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Peitaiho
Großer chinesischer Raritätenkasten
Buch von Rainer Kloubert
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Die alten Häuser Peitaihos fesselten mich vom ersten Augenblick an. Sie waren nicht nach innen gerichtet wie die chinesischen mit ihren hohen Mauern und den dahinter liegenden Höfen, sondern nach außen gewandt wie in Europa: mit Gesicht. Ich kam mir vor wie in einem vom Krieg verschonten Flecken am Bodensee. Häuser in erstklassiger Lage, eine zurückhaltende und selbstsichere Vornehmheit ging von ihnen aus. Villen von Geschäftsleuten, Fabrikanten, Beamten, behäbig, gediegen und solide, mit vorspringenden Dächern, Dreiecksgiebeln, Rundfenstern, Rundbögen, Fensterläden und Fundamenten aus Granit. [...]Jede Villa hatte einen Garten, keine versperrte die Sicht des Nachbarn, alles war wohlgeordnet, als sei hier deutsches Bau- und Nachbarrecht in Kraft gewesen. Hin und wieder stand ich vor einem chinesischen Pavillon, aber auch er sah eigentlich wie eine Chinoiserie aus. Ein exotisches Dekorationsstück wie der chinesische Turm im Englischen Garten von München. [...]Der Ort war bei meinem ersten Besuch noch so unberührt gewesen, wie ihn die neuen Machthaber 1949 vorgefunden hatten. Ein Ort, der in den Jahrzehnten davor eine Mischung aus Capri am Mittelmeer, Biarritz am Atlantik und Sochi am Schwarzen Meer gewesen war. Geschichten des italienischen Diplomaten und Schriftstellers Daniele Varè spielten dort: "Das Tor der glücklichen Sperlinge", "Der Schneider himmlischer Hosen", "Der Tempel der kostbaren Weisheit" - die ersten Rororo-Bändchen nach dem Zweiten Weltkrieg. Aber der Ort hieß nun anders: "Beidaihe". Die Buchstaben "P", "t" und "o", die ihm vorher Halt und Tiefe gegeben hatten, waren verschwunden, an ihre Stelle waren "B", "d" und "e" getreten: charakterlose Laute ohne Rückgrat. Namen haben etwas Magisches an sich, sie verkörpern die Seele. Eine andere Welt, eine untergegangene Welt. Hatte es überhaupt einmal ein Peitaiho gegeben - oder existierte er nur in der Einbildung von Varé? Als Diplomat beim Völkerbund hatte er, um der italienischen Delegation mehr Sitzplätze zu verschaffen, einmal sogar ein ganzes Land erfunden: Zembla, später Schauplatz von Nabokovs Roman "Pale Fire". Aber Peitaiho war kein Zembla gewesen, es hatte tatsächlich existiert: ein Ort schändlicher Verrate, verunglückter Putsche, herzergreifender Melodramen, romantischer Liebesgeschichten und politischer Intrigen. Warlords, Abenteurer, Politiker, Plutokraten, Missionare, Weltverbesserer, Diplomaten, Oligarchen, Industriemagnaten, Gangster, Geschäftsleute, Militärberater, Seezolldirektoren, Waffenschieber, japanische Spione und Mata Haris hatten sich hier die Ehre gegeben - Peking-Oper und Dramma per musica auf ein und derselben Bühne. Ein Ort, wo es überall nach Opium roch, das auf riesigen Feldern in der Nähe angebaut wurde. Ein prachtvolles Bild, wenn die wogenden Pflanzen in Blüte standen. Peitaiho, ein Ort wie geschaffen für Träumer, Glücksjäger und Lotosesser. Nicht nur für sie. Zugvögel aus ganz Nordasien sammelten sich hier vor ihrem Weiterflug. [...]
