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Eheberater gibt's wie Sand am Meer, aber keinen wie diesen: Das «Lob der Ehe» zeigt die ganze Fülle eines Lebens zu zweit ohne handelsüblichen Kitsch und Klamauk. Rafik Schami hat die Spreu vom Weizen getrennt und mit unbestechlichem Kennerblick die schönsten Texte der Weltliteratur ausgewählt. Herausgekommen ist - zur Freude aller Verliebten, Verlobten und Verheirateten - ein vielstimmiges und vergnügliches Hohelied auf die Liebe.
«Die Liebe, welch lieblicher Dunst. Doch in der Ehe, da steckt die Kunst», dichtete Theodor Storm, und Eduard Mörike meinte: «Wer keinen Humor hat, sollte nicht heiraten». Wahrlich, es grenzt an ein Wunder, ein schnarchendes, schlecht gelauntes, misstrauisches oder mimosenhaftes Wesen zu lieben - jahraus, jahrein, aus freien Stücken, ohne Wenn und Aber. Welche Phantasie verleiht doch die Liebe, die einen in den Ebbezeiten einer Partnerschaft immer wieder neue Zuversicht schöpfen lässt!
Gewidmet einem seit jeher vernachlässigten Feld der schönen Literatur, dem erfüllten Leben zu zweit, will diese von Rafik Schami besorgte Auswahl weit mehr sein als ein klassisches Hochzeitsbuch. Es ist ein Brevier für alle Beherzten. Frauen und Männern - chronisch verliebten, verlobten, verheirateten oder auch in wilder Ehe vereinten - wird ein Lese buch an die Hand gegeben, das zentrale Erfahrungen des gemeinsamen Abenteuers Alltag zur Sprache bringt: ein Buch des lustvollen Entdeckens und Innewerdens, ein Manifest des guten Willens, Lektürevergnügen und Denkanstoß zugleich.
Das «Lob der Ehe» eignet sich als Anstiftung zum Glück der Zweisamkeit und nicht zuletzt als lebenskluger Begleiter in guten wie in schlechten Tagen.
Mit Texten u.a. von Guy de Maupassant, Joyce Carol Oates, John Updike, Margarete von Navarra, Robert Musil, Colette, Anton Cechov, Frank Wedekind, Goffredo Parise, Mark Twain, August Strindberg, Heinrich von Kleist, Gabrielle Roy und Rafik Schami selbst.
Die Vorzugsausgabe ist in feines Moiré-Leinen gebunden und mit Goldprägung veredelt.
Eheberater gibt's wie Sand am Meer, aber keinen wie diesen: Das «Lob der Ehe» zeigt die ganze Fülle eines Lebens zu zweit ohne handelsüblichen Kitsch und Klamauk. Rafik Schami hat die Spreu vom Weizen getrennt und mit unbestechlichem Kennerblick die schönsten Texte der Weltliteratur ausgewählt. Herausgekommen ist - zur Freude aller Verliebten, Verlobten und Verheirateten - ein vielstimmiges und vergnügliches Hohelied auf die Liebe.
«Die Liebe, welch lieblicher Dunst. Doch in der Ehe, da steckt die Kunst», dichtete Theodor Storm, und Eduard Mörike meinte: «Wer keinen Humor hat, sollte nicht heiraten». Wahrlich, es grenzt an ein Wunder, ein schnarchendes, schlecht gelauntes, misstrauisches oder mimosenhaftes Wesen zu lieben - jahraus, jahrein, aus freien Stücken, ohne Wenn und Aber. Welche Phantasie verleiht doch die Liebe, die einen in den Ebbezeiten einer Partnerschaft immer wieder neue Zuversicht schöpfen lässt!
Gewidmet einem seit jeher vernachlässigten Feld der schönen Literatur, dem erfüllten Leben zu zweit, will diese von Rafik Schami besorgte Auswahl weit mehr sein als ein klassisches Hochzeitsbuch. Es ist ein Brevier für alle Beherzten. Frauen und Männern - chronisch verliebten, verlobten, verheirateten oder auch in wilder Ehe vereinten - wird ein Lese buch an die Hand gegeben, das zentrale Erfahrungen des gemeinsamen Abenteuers Alltag zur Sprache bringt: ein Buch des lustvollen Entdeckens und Innewerdens, ein Manifest des guten Willens, Lektürevergnügen und Denkanstoß zugleich.
