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Riskante Substanzen
Der 'War on Drugs' in den USA (1963-1992)
Taschenbuch von Timo Bonengel
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Einleitung»Any discussion of drug use inevitably [...] involves the consideration of individual and social risk. Drug use as a risk-taking and risk-producing behavior is the heart of the matter.«»What we think about addiction very much depends on who is addicted.«Was haben ein Rapper, ein Großunternehmer und eine Bürgerrechtsaktivistin gemeinsam? Was wie der Anfang eines weniger gelungenen Witzes klingt, hat in Wirklichkeit keine Pointe. Alle drei, der Rapper Jay-Z, der Unternehmer Sir Richard Branson und die Bürgerrechtsaktivistin Michelle Alexander, sind prominente Kritiker des »War on Drugs« - sowohl in seiner weltweiten als auch in seiner US-amerikanischen Gestalt. Branson, Philanthrop und Gründer der Virgin Group, erklärte 2016: »Der Krieg gegen die Drogen war immer auch ein Krieg gegen Menschen. Unverhältnismäßig zielte er vor allem auf Minderheiten, die Armen und Entrechteten.« Jay-Z schlug ebenfalls in diese Kerbe, als er im gleichen Jahr den rassistischen Charakter des »War on Drugs« in den USA kritisierte: »Die New Yorker Polizei durchsuchte in Brooklyn unsere Nachbarschaft, während in Manhattan Banker in der Öffentlichkeit Crack konsumierten und straffrei blieben.« Die Juristin Alexander hatte schon 2010 für Aufsehen gesorgt, als sie ihre Studie The New Jim Crow veröffentlichte. Darin belegt sie, welche drastischen Konsequenzen der »War on Drugs« für Hispanics und Afroamerikaner*innen mit sich bringt. Nicht nur wurden und werden sie in unverhältnismäßigen Zahlen wegen Drogendelikten festgenommen, sondern auch häufiger verurteilt und härter bestraft als Weiße. Durch massenhafte Verhaftungen und Verurteilungen auch wegen nicht-gewalttätiger Drogendelikte (»possession« beziehungsweise »simple possession«) wird, so Alexander, den derart Stigmatisierten systematisch die gesellschaftliche und ökonomische Teilhabe erschwert. Der moderne »War on Drugs« seit Mitte der 1980er Jahre, den Alexander zu Recht vor allem hinsichtlich des intensivierten Strafverfolgungsansatzes analysiert, stellt in ihren Augen eine Reaktion auf die Erfolge des Civil Rights Movement in den 1960er und 1970er Jahren dar. Die neuen Rechte und Freiheiten, die sich Afroamerikaner*innen erkämpft hatten, würden ihnen durch die Eskalation einer rassistischen Drogenpolitik wieder systematisch entzogen. Mit dieser schlüssigen Interpretation steht Alexander im wissenschaftlichen Feld nicht allein da. Rechts-, politik-, sozial- und geschichtswissenschaftliche Studien stützen ihre These. Die meisten dieser Arbeiten konzentrieren sich ebenfalls auf den Zeitraum vom Ende der 1980er Jahre bis in die Gegenwart, und das verständlicherweise: Denn auch wenn Richard Nixon bereits im Sommer 1971 eine »neue, uneingeschränkte Offensive« gegen Drogen ausrief, kam es erst ab dem Ende der 1980er Jahre zu einem drastischen Anstieg der Verhaftungen und Verurteilungen wegen Drogendelikten. Da diese Tendenz ein plastisches und unmittelbares Symptom von gesellschaftlichem und institutionalisiertem Rassismus darstellt, ist es nicht nur nachvollziehbar, sondern auch dringlich, diesen Aspekt zu beleuchten. Das hat allerdings zu einer doppelten Schieflage beziehungsweise Verzerrung geführt.Die moderne US-Drogenpolitik wurde und wird in den genannten Disziplinen meistens hinsichtlich des Strafverfolgungsansatzes analysiert und nicht als umfassendere Sozial- und Gesundheitspolitik. Das wiederum scheint zu einer Verzerrung in der öffentlichen Wahrnehmung beigetragen zu haben, und hier kommt wieder Richard Branson ins Spiel. Branson hat Recht, wenn er den diskriminierenden Charakter des »War on Drugs« kritisiert. Er liegt aber auch daneben. Ahnungsvoll deutete er beispielsweise an: »Als US-Präsident Richard Nixon 1971 illegale Drogen zum 'Staatsfeind Nummer eins' erklärte, hatten wenige eine Ahnung davon, was ihn wirklich dazu trieb, einen weiteren Krieg anzufangen.« Branson berief sich anschließend auf ein angebliches Zitat von Nixons innenpolitischem Berater John Ehrlichman. Die
