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Die politischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Chile
Taschenbuch von Georg Dufner
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
1.1Die Bundesrepublik und Chile - eine Annäherung

"Der Atlantik ist zu groß, um das Binnenmeer einer Existenz zu sein. Das kann auch als politische Einsicht verstanden werden." Klaus Harpprecht

Chile war und ist für Deutschland - global gesehen - weder ein geopoli-tisch bedeutsamer noch ein unverzichtbarer ökonomischer Partner. Den-noch existieren seit Jahrhunderten vielfältige Beziehungen zwischen beiden Staaten und Gesellschaften, die in dieser Form in Richtung Lateinamerika sonst nur noch mit Brasilien und Argentinien bestehen. Die Geschichte dieser Beziehungen reicht bis in die Zeit der spanischen Kolonie zurück und erreichte einen vorläufigen Höhepunkt Ende des 19. Jahrhunderts. In der Besiedlung Südchiles und den intensiven Handelsbeziehungen ab Mitte des 19. Jahrhunderts liegen unter anderem die Wurzeln für ein wohlwollendes Deutschland-Bild in Chile und gegenüber "den Deutschen". Dieses überwiegend positive Stereotyp besteht - mit Wandlungen - bis heute fort. Die daraus abgeleiteten "freundschaftlichen Beziehungen" waren und sind als ein "weicher Faktor" und als rhetorische Figur in vielen Bereichen der Beziehungen beobachtbar. Neben der vielfach als Erfolgsgeschichte verstandenen Besiedlung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und deren Nachwirkungen im kollektiven Gedächtnis Chiles wurde das meist freundschaftliche Verhältnis zwischen beiden Staaten und ihren Bevölkerungen im 20. Jahrhundert auch mit Brüchen und Konflikten belastet. Insbesondere der nach Lateinamerika ausgreifende Nationalsozialismus, der Zweite Weltkrieg und seine politischen Auswirkungen auf das Andenland, aber auch die Kenntnis der Verbrechen während der Herrschaft des Nationalsozialismus wirkten sich auf die öffentliche Meinung zwischen Arica und Feuerland aus. In ihrer Unterstützung für die Alliierten war die chilenische Politik und Gesellschaft dennoch nicht immer voll entschlossen, die Regierungen in Santiago hielten lange an ihrer traditionellen Neutralitätspolitik fest. Erst sehr spät wurde diese aufgegeben: Am 20. Januar 1943 brach Chile per Dekret die Beziehungen zu den Achsenmächten ab.

Nach der "deutschen Katastrophe" (Friedrich Meinecke) geschah die Wiederaufnahme der Beziehungen zur jungen Bundesrepublik und ihren Vorläufern unter neuen, materiell wie psychologisch wenig verheißungs-vollen Vorzeichen. Unmittelbare Folgen des Zweiten Weltkriegs waren die Paralysierung des Schiffsverkehrs und der Postverbindungen aufgrund der alliierten Seeblockade. Eine große Zahl deutscher Exilanten unterschiedlichster Couleur und politischer Einstellungen hatte sich zwischen 1939 und 1949 in Südamerika versammelt, auch in Chile. Aus den historischen Quellen wird deutlich, dass insbesondere die politisch Verfolgten und Gegner des NS-Regimes die Geschehnisse im besetzten Deutschen Reich sowie die Politik der frühen Bundesrepublik aufmerksam beobachteten und kommentierten. Für die chilenische Außenpolitik endete mit der Kapitulation des Deutschen Reiches eine Phase großer diplomatischer Anspannung.

Für Chile stellte der Zweite Weltkrieg und sein Ende keine vergleich-bare historische Zäsur dar wie für die Staaten Europas; das südamerikani-sche Land hatte dem Deutschen Reich auch nie den Krieg erklärt. Tiefe Umwälzungen hatten sich daher für die chilenische Politik im Vergleich zur Zwischenkriegszeit nicht ergeben. Obwohl die staatlichen Verhältnisse in den Westzonen beziehungsweise der Bundesrepublik stark verändert waren, so existierten doch noch genügend Anknüpfungspunkte auf gesell-schaftlicher Ebene für einen Neustart der Beziehungen zu Chile, einem der für Deutschland wirtschaftlich und politisch traditionell wichtigsten Länder der Region. An die deutsch-südamerikanischen Handelsbeziehungen der Vorkriegszeit anzuknüpfen war eines der erklärten Ziele Ludwig Erhards und der wirtschaftlichen Eliten der frühen Bundesrepublik. Für den westlichen Teil des vom Eisernen Vorhang zerschnittenen Deutschlands war Südamerika nach

1.1Die Bundesrepublik und Chile - eine Annäherung

"Der Atlantik ist zu groß, um das Binnenmeer einer Existenz zu sein. Das kann auch als politische Einsicht verstanden werden." Klaus Harpprecht

