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Methoden der Geisteswissenschaften
Eine Selbstverständigung
Buch von Dirk Hartmann (u. a.)
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Aus dem außer- wie innerwissenschaftlichen Blickwinkel
werden die Geisteswissenschaften heute oft als mehr oder
minder zukunftsunfähige Problemkinder der Aufklärung
wahrgenommen. Dieser Wahrnehmung liegen im Wesentlichen
zwei Vorannahmen zu Grunde, die allerdings gern
im Modus der Diagnose präsentiert werden: Erstens wird
bezweifelt, dass es sich bei den Geisteswissenschaften
überhaupt um echte Wissenschaften handelt, und zweitens
wird ihre Nutzlosigkeit beklagt.
Eine bis heute einflussreiche Strategie, den auf den Geisteswissenschaften
lastenden Legitimierungsdruck zu mindern,
knüpft an die sogenannte "Zwei-Kulturen-These"
an, die der Physiker und Romancier Charles Percy Snow
im Jahre 1959 formulierte. Dieser These zufolge findet in
den modernen Gesellschaften eine Entwicklung statt, in
deren Zuge der Einzelne nicht mehr in die Lage versetzt
wird, natur- und geisteswissenschaftliches Denken auf
harmonische Weise integrieren zu können: Während die
Natur- und Ingenieurswissenschaften als Triebkräfte des
Fortschritts in der wissenschaftlich-technischen Kultur
der Moderne zu gelten hätten, sei die Arbeit der literarisch
Gebildeten (literary intellectuals) auf die Sicherung,
Kommentierung und Weitergabe der Bestände kultureller
Überlieferung gerichtet
Neuerdings soll die Rede von der Anwendungsorientierung
der Geisteswissenschaften den Nutzlosigkeitsvorwurf
entkräften. Betrachtet man allerdings die Praxis,
in welcher sich die Semantik dieses Jargons derzeit
operationalisiert, so findet man hier stillschweigende
Voraussetzungen am Werk, die durchaus kritisch zu
reflektieren sind. In diesem Zusammenhang wird immer
deutlicher, dass die überkommene Geschichte vom Kampf der Wissenschaftskulturen Naturwissenschaft
gegen Geisteswissenschaft die gegenwärtige Situation
zunehmend inadäquat beschreibt, ja die eigentliche Problematik
sogar verschleiert. Längst geht es nicht mehr um
die Unterscheidung zwischen exakter und ungefährer
Erkenntnis oder empirischer und begrifflicher Arbeit.
Was den Wissenschaftsbetrieb heute vorrangig spaltet, ist
vielmehr ein ganz anderes, keineswegs neues, aber erst in
den letzten Jahrzehnten immer unverblümter auftretendes
Unterscheidungskriterium: Geld erwirtschaftende und Geld vergeudende Wissenschaften. Die Ökonomisierung
geistiger Leistungen durchdringt zunehmend die gesamte
Sphäre von Forschung und Lehre.
Wenn Wissenschaft nicht Drittmittelgebern ausgeliefert
werden soll, bedarf sie unter Knappheitsbedingungen
auch einer Legitimation, die über die Frage der prinzipiellen
ethischen Zulässigkeit ihrer Themen, Methoden und
potentiellen Anwendungen hinausgeht. Dass mit Bezug
auf das Mantra Erkenntnis als Wert an sich selbst die
Frage nach dem Nutzen der Wissenschaft für die Gemeinschaft
lange Zeit geradezu tabuisiert war, hat sicher mit
dazu beigetragen, dass dieser schließlich über ökonomisch
verkürzte Maßstäbe objektiviert werden konnte.
Wie man etwa an der Kosmologie und der Evolutionsbiologie
sehen kann, erschöpft sich bereits der Nutzen der
Naturwissenschaften nicht in der Stützung technischer
Praxen sie tragen vielmehr auch zu unserem Weltbild
und damit zu unserer kritischen Selbstvergewisserung bei.
Gerade das ist auch ein wesentlicher Aspekt des Nutzens
geisteswissenschaftlicher Forschung. Geisteswissenschaften
stützen die in unserer Gesellschaft verankerten
kulturreflexiven und soziopolitischen Praxen.
