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Greater than Rome
Neubestimmungen britischer Imperialität 1870-1914
Taschenbuch von Eva Marlene Hausteiner
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
1.Imperialität und Geschichte
"Ubi imperium, ibi Roma."?
Römisch ist Britannien seit zwei Jahrtausenden: Materiell verbindet Briten und Römer - die Beherrscher des ausgedehntesten Reiches der Antike und jene des langlebigsten Imperiums der Neuzeit - die Geschichte direkter Kolonisierung, die mit der römischen Invasion in Rutupiae, dem späteren Richborough, im Jahr 43 vor Christus einsetzt. Die römische Nachwirkung auf die Briten und insbesondere auf ihren imperialen Herrschaftsstil und ihre imperiale Selbstreflexion geht indes weit über direkte historische oder gar genealogische Verknüpfungen hinaus: Die Blütephase britischer Anverwandlungen römischer Motivik in imperialen Fragen fällt zusammen mit der Phase des Hochimperialismus, also rund anderthalb Jahrtausende nach dem Ende römischer Herrschaft auf Teilen der britischen Inseln. Sie vollzieht sich in systematischen Selbstvergleichen und Analogiebildungen zwischen dem Imperium Romanum und dem Imperium Großbritanniens. In den Debatten um das British Empire avanciert Rom bei imperialen Eliten zur äußerst populären Legitimationsressource. Der römische Topos wird aber auch, von innen wie von außen, als Waffe der Imperiumskritik ins Feld geführt: Genau zur Jahrhundertwende, am 1. Januar 1900, fällt der holländische Kommentator Abraham Kuyper - wenig später Premierminister seines Landes - in der französischen Revue des Deux Mondes ein vernichtendes Urteil über den britischen Jingoismus im Umfeld des südafrikanischen Krieges gegen die Buren. Gerade England, diese beste aller Nationen, eifere als einzige den zum Despotismus degenerierten Römern nach und korrumpiere sich so selbst - "cet impérialisme est une obsession": "Il faut que l'Angleterre revienne à elle-même et renonce à son reve d'Impérialisme; sinon, l'Impérialisme finira par la perdre, comme il perdit la Rome de l'antiquité." Englands koloniale Hochkommissare seien nicht besser als römische Prokonsuln, die self-governing colonies nicht freier als die provinciae populi Romani, der urbane Luxus Londons lasse einen ähnlichen Untergang wie jenen Roms befürchten. Die römischen Motive, die der externe Beobachter gegen die Briten verwendet - Verurteilung der Provinzpolitik, Kritik des Weltherrschaftsanspruches und die Warnung vor Zerfall, jeweils gespickt mit lateinischen Zitatfragmenten unterschiedlichster Provenienz - gleichen aufs Engste jenen, die die britischen Elitenmitglieder selbst heranziehen, um bestimmte imperiumspolitische Kurse zu legitimieren. Kuypers Tirade erweckt in der Übernahme der Argumente des britischen jingoism den Eindruck einer Parodie. So flexibel der Topos Rom in der nachantiken Anverwandlung also ist: Angesichts imperiumspolitischer Ereignisse steht um die Jahrhundertwende der britische Imperialismus - in der Fremdbetrachtung, vor allem aber in der Selbstbetrachtung - im Zentrum politischer Romreflexion.
Eine systematische Untersuchung, die die Affinität britischer Imperialisten und Imperiumskritiker zu Vergleichen mit Rom als ideengeschichtliches und imperiumspolitisches Phänomen umfassend politiktheoretisch prüft, steht bislang aus. Die Reflexion imperialer Eliten über Imperiumspolitik und ihre eigene Rolle darin ist aber, wie auch die Versuche imperialer Legitimation, für Beobachter im 21. Jahrhundert - dessen Prägung durch Großmächte- und Imperialpolitik, durch die Bildung von Einflusssphären wie durch globale Interventionen zunehmend evident wird - von zentralem Interesse. In den Verweisen britischer Eliten auf das antike Imperium kondensieren nämlich zentrale Strategien und Argumente imperialer Legitimation und Problemlösungsversuche, von der Bedeutung imperialer Infrastruktur bis hin zur Stabilisierung eines ausgeprägten imperialen Exzeptionalismus selbst und gerade unter Bedingungen evidenter weltpolitischer Konkurrenz - und diese Argumente und Deutungsmuster haben seit dem Zeitalter des Hochimperialismus die politischen Debatten keineswegs verlassen. Dass imperiale Ambitionen w
1.Imperialität und Geschichte
"Ubi imperium, ibi Roma."?
