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Vorliebe
Roman
Buch von Ulrike Draesner
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Wei? die Lichtmischung aller Farben auf einer Wand, wei? der Sturz in den Schnee auf der Nordseite des Kailash, eine Fr?hlingswiese wei?gesprenkelt, das Wei?eines menschlichen Auges, der hineingemalte verborgene Glanz, das Wei?der Albedo, der Erde Widerschein im All. Wei?die Sekunden in der Parabel, Flug um Flug, Sturz um Sturz, das Wei?der Rotation, als noch einmal etwas aus ihrem Sch?l dringt, obwohl ihr Gehirn sich bereits au?rhalb der Knochen befindet - von Neuem w?lbt es sich aus, presst durch kleinste Ritzen nach unten und au?n, Beschleunigung auf h?chster Stufe, wei? die Erinnerung an Peter, der Widerstrahl eines Horizonts, ein Lachen inmitten des Strudels jetzt, noch tieferes, sattes, saugendes Wei?
Sieben Minuten. Sie l?sten die Halterungen. An ihren Mitbewerbern hatte Harriet gesehen, wie gr?n ein Mensch werden kann.
Der Arzt sagte: "Machen Sie zuhause eine Flasche Sekt auf."
Von Sekt wurde ihr ?bel, aber noch im Gang steckte sie sich eine Zigarette an. Ausgefeilte Tests, international besetzte Kommissionen. Wollte sie wirklich ins All, von dem gerade sie wissen musste, dass es nichts war als - Nichts?
Sie ?bte S?e f?r die Auswahlverfahren. "Habe meine M?er als Triebwerke verwendet." Schlecht. Au?rdem stimmte es nicht.
"Ins All, um der Menschheit zu dienen." Klischiert, n?tzlich.
"Weil ich mich f?r geeignet halte." Auf den ersten Blick schlechter als auf den zweiten.
"Weil ich immer schon neugierig war." "Weil ich den Kopf daf?r habe." "Weil ich das Ding fliegen kann."
Und dann, f?rs Ende, eine ?erraschung. Tausend Mal im Geist durchgespielt, mit einem Psychologenteam beraten. Das sagte: "R?cken Sie mit der Wahrheit heraus!"
Der Wahrheit?
Die Psychologen, ein P?hen, l?elten und zeigten das Schema-Bild einer Sojusrakete, die vordere Verkleidung fehlte, man sah Computer und Messinstrumente, die von Maschinen und Kabeln dargebotenen Sitze. Sich anschlie?n, einst?pseln, ?berlassen. Chips w?rden sie fliegen, Chips am Gehirn sitzen. Blutwerte, Hormone, neueste Fragestellungen, der Mensch als Versuchsh?hen im All. Untergehen mit dem Labor, falls es explodierte oder vergl?hte. Die Kapseln eng, wie Hundek?ge klein.
Umso besser waren Harriets Messwerte. Auch nach der Rotation. Ihr wurde nicht schlecht. Mit dem Rauchen w?rde sie aufh?ren m?ssen. Im ?rigen suchte man durchaus ?ere Kandidaten. Ovulation, IQ, Ruhepuls. Das jahrelange Rudern in Norwegen - jetzt n?tzte es. Jetzt f?gte alles sich zusammen. Wie grotesk.
"Sie fliegen ja schon."
Das feste Ende des Beschleunigers steckte auf einem m?tigen, sich in der Mitte des Raums aus dem Boden schiebenden Zapfen. Der Rest glich einem langen L?ffel, in dessen Sch?pfkelle der Proband kriechen musste. Da lag man wie in einem k?rpergeformten Sarg, tarngrau, kotzsicherer Anzug inklusive.
Man wurde angeschnallt, alle verlie?n den Raum, die Klappe fuhr zu.
Wer Platzangst hatte, starb sofort. Der Rest wurde von einer Kamera gefilmt. Der Arzt sagte: "Kosmos! Jahrzehntelang wollte da niemand hin. Jetzt jeder. Wie die Lemminge, die Lemminge." "Das ist Walt Disney", sagte Harriet.
Bei Walt Disney sahen Lemminge aus wie eine Kreuzung aus Meerschweinchen, Hase und Maus und st?rzten sich in den Tod.
Sp?ttisch zog der Mann vom European Astronaut Center die Augenbrauen hoch. Er glich einem Piraten aus einem alten Entdeckerbuch. Hatte bestimmt schon viele Astronautenkandidaten scheitern sehen.
