfeldern wie Gewalt, Sexualität, Politik und Religion befasst sich Kapitel 4. Anlass für viele ethische Kontroversen ist darüber hinaus der Umstand, dass Künstler, Kunstprojekte und Kunstinstitutionen wie Kunstschulen, Museen oder Theater mit öffentlichen Geldern gefördert werden. Weil das Budget der zur Verügung stehenden Steuereinnahmen prinzipiell begrenzt ist, konkurriert der Kulturbereich mit anderen Bereichen wie Umweltschutz, Gesundheitswesen oder Bekämpfung von Armut und Arbeitslosigkeit. Die staatlichen Ausgaben im einen oder anderen Bereich stehen angesichts dessen unter einem starken Begründungszwang (vgl. Geißler 1995: 36). Die Kunsterziehung an Schulen und Hochschulen und die Finanzierung von Kunst und deren Präsentation in der Öffentlichkeit bedarf also einer Rechtfertigung. Die Frage Wozu Kunst? als die Frage nach der lebensweltlichen Bedeutung oder der gesellschaftlichen Funktion von Kunst ist so gesehen unvermeidbar (vgl. Kleimann/Schmücker 2001: 7).

Oft werden heftige Debatten über die Wozu-Frage dadurch ins Rollen gebracht, dass öffentlich geförderte Kunstprojekte Empörung in der Gesellschaft auslösen. Bezüglich der erwähnten Pariser Hirschhorn-Ausstellung waren die Proteste in der Bevölkerung und unter Politikern deswegen besonders groß, weil sie von der staatlich unterstützten Schweizer Kulturstiftung »Pro Helvetia« finanziert wurde. Der Bund hat dann die Stiftung prompt mit einer Budgetkürzung von einer Million Schweizer Franken bestraft. Genauso polarisierte eine angeblich blasphemische Arbeit des New Yorker Künstlers Andres Serrano, die von einer amerikanischen staatlichen Institution mit 15.000 Dollar gefördert wurde: Piss Christ ist das Foto eines in Künstler-Urin getränkten Kreuzes (vgl. Schwerfel 2000: 21f.). Auch wo die staatlich geförderte Kunst nicht auf derart heftige Ablehnung stößt, muss sie sich mit außerästhetischen Gründen, das heißt mit Blick auf ihre außerästhetische Wirkung rechtfertigen lassen. Rein ästhetische Kriterien der sinnlichen Reichhaltigkeit oder künstlerischen Gelungenheit eines Kunstwerkes reichen nicht aus, sondern es geht um den Nutzen

Details
Erscheinungsjahr: 2013
Fachbereich: Allgemeines
Genre: Philosophie
Jahrhundert: Antike
Rubrik: Geisteswissenschaften
Thema: Lexika
Medium: Taschenbuch
Seiten: 286
Inhalt: 286 S.
ISBN-13: 9783593398716
ISBN-10: 3593398710
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Fenner, Dagmar
Auflage: 1/2013
Besonderheit: Unsere Aufsteiger
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 215 x 143 x 18 mm
Von/Mit: Dagmar Fenner
Erscheinungsdatum: 15.03.2013
Gewicht: 0,365 kg
preigu-id: 106159025
Details
Erscheinungsjahr: 2013
Fachbereich: Allgemeines
Genre: Philosophie
Jahrhundert: Antike
Rubrik: Geisteswissenschaften
Thema: Lexika
Medium: Taschenbuch
Seiten: 286
Inhalt: 286 S.
ISBN-13: 9783593398716
ISBN-10: 3593398710
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Fenner, Dagmar
Auflage: 1/2013
Besonderheit: Unsere Aufsteiger
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 215 x 143 x 18 mm
Von/Mit: Dagmar Fenner
Erscheinungsdatum: 15.03.2013
Gewicht: 0,365 kg
preigu-id: 106159025
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