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Von Höllengefährten zu schwimmenden Palästen
Die Passagierschifffahrt auf dem Atlantik (1840-1930)
Taschenbuch von Dagmar Bellmann
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
1.Einleitung
Was bedeutet uns heutzutage das Reisen auf See? Was macht den großen Reiz von Kreuzfahrten aus und wie lässt er sich historisch erklären? Diese Frage berührt keinesfalls nur tourismusgeschichtliche Aspekte. Viel wich-tiger ist die Frage, wie sich das Verhältnis der Menschen zum Meer gewandelt hat. Als um das Jahr 1840 die ersten Dampfschiffe den Atlantik überquerten, galt es im westlichen Kulturkreis noch als Binsenweisheit, dass es gefährlich ist, ein Schiff zu betreten: "[...] wenn uns der liebe Gott vor Sturm behüted, ich bin immer in Todesangst." Ganz anders klingt da das Erlebnis einer Seereise aus dem Jahr 2009: "Ein Highlight war auf jeden Fall die Spa Suite. In der Sauna zu sitzen und aus dem fahrenden Schiff auf das Wasser zu schauen war einzigartig." Wie ist dieser Wandel in der Einstellung gegenüber Seereisen von 'gefährlich' zu 'vergnüglich und entspannend' zu erklären?
Meist wird diese Wahrnehmungsveränderung mit der technischen Ent-wicklung der Schifffahrt, mit den geschickten Marketingstrategien der Reedereien und mit dem Aufstieg des modernen Massenkonsums in Zu-sammenhang gebracht. Damit lässt sich die Passagierschifffahrt als Ge-schichte der Moderne lesen. Die Frage nach dem 'Warum' des Wandels ist jedoch keineswegs so einfach zu beantworten. Eine Seereise blieb noch lange Zeit nach Einführung der Dampfschifffahrt auf offener See für alle, die sie unternahmen, eine gefahrvolle und mit äußerst zwiespältigen Gefühlen verbundene Angelegenheit.
Eine Seereise ist eine besondere Form des Reisens. Ein Schiff ist ein künstlich erschaffener und isolierter Raum inmitten einer menschenfeind-lichen Umgebung und dient deshalb nicht nur als Transportmittel, sondern auch als unentbehrlicher Schutz. Zugleich bildet das Schiff einen Mikrokosmos, eine Welt im Kleinen. Der Gegensatz zwischen der 'Zivilisation' und der 'Natur', aber auch gesellschaftliche Gegensätze werden stärker empfunden, denn die Aufmerksamkeit der Reisenden wird durch die Dauer der Reise, die Isoliertheit und Enge des Schiffes stärker fokussiert als bei anderen Transportmitteln wie der Eisenbahn, wo ein Aussteigen an den Bahnhöfen jederzeit möglich ist. Und schließlich existiert ein reichhaltiges kulturelles 'Gepäck' in Bezug auf das Meer, was wiederum die Wahrnehmung und Bewertung einer Seereise beeinflusst.
Das Neuartige an der Dampfschifffahrt bestand in der Möglichkeit, Reisen auf See mit positiven Vorstellungen und angenehmem Zeitvertreib zu verbinden. Dieser Prozess, der sich während eines längeren Zeit-raumes vollzog, erforderte ein Umdenken in der Vorstellungswelt der Reisenden. Eine Überfahrt auf dem offenen Meer rief bei ihnen häufig das Gefühl hervor, sich in einer Übergangsphase im Niemandsland zwischen zwei Welten zu befinden, existenzieller Einsamkeit und lebensbedrohlicher Gefahr ausgeliefert zu sein. Dieser ambivalente Zustand des 'Dazwischen' verlangte nach Bewältigungsstrategien, die es möglich machten, eine Seereise als positiv zu erleben. Die vorliegende Arbeit widmet sich diesen Bewältigungsstrategien, aber auch ihren Grenzen.
1.1Konzeption und Aufbau
Es sind die Wechselwirkungen zwischen Meer, Schiff und Reisenden, die für den Wandel in der Bewertung von Seereisen verantwortlich gemacht werden können. Jede Veränderung einer dieser Komponenten veränderte zugleich alle anderen.
Die geisteswissenschaftliche Forschung tut sich schwer, das Meer kon-zeptionell zu erfassen. Der Kulturwissenschaftler Christopher L. Connery formuliert es so:
"Perhaps the oceanic, as close an approximation of the infinite as the visible, physical world can provide, requires some of the abstraction that is 'space', its existence being somehow between place and space, but inadequately described by either term."