Erst in den letzten Sekunden, die Klappe schloss sich bereits, war es der Kamera gelungen, die Angst in Harriets Augen einzufangen.
Sie hatte keine Angst gehabt. Der K?rper hatte die Angst, sie f?hlte nichts. In drei Stunden fuhr sie zur?ck ins Institut f?r Extraterrestrische Physik. F?hllosigkeit hatte sie trainiert.
Nach dem Experiment zeigte man ihr den Film. Von au?n glich die Maschine dem wahnsinnig gewordenen Zeiger einer Uhr. Harriet sah sich in sein verdicktes Ende kriechen. In den Sch?pfer.
Die Beschleunigung begann. Es gab eine kritische Grenze, bei der die inneren Organe platzten. Man ging so nahe wie m?glich heran. Ber?hrungslos, etwa 15 Zentimeter ?ber dem Boden, raste der Zeiger, in dessen Spitze sie lag, durch den wei?gestrichenen, kreisrunden Raum. Er wurde so schnell, dass er keinen Schatten mehr warf.
"Wollen Sie wirklich ins All?"
Sekt, Rauch, Reste der Rotation: sie ?ffnete ein wei?s Fenster und da war er wieder, drehte den Kopf nach rechts und bem?hte sich, nicht zu streng zu schauen. Das Blau seiner Augen, sie nannte es donaublau, die Donau floss stark, nur anfangs versickerte sie fast, das Blau seiner Augen schien oft k?hl, manche sagten "zu forschend", und lachten ?ber den Forscher Ash. Da war er und sah wie immer ein wenig nach Schachtel aus, der K?rper eckig, aber weich, eine Schachtel Kelloggs, rotblonder Wusch Haar obenauf. Da war er an diesem Montagmorgen im Juni, roch zu stark nach Rasierwasser und fuhr quer durch die Stadt, weil Anka, die Mutter seines Sohns, in einem anderen Viertel lebte und Ben dort zur Schule ging. Der Vater sah ihn jedes zweite Wochenende; seit 25 Minuten waren sie unterwegs, zehn hatten sie einkalkuliert. Ben, ein langes St?ck locker zusammengesetzter Glieder auf dem Beifahrersitz, stierer Blick geradeaus, r?tliche Locke in der Stirn, r?hrte sich nicht.
So ?lich muss es gewesen sein, Ashley hat es Harriet sp?r mehrfach erz?t. Laster blockierten den rechten Fahrstreifen, man dr?elte, fluchte, blieb eingekeilt.
"M?hen schubsen", sagte Ash. "In deinem Alter!"
Ben schwieg.
"Und nach dem Kung-Fu-Kurs!"
Als w? das das R?elhafteste daran.
Unter Bens Sitz schimmerte ein Plastikgriff hervor.
"Die geh?rt mir nich", rief der Sohn, "die iss doch von dir!"
Er versuchte, die T?te mit dem Fu?unter das Gestell zu stopfen. Er wurde rot. Laster blockierten den rechten Fahrstreifen, Gourmet-Lieferwagen m?hten sich Restaurants entgegen. Der Citro?tuckerte ein St?ck voran, eine Hand von rechts drehte am Radio, eine andere, von links, drehte es aus. Der Arm des Jungen war bald so dick wie der seines Vaters; die Uhr, die er trug, war gr??r.
An der Kirche, wo die Stra? zur Schule abzweigte, sprang die Ampel auf Stop. Ashley wollte es noch einmal versuchen. Ben sah vor allem m?de aus. Bestimmt hatte er wieder die halbe Nacht am Computer gespielt.
"Warum, Bennie, m?ssen wir das ?ber die Mutter der Betroffenen erfahren?"
"W-i-R?" Mit h?hnischem Unterton: "Meinst du damit meine Mutter und dich?"
Wei? die Lichtmischung aller Farben auf einer Wand, wei? der Sturz in den Schnee auf der Nordseite des Kailash, eine Fr?hlingswiese wei?gesprenkelt, das Wei?eines menschlichen Auges, der hineingemalte verborgene Glanz, das Wei?der Albedo, der Erde Widerschein im All. Wei?die Sekunden in der Parabel, Flug um Flug, Sturz um Sturz, das Wei?der Rotation, als noch einmal etwas aus ihrem Sch?l dringt, obwohl ihr Gehirn sich bereits au?rhalb der Knochen befindet - von Neuem w?lbt es sich aus, presst durch kleinste Ritzen nach unten und au?n, Beschleunigung auf h?chster Stufe, wei? die Erinnerung an Peter, der Widerstrahl eines Horizonts, ein Lachen inmitten des Strudels jetzt, noch tieferes, sattes, saugendes Wei?
