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Fritz Bauer - Der Staatsanwalt
NS-Verbrechen vor Gericht, Schriftenreihe des Fritz Bauer Instituts 32
Taschenbuch von Fritz Backhaus
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Vorwort

Fritz Bauer gehört zu den bedeutendsten und juristisch einflussreichsten

jüdischen Remigranten im Nachkriegsdeutschland. Als hessischer Generalstaatsanwalt, der den Frankfurter Auschwitz-Prozess auf den Weg brachte, hat Fritz Bauer bundesrepublikanische Geschichte geschrieben. Im Dezember 1963, 18 Jahre nach Kriegsende, wurde im Plenarsaal des Römers der Auschwitz-Prozess gegen 22 Angeklagte eröffnet. Das Verfahren endete im August 1965 mit der Urteilsverkündung im Bürgerhaus Gallus. Bis zur Schließung der Beweisaufnahme vernahm das Schwurgericht 360 Zeugen, von denen

211 Überlebende des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz waren. Mit dem Auschwitz-Prozess begann in der Bundesrepublik Deutschland eine intensive Phase öffentlicher "Aufarbeitung der Vergangenheit". Bis dahin war vielen Deutschen noch fremd, dass massenhafter Mord an Zivilisten nicht als Nebenfolge eines grausamen Krieges abgetan werden kann, sondern ein Menschheitsverbrechen darstellt.

Der Auschwitz-Prozess, der sich 2013 zum 50. Mal jährte, ist bis heute der größte jemals in der Bundesrepublik durchgeführte Prozess dieser Art.Die Idee einer Ausstellung zu Fritz Bauer nahm mit der Erinnerung an diesen Prozess ihren Ausgang.1 Aber bald schon wuchs mit dem Anlass auch unser Wunsch, Bauers Persönlichkeit insgesamt einem größeren Publikum vorzustellen. Schließlich blieb sein Leben nicht unberührt von den großen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts. Fritz Bauers Lebensgeschichte war selbst Teil der historischen Ereignisse, wie unsere Ausstellung zeigen möchte.

Bauer stammte aus einem bürgerlichen jüdischen Elternhaus. Die jüdischen Feste, so erzählte es später seine Schwester Margot, feierte man, solange eine Großmutter noch im Haus lebte. Das Versprechen der Assimilation der Kaiserzeit nahmen Vater und Sohn jeweils auf eigene Weise ernst. Der Vater deutsch-national und autoritär, der Sohn linksradikal. Die sogenannte

Judenfrage, so die Hoffnung dieser Jahre, sollte sich entweder auf dem Weg politischer Gleichstellung lösen, indem Juden deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens sein würden, oder aber marxistisch, wenn zukünftig alle

Unterschiede in einer Gesellschaft freier Menschen aufgehoben sein würden.

Der Antisemitismus, dem Bauer als Schulkind, als Student und als junger Amtsrichter begegnete, erschien ihm nur mehr als ärgerliche Rückschrittlichkeit. Den Zionismus hielt er daher für eine Art von überflüssigem Umweg; noch im dänischen Exil bezeichnete er sich als antizionistisch. Aber auch dort holte ihn und seine Familie das Schicksal als Jude ein. 1938 ging beim deutschen Konsulat in Kopenhagen der Antrag auf Ausbürgerung des "jüdischen Emigranten" von der Gestapo Berlin ein. Bauer wurde staatenlos. Seinen Eltern gelang erst im Dezember 1939 die Einreise nach Dänemark.

Seine politische Heimat war indes seit 1920 die SPD. Die Ausstellung zeigt Fritz Bauer an der Seite von Kurt Schumacher im Kampf gegen NSDAP und KPD und während einer gemeinsamen Haftzeit im Konzentrationslager Heuberg. Im schwedischen Exil lernte er Willy Brandt kennen, mit dem er die Zeitschrift Sozialistische Tribüne gründete. Nach dem Krieg war es Bauer, der Willy Brandt beim Parteivorsitzenden Kurt Schumacher einführte und so seine politische Karriere mit beförderte. Bauers Jahre im Exil waren außer von materieller Not auch durch jahrelange Observierungen wegen

homosexueller Aktivitäten überschattet. In der Zeit von 1936 bis 1940 musste

Bauer bei der Ausländerbehörde immer wieder Angaben dazu machen.

Wir haben überlegt, ob wir diesen Fund in der Ausstellung und im Katalog thematisieren sollen und uns schließlich dafür entschieden. Ein Argument, das möglicherweise dagegen spricht, ist der Hinweis auf den Schutz von Bauers Privatleben. Aber würde man damit, 45 Jahre nach Bauers Tod, nicht unterstellen, dass Homosexualität nach wie vor etwas Diskreditierendes anhaftet und auf diese Weise genau jenen Zeitgeist fortspinnen, unter

Vorwort

Fritz Bauer gehört zu den bedeutendsten und juristisch einflussreichsten

jüdischen Remigranten im Nachkriegsdeutschland. Als hessischer Generalstaatsanwalt, der den Frankfurter Auschwitz-Prozess auf den Weg brachte, hat Fritz Bauer bundesrepublikanische Geschichte geschrieben. Im Dezember 1963, 18 Jahre nach Kriegsende, wurde im Plenarsaal des Römers der Auschwitz-Prozess gegen 22 Angeklagte eröffnet. Das Verfahren endete im August 1965 mit der Urteilsverkündung im Bürgerhaus Gallus. Bis zur Schließung der Beweisaufnahme vernahm das Schwurgericht 360 Zeugen, von denen

211 Überlebende des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz waren. Mit dem Auschwitz-Prozess begann in der Bundesrepublik Deutschland eine intensive Phase öffentlicher "Aufarbeitung der Vergangenheit". Bis dahin war vielen Deutschen noch fremd, dass massenhafter Mord an Zivilisten nicht als Nebenfolge eines grausamen Krieges abgetan werden kann, sondern ein Menschheitsverbrechen darstellt.