Römisch ist Britannien seit zwei Jahrtausenden: Materiell verbindet Briten und Römer - die Beherrscher des ausgedehntesten Reiches der Antike und jene des langlebigsten Imperiums der Neuzeit - die Geschichte direkter Kolonisierung, die mit der römischen Invasion in Rutupiae, dem späteren Richborough, im Jahr 43 vor Christus einsetzt. Die römische Nachwirkung auf die Briten und insbesondere auf ihren imperialen Herrschaftsstil und ihre imperiale Selbstreflexion geht indes weit über direkte historische oder gar genealogische Verknüpfungen hinaus: Die Blütephase britischer Anverwandlungen römischer Motivik in imperialen Fragen fällt zusammen mit der Phase des Hochimperialismus, also rund anderthalb Jahrtausende nach dem Ende römischer Herrschaft auf Teilen der britischen Inseln. Sie vollzieht sich in systematischen Selbstvergleichen und Analogiebildungen zwischen dem Imperium Romanum und dem Imperium Großbritanniens. In den Debatten um das British Empire avanciert Rom bei imperialen Eliten zur äußerst populären Legitimationsressource. Der römische Topos wird aber auch, von innen wie von außen, als Waffe der Imperiumskritik ins Feld geführt: Genau zur Jahrhundertwende, am 1. Januar 1900, fällt der holländische Kommentator Abraham Kuyper - wenig später Premierminister seines Landes - in der französischen Revue des Deux Mondes ein vernichtendes Urteil über den britischen Jingoismus im Umfeld des südafrikanischen Krieges gegen die Buren. Gerade England, diese beste aller Nationen, eifere als einzige den zum Despotismus degenerierten Römern nach und korrumpiere sich so selbst - "cet impérialisme est une obsession": "Il faut que l'Angleterre revienne à elle-même et renonce à son reve d'Impérialisme; sinon, l'Impérialisme finira par la perdre, comme il perdit la Rome de l'antiquité." Englands koloniale Hochkommissare seien nicht besser als römische Prokonsuln, die self-governing colonies nicht freier als die provinciae populi Romani, der urbane Luxus Londons lasse einen ähnlichen Untergang wie jenen Roms befürchten. Die römischen Motive, die der externe Beobachter gegen die Briten verwendet - Verurteilung der Provinzpolitik, Kritik des Weltherrschaftsanspruches und die Warnung vor Zerfall, jeweils gespickt mit lateinischen Zitatfragmenten unterschiedlichster Provenienz - gleichen aufs Engste jenen, die die britischen Elitenmitglieder selbst heranziehen, um bestimmte imperiumspolitische Kurse zu legitimieren. Kuypers Tirade erweckt in der Übernahme der Argumente des britischen jingoism den Eindruck einer Parodie. So flexibel der Topos Rom in der nachantiken Anverwandlung also ist: Angesichts imperiumspolitischer Ereignisse steht um die Jahrhundertwende der britische Imperialismus - in der Fremdbetrachtung, vor allem aber in der Selbstbetrachtung - im Zentrum politischer Romreflexion.
Eine systematische Untersuchung, die die Affinität britischer Imperialisten und Imperiumskritiker zu Vergleichen mit Rom als ideengeschichtliches und imperiumspolitisches Phänomen umfassend politiktheoretisch prüft, steht bislang aus. Die Reflexion imperialer Eliten über Imperiumspolitik und ihre eigene Rolle darin ist aber, wie auch die Versuche imperialer Legitimation, für Beobachter im 21. Jahrhundert - dessen Prägung durch Großmächte- und Imperialpolitik, durch die Bildung von Einflusssphären wie durch globale Interventionen zunehmend evident wird - von zentralem Interesse. In den Verweisen britischer Eliten auf das antike Imperium kondensieren nämlich zentrale Strategien und Argumente imperialer Legitimation und Problemlösungsversuche, von der Bedeutung imperialer Infrastruktur bis hin zur Stabilisierung eines ausgeprägten imperialen Exzeptionalismus selbst und gerade unter Bedingungen evidenter weltpolitischer Konkurrenz - und diese Argumente und Deutungsmuster haben seit dem Zeitalter des Hochimperialismus die politischen Debatten keineswegs verlassen. Dass imperiale Ambitionen w
Details
Erscheinungsjahr: 2015
Medium: Taschenbuch
Seiten: 411
Inhalt: 411 S.
ISBN-13: 9783593503073
ISBN-10: 3593503077
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Hausteiner, Eva Marlene
Auflage: 1/2015
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 214 x 141 x 25 mm
Von/Mit: Eva Marlene Hausteiner
Erscheinungsdatum: 05.03.2015
Gewicht: 0,505 kg
preigu-id: 105018423
Details
Erscheinungsjahr: 2015
Medium: Taschenbuch
Seiten: 411
Inhalt: 411 S.
ISBN-13: 9783593503073
ISBN-10: 3593503077
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Hausteiner, Eva Marlene
Auflage: 1/2015
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 214 x 141 x 25 mm
Von/Mit: Eva Marlene Hausteiner
Erscheinungsdatum: 05.03.2015
Gewicht: 0,505 kg
preigu-id: 105018423
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