Chile war und ist für Deutschland - global gesehen - weder ein geopoli-tisch bedeutsamer noch ein unverzichtbarer ökonomischer Partner. Den-noch existieren seit Jahrhunderten vielfältige Beziehungen zwischen beiden Staaten und Gesellschaften, die in dieser Form in Richtung Lateinamerika sonst nur noch mit Brasilien und Argentinien bestehen. Die Geschichte dieser Beziehungen reicht bis in die Zeit der spanischen Kolonie zurück und erreichte einen vorläufigen Höhepunkt Ende des 19. Jahrhunderts. In der Besiedlung Südchiles und den intensiven Handelsbeziehungen ab Mitte des 19. Jahrhunderts liegen unter anderem die Wurzeln für ein wohlwollendes Deutschland-Bild in Chile und gegenüber "den Deutschen". Dieses überwiegend positive Stereotyp besteht - mit Wandlungen - bis heute fort. Die daraus abgeleiteten "freundschaftlichen Beziehungen" waren und sind als ein "weicher Faktor" und als rhetorische Figur in vielen Bereichen der Beziehungen beobachtbar. Neben der vielfach als Erfolgsgeschichte verstandenen Besiedlung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und deren Nachwirkungen im kollektiven Gedächtnis Chiles wurde das meist freundschaftliche Verhältnis zwischen beiden Staaten und ihren Bevölkerungen im 20. Jahrhundert auch mit Brüchen und Konflikten belastet. Insbesondere der nach Lateinamerika ausgreifende Nationalsozialismus, der Zweite Weltkrieg und seine politischen Auswirkungen auf das Andenland, aber auch die Kenntnis der Verbrechen während der Herrschaft des Nationalsozialismus wirkten sich auf die öffentliche Meinung zwischen Arica und Feuerland aus. In ihrer Unterstützung für die Alliierten war die chilenische Politik und Gesellschaft dennoch nicht immer voll entschlossen, die Regierungen in Santiago hielten lange an ihrer traditionellen Neutralitätspolitik fest. Erst sehr spät wurde diese aufgegeben: Am 20. Januar 1943 brach Chile per Dekret die Beziehungen zu den Achsenmächten ab.

Nach der "deutschen Katastrophe" (Friedrich Meinecke) geschah die Wiederaufnahme der Beziehungen zur jungen Bundesrepublik und ihren Vorläufern unter neuen, materiell wie psychologisch wenig verheißungs-vollen Vorzeichen. Unmittelbare Folgen des Zweiten Weltkriegs waren die Paralysierung des Schiffsverkehrs und der Postverbindungen aufgrund der alliierten Seeblockade. Eine große Zahl deutscher Exilanten unterschiedlichster Couleur und politischer Einstellungen hatte sich zwischen 1939 und 1949 in Südamerika versammelt, auch in Chile. Aus den historischen Quellen wird deutlich, dass insbesondere die politisch Verfolgten und Gegner des NS-Regimes die Geschehnisse im besetzten Deutschen Reich sowie die Politik der frühen Bundesrepublik aufmerksam beobachteten und kommentierten. Für die chilenische Außenpolitik endete mit der Kapitulation des Deutschen Reiches eine Phase großer diplomatischer Anspannung.

Für Chile stellte der Zweite Weltkrieg und sein Ende keine vergleich-bare historische Zäsur dar wie für die Staaten Europas; das südamerikani-sche Land hatte dem Deutschen Reich auch nie den Krieg erklärt. Tiefe Umwälzungen hatten sich daher für die chilenische Politik im Vergleich zur Zwischenkriegszeit nicht ergeben. Obwohl die staatlichen Verhältnisse in den Westzonen beziehungsweise der Bundesrepublik stark verändert waren, so existierten doch noch genügend Anknüpfungspunkte auf gesell-schaftlicher Ebene für einen Neustart der Beziehungen zu Chile, einem der für Deutschland wirtschaftlich und politisch traditionell wichtigsten Länder der Region. An die deutsch-südamerikanischen Handelsbeziehungen der Vorkriegszeit anzuknüpfen war eines der erklärten Ziele Ludwig Erhards und der wirtschaftlichen Eliten der frühen Bundesrepublik. Für den westlichen Teil des vom Eisernen Vorhang zerschnittenen Deutschlands war Südamerika nach

Details
Erscheinungsjahr: 2014
Medium: Taschenbuch
Seiten: 420
Inhalt: 420 S.
ca. 5 Abb. in s/w und ca. 5 Tabellen in s/w
ISBN-13: 9783593500973
ISBN-10: 3593500973
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Dufner, Georg
Auflage: 1/2014
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 214 x 140 x 26 mm
Von/Mit: Georg Dufner
Erscheinungsdatum: 13.02.2014
Gewicht: 0,523 kg
preigu-id: 105566378
Details
Erscheinungsjahr: 2014
Medium: Taschenbuch
Seiten: 420
Inhalt: 420 S.
ca. 5 Abb. in s/w und ca. 5 Tabellen in s/w
ISBN-13: 9783593500973
ISBN-10: 3593500973
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Dufner, Georg
Auflage: 1/2014
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 214 x 140 x 26 mm
Von/Mit: Georg Dufner
Erscheinungsdatum: 13.02.2014
Gewicht: 0,523 kg
preigu-id: 105566378
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