Der Auschwitz-Prozess, der sich 2013 zum 50. Mal jährte, ist bis heute der größte jemals in der Bundesrepublik durchgeführte Prozess dieser Art.Die Idee einer Ausstellung zu Fritz Bauer nahm mit der Erinnerung an diesen Prozess ihren Ausgang.1 Aber bald schon wuchs mit dem Anlass auch unser Wunsch, Bauers Persönlichkeit insgesamt einem größeren Publikum vorzustellen. Schließlich blieb sein Leben nicht unberührt von den großen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts. Fritz Bauers Lebensgeschichte war selbst Teil der historischen Ereignisse, wie unsere Ausstellung zeigen möchte.

Bauer stammte aus einem bürgerlichen jüdischen Elternhaus. Die jüdischen Feste, so erzählte es später seine Schwester Margot, feierte man, solange eine Großmutter noch im Haus lebte. Das Versprechen der Assimilation der Kaiserzeit nahmen Vater und Sohn jeweils auf eigene Weise ernst. Der Vater deutsch-national und autoritär, der Sohn linksradikal. Die sogenannte

Judenfrage, so die Hoffnung dieser Jahre, sollte sich entweder auf dem Weg politischer Gleichstellung lösen, indem Juden deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens sein würden, oder aber marxistisch, wenn zukünftig alle

Unterschiede in einer Gesellschaft freier Menschen aufgehoben sein würden.

Der Antisemitismus, dem Bauer als Schulkind, als Student und als junger Amtsrichter begegnete, erschien ihm nur mehr als ärgerliche Rückschrittlichkeit. Den Zionismus hielt er daher für eine Art von überflüssigem Umweg; noch im dänischen Exil bezeichnete er sich als antizionistisch. Aber auch dort holte ihn und seine Familie das Schicksal als Jude ein. 1938 ging beim deutschen Konsulat in Kopenhagen der Antrag auf Ausbürgerung des "jüdischen Emigranten" von der Gestapo Berlin ein. Bauer wurde staatenlos. Seinen Eltern gelang erst im Dezember 1939 die Einreise nach Dänemark.

Seine politische Heimat war indes seit 1920 die SPD. Die Ausstellung zeigt Fritz Bauer an der Seite von Kurt Schumacher im Kampf gegen NSDAP und KPD und während einer gemeinsamen Haftzeit im Konzentrationslager Heuberg. Im schwedischen Exil lernte er Willy Brandt kennen, mit dem er die Zeitschrift Sozialistische Tribüne gründete. Nach dem Krieg war es Bauer, der Willy Brandt beim Parteivorsitzenden Kurt Schumacher einführte und so seine politische Karriere mit beförderte. Bauers Jahre im Exil waren außer von materieller Not auch durch jahrelange Observierungen wegen

homosexueller Aktivitäten überschattet. In der Zeit von 1936 bis 1940 musste

Bauer bei der Ausländerbehörde immer wieder Angaben dazu machen.

Wir haben überlegt, ob wir diesen Fund in der Ausstellung und im Katalog thematisieren sollen und uns schließlich dafür entschieden. Ein Argument, das möglicherweise dagegen spricht, ist der Hinweis auf den Schutz von Bauers Privatleben. Aber würde man damit, 45 Jahre nach Bauers Tod, nicht unterstellen, dass Homosexualität nach wie vor etwas Diskreditierendes anhaftet und auf diese Weise genau jenen Zeitgeist fortspinnen, unter

Details
Erscheinungsjahr: 2014
Fachbereich: Zeitgeschichte & Politik
Genre: Geschichte
Jahrhundert: ab 1949
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 300 S.
ISBN-13: 9783593501055
ISBN-10: 3593501058
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Backhaus, Fritz
Boll, Monika
Gross, Raphael
Redaktion: Backhaus, Fritz
Boll, Monika
Gross, Raphael
Herausgeber: Fritz Backhaus/Monika Boll/Raphael Gross
Auflage: 1/2014
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 242 x 172 x 20 mm
Von/Mit: Fritz Backhaus
Erscheinungsdatum: 15.04.2014
Gewicht: 0,773 kg
Artikel-ID: 105566370
Details
Erscheinungsjahr: 2014
Fachbereich: Zeitgeschichte & Politik
Genre: Geschichte
Jahrhundert: ab 1949
Rubrik: Geisteswissenschaften
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 300 S.
ISBN-13: 9783593501055
ISBN-10: 3593501058
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Backhaus, Fritz
Boll, Monika
Gross, Raphael
Redaktion: Backhaus, Fritz
Boll, Monika
Gross, Raphael
Herausgeber: Fritz Backhaus/Monika Boll/Raphael Gross
Auflage: 1/2014
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 242 x 172 x 20 mm
Von/Mit: Fritz Backhaus
Erscheinungsdatum: 15.04.2014
Gewicht: 0,773 kg
Artikel-ID: 105566370
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