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Max Webers unwiderlegbare Fehlkonstruktionen
Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus
Taschenbuch von Heinz Steinert
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Kapitalismus hat zwar Aspekte eines Glaubenssystems und einer Kirche, die dessen Dogmen verwaltet, aber man sollte die historische Verantwortung für ihn nicht spezifisch dem Puritanismus zuschieben, wie das im Kern der "Weber-These" geschieht. Sobald sie über die Ungenauigkeiten der Alltagsreligiosität hinausgehen, von deren Feiertagen wir uns das Jahr gliedern lassen und mit deren mehr oder weniger esoterischen Ritualen manche sich das Bewusstsein vom Leibe halten, dass sie verkehrt leben, sind und waren Religionen tendenziell anti-kapitalistisch. Viel mehr als über einen religiös oder sonst unabhängig hergestellten "Geist" verfügt Kapitalismus über eine aggressive Faktizität, die sich durchsetzt und ausbreitet und ihre ideologischen Rechtfertigungen, besonders die benötigte Arbeits- und Wirtschaftsmoral, selbst erzeugt. Die hat natürlich ihre besonderen Nutznießer und Betreiber, die sich nicht darum kümmern können, ob sie mit den aggregierten Effekten ihres Tuns anderen das Leben schwer machen oder den Planeten ruinieren. Aber das hat weder eine heroische Dimension noch eine Tragik, wie sie aus Webers Abhandlung gern herausgelesen werden. Die vor einem Jahrhundert in die Welt gesetzte und in dessen Verlauf besonders in der Soziologie gepflegte Terminologie von "protestantischer Ethik" und "Geist des Kapitalismus" war nie besonders glücklich und könnte allmählich verabschiedet werden.Nach dem heutigen Stand der Forschung lässt sich sagen: Es gibt keine spezifisch wirksame "protestantische Ethik", hat auch historisch keine für die Reformation in Europa oder auch nur für die protestantischen Sekten in Großbritannien einheitliche gegeben. Und der "Geist des Kapitalismus", die wandelbare und widersprüchliche Arbeits- und Wirtschaftsmoral dieser inzwischen weltbeherrschenden Produktionsweise, ist nicht auf paradoxe Weise aus religiösem Asketentum entstanden. Max Webers aparte Idee, Kapitalismus zu der unbeabsichtigten Nebenfolge von religiöser Weltabgewandtheit zu machen, ist zwar hübsch, aber historisch falsch. Die 1904 bis 1906 erschienene Reihe von Aufsätzen, die heute als "Klassiker" unter dem Titel "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" weltweit in allen Sprachen und auch in populären Ausgaben verbreitet ist, war damals in Deutschland - und später erst recht in den Vereinigten Staaten - Vielen plausibel (besonders den Protestanten), aber ihr wissenschaftlicher Wert war von Anfang an umstritten. Methodisch könnte man die Abhandlung ohnehin am ehesten als Beispiel dafür verwenden, wie man eine sozialhistorische Untersuchung nicht anlegen sollte. Inhaltlich wurde die "Weber-These" in dem Jahrhundert an Forschung, seitdem sie dem staunenden Publikum der vorletzten Jahrhundertwende im Wilhelminischen Deutschland präsentiert wurde, in praktisch allen Einzelheiten und als Gesamtaussage nicht bestätigt, in vielen Punkten widerlegt.Wir könnten also ruhig die Protestantismus-Kapitalismus-Idee in den Archiven ablegen und zur Tagesordnung der Kritik des Kapitalismus übergehen, die aufregend genug ist. Die Religionssoziologie könnte sich der Frage widmen, was damals und im Lauf des 20. Jahrhunderts die historischen Umstände waren, die diese These in einer breiten Öffentlichkeit und besonders in den Sozialwissenschaften akzeptabel bleiben ließen. Aber Max Weber ist heute - und nicht zuletzt aufgrund dieser Abhandlung - der Soziologe und einer der unumstrittenen Gründerväter dieser akademischen Disziplin. Kein soziologischer Festvortrag ohne mindestens ein Weber-Zitat. Ohne wenigstens ein Semester ausführlicher Beschäftigung mit Max Weber kommt niemand durch ein sozialwissenschaftliches Grundstudium. Webers Begriffe werden als heute noch gültiges, zeitloses Vokabular der Gesellschaftstheorie behandelt, seine Untersuchung zum "Geist des Kapitalismus" wird als wichtiges und immer noch aktuelles Beispiel für eine historische und "verstehende" Soziologie geführt.Im Vorwort eines Buchs zum hundertjährigen Jubiläum von "
