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Hummerjahre
Taschenbuch von Nicola H Cosentino
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
HUMMERJAHREAus dem Italienischen vonRuth Mader-KoltayEINE DYNAMIK IM RAUM2010, aber auch heuteAn dem Abend mit der zersprungenen Teekanne kam er nachHause und wartete, bis es Nacht wurde, also bis Marco schlief.Dann schrieb er die erste Erzählung unter seinem neuen Namen,Vincenzo Teapot. Als er sie mir schickte und mich bat, siezu lesen - vier eng beschriebene Seiten, auf denen wie üblichnichts geschah -, wusste ich nicht einmal, was das hieß, Teapot.Und Vincenzo rief mich auf Skype an, um mir diese sensationelleStory über ihn und Marco zu erzählen, als sie beinahe von einerfliegenden Teekanne erschlagen worden wären, die vor ihren Augenzerschellt war, und wie sehr er vorher um ein solches Bildgebetet hatte, um einen so würdigen Anfang für seine privateErzählung. "Meine Dynamik im Raum". Ein Knaller.Was das bedeuten sollte, "Dynamik im Raum", weiß ich nicht,aber es hatte wohl irgendwas mit seinem Selbstverständnis zutun. Ich glaube nämlich, dass die Teekanne ihm den nötigenSchubs gegeben hatte, um sich als der Mann zu fühlen, der zusein er sich erträumte: einer, der die Sachen, die er erzählen will,tatsächlich sieht. Oder der die Sachen einfach sieht und basta.Sowas in der Art. Er ist ein detailversessener Typ, Vincenzo: Erhat nie das Ganze betrachtet, sondern immer die Nuance, denRahmen, den Pinselstrich, das Wasserzeichen, das gebündelteLicht, eine entblößte Brust. Dieses Talent hatte er. Diese tiefeWahrnehmung für die Dinge der Welt.Das mono no aware, so nannte er es; eine Zeitlang hatte er eineLeidenschaft für Japanisch.Die zweite Hypothese ist, dass Die Dynamik im Raum etwasmit seiner Schüchternheit zu tun hatte. Oder besser: mit demSich-Verstecken. Vincenzo schämte sich oft für sich selbst, vorallem für Worte, die er für nicht wirkungsvoll hielt: Ich denkemir, dass ihm das Pseudonym das freie Aufatmen erleichterte,das Loslassen der Dinge, die er auf Papier brachte. So wie wennman die Hände in die Jackentaschen steckt, wenn man redetoder läuft, statt sie einfach baumeln zu lassen. Über die FrageHat es Sinn, sich ein Pseudonym anzuschaffen, wenn einen sowieso keinMensch kennt? habe ich übrigens auch lange nachgedacht - undbin zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, wenn ich mirnicht darauf antworte.Ich bin jemand, der sich Wahrheiten für sein Totenbett aufhebt,außer wenn es zu heiß ist - und die Sonne ist hier so nahe,dass ich meine, sie fällt gleich herunter -, und dann sage ichmir: "Ich sterbe jetzt, dann lass uns also über Wahrheiten reden."Eine davon ist diese hier: Es gab etwas Unvereinbares zwischenunserer Freundschaft und dem echten Leben, dem, dasnach den Träumen kam und in gewissem Sinne (einem Sinnewie etwa dem für Humor) die Träume hat wahr werden lassen.Schuld war also nicht Ariane, sondern die Zeit.15Für das Wachsen wird oft eine irreführende Metapher benutzt:das Flüggewerden. Du wächst, also wirst du flügge. Ich sehe daüberhaupt keine Ähnlichkeit: weder mit dem Fliegen noch mitder Leere, die der Fliegende unter sich hat. Sich ganz plötzlichund ohne Vorwarnung als Erwachsene wiederzufinden, das wardas genaue Gegenteil: kein Abgrund, sondern ein Verlorenseinin der Überfülle. Wie die Qual der Wahl, die Krise angesichts derVielfalt auf der Speisekarte, der Kutscher, der dir ganz plötzlichdie Scheuklappen abnimmt. Für mich und auch für Vincenzo bedeuteteWachsen eher, den sich öffnenden Horizonten Raum zugeben, tief durchzuatmen und die ganze Luft zu befreien, herauszulassen,die wir über die Zeit angehalten hatten, bei all diesenersten Malen, wenn wir vor Angst nicht zu atmen wagten.Um dann zu begreifen - auch wenn es schmerzlich ist, auchwenn es dafür eigentlich noch zu früh ist -, dass es schon baldgar keine ersten Male mehr geben wird. Und wenn du nicht sterbenwillst, musst du wissen, wie man atmet.Du brauchst frische Luft. Du musst lernen, loszulassen.
