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Vergeltung
Eine interdisziplinäre Betrachtung der Rechtfertigung und Regulation von Gewalt
Taschenbuch von Günther Schlee
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Keine der traditionellen etablierten wissenschaftlichen Disziplinen hat allein den Schlüssel zur Beantwortung der Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem Thema "Vergeltung und Regulation ohne Zentralgewalt" stellen. Es kommt vielmehr darauf an, durch einen intensiven Dialog zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen die jeweils vorhandenen Kompetenzen in eine produktive Verbindung miteinander zu bringen. Außerdem erscheint die Thematik von "Vergeltung und Regulation ohne Zentralgewalt" nochmals in einem ganz neuen Licht, wenn man den Blick über Europa hinaus richtet, das heißt, wenn man die Implikationen und die Konsequenzen des Prozesses beziehungsweise der Prozesse der Globalisierung zu berücksichtigen versucht. Denn dann geht es darum, dass neben den Konfliktlösungen, die in Europa in bitteren Erfahrungen gefunden wurden, ganz neue und andere Erfahrungen eine große Bedeutung besitzen, über die wir in der Regel nur unzureichend informiert sind. Das heißt: Wenn man von den Auswirkungen der Globalisierung her denkt, verliert möglicherweise die europäische Rechtstradition einen Teil ihrer Beweiskraft. Vor allem jene Formen der Schlichtung und Mediation, die auf Gedanken der Aufklärung fußen, können dann nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit angewendet werden, wie das in Europa derzeit in den allermeisten Ländern der Fall ist.

Von der Fragestellung ausgehend, ob staatliches Strafrecht und staatliche Strafe Entlastung oder Belastung für Täter, Opfer und Gesellschaft mit sich bringen, hat Hans-Jörg Albrecht die verschiedenen Varianten eines neuen Systems geprüft, in dem nicht mehr das Strafverfahren und die Strafzumessungsregeln im Zentrum stehen, sondern Mediation und Restitution. Er kommt zu dem Ergebnis, dass der Mechanismus strafrechtlicher Sanktionierung durch strafrechtsunabhängige schlichtende Wiedergutmachung nicht ersetzt werden kann. Nur wenn eine klare Beziehung zwischen der Zentralgewalt und einem Täter bestehe, argumentiert er, könne für die Täter, die Opfer und die sozialen Gruppen, denen sie angehören, jene Entlastung entstehen, die für alle an einem Fall Beteiligten von dauerhaftem Vorteil sind.

Ergänzend zu den Argumenten, die Hans-Jörg Albrecht vorgetragen hat, möchte ich auf einen Punkt hinweisen, der in Zukunft eine besonders große Rolle spielen mag, der aber auch heute schon eine erhebliche Rolle spielt: Es ist der besonders labile und sich rasch wandelnde Zustand der Gesellschaften in der Mitte Europas. Auch in Deutschland leben wir in einer hochmobilen Gesellschaft, gekennzeichnet durch ein großes Maß an Emigration, an Binnenmigration sowie auch an Immigration, in einer Situation somit, die zunehmend geprägt wird von neuen ethnischen, kulturellen und religiösen Minderheiten. Dies ist nicht ohne gravierende Folgen. Jede achte Ehe, die in den Ländern der alten Bundesrepublik geschlossen wird, gehen zwei Personen verschiedener ethnischer, kultureller und religiöser Prägung ein. In manchen Schulen überwiegen die Kinder von Neubürgern bei weitem die Zahl der Kinder der Alteingesessenen. Wer besitzt in einer solchen Situation die Autorität zur Mediation und die Kompetenz zu erfolgreicher Mediation, möchte ich fragen. Dazu kommen, durchaus erschwerend, die Auswirkungen der progressiven Säkularisierung. Die Truth & Reconciliation Commission in Südafrika konnte nur deshalb erfolgreich tätig sein, weil sie in einem Land, in dem die meisten Menschen eine ungebrochen starke religiöse Bindung besitzen, von einem Geistlichen mit hoher Wertschätzung geleitet und durch alle Schwierigkeiten, die es auch dort gab, hindurchgesteuert wurde. Es ist kaum denkbar, dass sich dieses Modell auf die Bundesrepublik Deutschland und dort auf die lokale Ebene, wo die meisten Strafverfahren durchgeführt werden, übertragen ließe. Viel Erfolg versprechender erscheint der Weg, begabte Angehörige der neuen Minderheiten zu motivieren, sich auf dem Gebiet der Rechtswissenschaften
Keine der traditionellen etablierten wissenschaftlichen Disziplinen hat allein den Schlüssel zur Beantwortung der Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem Thema "Vergeltung und Regulation ohne Zentralgewalt" stellen. Es kommt vielmehr darauf an, durch einen intensiven Dialog zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen die jeweils vorhandenen Kompetenzen in eine produktive Verbindung miteinander zu bringen. Außerdem erscheint die Thematik von "Vergeltung und Regulation ohne Zentralgewalt" nochmals in einem ganz neuen Licht, wenn man den Blick über Europa hinaus richtet, das heißt, wenn man die Implikationen und die Konsequenzen des Prozesses beziehungsweise der Prozesse der Globalisierung zu berücksichtigen versucht. Denn dann geht es darum, dass neben den Konfliktlösungen, die in Europa in bitteren Erfahrungen gefunden wurden, ganz neue und andere Erfahrungen eine große Bedeutung besitzen, über die wir in der Regel nur unzureichend informiert sind. Das heißt: Wenn man von den Auswirkungen der Globalisierung her denkt, verliert möglicherweise die europäische Rechtstradition einen Teil ihrer Beweiskraft. Vor allem jene Formen der Schlichtung und Mediation, die auf Gedanken der Aufklärung fußen, können dann nicht mit der gleichen Selbstverständlichkeit angewendet werden, wie das in Europa derzeit in den allermeisten Ländern der Fall ist.

