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Trauma Algerienkrieg
Zur Geschichte und Aufarbeitung eines tabuisierten Konflikts
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Am 20. Juni 2000 erschien auf der Titelseite der Tageszeitung Le Monde ein kurzer Bericht von Florence Beaugé. Die Journalistin beschrieb darin den Leidensweg der Louisette Ighilahriz, die im September 1957 als Mitglied eines Kommandos der algerischen Nationalen Befreiungsfront (FLN) in die Hände der französischen Armee gefallen war. Zu jener Zeit hielten vier Regimenter der 10. Fallschirmjägerdivision unter General Jacques Massu einen permanenten Belagerungszustand über die algerische Hauptstadt aufrecht.Ighilahriz schilderte, wie es ihr als Gefangene der französischen Armee erging:"Ich wurde nackt hingelegt, immer nackt. Sie konnten ein-, zwei- oder dreimal pro Tag kommen. Sobald ich ihre Stiefel im Gang hörte, fing ich an zu zittern. [...] Massu war brutal, widerlich. Bigeard war nicht besser, aber der schlimmste war Graziani. Er war unbeschreiblich, ein Perverser, der am Foltern Spaß hatte. Das waren keine Menschen. [...] Während dieser Monate hatte ich nur ein Ziel: mich selbst zu töten. Doch das schlimmste aller Leiden ist es, wenn man sich umbringen will und keine Möglichkeit dazu findet. [...] Sie haben meine Eltern verhaftet und fast alle meine Brüder und Schwestern. Meine Mutter durchlitt die Qualen der Badewanne drei Wochen in Folge. Eines Tages brachten sie das jüngste ihrer neun Kinder, meinen kleinen dreijährigen Bruder, und hängten ihn vor ihren Augen auf."Der Artikel über Ighilahriz löste in Frankreich eine ungeahnte Flut an Kontroversen um die algerische Vergangenheit aus. Das heißt, insbesondere um die algerische Vergangenheit der französischen Armee. Knapp vierzig Jahre nach dem Rückzug aus der letzten großen Kolonie in Nordafrika wurden die Methoden der kolonialen Kriegsführung zum nationalen Skandal. Dabei war es bei weitem nicht das erste Mal, dass die Folter in aller Öffentlichkeit thematisiert worden ist. Doch etwas Entscheidendes hatte sich in der französischen Gesellschaft verändert: Die lange Zeit starr stehenden, ideologischen Nachkriegsfronten hatten sich verschoben. Innerhalb des einst verantwortlichen Offizierskorps traten plötzlich Differenzen in der rückblickenden Beurteilung zutage. Die Spaltung an der Spitze der Gesellschaft öffnete den Raum für eine breite Debatte, die vor allem über die Massenmedien ausgetragen wurde.Le Monde gelang es im Anschluss an den zitierten Artikel, die von Ighilahriz persönlich angegriffenen, noch lebenden Generäle Bigeard und Massu zum Sprechen zu bringen. Marcel Bigeard, der 1957 als Oberstleutnant in Algier das 3. Koloniale Fallschirmjägerregiment kommandierte und später unter Präsident Giscard d'Estaing in den Rang eines Staatssekretärs beim Verteidigungsministerium aufstieg, reagierte in vertrauter Weise. Ighilahriz habe nichts als ein "Lügengespinst" gewoben. Massus Äußerungen gegenüber Le Monde klangen indes anders. Er bestätigte die Anwendung von Folter im Allgemeinen, und dass "im Fall Louisette Ighilahriz die Dinge wirklich sehr weit gegangen zu sein scheinen".Angesichts der lebhaften Reaktion auf diese Veröffentlichungen wurde Beaugé durch die Chefredaktion von Le Monde ermutigt, am Thema dranzubleiben. Im November 2000 erschienen zwei lange Interviews mit Massu und dem bis dahin wenig bekannten General Aussaresses, der während der Schlacht um Algier als Geheimdienstler zusammen mit Oberst Trinquier und Massu eine klandestine Parallelführung zur regulären militärischen Hierarchie bildete. Beide bestätigten erneut, dass die Folter ein reguläres Instrument im Kampf gegen die FLN gewesen war, doch im Unterschied zu Massu verteidigte Aussaresses derartige Methoden offensiv. Er selbst habe persönlich 24 Gefangene getötet. Und er würde es wieder tun, wenn er noch einmal vor derselben Situation stünde.