Sieben Minuten. Sie l?sten die Halterungen. An ihren Mitbewerbern hatte Harriet gesehen, wie gr?n ein Mensch werden kann.
Der Arzt sagte: "Machen Sie zuhause eine Flasche Sekt auf."
Von Sekt wurde ihr ?bel, aber noch im Gang steckte sie sich eine Zigarette an. Ausgefeilte Tests, international besetzte Kommissionen. Wollte sie wirklich ins All, von dem gerade sie wissen musste, dass es nichts war als - Nichts?
Sie ?bte S?e f?r die Auswahlverfahren. "Habe meine M?er als Triebwerke verwendet." Schlecht. Au?rdem stimmte es nicht.
"Ins All, um der Menschheit zu dienen." Klischiert, n?tzlich.
"Weil ich mich f?r geeignet halte." Auf den ersten Blick schlechter als auf den zweiten.
"Weil ich immer schon neugierig war." "Weil ich den Kopf daf?r habe." "Weil ich das Ding fliegen kann."
Und dann, f?rs Ende, eine ?erraschung. Tausend Mal im Geist durchgespielt, mit einem Psychologenteam beraten. Das sagte: "R?cken Sie mit der Wahrheit heraus!"
Der Wahrheit?
Die Psychologen, ein P?hen, l?elten und zeigten das Schema-Bild einer Sojusrakete, die vordere Verkleidung fehlte, man sah Computer und Messinstrumente, die von Maschinen und Kabeln dargebotenen Sitze. Sich anschlie?n, einst?pseln, ?berlassen. Chips w?rden sie fliegen, Chips am Gehirn sitzen. Blutwerte, Hormone, neueste Fragestellungen, der Mensch als Versuchsh?hen im All. Untergehen mit dem Labor, falls es explodierte oder vergl?hte. Die Kapseln eng, wie Hundek?ge klein.
Umso besser waren Harriets Messwerte. Auch nach der Rotation. Ihr wurde nicht schlecht. Mit dem Rauchen w?rde sie aufh?ren m?ssen. Im ?rigen suchte man durchaus ?ere Kandidaten. Ovulation, IQ, Ruhepuls. Das jahrelange Rudern in Norwegen - jetzt n?tzte es. Jetzt f?gte alles sich zusammen. Wie grotesk.
"Sie fliegen ja schon."
Das feste Ende des Beschleunigers steckte auf einem m?tigen, sich in der Mitte des Raums aus dem Boden schiebenden Zapfen. Der Rest glich einem langen L?ffel, in dessen Sch?pfkelle der Proband kriechen musste. Da lag man wie in einem k?rpergeformten Sarg, tarngrau, kotzsicherer Anzug inklusive.
Man wurde angeschnallt, alle verlie?n den Raum, die Klappe fuhr zu.
Wer Platzangst hatte, starb sofort. Der Rest wurde von einer Kamera gefilmt. Der Arzt sagte: "Kosmos! Jahrzehntelang wollte da niemand hin. Jetzt jeder. Wie die Lemminge, die Lemminge." "Das ist Walt Disney", sagte Harriet.
Bei Walt Disney sahen Lemminge aus wie eine Kreuzung aus Meerschweinchen, Hase und Maus und st?rzten sich in den Tod.
Sp?ttisch zog der Mann vom European Astronaut Center die Augenbrauen hoch. Er glich einem Piraten aus einem alten Entdeckerbuch. Hatte bestimmt schon viele Astronautenkandidaten scheitern sehen.
Erst in den letzten Sekunden, die Klappe schloss sich bereits, war es der Kamera gelungen, die Angst in Harriets Augen einzufangen.
Sie hatte keine Angst gehabt. Der K?rper hatte die Angst, sie f?hlte nichts. In drei Stunden fuhr sie zur?ck ins Institut f?r Extraterrestrische Physik. F?hllosigkeit hatte sie trainiert.
Nach dem Experiment zeigte man ihr den Film. Von au?n glich die Maschine dem wahnsinnig gewordenen Zeiger einer Uhr. Harriet sah sich in sein verdicktes Ende kriechen. In den Sch?pfer.