HUMMERJAHREAus dem Italienischen vonRuth Mader-KoltayEINE DYNAMIK IM RAUM2010, aber auch heuteAn dem Abend mit der zersprungenen Teekanne kam er nachHause und wartete, bis es Nacht wurde, also bis Marco schlief.Dann schrieb er die erste Erzählung unter seinem neuen Namen,Vincenzo Teapot. Als er sie mir schickte und mich bat, siezu lesen - vier eng beschriebene Seiten, auf denen wie üblichnichts geschah -, wusste ich nicht einmal, was das hieß, Teapot.Und Vincenzo rief mich auf Skype an, um mir diese sensationelleStory über ihn und Marco zu erzählen, als sie beinahe von einerfliegenden Teekanne erschlagen worden wären, die vor ihren Augenzerschellt war, und wie sehr er vorher um ein solches Bildgebetet hatte, um einen so würdigen Anfang für seine privateErzählung. "Meine Dynamik im Raum". Ein Knaller.Was das bedeuten sollte, "Dynamik im Raum", weiß ich nicht,aber es hatte wohl irgendwas mit seinem Selbstverständnis zutun. Ich glaube nämlich, dass die Teekanne ihm den nötigenSchubs gegeben hatte, um sich als der Mann zu fühlen, der zusein er sich erträumte: einer, der die Sachen, die er erzählen will,tatsächlich sieht. Oder der die Sachen einfach sieht und basta.Sowas in der Art. Er ist ein detailversessener Typ, Vincenzo: Erhat nie das Ganze betrachtet, sondern immer die Nuance, denRahmen, den Pinselstrich, das Wasserzeichen, das gebündelteLicht, eine entblößte Brust. Dieses Talent hatte er. Diese tiefeWahrnehmung für die Dinge der Welt.Das mono no aware, so nannte er es; eine Zeitlang hatte er eineLeidenschaft für Japanisch.Die zweite Hypothese ist, dass Die Dynamik im Raum etwasmit seiner Schüchternheit zu tun hatte. Oder besser: mit demSich-Verstecken. Vincenzo schämte sich oft für sich selbst, vorallem für Worte, die er für nicht wirkungsvoll hielt: Ich denkemir, dass ihm das Pseudonym das freie Aufatmen erleichterte,das Loslassen der Dinge, die er auf Papier brachte. So wie wennman die Hände in die Jackentaschen steckt, wenn man redetoder läuft, statt sie einfach baumeln zu lassen. Über die FrageHat es Sinn, sich ein Pseudonym anzuschaffen, wenn einen sowieso keinMensch kennt? habe ich übrigens auch lange nachgedacht - undbin zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, wenn ich mirnicht darauf antworte.Ich bin jemand, der sich Wahrheiten für sein Totenbett aufhebt,außer wenn es zu heiß ist - und die Sonne ist hier so nahe,dass ich meine, sie fällt gleich herunter -, und dann sage ichmir: "Ich sterbe jetzt, dann lass uns also über Wahrheiten reden."Eine davon ist diese hier: Es gab etwas Unvereinbares zwischenunserer Freundschaft und dem echten Leben, dem, dasnach den Träumen kam und in gewissem Sinne (einem Sinnewie etwa dem für Humor) die Träume hat wahr werden lassen.Schuld war also nicht Ariane, sondern die Zeit.15Für das Wachsen wird oft eine irreführende Metapher benutzt:das Flüggewerden. Du wächst, also wirst du flügge. Ich sehe daüberhaupt keine Ähnlichkeit: weder mit dem Fliegen noch mitder Leere, die der Fliegende unter sich hat. Sich ganz plötzlichund ohne Vorwarnung als Erwachsene wiederzufinden, das wardas genaue Gegenteil: kein Abgrund, sondern ein Verlorenseinin der Überfülle. Wie die Qual der Wahl, die Krise angesichts derVielfalt auf der Speisekarte, der Kutscher, der dir ganz plötzlichdie Scheuklappen abnimmt. Für mich und auch für Vincenzo bedeuteteWachsen eher, den sich öffnenden Horizonten Raum zugeben, tief durchzuatmen und die ganze Luft zu befreien, herauszulassen,die wir über die Zeit angehalten hatten, bei all diesenersten Malen, wenn wir vor Angst nicht zu atmen wagten.Um dann zu begreifen - auch wenn es schmerzlich ist, auchwenn es dafür eigentlich noch zu früh ist -, dass es schon baldgar keine ersten Male mehr geben wird. Und wenn du nicht sterbenwillst, musst du wissen, wie man atmet.Du brauchst frische Luft. Du musst lernen, loszulassen.
Details
Erscheinungsjahr: 2019
Medium: Taschenbuch
Seiten: 145
Originaltitel: Vita e morte delle aragoste
Inhalt: 145 S.
ISBN-13: 9783947767014
ISBN-10: 3947767013
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Cosentino, Nicola H
Übersetzung: Ruth Mader-Koltay
nonsolo verlag ug: nonsolo Verlag UG
Maße: 210 x 135 x 12 mm
Von/Mit: Nicola H Cosentino
Erscheinungsdatum: 06.05.2019
Gewicht: 0,215 kg
preigu-id: 116619700
Details
Erscheinungsjahr: 2019
Medium: Taschenbuch
Seiten: 145
Originaltitel: Vita e morte delle aragoste
Inhalt: 145 S.
ISBN-13: 9783947767014
ISBN-10: 3947767013
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Cosentino, Nicola H
Übersetzung: Ruth Mader-Koltay
nonsolo verlag ug: nonsolo Verlag UG
Maße: 210 x 135 x 12 mm
Von/Mit: Nicola H Cosentino
Erscheinungsdatum: 06.05.2019
Gewicht: 0,215 kg
preigu-id: 116619700
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