Von der Fragestellung ausgehend, ob staatliches Strafrecht und staatliche Strafe Entlastung oder Belastung für Täter, Opfer und Gesellschaft mit sich bringen, hat Hans-Jörg Albrecht die verschiedenen Varianten eines neuen Systems geprüft, in dem nicht mehr das Strafverfahren und die Strafzumessungsregeln im Zentrum stehen, sondern Mediation und Restitution. Er kommt zu dem Ergebnis, dass der Mechanismus strafrechtlicher Sanktionierung durch strafrechtsunabhängige schlichtende Wiedergutmachung nicht ersetzt werden kann. Nur wenn eine klare Beziehung zwischen der Zentralgewalt und einem Täter bestehe, argumentiert er, könne für die Täter, die Opfer und die sozialen Gruppen, denen sie angehören, jene Entlastung entstehen, die für alle an einem Fall Beteiligten von dauerhaftem Vorteil sind.

Ergänzend zu den Argumenten, die Hans-Jörg Albrecht vorgetragen hat, möchte ich auf einen Punkt hinweisen, der in Zukunft eine besonders große Rolle spielen mag, der aber auch heute schon eine erhebliche Rolle spielt: Es ist der besonders labile und sich rasch wandelnde Zustand der Gesellschaften in der Mitte Europas. Auch in Deutschland leben wir in einer hochmobilen Gesellschaft, gekennzeichnet durch ein großes Maß an Emigration, an Binnenmigration sowie auch an Immigration, in einer Situation somit, die zunehmend geprägt wird von neuen ethnischen, kulturellen und religiösen Minderheiten. Dies ist nicht ohne gravierende Folgen. Jede achte Ehe, die in den Ländern der alten Bundesrepublik geschlossen wird, gehen zwei Personen verschiedener ethnischer, kultureller und religiöser Prägung ein. In manchen Schulen überwiegen die Kinder von Neubürgern bei weitem die Zahl der Kinder der Alteingesessenen. Wer besitzt in einer solchen Situation die Autorität zur Mediation und die Kompetenz zu erfolgreicher Mediation, möchte ich fragen. Dazu kommen, durchaus erschwerend, die Auswirkungen der progressiven Säkularisierung. Die Truth & Reconciliation Commission in Südafrika konnte nur deshalb erfolgreich tätig sein, weil sie in einem Land, in dem die meisten Menschen eine ungebrochen starke religiöse Bindung besitzen, von einem Geistlichen mit hoher Wertschätzung geleitet und durch alle Schwierigkeiten, die es auch dort gab, hindurchgesteuert wurde. Es ist kaum denkbar, dass sich dieses Modell auf die Bundesrepublik Deutschland und dort auf die lokale Ebene, wo die meisten Strafverfahren durchgeführt werden, übertragen ließe. Viel Erfolg versprechender erscheint der Weg, begabte Angehörige der neuen Minderheiten zu motivieren, sich auf dem Gebiet der Rechtswissenschaften
Details
Medium: Taschenbuch
Seiten: 188
Inhalt: 188 S.
ISBN-13: 9783593386119
ISBN-10: 3593386119
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Redaktion: Schlee, Günther
Turner, Bertram
Herausgeber: Günther Schlee/Bertram Turner
Auflage: 1/2008
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 211 x 139 x 12 mm
Von/Mit: Günther Schlee
Erscheinungsdatum: 13.05.2008
Gewicht: 0,242 kg
preigu-id: 101901061
Details
Medium: Taschenbuch
Seiten: 188
Inhalt: 188 S.
ISBN-13: 9783593386119
ISBN-10: 3593386119
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Redaktion: Schlee, Günther
Turner, Bertram
Herausgeber: Günther Schlee/Bertram Turner
Auflage: 1/2008
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 211 x 139 x 12 mm
Von/Mit: Günther Schlee
Erscheinungsdatum: 13.05.2008
Gewicht: 0,242 kg
preigu-id: 101901061
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