Die Beschleunigung begann. Es gab eine kritische Grenze, bei der die inneren Organe platzten. Man ging so nahe wie m?glich heran. Ber?hrungslos, etwa 15 Zentimeter ?ber dem Boden, raste der Zeiger, in dessen Spitze sie lag, durch den wei?gestrichenen, kreisrunden Raum. Er wurde so schnell, dass er keinen Schatten mehr warf.
"Wollen Sie wirklich ins All?"
Sekt, Rauch, Reste der Rotation: sie ?ffnete ein wei?s Fenster und da war er wieder, drehte den Kopf nach rechts und bem?hte sich, nicht zu streng zu schauen. Das Blau seiner Augen, sie nannte es donaublau, die Donau floss stark, nur anfangs versickerte sie fast, das Blau seiner Augen schien oft k?hl, manche sagten "zu forschend", und lachten ?ber den Forscher Ash. Da war er und sah wie immer ein wenig nach Schachtel aus, der K?rper eckig, aber weich, eine Schachtel Kelloggs, rotblonder Wusch Haar obenauf. Da war er an diesem Montagmorgen im Juni, roch zu stark nach Rasierwasser und fuhr quer durch die Stadt, weil Anka, die Mutter seines Sohns, in einem anderen Viertel lebte und Ben dort zur Schule ging. Der Vater sah ihn jedes zweite Wochenende; seit 25 Minuten waren sie unterwegs, zehn hatten sie einkalkuliert. Ben, ein langes St?ck locker zusammengesetzter Glieder auf dem Beifahrersitz, stierer Blick geradeaus, r?tliche Locke in der Stirn, r?hrte sich nicht.
So ?lich muss es gewesen sein, Ashley hat es Harriet sp?r mehrfach erz?t. Laster blockierten den rechten Fahrstreifen, man dr?elte, fluchte, blieb eingekeilt.
"M?hen schubsen", sagte Ash. "In deinem Alter!"
Ben schwieg.
"Und nach dem Kung-Fu-Kurs!"
Als w? das das R?elhafteste daran.
Unter Bens Sitz schimmerte ein Plastikgriff hervor.
"Die geh?rt mir nich", rief der Sohn, "die iss doch von dir!"
Er versuchte, die T?te mit dem Fu?unter das Gestell zu stopfen. Er wurde rot. Laster blockierten den rechten Fahrstreifen, Gourmet-Lieferwagen m?hten sich Restaurants entgegen. Der Citro?tuckerte ein St?ck voran, eine Hand von rechts drehte am Radio, eine andere, von links, drehte es aus. Der Arm des Jungen war bald so dick wie der seines Vaters; die Uhr, die er trug, war gr??r.
An der Kirche, wo die Stra? zur Schule abzweigte, sprang die Ampel auf Stop. Ashley wollte es noch einmal versuchen. Ben sah vor allem m?de aus. Bestimmt hatte er wieder die halbe Nacht am Computer gespielt.
"Warum, Bennie, m?ssen wir das ?ber die Mutter der Betroffenen erfahren?"
"W-i-R?" Mit h?hnischem Unterton: "Meinst du damit meine Mutter und dich?"
Details
Erscheinungsjahr: 2010
Genre: Romane & Erzählungen
Rubrik: Belletristik
Medium: Buch
Seiten: 256
Inhalt: 256 S.
ISBN-13: 9783630872940
ISBN-10: 3630872948
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Draesner, Ulrike
luchterhand literaturverlag: Luchterhand Literaturverlag
penguin random house verlagsgruppe gmbh: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Maße: 220 x 144 x 26 mm
Von/Mit: Ulrike Draesner
Erscheinungsdatum: 22.01.2010
Gewicht: 0,452 kg
preigu-id: 101507059
Details
Erscheinungsjahr: 2010
Genre: Romane & Erzählungen
Rubrik: Belletristik
Medium: Buch
Seiten: 256
Inhalt: 256 S.
ISBN-13: 9783630872940
ISBN-10: 3630872948
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Draesner, Ulrike
luchterhand literaturverlag: Luchterhand Literaturverlag
penguin random house verlagsgruppe gmbh: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Maße: 220 x 144 x 26 mm
Von/Mit: Ulrike Draesner
Erscheinungsdatum: 22.01.2010
Gewicht: 0,452 kg
preigu-id: 101507059
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