Aus dem außer- wie innerwissenschaftlichen Blickwinkel
werden die Geisteswissenschaften heute oft als mehr oder
minder zukunftsunfähige Problemkinder der Aufklärung
wahrgenommen. Dieser Wahrnehmung liegen im Wesentlichen
zwei Vorannahmen zu Grunde, die allerdings gern
im Modus der Diagnose präsentiert werden: Erstens wird
bezweifelt, dass es sich bei den Geisteswissenschaften
überhaupt um echte Wissenschaften handelt, und zweitens
wird ihre Nutzlosigkeit beklagt.
Eine bis heute einflussreiche Strategie, den auf den Geisteswissenschaften
lastenden Legitimierungsdruck zu mindern,
knüpft an die sogenannte "Zwei-Kulturen-These"
an, die der Physiker und Romancier Charles Percy Snow
im Jahre 1959 formulierte. Dieser These zufolge findet in
den modernen Gesellschaften eine Entwicklung statt, in
deren Zuge der Einzelne nicht mehr in die Lage versetzt
wird, natur- und geisteswissenschaftliches Denken auf
harmonische Weise integrieren zu können: Während die
Natur- und Ingenieurswissenschaften als Triebkräfte des
Fortschritts in der wissenschaftlich-technischen Kultur
der Moderne zu gelten hätten, sei die Arbeit der literarisch
Gebildeten (literary intellectuals) auf die Sicherung,
Kommentierung und Weitergabe der Bestände kultureller
Überlieferung gerichtet
Neuerdings soll die Rede von der Anwendungsorientierung
der Geisteswissenschaften den Nutzlosigkeitsvorwurf
entkräften. Betrachtet man allerdings die Praxis,
in welcher sich die Semantik dieses Jargons derzeit
operationalisiert, so findet man hier stillschweigende
Voraussetzungen am Werk, die durchaus kritisch zu
reflektieren sind. In diesem Zusammenhang wird immer
deutlicher, dass die überkommene Geschichte vom Kampf der Wissenschaftskulturen Naturwissenschaft
gegen Geisteswissenschaft die gegenwärtige Situation
zunehmend inadäquat beschreibt, ja die eigentliche Problematik
sogar verschleiert. Längst geht es nicht mehr um
die Unterscheidung zwischen exakter und ungefährer
Erkenntnis oder empirischer und begrifflicher Arbeit.
Was den Wissenschaftsbetrieb heute vorrangig spaltet, ist
vielmehr ein ganz anderes, keineswegs neues, aber erst in
den letzten Jahrzehnten immer unverblümter auftretendes
Unterscheidungskriterium: Geld erwirtschaftende und Geld vergeudende Wissenschaften. Die Ökonomisierung
geistiger Leistungen durchdringt zunehmend die gesamte
Sphäre von Forschung und Lehre.
Wenn Wissenschaft nicht Drittmittelgebern ausgeliefert
werden soll, bedarf sie unter Knappheitsbedingungen
auch einer Legitimation, die über die Frage der prinzipiellen
ethischen Zulässigkeit ihrer Themen, Methoden und
potentiellen Anwendungen hinausgeht. Dass mit Bezug
auf das Mantra Erkenntnis als Wert an sich selbst die
Frage nach dem Nutzen der Wissenschaft für die Gemeinschaft
lange Zeit geradezu tabuisiert war, hat sicher mit
dazu beigetragen, dass dieser schließlich über ökonomisch
verkürzte Maßstäbe objektiviert werden konnte.
Wie man etwa an der Kosmologie und der Evolutionsbiologie
sehen kann, erschöpft sich bereits der Nutzen der
Naturwissenschaften nicht in der Stützung technischer
Praxen sie tragen vielmehr auch zu unserem Weltbild
und damit zu unserer kritischen Selbstvergewisserung bei.