Das «Lob der Ehe» eignet sich als Anstiftung zum Glück der Zweisamkeit und nicht zuletzt als lebenskluger Begleiter in guten wie in schlechten Tagen.
Mit Texten u.a. von Guy de Maupassant, Joyce Carol Oates, John Updike, Margarete von Navarra, Robert Musil, Colette, Anton Cechov, Frank Wedekind, Goffredo Parise, Mark Twain, August Strindberg, Heinrich von Kleist, Gabrielle Roy und Rafik Schami selbst.
Die Vorzugsausgabe ist in feines Moiré-Leinen gebunden und mit Goldprägung veredelt.
EXCERPT: Nach dem Sündenfall
Wenn ich zurückblicke, erscheint mir der Garten wie ein Traum. Er war schön, wunderschön, berauschend schön; jetzt ist er verloren, und ich werde ihn nie wiedersehen.
Der Garten ist verloren, aber ich habe ihn gefunden und bin glücklich. Er liebt mich so gut er kann; ich liebe ihn mit aller Kraft meiner leidenschaftlichen Natur, das entspricht, glaube ich, meiner Jugend und meinem Geschlecht. Wenn ich mich frage, warum ich ihn liebe, stelle ich fest, daß ich es nicht weiß, und ich gäbe auch nicht sonderlich viel darum, es zu wissen; also nehme ich an, daß diese Art von Liebe nicht das Ergebnis von Gründen und deren Aufzählung ist, wie die Liebe zu anderen Reptilien und Tieren. Ich glaube, so muß es sein. Ich liebe bestimmte Vögel ihres Gesanges wegen; aber Adam liebe ich nicht um seines Gesanges willen - nein, beileibe nicht; je mehr er singt, desto weniger kann ich mich damit anfreunden. Und doch bitte ich ihn zu singen, weil ich lernen will, alles zu mögen, was ihm gefällt. Ich bin sicher, daß ich das lernen kann, denn am Anfang konnte ich es überhaupt nicht aushalten, und jetzt kann ichs. Die Milch wird sauer davon, aber das macht nichts; ich kann mich an diese Art Milch gewöhnen.
Ich liebe ihn nicht wegen seiner Klugheit - nein, beileibe nicht. Man kann ihm wegen seiner Intelligenz, so wie sie ist, keine Vorwürfe machen, denn er hat sie ja nicht selbst gemacht; Adam ist, wie Gott ihn schuf, und das genügt. Es liegt darin ein weiser Zweck, das weiß ich. Mit der Zeit wird sie sich entwickeln, aber sehr rasch wird das wohl nicht geschehen; und abgesehen davon hat es auch keine Eile; er ist gut genug, so wie er ist.
Ich liebe ihn nicht seiner gütigen und rücksichtsvollen Art und seines Zartgefühls wegen. Nein, nein, daran mangelt es ihm eher, aber er ist auch so gut genug, und er bessert sich.
Ich liebe ihn nicht wegen seines Fleißes - nein, beileibe nicht. Ich glaube, der steckt in ihm, aber ich weiß nicht, warum er ihn vor mir verbirgt. Das ist mein einziger Kummer. Sonst ist er mir gegenüber jetzt offen und geradeheraus. Ich bin mir sicher, daß er weiter nichts verheimlicht. Es grämt mich, daß er ein Geheimnis vor mir haben könnte, und manchmal raubt es mir den Schlaf, wenn ich daran denke, aber ich will es mir aus dem Kopf schlagen; ich werde mein Glück nicht trüben, das ansonsten bis zum Überfließen voll ist.
Ich liebe ihn nicht seiner Bildung wegen - nein, beileibe nicht. Er hat sie sich selbst angeeignet und weiß wirklich eine Menge, aber er sitzt vielen Irrtümern auf.
Ich liebe ihn nicht wegen seiner Ritterlichkeit - nein, beileibe nicht. Er hat mich verpetzt, aber das mache ich ihm nicht zum Vorwurf; ich glaube, es ist eine Eigenheit seines Geschlechts, und er hat sein Geschlecht nicht gemacht. Natürlich hätte ich ihn nicht verpetzt, eher wäre ich gestorben; aber das ist auch eine geschlechtsbedingte Eigenheit, und ich bilde mir darauf nichts ein, denn auch ich habe mein Geschlecht nicht gemacht.
