Bertram Diehl ist der Narkoseprimat. Er hat im Transylvanien ausgeprägten Realsozialismus' unter Nicolae Ceau escu studiert und im Ruhrgebiet. An seinem ersten Tag als Arzt im Praktikum lästert der Oberarzt über seine neuen Kollegen und erläutert, Anästhesie sei eine sitzende Tätigkeit. Der Chef ist mehr an abrechnungstechnischen Details interessiert und kümmert sich vorwiegend um seinen Porsche. Anästhesie sei eine medizinische Fachrichtung, die man jedem Primaten beibringen könne. Richtig ist die Tatsache der vorwiegend sitzenden Tätigkeit. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Während der Narkoseprimat früher jedoch Blutdruck und Herzfrequenz seiner Patienten akribisch und vor allem selbst auf kleinkarierten Formularen dokumentieren und sich die Wartezeit langer Narkosestunden mit Tetris auf dem Gameboy der ersten Generation vertreiben mußte, verfügt er heute über ein eigenes Büro. Blutdruck und Herzfrequenz der Patienten notieren gut ausgebildete Pfleger. Sein Büro findet sich in einem Provinzkrankenhaus der Provence, das Mittelmeer fast in Sichtweite. Im Rahmen der vorwiegend sitzenden Tätigkeit eröffnen sich dem Narkoseprimaten zahllose Zeitfenster zur Beschreibung von Details aus dem Leben in Südfrankreich. Ein Auftritt im provençalischen Hinterland zum Kauf von Trüffeln wird geschildert und Konfrontationen im Rahmen von Autopannen und defekten Telefonen. Der Alltag mit Kindern zuhause und Hebammen nachts im Krankenhaus. Die Provence jenseits der Klischees von Lavendelduft und Zikadengesang.