Die alten Häuser Peitaihos fesselten mich vom ersten Augenblick an. Sie waren nicht nach innen gerichtet wie die chinesischen mit ihren hohen Mauern und den dahinter liegenden Höfen, sondern nach außen gewandt wie in Europa: mit Gesicht. Ich kam mir vor wie in einem vom Krieg verschonten Flecken am Bodensee. Häuser in erstklassiger Lage, eine zurückhaltende und selbstsichere Vornehmheit ging von ihnen aus. Villen von Geschäftsleuten, Fabrikanten, Beamten, behäbig, gediegen und solide, mit vorspringenden Dächern, Dreiecksgiebeln, Rundfenstern, Rundbögen, Fensterläden und Fundamenten aus Granit. [...]Jede Villa hatte einen Garten, keine versperrte die Sicht des Nachbarn, alles war wohlgeordnet, als sei hier deutsches Bau- und Nachbarrecht in Kraft gewesen. Hin und wieder stand ich vor einem chinesischen Pavillon, aber auch er sah eigentlich wie eine Chinoiserie aus. Ein exotisches Dekorationsstück wie der chinesische Turm im Englischen Garten von München. [...]Der Ort war bei meinem ersten Besuch noch so unberührt gewesen, wie ihn die neuen Machthaber 1949 vorgefunden hatten. Ein Ort, der in den Jahrzehnten davor eine Mischung aus Capri am Mittelmeer, Biarritz am Atlantik und Sochi am Schwarzen Meer gewesen war. Geschichten des italienischen Diplomaten und Schriftstellers Daniele Varè spielten dort: "Das Tor der glücklichen Sperlinge", "Der Schneider himmlischer Hosen", "Der Tempel der kostbaren Weisheit" - die ersten Rororo-Bändchen nach dem Zweiten Weltkrieg. Aber der Ort hieß nun anders: "Beidaihe". Die Buchstaben "P", "t" und "o", die ihm vorher Halt und Tiefe gegeben hatten, waren verschwunden, an ihre Stelle waren "B", "d" und "e" getreten: charakterlose Laute ohne Rückgrat. Namen haben etwas Magisches an sich, sie verkörpern die Seele. Eine andere Welt, eine untergegangene Welt. Hatte es überhaupt einmal ein Peitaiho gegeben - oder existierte er nur in der Einbildung von Varé? Als Diplomat beim Völkerbund hatte er, um der italienischen Delegation mehr Sitzplätze zu verschaffen, einmal sogar ein ganzes Land erfunden: Zembla, später Schauplatz von Nabokovs Roman "Pale Fire". Aber Peitaiho war kein Zembla gewesen, es hatte tatsächlich existiert: ein Ort schändlicher Verrate, verunglückter Putsche, herzergreifender Melodramen, romantischer Liebesgeschichten und politischer Intrigen. Warlords, Abenteurer, Politiker, Plutokraten, Missionare, Weltverbesserer, Diplomaten, Oligarchen, Industriemagnaten, Gangster, Geschäftsleute, Militärberater, Seezolldirektoren, Waffenschieber, japanische Spione und Mata Haris hatten sich hier die Ehre gegeben - Peking-Oper und Dramma per musica auf ein und derselben Bühne. Ein Ort, wo es überall nach Opium roch, das auf riesigen Feldern in der Nähe angebaut wurde. Ein prachtvolles Bild, wenn die wogenden Pflanzen in Blüte standen. Peitaiho, ein Ort wie geschaffen für Träumer, Glücksjäger und Lotosesser. Nicht nur für sie. Zugvögel aus ganz Nordasien sammelten sich hier vor ihrem Weiterflug. [...]
Details
Erscheinungsjahr: 2012
Produktart: Reiseberichte
Region: Asien
Rubrik: Reisen
Medium: Buch
Inhalt: 256 S.
ISBN-13: 9783941184121
ISBN-10: 3941184121
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Kloubert, Rainer
Auflage: 1/2012
elfenbein verlag: Elfenbein Verlag
Maße: 305 x 220 x 31 mm
Von/Mit: Rainer Kloubert
Erscheinungsdatum: 25.04.2012
Gewicht: 1,21 kg
Artikel-ID: 107009471
Details
Erscheinungsjahr: 2012
Produktart: Reiseberichte
Region: Asien
Rubrik: Reisen
Medium: Buch
Inhalt: 256 S.
ISBN-13: 9783941184121
ISBN-10: 3941184121
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Kloubert, Rainer
Auflage: 1/2012
elfenbein verlag: Elfenbein Verlag
Maße: 305 x 220 x 31 mm
Von/Mit: Rainer Kloubert
Erscheinungsdatum: 25.04.2012
Gewicht: 1,21 kg
Artikel-ID: 107009471
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