Warum liebe ich ihn dann? Einfach weil er ein Mann ist, glaube ich.
Im Grunde ist er gut, und darum liebe ich ihn, aber ich könnte ihn auch ohne das lieben. Wenn er mich schlüge und mißhandelte, ich würde ihn trotzdem lieben. Das weiß ich. Ich glaube, es ist eine Frage des Geschlechts.
Er ist stark und sieht gut aus, darum liebe ich ihn, ich bewundere ihn und bin stolz auf ihn, aber ich könnte ihn auch ohne diese Eigenschaften lieben; wäre er häßlich, ich würde ihn auch lieben; wäre er ein Krüppel, ich würde ihn lieben und ich würde für ihn arbeiten und mich für ihn zerreißen und für ihn beten und an seinem Bett wachen, bis zu meinem Tod.
Ja, ich glaube, ich liebe ihn nur, weil er mein und weil er ein Mann ist.
Es gibt vermutlich keinen anderen Grund. Also denke ich, es ist, wie ich anfangs sagte: daß diese Art Liebe nicht auf Gründen und deren Aufzählung beruht. Sie kommt einfach - keiner weiß woher - und man kann sie nicht erklären. Und das ist auch nicht nötig.
Das also denke ich. Aber ich bin nur ein junges Ding, die erste, die diesen Gegenstand bedacht hat, und es könnte sich herausstellen, daß ich ihn in meiner Unwissenheit und Unerfahrenheit nicht richtig aufgefaßt habe.
Vierzig Jahre später
Mein Gebet, meine Sehnsucht ist, daß wir gemeinsam aus diesem Leben scheiden - eine Sehnsucht, die nie mehr von der Erde weichen möge, sondern im Herzen jeder Frau, die liebt, Platz finden soll, bis an das Ende der Zeit; und sie soll meinen Namen tragen.
Aber wenn einer von uns zuerst gehen muß, so bete ich, daß ich es sein möge; denn er ist stark, und ich bin schwach, er braucht mich nicht so sehr wie ich ihn - ein Leben ohne ihn wäre kein Leben; wie sollte ich es ertragen? Und dieses Gebet ist unsterblich und wird gesprochen werden, solange es meinesgleichen gibt. Ich bin die erste Ehefrau; und noch in der letzten Ehefrau werde ich vorhanden sein.
An Evas Grab
Adam: Wo sie war, war das Paradies.
Astrid Lindgren
Geschichte einer Ehe
Ein ganzes Leben dauerte sie, diese Liebesgeschichte, und sie begann irgendwann im Jahre 1888, als der dreizehnjährige Samuel August von Sevedstorp bei der Schulabschlußprüfung seine Blicke auf einem Mädchen ruhen ließ, das dicht neben dem eisernen Ofen saß. Es war die mit den Stirnfransen, die alle Fragen so gut beantworten konnte. Hanna hieß sie, neun Jahre war sie alt und stammte aus Hult. Hanna in Hult, in sie verguckte sich Samuel August.
Sicherlich hatte er sie auch schon früher gesehen, aber nicht so wie jetzt.
Für Samuel August fand die Schule damals ein Ende. Und ein Ende hatte es auch, das Mädchen mit den Stirnfransen anzugucken. Von nun an mußte er sich daheim auf den steinigen Äckern abrackern. So lange, bis er achtzehn war und fortmußte, um sich als Knecht zu verdingen. Was war während all dieser Jahre mit dem Mädchen? Dachte er noch an sie? Meistens mußte er sich damit begnügen, sie in seinen Träumen zu sehen, in der Wirklichkeit geschah es nur selten und zufällig. Einmal entdeckte er sie auf einer Buchversteigerung in Pelarne. Dort führte sie das Protokoll. Im Auktionshaus war es heiß, und hinterher trat sie mit glühenden Wangen vor die Tür, um sich abzukühlen. "Gott steh mir bei, was war sie schmuck", sagte Samuel August später, wenn er an die Liebesqualen seiner Jugend zurückdachte. Qualvoll war für ihn auch die Erinnerung an ein Sommerfest auf der Wiese in Hultsfred, wo er sie im handgewebten blauen Kleid heranspazieren sah. Jetzt wäre die Gelegenheit günstig gewesen, aber sie zog ja "nen ganzen Rattenschwanz von Burschen hinter sich her", so daß Samuel August sich nicht einmal in ihre Nähe traute. "Da wurd ich so gottsjämmerlich traurig, daß ich nichts wollte als heim."
