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Pro-Age oder Anti-Aging?
Altern im Fokus der modernen Medizin, Kultur der Medizin 35
Taschenbuch von Silke Schicktanz
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Bioethische Reflexion über die Technisierung unseres Lebens tendierte lange dazu, sich auf heikle 'Grenzfälle' wie die Manipulation von Lebens-anfang und -ende zu konzentrieren (z.B. Singer 1994). Hierzu gehören einerseits die seit Jahren intensiv geführten Debatten um die Embryonen-forschung, In-vitro-Fertilisation, Präimplantations- und Pränataldiagnostik sowie den moralischen Status des Embryos. Auf der anderen Seite des Spektrums sind Auseinandersetzungen um Lebensverlängerung und Thera-piebegrenzung, passive und aktive Sterbehilfe, terminale Sedierung sowie die Bedeutung verschiedener Todeskriterien zu verorten (Hilt u.a. 2010).Erst mit der Eröffnung eines weiteren Blickwinkels auf die moderne Medizin wurde deutlich, dass diese Fokussierung weder empirisch noch normativ angemessen ist. Die Medikalisierung sämtlicher Lebensbereiche (Illich 1975: 9f.) erfordert vielmehr eine gesteigerte ethische Sensibilität: Medizinisch-technische Eingriffe verändern unser gesamtes Verständnis des menschlichen Lebens und seines Verlaufes derart nachhaltig, dass die existenziellen Grundbedingungen von Handeln, Entscheiden, Autonomie, Verantwortung und Zukunftsplanung in nahezu allen Lebenslagen ständig aufs Neue hinterfragt werden können. Diese radikale Erweiterung des Blicks - von den extremen Grenzfällen auf das gesamte 'normale Leben' - führt dazu, dass auch dem Prozess des Alterns und seinen Folgen mehr Aufmerksamkeit zuteilwird. Die Medizin hat das Altern als Forschungs- und Praxisfeld entdeckt, das biologisch-kausal aufzuschlüsseln und zu verändern ist. Entsprechend stellt sich aus bioethischer Sicht die Frage, welche Bedeutung und Konsequenzen diese Entwicklung für Patienten und Konsumenten ebenso wie für das ärztliche Ethos und die Politik haben kann. Allerdings werden die verschiedenen bereits existierenden medizinethischen Debatten über das Altern bislang meist separat geführt: Auf der einen Seite geht es um den moralisch richtigen Umgang mit hoch-betagten Menschen und die damit zusammenhängenden Themen wie etwa Bedingungen der Langzeitpflege oder Entscheidungen am Lebensende (Hahnen 2009; Bauer/Endreß 2007; Schildmann u.a. 2006; Mittelstraß 2005; für kulturelle Vergleiche siehe z.B. Prado 2008; Blank/Merrick 2005). Auf der anderen steht die gegenwärtig boomende Anti-Aging-Medizin im Kreuzfeuer ethischer Auseinandersetzung (Maio 2011; Knell/Weber 2009). Dieser getrennte Debattenverlauf könnte nicht zuletzt darauf zurückzu-führen sein, dass (vermeintlich) unterschiedliche Gruppen betroffen sind.Im vorliegenden Band soll diese Trennung kritisch hinterfragt werden. Dabei sollen Verbindungslinien und Überschneidungen aufgezeigt werden, die sich in der Konzipierung des Alterns theoretisch wie normativ ergeben. Einen Ausgangspunkt bildet die prägnante sozialwissenschaftliche These zum wachsenden Einfluss der Medizin auf individuelle und gesellschaft-liche Verständnisse von und Umgangsweisen mit dem Altern. Diese These einer (Bio-)Medikalisierung des Alterns (Kaufmann u.a. 2004; Zola 1991; Estes/Binney 1989) besagt, dass "the medical model - with its emphasis on clinical phenomena - takes precedence over, and in many cases defines, the basic biological, social, and behavioral processes and problems of aging" (ebd.: 588). Mit diesem Vordringen des 'medizinischen Modells' wird demnach sowohl die individuelle als auch die gesellschaftliche Weise, wie man heute allgemein über das Altern nachdenkt, mit ihm umgeht und sich selbst und andere als alte Menschen 'behandelt', maßgeblich geprägt. In dieser Blickrichtung lassen sich dann zwei Grundannahmen ausmachen: die der Naturalisierung bzw. Biologisierung des Alterns und die seiner Pa-thologisierung. Die Anti-Aging-Medizin kann hierfür insofern als 'proof of concept', das heißt als Beleg für die Gültigkeit der Grundannahme gelten, als sie die Beseitigung des 'Problems' an sich mit medizinisch-naturwissen-schaftlichen Methoden verspricht (Trüeb 2006). Doch bei näherer Betrach-tung der durch
