Dekorationsartikel gehören nicht zum Leistungsumfang.
Macht ohne Grenzen
Herrschaft und Terror im Stalinismus
Sprache: Deutsch

24,00 €*

inkl. MwSt.

Versandkostenfrei per Post / DHL

Aktuell nicht verfügbar

Kategorien:
Beschreibung
Der Stalinismus war eine Herrschaft des Terrors. Nicht auf Anerkennung und freiwilliger Abrichtung, sondern auf Furcht und Zwang beruhte die Macht Stalins und seiner Helfer. Denn wäre der Stalinismus eine Diktatur von Mitläufern und willfährigen Erfüllungsgehilfen gewesen, hätte er auf Folter und Mord verzichten können. Millionen wurden deportiert, in Lager gesperrt und getötet, Millionen verhungerten. Niemand konnte im Vorhinein wissen, was geschehen würde, Täter konnten zu Opfern und Opfer zu Tätern werden. Wie eine Naturkatastrophe gigantischen Ausmaßes wälzte sich die Lawine des Terrors und der Gewalt über die Gesellschaften der Sowjetunion.
Macht hat, wer sich seiner selbst auch dann sicher sein kann, wenn er schläft. Woher aber soll ein despotischer Herrscher wissen, dass die vielen die Autorität der wenigen auch anerkennen? Denn es liegt in der Natur despotischer Herrschaft, dass der Diktator nur erfährt, was ihn nicht um den Schlaf bringt. Er weiß nicht, was die Untertanen wirklich denken, und was geschehen würde, wenn er Schwäche zeigte. Die Allmacht ist zugleich die größte Schwäche der Despotie. Ohne die Erzeugung von Furcht und Schrecken könnte sie nicht überleben. Deshalb greifen Herrscher, die wenig wissen, aber wollen, dass ihre Untertanen unter allen Umständen gehorchen, auf willkürliche Gewalt zurück, um zu erzwingen, was nicht von selbst geschieht.
Macht braucht Widerstand. Nur wenn sie Widerstand überwindet, kann sie Macht sein. Wären alle tot, wäre es um die Macht geschehen. "Es ist die Grenze der Macht", schreibt Elias Canetti, "daß sie keine Toten wirklich wieder zum Leben zurückholen kann; aber im lange hingehaltenen Akt der Gnade kommt sich der Machthaber oft so vor, als hätte er diese Grenze überschritten." Deshalb spielen Herrscher, die ihrer Macht nicht sicher sein können, mit der Gewalt und simulieren Widerstand, um ihn zu bezwingen. Sie richten Gefolgsleute hin und beobachten, was ihre Gefährten tun; sie zwingen Menschen, zu gestehen, was sie nicht begangen haben, um herauszufinden, ob sich Widerspruch noch regt; und sie verbreiten Furcht und Schrecken, strafen ohne Anlass und Prinzip. Der Diktator braucht den Terror auch um seiner selbst willen, weil er ihm die Gewissheit gibt, dass er tun kann, wonach ihm der Sinn steht. Macht braucht Überlebende, die gezeichnet sind, oder wenigstens die Hoffnung haben, dass nicht sie es sind, die sterben müssen. Deshalb ist der Terror vor allem eine Mitteilung an jene, die nicht sterben. Auf die Überlebenden und ihre Hoffnungen kommt es an. Mit ihnen spielt der Mächtige nach Belieben wie die Katze mit der Maus.
Im Angesicht des Terrors verlor der Einzelne sein Gesicht. Alle sozialen Bindungen, die Menschen vor Schicksalsschlägen schützen, zerfielen, weil das Leben nur noch eine Antwort auf die Gewalt war. Denn der Terror verschonte niemanden. Er wütete in der Partei, im Militär und in der Staatsverwaltung, in Fabriken und Kolchosen. Jeder konnte jederzeit ein Opfer der Gewalt werden, Kommunisten oder Wissenschaftler ebenso wie Nomaden oder obdachlose Bettler. Manche gerieten ins Visier des Regimes, weil ihre soziale oder ethnische Herkunft sie zu "Feinden" machte, andere wurden inhaftiert oder getötet, weil das Regime ein Exempel der Macht statuieren wollte und nach Opfern rief.
Doch weshalb richtete sich der Terror auch gegen Mitläufer, Kommunisten und Täter? Warum verschonte er weder Anhänger noch Gegner des Regimes und warum waren Kommunisten seine ersten Opfer? Was wussten Stalin und die Mitglieder des Führungszirkels über ihre Möglichkeiten, und welchen Gebrauch machten sie von diesem Wissen? Warum töteten sie loyale Kommunisten und ließen Millionen Menschen verhungern? Folgte der Terror einer wohldurchdachten Strategie oder war er nur eine Reaktion auf Situationen, die in der Führung als Krise oder Bedrohung empfunden wurden? Wie konnte es geschehen, dass sich niemand der selbstzerstörerischen Gewalt in den Weg stellte und am Ende auc
Der Stalinismus war eine Herrschaft des Terrors. Nicht auf Anerkennung und freiwilliger Abrichtung, sondern auf Furcht und Zwang beruhte die Macht Stalins und seiner Helfer. Denn wäre der Stalinismus eine Diktatur von Mitläufern und willfährigen Erfüllungsgehilfen gewesen, hätte er auf Folter und Mord verzichten können. Millionen wurden deportiert, in Lager gesperrt und getötet, Millionen verhungerten. Niemand konnte im Vorhinein wissen, was geschehen würde, Täter konnten zu Opfern und Opfer zu Tätern werden. Wie eine Naturkatastrophe gigantischen Ausmaßes wälzte sich die Lawine des Terrors und der Gewalt über die Gesellschaften der Sowjetunion.