Inzwischen war Samuel August fünfundzwanzig Jahre alt geworden und im Heiratsalter. Aber Hoffnung auf Hanna in Hult machte er sich nicht. Nicht in seinen kühnsten Träumen wagte er zu hoffen, daß so eine wie sie etwas für einen gewöhnlichen Samuel August wie ihn übrig haben könne. Und deshalb ließ er sich auch niemals anmerken, wie es um ihn stand, nur wurde er "so gottsjämmerlich traurig", wenn er sie sah.
Dann kam die Hochzeit in Gebo. Im Herbst 1902. Von Per Johan und Hilda, die damals heirateten, weiß ich wenig, aber oh, wie hoch hab ich es ihnen immer angerechnet, daß sie es taten und daß sie so viele Leute zu ihrer Hochzeit einluden, darunter auch Samuel August. Und Hanna. Hanna mußte endlich begriffen haben, daß dieser Samuel August, der sie, wo sie ging und stand, mit seinen Blicken förmlich verschlang, in sie verliebt war, obwohl er sich nichts zu sagen traute. Und ganz freimütig schlug sie ihm vor, mitten während des Festessens mit ihr ein Stückchen spazierenzugehen. Damit war Samuel August von Herzen einverstanden. Es fiel ihm nur schwer, seinen Hut unter all den anderen, die sich auf dem Tisch im Flur stapelten, herauszufinden. Und da versprach ihm Hanna doch wahrhaftig, sie würde ihm ein kleines Monogramm für seinen Hut sticken, damit er ihn auf künftigen Festen leichter herausfinden könne. Dies war ja nur als Ermunterung zu deuten, und er schwamm in einem Meer von Glückseligkeit, bis es Abend wurde und die Uhr zehn zeigte. Da war es für ihn mit dem Spaß für diesmal vorbei.
Danach tat er wieder seine Arbeit in Näs und wartete. Auf das Monogramm und auf Gott weiß was. November und Dezember kamen und gingen, aber kein Monogramm! Schließlich konnte er es nicht länger ertragen. Am Abend vor dem Dreikönigstag 1903 schrieb er eine Ansichtskarte. "Herzliche Glückwünsche für Hanna von einem Freund", schrieb er, denn sie hatte ja gerade Namenstag, und fügte noch hinzu: "Ob das kleine Monogramm wohl bald fertig ist?"
Eine Woche darauf erhielt er eine Antwortkarte mit ein wenig Geplauder über die Feiertage und dies und jenes. Und ganz unten stand eine verschmitzte Frage: "Wann kommt der Hut in Reichweite?" Mehr geschah jedoch nicht.
Erst im Februar 1903 tat sich etwas, denn da kam Hanna nach Vimmerby, um noch besser weben zu lernen. Und ganz und gar zufällig und unverhofft traf Samuel August sie wieder, als er eines Abends gerade in der Stadt war, was für ein Zufall! Auf der Stelle lud er sie zu einer Tasse Tee im Café Royal ein, und das war der Beginn einer nun folgenden eifrigen Teetrinkerei, verbunden mit vielen Spaziergängen. Schließlich wurde es der 1. April, ein naßkalter, unfreundlicher Abend mit Schneeregen, und am nächsten Tag sollte Hanna abfahren. Zum letztenmal trank Samuel August mit ihr Tee, und zum letztenmal führte er sie zu einem Spaziergang aus. Sie gingen und gingen, aber Samuel August fragte nicht. Schließlich wurde ihm klar, daß es jetzt sein Leben galt....