Einleitung»Any discussion of drug use inevitably [...] involves the consideration of individual and social risk. Drug use as a risk-taking and risk-producing behavior is the heart of the matter.«»What we think about addiction very much depends on who is addicted.«Was haben ein Rapper, ein Großunternehmer und eine Bürgerrechtsaktivistin gemeinsam? Was wie der Anfang eines weniger gelungenen Witzes klingt, hat in Wirklichkeit keine Pointe. Alle drei, der Rapper Jay-Z, der Unternehmer Sir Richard Branson und die Bürgerrechtsaktivistin Michelle Alexander, sind prominente Kritiker des »War on Drugs« - sowohl in seiner weltweiten als auch in seiner US-amerikanischen Gestalt. Branson, Philanthrop und Gründer der Virgin Group, erklärte 2016: »Der Krieg gegen die Drogen war immer auch ein Krieg gegen Menschen. Unverhältnismäßig zielte er vor allem auf Minderheiten, die Armen und Entrechteten.« Jay-Z schlug ebenfalls in diese Kerbe, als er im gleichen Jahr den rassistischen Charakter des »War on Drugs« in den USA kritisierte: »Die New Yorker Polizei durchsuchte in Brooklyn unsere Nachbarschaft, während in Manhattan Banker in der Öffentlichkeit Crack konsumierten und straffrei blieben.« Die Juristin Alexander hatte schon 2010 für Aufsehen gesorgt, als sie ihre Studie The New Jim Crow veröffentlichte. Darin belegt sie, welche drastischen Konsequenzen der »War on Drugs« für Hispanics und Afroamerikaner*innen mit sich bringt. Nicht nur wurden und werden sie in unverhältnismäßigen Zahlen wegen Drogendelikten festgenommen, sondern auch häufiger verurteilt und härter bestraft als Weiße. Durch massenhafte Verhaftungen und Verurteilungen auch wegen nicht-gewalttätiger Drogendelikte (»possession« beziehungsweise »simple possession«) wird, so Alexander, den derart Stigmatisierten systematisch die gesellschaftliche und ökonomische Teilhabe erschwert. Der moderne »War on Drugs« seit Mitte der 1980er Jahre, den Alexander zu Recht vor allem hinsichtlich des intensivierten Strafverfolgungsansatzes analysiert, stellt in ihren Augen eine Reaktion auf die Erfolge des Civil Rights Movement in den 1960er und 1970er Jahren dar. Die neuen Rechte und Freiheiten, die sich Afroamerikaner*innen erkämpft hatten, würden ihnen durch die Eskalation einer rassistischen Drogenpolitik wieder systematisch entzogen. Mit dieser schlüssigen Interpretation steht Alexander im wissenschaftlichen Feld nicht allein da. Rechts-, politik-, sozial- und geschichtswissenschaftliche Studien stützen ihre These. Die meisten dieser Arbeiten konzentrieren sich ebenfalls auf den Zeitraum vom Ende der 1980er Jahre bis in die Gegenwart, und das verständlicherweise: Denn auch wenn Richard Nixon bereits im Sommer 1971 eine »neue, uneingeschränkte Offensive« gegen Drogen ausrief, kam es erst ab dem Ende der 1980er Jahre zu einem drastischen Anstieg der Verhaftungen und Verurteilungen wegen Drogendelikten. Da diese Tendenz ein plastisches und unmittelbares Symptom von gesellschaftlichem und institutionalisiertem Rassismus darstellt, ist es nicht nur nachvollziehbar, sondern auch dringlich, diesen Aspekt zu beleuchten. Das hat allerdings zu einer doppelten Schieflage beziehungsweise Verzerrung geführt.Die moderne US-Drogenpolitik wurde und wird in den genannten Disziplinen meistens hinsichtlich des Strafverfolgungsansatzes analysiert und nicht als umfassendere Sozial- und Gesundheitspolitik. Das wiederum scheint zu einer Verzerrung in der öffentlichen Wahrnehmung beigetragen zu haben, und hier kommt wieder Richard Branson ins Spiel. Branson hat Recht, wenn er den diskriminierenden Charakter des »War on Drugs« kritisiert. Er liegt aber auch daneben. Ahnungsvoll deutete er beispielsweise an: »Als US-Präsident Richard Nixon 1971 illegale Drogen zum 'Staatsfeind Nummer eins' erklärte, hatten wenige eine Ahnung davon, was ihn wirklich dazu trieb, einen weiteren Krieg anzufangen.« Branson berief sich anschließend auf ein angebliches Zitat von Nixons innenpolitischem Berater John Ehrlichman. Die
Details
Erscheinungsjahr: 2020
Medium: Taschenbuch
Seiten: 433
Inhalt: 433 S.
ISBN-13: 9783593511726
ISBN-10: 359351172X
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Bonengel, Timo
Auflage: 1/2020
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 215 x 143 x 27 mm
Von/Mit: Timo Bonengel
Erscheinungsdatum: 11.03.2020
Gewicht: 0,535 kg
preigu-id: 117658003
Details
Erscheinungsjahr: 2020
Medium: Taschenbuch
Seiten: 433
Inhalt: 433 S.
ISBN-13: 9783593511726
ISBN-10: 359351172X
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Bonengel, Timo
Auflage: 1/2020
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 215 x 143 x 27 mm
Von/Mit: Timo Bonengel
Erscheinungsdatum: 11.03.2020
Gewicht: 0,535 kg
preigu-id: 117658003
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