Bioethische Reflexion über die Technisierung unseres Lebens tendierte lange dazu, sich auf heikle 'Grenzfälle' wie die Manipulation von Lebens-anfang und -ende zu konzentrieren (z.B. Singer 1994). Hierzu gehören einerseits die seit Jahren intensiv geführten Debatten um die Embryonen-forschung, In-vitro-Fertilisation, Präimplantations- und Pränataldiagnostik sowie den moralischen Status des Embryos. Auf der anderen Seite des Spektrums sind Auseinandersetzungen um Lebensverlängerung und Thera-piebegrenzung, passive und aktive Sterbehilfe, terminale Sedierung sowie die Bedeutung verschiedener Todeskriterien zu verorten (Hilt u.a. 2010).Erst mit der Eröffnung eines weiteren Blickwinkels auf die moderne Medizin wurde deutlich, dass diese Fokussierung weder empirisch noch normativ angemessen ist. Die Medikalisierung sämtlicher Lebensbereiche (Illich 1975: 9f.) erfordert vielmehr eine gesteigerte ethische Sensibilität: Medizinisch-technische Eingriffe verändern unser gesamtes Verständnis des menschlichen Lebens und seines Verlaufes derart nachhaltig, dass die existenziellen Grundbedingungen von Handeln, Entscheiden, Autonomie, Verantwortung und Zukunftsplanung in nahezu allen Lebenslagen ständig aufs Neue hinterfragt werden können. Diese radikale Erweiterung des Blicks - von den extremen Grenzfällen auf das gesamte 'normale Leben' - führt dazu, dass auch dem Prozess des Alterns und seinen Folgen mehr Aufmerksamkeit zuteilwird. Die Medizin hat das Altern als Forschungs- und Praxisfeld entdeckt, das biologisch-kausal aufzuschlüsseln und zu verändern ist. Entsprechend stellt sich aus bioethischer Sicht die Frage, welche Bedeutung und Konsequenzen diese Entwicklung für Patienten und Konsumenten ebenso wie für das ärztliche Ethos und die Politik haben kann. Allerdings werden die verschiedenen bereits existierenden medizinethischen Debatten über das Altern bislang meist separat geführt: Auf der einen Seite geht es um den moralisch richtigen Umgang mit hoch-betagten Menschen und die damit zusammenhängenden Themen wie etwa Bedingungen der Langzeitpflege oder Entscheidungen am Lebensende (Hahnen 2009; Bauer/Endreß 2007; Schildmann u.a. 2006; Mittelstraß 2005; für kulturelle Vergleiche siehe z.B. Prado 2008; Blank/Merrick 2005). Auf der anderen steht die gegenwärtig boomende Anti-Aging-Medizin im Kreuzfeuer ethischer Auseinandersetzung (Maio 2011; Knell/Weber 2009). Dieser getrennte Debattenverlauf könnte nicht zuletzt darauf zurückzu-führen sein, dass (vermeintlich) unterschiedliche Gruppen betroffen sind.Im vorliegenden Band soll diese Trennung kritisch hinterfragt werden. Dabei sollen Verbindungslinien und Überschneidungen aufgezeigt werden, die sich in der Konzipierung des Alterns theoretisch wie normativ ergeben. Einen Ausgangspunkt bildet die prägnante sozialwissenschaftliche These zum wachsenden Einfluss der Medizin auf individuelle und gesellschaft-liche Verständnisse von und Umgangsweisen mit dem Altern. Diese These einer (Bio-)Medikalisierung des Alterns (Kaufmann u.a. 2004; Zola 1991; Estes/Binney 1989) besagt, dass "the medical model - with its emphasis on clinical phenomena - takes precedence over, and in many cases defines, the basic biological, social, and behavioral processes and problems of aging" (ebd.: 588). Mit diesem Vordringen des 'medizinischen Modells' wird demnach sowohl die individuelle als auch die gesellschaftliche Weise, wie man heute allgemein über das Altern nachdenkt, mit ihm umgeht und sich selbst und andere als alte Menschen 'behandelt', maßgeblich geprägt. In dieser Blickrichtung lassen sich dann zwei Grundannahmen ausmachen: die der Naturalisierung bzw. Biologisierung des Alterns und die seiner Pa-thologisierung. Die Anti-Aging-Medizin kann hierfür insofern als 'proof of concept', das heißt als Beleg für die Gültigkeit der Grundannahme gelten, als sie die Beseitigung des 'Problems' an sich mit medizinisch-naturwissen-schaftlichen Methoden verspricht (Trüeb 2006). Doch bei näherer Betrach-tung der durch
Details
Erscheinungsjahr: 2012
Fachbereich: Allgemeines
Genre: Philosophie
Jahrhundert: Antike
Rubrik: Geisteswissenschaften
Thema: Lexika
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 376 S.
ISBN-13: 9783593395104
ISBN-10: 359339510X
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Schicktanz, Silke
Schweda, Mark
Adloff, Frank
Bozzaro, Claudia
Duttge, Gunnar
Eichinger, Tobias
Graefe, Stefanie
Hazan, Haim
Höffe, Otfried
Klindtworth, Katharina
Moody, Harry R.
Redaktion: Schicktanz, Silke
Schweda, Mark
Herausgeber: Silke Schicktanz/Mark Schweda
Auflage: 1/2012
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 212 x 141 x 24 mm
Von/Mit: Silke Schicktanz
Erscheinungsdatum: 16.01.2012
Gewicht: 0,472 kg
Artikel-ID: 107009070
Details
Erscheinungsjahr: 2012
Fachbereich: Allgemeines
Genre: Philosophie
Jahrhundert: Antike
Rubrik: Geisteswissenschaften
Thema: Lexika
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 376 S.
ISBN-13: 9783593395104
ISBN-10: 359339510X
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Schicktanz, Silke
Schweda, Mark
Adloff, Frank
Bozzaro, Claudia
Duttge, Gunnar
Eichinger, Tobias
Graefe, Stefanie
Hazan, Haim
Höffe, Otfried
Klindtworth, Katharina
Moody, Harry R.
Redaktion: Schicktanz, Silke
Schweda, Mark
Herausgeber: Silke Schicktanz/Mark Schweda
Auflage: 1/2012
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 212 x 141 x 24 mm
Von/Mit: Silke Schicktanz
Erscheinungsdatum: 16.01.2012
Gewicht: 0,472 kg
Artikel-ID: 107009070
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