Erscheinungsjahr: | 2007 |
---|---|
Genre: | Romane & Erzählungen |
Rubrik: | Belletristik |
Medium: | Buch |
Reihe: | Manesse Bibliothek der Weltliteratur |
Inhalt: | 509 S. |
ISBN-13: | 9783717521020 |
ISBN-10: | 3717521020 |
Sprache: | Deutsch |
Ausstattung / Beilage: | Lesebändchen |
Einband: | Gebunden |
Autor: | Schami, Rafik |
Redaktion: | Schami, Rafik |
Herausgeber: | Rafik Schami |
Hersteller: |
Manesse
Manesse Verlag |
Maße: | 155 x 98 x 27 mm |
Von/Mit: | Rafik Schami |
Erscheinungsdatum: | 16.03.2007 |
Gewicht: | 0,252 kg |
EXCERPT: Nach dem Sündenfall
Wenn ich zurückblicke, erscheint mir der Garten wie ein Traum. Er war schön, wunderschön, berauschend schön; jetzt ist er verloren, und ich werde ihn nie wiedersehen.
Der Garten ist verloren, aber ich habe ihn gefunden und bin glücklich. Er liebt mich so gut er kann; ich liebe ihn mit aller Kraft meiner leidenschaftlichen Natur, das entspricht, glaube ich, meiner Jugend und meinem Geschlecht. Wenn ich mich frage, warum ich ihn liebe, stelle ich fest, daß ich es nicht weiß, und ich gäbe auch nicht sonderlich viel darum, es zu wissen; also nehme ich an, daß diese Art von Liebe nicht das Ergebnis von Gründen und deren Aufzählung ist, wie die Liebe zu anderen Reptilien und Tieren. Ich glaube, so muß es sein. Ich liebe bestimmte Vögel ihres Gesanges wegen; aber Adam liebe ich nicht um seines Gesanges willen - nein, beileibe nicht; je mehr er singt, desto weniger kann ich mich damit anfreunden. Und doch bitte ich ihn zu singen, weil ich lernen will, alles zu mögen, was ihm gefällt. Ich bin sicher, daß ich das lernen kann, denn am Anfang konnte ich es überhaupt nicht aushalten, und jetzt kann ichs. Die Milch wird sauer davon, aber das macht nichts; ich kann mich an diese Art Milch gewöhnen.
Ich liebe ihn nicht wegen seiner Klugheit - nein, beileibe nicht. Man kann ihm wegen seiner Intelligenz, so wie sie ist, keine Vorwürfe machen, denn er hat sie ja nicht selbst gemacht; Adam ist, wie Gott ihn schuf, und das genügt. Es liegt darin ein weiser Zweck, das weiß ich. Mit der Zeit wird sie sich entwickeln, aber sehr rasch wird das wohl nicht geschehen; und abgesehen davon hat es auch keine Eile; er ist gut genug, so wie er ist.
Ich liebe ihn nicht seiner gütigen und rücksichtsvollen Art und seines Zartgefühls wegen. Nein, nein, daran mangelt es ihm eher, aber er ist auch so gut genug, und er bessert sich.
Ich liebe ihn nicht wegen seines Fleißes - nein, beileibe nicht. Ich glaube, der steckt in ihm, aber ich weiß nicht, warum er ihn vor mir verbirgt. Das ist mein einziger Kummer. Sonst ist er mir gegenüber jetzt offen und geradeheraus. Ich bin mir sicher, daß er weiter nichts verheimlicht. Es grämt mich, daß er ein Geheimnis vor mir haben könnte, und manchmal raubt es mir den Schlaf, wenn ich daran denke, aber ich will es mir aus dem Kopf schlagen; ich werde mein Glück nicht trüben, das ansonsten bis zum Überfließen voll ist.
Ich liebe ihn nicht seiner Bildung wegen - nein, beileibe nicht. Er hat sie sich selbst angeeignet und weiß wirklich eine Menge, aber er sitzt vielen Irrtümern auf.
Ich liebe ihn nicht wegen seiner Ritterlichkeit - nein, beileibe nicht. Er hat mich verpetzt, aber das mache ich ihm nicht zum Vorwurf; ich glaube, es ist eine Eigenheit seines Geschlechts, und er hat sein Geschlecht nicht gemacht. Natürlich hätte ich ihn nicht verpetzt, eher wäre ich gestorben; aber das ist auch eine geschlechtsbedingte Eigenheit, und ich bilde mir darauf nichts ein, denn auch ich habe mein Geschlecht nicht gemacht.
Warum liebe ich ihn dann? Einfach weil er ein Mann ist, glaube ich.