Kapitalismus hat zwar Aspekte eines Glaubenssystems und einer Kirche, die dessen Dogmen verwaltet, aber man sollte die historische Verantwortung für ihn nicht spezifisch dem Puritanismus zuschieben, wie das im Kern der "Weber-These" geschieht. Sobald sie über die Ungenauigkeiten der Alltagsreligiosität hinausgehen, von deren Feiertagen wir uns das Jahr gliedern lassen und mit deren mehr oder weniger esoterischen Ritualen manche sich das Bewusstsein vom Leibe halten, dass sie verkehrt leben, sind und waren Religionen tendenziell anti-kapitalistisch. Viel mehr als über einen religiös oder sonst unabhängig hergestellten "Geist" verfügt Kapitalismus über eine aggressive Faktizität, die sich durchsetzt und ausbreitet und ihre ideologischen Rechtfertigungen, besonders die benötigte Arbeits- und Wirtschaftsmoral, selbst erzeugt. Die hat natürlich ihre besonderen Nutznießer und Betreiber, die sich nicht darum kümmern können, ob sie mit den aggregierten Effekten ihres Tuns anderen das Leben schwer machen oder den Planeten ruinieren. Aber das hat weder eine heroische Dimension noch eine Tragik, wie sie aus Webers Abhandlung gern herausgelesen werden. Die vor einem Jahrhundert in die Welt gesetzte und in dessen Verlauf besonders in der Soziologie gepflegte Terminologie von "protestantischer Ethik" und "Geist des Kapitalismus" war nie besonders glücklich und könnte allmählich verabschiedet werden.Nach dem heutigen Stand der Forschung lässt sich sagen: Es gibt keine spezifisch wirksame "protestantische Ethik", hat auch historisch keine für die Reformation in Europa oder auch nur für die protestantischen Sekten in Großbritannien einheitliche gegeben. Und der "Geist des Kapitalismus", die wandelbare und widersprüchliche Arbeits- und Wirtschaftsmoral dieser inzwischen weltbeherrschenden Produktionsweise, ist nicht auf paradoxe Weise aus religiösem Asketentum entstanden. Max Webers aparte Idee, Kapitalismus zu der unbeabsichtigten Nebenfolge von religiöser Weltabgewandtheit zu machen, ist zwar hübsch, aber historisch falsch. Die 1904 bis 1906 erschienene Reihe von Aufsätzen, die heute als "Klassiker" unter dem Titel "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" weltweit in allen Sprachen und auch in populären Ausgaben verbreitet ist, war damals in Deutschland - und später erst recht in den Vereinigten Staaten - Vielen plausibel (besonders den Protestanten), aber ihr wissenschaftlicher Wert war von Anfang an umstritten. Methodisch könnte man die Abhandlung ohnehin am ehesten als Beispiel dafür verwenden, wie man eine sozialhistorische Untersuchung nicht anlegen sollte. Inhaltlich wurde die "Weber-These" in dem Jahrhundert an Forschung, seitdem sie dem staunenden Publikum der vorletzten Jahrhundertwende im Wilhelminischen Deutschland präsentiert wurde, in praktisch allen Einzelheiten und als Gesamtaussage nicht bestätigt, in vielen Punkten widerlegt.Wir könnten also ruhig die Protestantismus-Kapitalismus-Idee in den Archiven ablegen und zur Tagesordnung der Kritik des Kapitalismus übergehen, die aufregend genug ist. Die Religionssoziologie könnte sich der Frage widmen, was damals und im Lauf des 20. Jahrhunderts die historischen Umstände waren, die diese These in einer breiten Öffentlichkeit und besonders in den Sozialwissenschaften akzeptabel bleiben ließen. Aber Max Weber ist heute - und nicht zuletzt aufgrund dieser Abhandlung - der Soziologe und einer der unumstrittenen Gründerväter dieser akademischen Disziplin. Kein soziologischer Festvortrag ohne mindestens ein Weber-Zitat. Ohne wenigstens ein Semester ausführlicher Beschäftigung mit Max Weber kommt niemand durch ein sozialwissenschaftliches Grundstudium. Webers Begriffe werden als heute noch gültiges, zeitloses Vokabular der Gesellschaftstheorie behandelt, seine Untersuchung zum "Geist des Kapitalismus" wird als wichtiges und immer noch aktuelles Beispiel für eine historische und "verstehende" Soziologie geführt.Im Vorwort eines Buchs zum hundertjährigen Jubiläum von "
Details
Erscheinungsjahr: 2010
Medium: Taschenbuch
Seiten: 332
Inhalt: 332 S.
ISBN-13: 9783593393100
ISBN-10: 3593393107
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Steinert, Heinz
Auflage: 1/2010
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 215 x 142 x 21 mm
Von/Mit: Heinz Steinert
Erscheinungsdatum: 13.09.2010
Gewicht: 0,42 kg
preigu-id: 101084458
Details
Erscheinungsjahr: 2010
Medium: Taschenbuch
Seiten: 332
Inhalt: 332 S.
ISBN-13: 9783593393100
ISBN-10: 3593393107
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Steinert, Heinz
Auflage: 1/2010
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 215 x 142 x 21 mm
Von/Mit: Heinz Steinert
Erscheinungsdatum: 13.09.2010
Gewicht: 0,42 kg
preigu-id: 101084458
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