Macht hat, wer sich seiner selbst auch dann sicher sein kann, wenn er schläft. Woher aber soll ein despotischer Herrscher wissen, dass die vielen die Autorität der wenigen auch anerkennen? Denn es liegt in der Natur despotischer Herrschaft, dass der Diktator nur erfährt, was ihn nicht um den Schlaf bringt. Er weiß nicht, was die Untertanen wirklich denken, und was geschehen würde, wenn er Schwäche zeigte. Die Allmacht ist zugleich die größte Schwäche der Despotie. Ohne die Erzeugung von Furcht und Schrecken könnte sie nicht überleben. Deshalb greifen Herrscher, die wenig wissen, aber wollen, dass ihre Untertanen unter allen Umständen gehorchen, auf willkürliche Gewalt zurück, um zu erzwingen, was nicht von selbst geschieht.
Macht braucht Widerstand. Nur wenn sie Widerstand überwindet, kann sie Macht sein. Wären alle tot, wäre es um die Macht geschehen. "Es ist die Grenze der Macht", schreibt Elias Canetti, "daß sie keine Toten wirklich wieder zum Leben zurückholen kann; aber im lange hingehaltenen Akt der Gnade kommt sich der Machthaber oft so vor, als hätte er diese Grenze überschritten." Deshalb spielen Herrscher, die ihrer Macht nicht sicher sein können, mit der Gewalt und simulieren Widerstand, um ihn zu bezwingen. Sie richten Gefolgsleute hin und beobachten, was ihre Gefährten tun; sie zwingen Menschen, zu gestehen, was sie nicht begangen haben, um herauszufinden, ob sich Widerspruch noch regt; und sie verbreiten Furcht und Schrecken, strafen ohne Anlass und Prinzip. Der Diktator braucht den Terror auch um seiner selbst willen, weil er ihm die Gewissheit gibt, dass er tun kann, wonach ihm der Sinn steht. Macht braucht Überlebende, die gezeichnet sind, oder wenigstens die Hoffnung haben, dass nicht sie es sind, die sterben müssen. Deshalb ist der Terror vor allem eine Mitteilung an jene, die nicht sterben. Auf die Überlebenden und ihre Hoffnungen kommt es an. Mit ihnen spielt der Mächtige nach Belieben wie die Katze mit der Maus.
Im Angesicht des Terrors verlor der Einzelne sein Gesicht. Alle sozialen Bindungen, die Menschen vor Schicksalsschlägen schützen, zerfielen, weil das Leben nur noch eine Antwort auf die Gewalt war. Denn der Terror verschonte niemanden. Er wütete in der Partei, im Militär und in der Staatsverwaltung, in Fabriken und Kolchosen. Jeder konnte jederzeit ein Opfer der Gewalt werden, Kommunisten oder Wissenschaftler ebenso wie Nomaden oder obdachlose Bettler. Manche gerieten ins Visier des Regimes, weil ihre soziale oder ethnische Herkunft sie zu "Feinden" machte, andere wurden inhaftiert oder getötet, weil das Regime ein Exempel der Macht statuieren wollte und nach Opfern rief.
Doch weshalb richtete sich der Terror auch gegen Mitläufer, Kommunisten und Täter? Warum verschonte er weder Anhänger noch Gegner des Regimes und warum waren Kommunisten seine ersten Opfer? Was wussten Stalin und die Mitglieder des Führungszirkels über ihre Möglichkeiten, und welchen Gebrauch machten sie von diesem Wissen? Warum töteten sie loyale Kommunisten und ließen Millionen Menschen verhungern? Folgte der Terror einer wohldurchdachten Strategie oder war er nur eine Reaktion auf Situationen, die in der Führung als Krise oder Bedrohung empfunden wurden? Wie konnte es geschehen, dass sich niemand der selbstzerstörerischen Gewalt in den Weg stellte und am Ende auc
Details
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Geschichte
Jahrhundert: 20. Jahrhundert
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Taschenbuch
Seiten: 223
Inhalt: 223 S.
10 s/w Illustr.
ISBN-13: 9783593501642
ISBN-10: 3593501643
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Baberowski, Jörg
Kindler, Robert
Erren, Lorenz
Koenen, Gerd
Petrow, Nikita
Shearer, David
Redaktion: Baberowski, Jörg
Kindler, Robert
Herausgeber: Jörg Baberowski/Robert Kindler
Auflage: 1/2014
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 212 x 139 x 13 mm
Erscheinungsdatum: 15.10.2014
Gewicht: 0,296 kg
preigu-id: 105294670
Details
Erscheinungsjahr: 2014
Genre: Geschichte
Jahrhundert: 20. Jahrhundert
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Taschenbuch
Seiten: 223
Inhalt: 223 S.
10 s/w Illustr.
ISBN-13: 9783593501642
ISBN-10: 3593501643
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Baberowski, Jörg
Kindler, Robert
Erren, Lorenz
Koenen, Gerd
Petrow, Nikita
Shearer, David
Redaktion: Baberowski, Jörg
Kindler, Robert
Herausgeber: Jörg Baberowski/Robert Kindler
Auflage: 1/2014
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 212 x 139 x 13 mm
Erscheinungsdatum: 15.10.2014
Gewicht: 0,296 kg
preigu-id: 105294670
Warnhinweis

Ähnliche Produkte

Ähnliche Produkte