Im Grunde ist er gut, und darum liebe ich ihn, aber ich könnte ihn auch ohne das lieben. Wenn er mich schlüge und mißhandelte, ich würde ihn trotzdem lieben. Das weiß ich. Ich glaube, es ist eine Frage des Geschlechts.
Er ist stark und sieht gut aus, darum liebe ich ihn, ich bewundere ihn und bin stolz auf ihn, aber ich könnte ihn auch ohne diese Eigenschaften lieben; wäre er häßlich, ich würde ihn auch lieben; wäre er ein Krüppel, ich würde ihn lieben und ich würde für ihn arbeiten und mich für ihn zerreißen und für ihn beten und an seinem Bett wachen, bis zu meinem Tod.
Ja, ich glaube, ich liebe ihn nur, weil er mein und weil er ein Mann ist.
Es gibt vermutlich keinen anderen Grund. Also denke ich, es ist, wie ich anfangs sagte: daß diese Art Liebe nicht auf Gründen und deren Aufzählung beruht. Sie kommt einfach - keiner weiß woher - und man kann sie nicht erklären. Und das ist auch nicht nötig.
Das also denke ich. Aber ich bin nur ein junges Ding, die erste, die diesen Gegenstand bedacht hat, und es könnte sich herausstellen, daß ich ihn in meiner Unwissenheit und Unerfahrenheit nicht richtig aufgefaßt habe.
Vierzig Jahre später
Mein Gebet, meine Sehnsucht ist, daß wir gemeinsam aus diesem Leben scheiden - eine Sehnsucht, die nie mehr von der Erde weichen möge, sondern im Herzen jeder Frau, die liebt, Platz finden soll, bis an das Ende der Zeit; und sie soll meinen Namen tragen.
Aber wenn einer von uns zuerst gehen muß, so bete ich, daß ich es sein möge; denn er ist stark, und ich bin schwach, er braucht mich nicht so sehr wie ich ihn - ein Leben ohne ihn wäre kein Leben; wie sollte ich es ertragen? Und dieses Gebet ist unsterblich und wird gesprochen werden, solange es meinesgleichen gibt. Ich bin die erste Ehefrau; und noch in der letzten Ehefrau werde ich vorhanden sein.
An Evas Grab
Adam: Wo sie war, war das Paradies.
Astrid Lindgren
Geschichte einer Ehe
Ein ganzes Leben dauerte sie, diese Liebesgeschichte, und sie begann irgendwann im Jahre 1888, als der dreizehnjährige Samuel August von Sevedstorp bei der Schulabschlußprüfung seine Blicke auf einem Mädchen ruhen ließ, das dicht neben dem eisernen Ofen saß. Es war die mit den Stirnfransen, die alle Fragen so gut beantworten konnte. Hanna hieß sie, neun Jahre war sie alt und stammte aus Hult. Hanna in Hult, in sie verguckte sich Samuel August.
Sicherlich hatte er sie auch schon früher gesehen, aber nicht so wie jetzt.
Für Samuel August fand die Schule damals ein Ende. Und ein Ende hatte es auch, das Mädchen mit den Stirnfransen anzugucken. Von nun an mußte er sich daheim auf den steinigen Äckern abrackern. So lange, bis er achtzehn war und fortmußte, um sich als Knecht zu verdingen. Was war während all dieser Jahre mit dem Mädchen? Dachte er noch an sie? Meistens mußte er sich damit begnügen, sie in seinen Träumen zu sehen, in der Wirklichkeit geschah es nur selten und zufällig. Einmal entdeckte er sie auf einer Buchversteigerung in Pelarne. Dort führte sie das Protokoll. Im Auktionshaus war es heiß, und hinterher trat sie mit glühenden Wangen vor die Tür, um sich abzukühlen. "Gott steh mir bei, was war sie schmuck", sagte Samuel August später, wenn er an die Liebesqualen seiner Jugend zurückdachte. Qualvoll war für ihn auch die Erinnerung an ein Sommerfest auf der Wiese in Hultsfred, wo er sie im handgewebten blauen Kleid heranspazieren sah. Jetzt wäre die Gelegenheit günstig gewesen, aber sie zog ja "nen ganzen Rattenschwanz von Burschen hinter sich her", so daß Samuel August sich nicht einmal in ihre Nähe traute. "Da wurd ich so gottsjämmerlich traurig, daß ich nichts wollte als heim."