Am 20. Juni 2000 erschien auf der Titelseite der Tageszeitung Le Monde ein kurzer Bericht von Florence Beaugé. Die Journalistin beschrieb darin den Leidensweg der Louisette Ighilahriz, die im September 1957 als Mitglied eines Kommandos der algerischen Nationalen Befreiungsfront (FLN) in die Hände der französischen Armee gefallen war. Zu jener Zeit hielten vier Regimenter der 10. Fallschirmjägerdivision unter General Jacques Massu einen permanenten Belagerungszustand über die algerische Hauptstadt aufrecht.Ighilahriz schilderte, wie es ihr als Gefangene der französischen Armee erging:"Ich wurde nackt hingelegt, immer nackt. Sie konnten ein-, zwei- oder dreimal pro Tag kommen. Sobald ich ihre Stiefel im Gang hörte, fing ich an zu zittern. [...] Massu war brutal, widerlich. Bigeard war nicht besser, aber der schlimmste war Graziani. Er war unbeschreiblich, ein Perverser, der am Foltern Spaß hatte. Das waren keine Menschen. [...] Während dieser Monate hatte ich nur ein Ziel: mich selbst zu töten. Doch das schlimmste aller Leiden ist es, wenn man sich umbringen will und keine Möglichkeit dazu findet. [...] Sie haben meine Eltern verhaftet und fast alle meine Brüder und Schwestern. Meine Mutter durchlitt die Qualen der Badewanne drei Wochen in Folge. Eines Tages brachten sie das jüngste ihrer neun Kinder, meinen kleinen dreijährigen Bruder, und hängten ihn vor ihren Augen auf."Der Artikel über Ighilahriz löste in Frankreich eine ungeahnte Flut an Kontroversen um die algerische Vergangenheit aus. Das heißt, insbesondere um die algerische Vergangenheit der französischen Armee. Knapp vierzig Jahre nach dem Rückzug aus der letzten großen Kolonie in Nordafrika wurden die Methoden der kolonialen Kriegsführung zum nationalen Skandal. Dabei war es bei weitem nicht das erste Mal, dass die Folter in aller Öffentlichkeit thematisiert worden ist. Doch etwas Entscheidendes hatte sich in der französischen Gesellschaft verändert: Die lange Zeit starr stehenden, ideologischen Nachkriegsfronten hatten sich verschoben. Innerhalb des einst verantwortlichen Offizierskorps traten plötzlich Differenzen in der rückblickenden Beurteilung zutage. Die Spaltung an der Spitze der Gesellschaft öffnete den Raum für eine breite Debatte, die vor allem über die Massenmedien ausgetragen wurde.Le Monde gelang es im Anschluss an den zitierten Artikel, die von Ighilahriz persönlich angegriffenen, noch lebenden Generäle Bigeard und Massu zum Sprechen zu bringen. Marcel Bigeard, der 1957 als Oberstleutnant in Algier das 3. Koloniale Fallschirmjägerregiment kommandierte und später unter Präsident Giscard d'Estaing in den Rang eines Staatssekretärs beim Verteidigungsministerium aufstieg, reagierte in vertrauter Weise. Ighilahriz habe nichts als ein "Lügengespinst" gewoben. Massus Äußerungen gegenüber Le Monde klangen indes anders. Er bestätigte die Anwendung von Folter im Allgemeinen, und dass "im Fall Louisette Ighilahriz die Dinge wirklich sehr weit gegangen zu sein scheinen".Angesichts der lebhaften Reaktion auf diese Veröffentlichungen wurde Beaugé durch die Chefredaktion von Le Monde ermutigt, am Thema dranzubleiben. Im November 2000 erschienen zwei lange Interviews mit Massu und dem bis dahin wenig bekannten General Aussaresses, der während der Schlacht um Algier als Geheimdienstler zusammen mit Oberst Trinquier und Massu eine klandestine Parallelführung zur regulären militärischen Hierarchie bildete. Beide bestätigten erneut, dass die Folter ein reguläres Instrument im Kampf gegen die FLN gewesen war, doch im Unterschied zu Massu verteidigte Aussaresses derartige Methoden offensiv. Er selbst habe persönlich 24 Gefangene getötet. Und er würde es wieder tun, wenn er noch einmal vor derselben Situation stünde.
Details
Erscheinungsjahr: 2006
Fachbereich: Zeitgeschichte & Politik
Genre: Geschichte
Jahrhundert: ab 1949
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Taschenbuch
Seiten: 348
Inhalt: 348 S.
ISBN-13: 9783593377711
ISBN-10: 3593377713
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Kohser-Spohn, Christiane
Renken, Frank
Elsenhans, Hartmut
Gilzmer, Mechthild
Hüser, Dietmar
Mauss-Copaux, Claire
Eveno, Patrick
Floch, Jacques
Pervillé, Guy
Lemaire, Sandrine
Redaktion: Kohser-Spohn, Christiane
Renken, Frank
Herausgeber: Christiane Kohser-Spohn/Frank Renken
Auflage: 1/2006
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 213 x 140 x 25 mm
Erscheinungsdatum: 06.02.2006
Gewicht: 0,447 kg
preigu-id: 102355528
Details
Erscheinungsjahr: 2006
Fachbereich: Zeitgeschichte & Politik
Genre: Geschichte
Jahrhundert: ab 1949
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Taschenbuch
Seiten: 348
Inhalt: 348 S.
ISBN-13: 9783593377711
ISBN-10: 3593377713
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Kohser-Spohn, Christiane
Renken, Frank
Elsenhans, Hartmut
Gilzmer, Mechthild
Hüser, Dietmar
Mauss-Copaux, Claire
Eveno, Patrick
Floch, Jacques
Pervillé, Guy
Lemaire, Sandrine
Redaktion: Kohser-Spohn, Christiane
Renken, Frank
Herausgeber: Christiane Kohser-Spohn/Frank Renken
Auflage: 1/2006
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 213 x 140 x 25 mm
Erscheinungsdatum: 06.02.2006
Gewicht: 0,447 kg
preigu-id: 102355528
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