Materielle Räume können für menschliche Gesellschaften nicht per se exis-tieren, sondern konstituieren sich erst durch kulturelle Praktiken und Vorstellungen. Das offene Meer ist für d
1.Einleitung
Was bedeutet uns heutzutage das Reisen auf See? Was macht den großen Reiz von Kreuzfahrten aus und wie lässt er sich historisch erklären? Diese Frage berührt keinesfalls nur tourismusgeschichtliche Aspekte. Viel wich-tiger ist die Frage, wie sich das Verhältnis der Menschen zum Meer gewandelt hat. Als um das Jahr 1840 die ersten Dampfschiffe den Atlantik überquerten, galt es im westlichen Kulturkreis noch als Binsenweisheit, dass es gefährlich ist, ein Schiff zu betreten: "[...] wenn uns der liebe Gott vor Sturm behüted, ich bin immer in Todesangst." Ganz anders klingt da das Erlebnis einer Seereise aus dem Jahr 2009: "Ein Highlight war auf jeden Fall die Spa Suite. In der Sauna zu sitzen und aus dem fahrenden Schiff auf das Wasser zu schauen war einzigartig." Wie ist dieser Wandel in der Einstellung gegenüber Seereisen von 'gefährlich' zu 'vergnüglich und entspannend' zu erklären?
Meist wird diese Wahrnehmungsveränderung mit der technischen Ent-wicklung der Schifffahrt, mit den geschickten Marketingstrategien der Reedereien und mit dem Aufstieg des modernen Massenkonsums in Zu-sammenhang gebracht. Damit lässt sich die Passagierschifffahrt als Ge-schichte der Moderne lesen. Die Frage nach dem 'Warum' des Wandels ist jedoch keineswegs so einfach zu beantworten. Eine Seereise blieb noch lange Zeit nach Einführung der Dampfschifffahrt auf offener See für alle, die sie unternahmen, eine gefahrvolle und mit äußerst zwiespältigen Gefühlen verbundene Angelegenheit.
Eine Seereise ist eine besondere Form des Reisens. Ein Schiff ist ein künstlich erschaffener und isolierter Raum inmitten einer menschenfeind-lichen Umgebung und dient deshalb nicht nur als Transportmittel, sondern auch als unentbehrlicher Schutz. Zugleich bildet das Schiff einen Mikrokosmos, eine Welt im Kleinen. Der Gegensatz zwischen der 'Zivilisation' und der 'Natur', aber auch gesellschaftliche Gegensätze werden stärker empfunden, denn die Aufmerksamkeit der Reisenden wird durch die Dauer der Reise, die Isoliertheit und Enge des Schiffes stärker fokussiert als bei anderen Transportmitteln wie der Eisenbahn, wo ein Aussteigen an den Bahnhöfen jederzeit möglich ist. Und schließlich existiert ein reichhaltiges kulturelles 'Gepäck' in Bezug auf das Meer, was wiederum die Wahrnehmung und Bewertung einer Seereise beeinflusst.
Das Neuartige an der Dampfschifffahrt bestand in der Möglichkeit, Reisen auf See mit positiven Vorstellungen und angenehmem Zeitvertreib zu verbinden. Dieser Prozess, der sich während eines längeren Zeit-raumes vollzog, erforderte ein Umdenken in der Vorstellungswelt der Reisenden. Eine Überfahrt auf dem offenen Meer rief bei ihnen häufig das Gefühl hervor, sich in einer Übergangsphase im Niemandsland zwischen zwei Welten zu befinden, existenzieller Einsamkeit und lebensbedrohlicher Gefahr ausgeliefert zu sein. Dieser ambivalente Zustand des 'Dazwischen' verlangte nach Bewältigungsstrategien, die es möglich machten, eine Seereise als positiv zu erleben. Die vorliegende Arbeit widmet sich diesen Bewältigungsstrategien, aber auch ihren Grenzen.
1.1Konzeption und Aufbau
Es sind die Wechselwirkungen zwischen Meer, Schiff und Reisenden, die für den Wandel in der Bewertung von Seereisen verantwortlich gemacht werden können. Jede Veränderung einer dieser Komponenten veränderte zugleich alle anderen.
Die geisteswissenschaftliche Forschung tut sich schwer, das Meer kon-zeptionell zu erfassen. Der Kulturwissenschaftler Christopher L. Connery formuliert es so:
"Perhaps the oceanic, as close an approximation of the infinite as the visible, physical world can provide, requires some of the abstraction that is 'space', its existence being somehow between place and space, but inadequately described by either term."
Materielle Räume können für menschliche Gesellschaften nicht per se exis-tieren, sondern konstituieren sich erst durch kulturelle Praktiken und Vorstellungen. Das offene Meer ist für d
Details
Erscheinungsjahr: 2015
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 414 S.
ISBN-13: 9783593503059
ISBN-10: 3593503050
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Bellmann, Dagmar
Auflage: 1/2015
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 214 x 141 x 26 mm
Von/Mit: Dagmar Bellmann
Erscheinungsdatum: 02.04.2015
Gewicht: 0,527 kg
Artikel-ID: 105018424
Details
Erscheinungsjahr: 2015
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 414 S.
ISBN-13: 9783593503059
ISBN-10: 3593503050
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Bellmann, Dagmar
Auflage: 1/2015
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 214 x 141 x 26 mm
Von/Mit: Dagmar Bellmann
Erscheinungsdatum: 02.04.2015
Gewicht: 0,527 kg
Artikel-ID: 105018424
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