Inzwischen war Samuel August fünfundzwanzig Jahre alt geworden und im Heiratsalter. Aber Hoffnung auf Hanna in Hult machte er sich nicht. Nicht in seinen kühnsten Träumen wagte er zu hoffen, daß so eine wie sie etwas für einen gewöhnlichen Samuel August wie ihn übrig haben könne. Und deshalb ließ er sich auch niemals anmerken, wie es um ihn stand, nur wurde er "so gottsjämmerlich traurig", wenn er sie sah.
Dann kam die Hochzeit in Gebo. Im Herbst 1902. Von Per Johan und Hilda, die damals heirateten, weiß ich wenig, aber oh, wie hoch hab ich es ihnen immer angerechnet, daß sie es taten und daß sie so viele Leute zu ihrer Hochzeit einluden, darunter auch Samuel August. Und Hanna. Hanna mußte endlich begriffen haben, daß dieser Samuel August, der sie, wo sie ging und stand, mit seinen Blicken förmlich verschlang, in sie verliebt war, obwohl er sich nichts zu sagen traute. Und ganz freimütig schlug sie ihm vor, mitten während des Festessens mit ihr ein Stückchen spazierenzugehen. Damit war Samuel August von Herzen einverstanden. Es fiel ihm nur schwer, seinen Hut unter all den anderen, die sich auf dem Tisch im Flur stapelten, herauszufinden. Und da versprach ihm Hanna doch wahrhaftig, sie würde ihm ein kleines Monogramm für seinen Hut sticken, damit er ihn auf künftigen Festen leichter herausfinden könne. Dies war ja nur als Ermunterung zu deuten, und er schwamm in einem Meer von Glückseligkeit, bis es Abend wurde und die Uhr zehn zeigte. Da war es für ihn mit dem Spaß für diesmal vorbei.
Danach tat er wieder seine Arbeit in Näs und wartete. Auf das Monogramm und auf Gott weiß was. November und Dezember kamen und gingen, aber kein Monogramm! Schließlich konnte er es nicht länger ertragen. Am Abend vor dem Dreikönigstag 1903 schrieb er eine Ansichtskarte. "Herzliche Glückwünsche für Hanna von einem Freund", schrieb er, denn sie hatte ja gerade Namenstag, und fügte noch hinzu: "Ob das kleine Monogramm wohl bald fertig ist?"
Eine Woche darauf erhielt er eine Antwortkarte mit ein wenig Geplauder über die Feiertage und dies und jenes. Und ganz unten stand eine verschmitzte Frage: "Wann kommt der Hut in Reichweite?" Mehr geschah jedoch nicht.
Erst im Februar 1903 tat sich etwas, denn da kam Hanna nach Vimmerby, um noch besser weben zu lernen. Und ganz und gar zufällig und unverhofft traf Samuel August sie wieder, als er eines Abends gerade in der Stadt war, was für ein Zufall! Auf der Stelle lud er sie zu einer Tasse Tee im Café Royal ein, und das war der Beginn einer nun folgenden eifrigen Teetrinkerei, verbunden mit vielen Spaziergängen. Schließlich wurde es der 1. April, ein naßkalter, unfreundlicher Abend mit Schneeregen, und am nächsten Tag sollte Hanna abfahren. Zum letztenmal trank Samuel August mit ihr Tee, und zum letztenmal führte er sie zu einem Spaziergang aus. Sie gingen und gingen, aber Samuel August fragte nicht. Schließlich wurde ihm klar, daß es jetzt sein Leben galt....
Erscheinungsjahr: | 2007 |
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Genre: | Romane & Erzählungen |
Rubrik: | Belletristik |
Medium: | Buch |
Reihe: | Manesse Bibliothek der Weltliteratur |
Inhalt: | 509 S. |
ISBN-13: | 9783717521020 |
ISBN-10: | 3717521020 |
Sprache: | Deutsch |
Ausstattung / Beilage: | Lesebändchen |
Einband: | Gebunden |
Autor: | Schami, Rafik |
Redaktion: | Schami, Rafik |
Herausgeber: | Rafik Schami |
Hersteller: |
Manesse
Manesse Verlag |
Maße: | 155 x 98 x 27 mm |
Von/Mit: | Rafik Schami |
Erscheinungsdatum: | 16.03.2007 |
Gewicht: | 0,252 kg |