Gerade das ist auch ein wesentlicher Aspekt des Nutzens
geisteswissenschaftlicher Forschung. Geisteswissenschaften
stützen die in unserer Gesellschaft verankerten
kulturreflexiven und soziopolitischen Praxen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Dirk Hartmann: Wissenschaft, Geisteswissenschaft, Philosophie
Jens Loenhoff, H. Walter Schmitz: Kommunikative und extrakommunikative Betrachtungsweisen. Folgen für Theoriebildung und empirische Forschung in der Kommunikationswissenschaft
Bernhard Schröder: Gefühlte Bedeutung: Zum Verhältnis von Intuition und Empirie in der Linguistik
Erhard Reckwitz: Erklären und Verstehen in der Literaturwissenschaft Athena Panteos, Justus Cobet: Objektivität als methodisches Problem der Geschichtswissenschaft
Jo Reichertz: Kommunikationsforschung als Hermeneutik des Sozialen
Amir Mohseni: Sozialstruktur- vs. Formanalyse. Zum Kapitalbegriff bei Pierre Bourdieu und Karl Marx
Peter Ulrich Hein: Wissenschaft aus zweiter Hand. Historische und systematische Hypotheken der Kunstpädagogik
Aaron Schart: Methoden in der evangelischen Theologie
Hubertus Lutterbach: Die Geschichte des geglaubten Gottes . Perspektiven einer religions- und sozialgeschichtlich ausgerichteten Christentumsgeschichte
Simone Loleit: Interpretieren aber was? Probleme der Mittelalter-Philologie am Beispiel von Walthers Lied L 59, 37 ff.
Details
Erscheinungsjahr: 2012
Fachbereich: Geisteswissenschaften allgemein
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Buch
Inhalt: 270 S.
ISBN-13: 9783942393379
ISBN-10: 3942393379
Sprache: Deutsch
Redaktion: Hartmann, Dirk
Mohseni, Amir
Reckwitz, Erhard
Herausgeber: Dirk Hartmann/Amir Mohseni/Erhard Reckwitz u a
Hersteller: Velbrück
Maße: 227 x 148 x 23 mm
Von/Mit: Dirk Hartmann (u. a.)
Erscheinungsdatum: 15.03.2012
Gewicht: 0,49 kg
Artikel-ID: 106650567
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Dirk Hartmann: Wissenschaft, Geisteswissenschaft, Philosophie
Jens Loenhoff, H. Walter Schmitz: Kommunikative und extrakommunikative Betrachtungsweisen. Folgen für Theoriebildung und empirische Forschung in der Kommunikationswissenschaft
Bernhard Schröder: Gefühlte Bedeutung: Zum Verhältnis von Intuition und Empirie in der Linguistik
Erhard Reckwitz: Erklären und Verstehen in der Literaturwissenschaft Athena Panteos, Justus Cobet: Objektivität als methodisches Problem der Geschichtswissenschaft
Jo Reichertz: Kommunikationsforschung als Hermeneutik des Sozialen
Amir Mohseni: Sozialstruktur- vs. Formanalyse. Zum Kapitalbegriff bei Pierre Bourdieu und Karl Marx
Peter Ulrich Hein: Wissenschaft aus zweiter Hand. Historische und systematische Hypotheken der Kunstpädagogik
Aaron Schart: Methoden in der evangelischen Theologie
Hubertus Lutterbach: Die Geschichte des geglaubten Gottes . Perspektiven einer religions- und sozialgeschichtlich ausgerichteten Christentumsgeschichte
Simone Loleit: Interpretieren aber was? Probleme der Mittelalter-Philologie am Beispiel von Walthers Lied L 59, 37 ff.
Details
Erscheinungsjahr: 2012
Fachbereich: Geisteswissenschaften allgemein
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Buch
Inhalt: 270 S.
ISBN-13: 9783942393379
ISBN-10: 3942393379
Sprache: Deutsch
Redaktion: Hartmann, Dirk
Mohseni, Amir
Reckwitz, Erhard
Herausgeber: Dirk Hartmann/Amir Mohseni/Erhard Reckwitz u a
Hersteller: Velbrück
Maße: 227 x 148 x 23 mm
Von/Mit: Dirk Hartmann (u. a.)
Erscheinungsdatum: 15.03.2012
Gewicht: 0,49 kg
Artikel-ID: 106650567
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