Dekorationsartikel gehören nicht zum Leistungsumfang.
Sprache:
Deutsch
24,90 €*
Versandkostenfrei per Post / DHL
Aktuell nicht verfügbar
Kategorien:
Beschreibung
Kaum ein Begriff hat das Schaffen der ursprünglichen Kritischen Theorie stärker und mit größerer Selbstverständlichkeit bestimmt als der der "Entfremdung ". Es war erst gar nicht nötig, den terminologischen Gehalt des Begriffs festzulegen oder zu umreißen, weil er als nahezu evidenter Ausgangspunkt aller gesellschaftstheoretischen Analysen gelten konnte: So undurchschaubar die sozialen Verhältnisse auch sein sollten, so sehr sie sich auch verkompliziert haben mochten, an der Tatsache ihrer entfremdeten Gestalt bestand unter Adorno, Marcuse und Horkheimer nicht der geringste Zweifel. Aus heutiger Sicht wirkt dieser theoretische Hintergrundkonsens mehr als befremdlich; denn die Autoren, allen voran Adorno, hätten doch wissen müssen, dass der Begriff auf Prämissen beruht, die ihren eigenen Einsichten in die Fallstricke vorschneller Verallgemeinerungen und Objektivierungen widersprechen. Der Begriff der Entfremdung, in seiner sozialphilosophischen Bedeutung ganz und gar ein Produkt der Moderne, setzt bei Rousseau nicht weniger als bei Marx und seinen Erben eine Wesensbestimmung des Menschen voraus: Das, was als entfremdet diagnostiziert wird, muss sich von etwas entfernt haben, demjenigen fremd geworden sein, was als die eigentliche Natur des Menschen, seine wahre Essenz gelten kann. Die philosophische Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat diesseits und jenseits des Atlantiks solchen essentialistischen Bestimmungen den Garaus gemacht; inzwischen wissen wir, dass wir auch dann, wenn wir bestimmte Universalien der menschlichen Natur gar nicht bezweifeln, von einem "Wesen" des Menschen, seinen "Gattungskräften" und originären Zielsetzungen nicht mehr in einem objektivistischen Sinn reden dürfen. Eine Folge dieser theoretischen Selbstkorrektur war das Verschwinden der Entfremdungskategorie aus der lebendigen Umgangssprache der Philosophie. Und in nichts mag sich die Gefahr des Veraltens der Kritischen Theorie deutlicher bekunden als im Ersterben ihres einstigen Schlüsselbegriffs.Gleichwohl hat es in den letzten Jahren nicht wenige gegeben, denen unserem philosophischen Vokabular etwas zu fehlen schien, wenn ihm der Begriff der Entfremdung nicht mehr zur Verfügung steht. Häufig kommen wir kaum umhin, individuelle Formen des Lebens als entfremdet zu beschreiben, nicht selten neigen wir dazu, gesellschaftliche Zustände nicht deswegen als verfehlt, als falsch zu betrachten, weil sie Prinzipien der Gerechtigkeit verletzten, sondern weil sie Bedingungen unseres Wollens und Könnens widersprechen. In derartigen Reaktionsformen auf Zustände unserer sozialen Umwelt scheinen wir auch dann unweigerlich stets wieder auf den Begriff der Entfremdung zurückzugreifen, wenn wir um seine essentialistischen Gefährdungen wissen; so veraltet die Rede von der Entfremdung auch sein mag, aus unserem diagnostischen, kritischen Vokabular ist sie offensichtlich nicht einfach wegzudenken. Die vorliegende Studie lässt sich als philosophische Verteidigung dieses unabgegoltenen Rechts der Entfremdungskategorie begreifen. Sie verfolgt die Absicht, den sozialphilosophischen Gehalt des gescholtenen Begriffs für die Gegenwart zu retten.Über die Schwierigkeiten, die ein solches Unterfangen mit sich bringen muss, ist sich die Autorin, Rahel Jaeggi, vollends im Klaren. Es bedarf bei einer Aktualisierung der Entfremdungskategorie ja nicht nur des begrifflichen Geschicks, ihren Bedeutungsgehalt so zu explizieren, dass er auch ohne essentialistische Voraussetzungen unverkürzt zur Geltung gelangen kann. Vielmehr muss darüber hinaus auch gezeigt werden, dass es für eine kritische Diagnose der Bedingungen unseres Zusammenlebens tatsächlich unverzichtbar ist, vom Begriff der Entfremdung Gebrauch zu machen. Bei der Bewältigung der ersten Aufgabe kommt der Autorin die Tatsache entgegen, dass sie sowohl mit der klassischen Ideengeschichte des Entfremdungsbegriffs als auch mit den neueren, analytisch geprägten Diskussionen um die Konturen menschlicher Personalität und Freiheit g
Kaum ein Begriff hat das Schaffen der ursprünglichen Kritischen Theorie stärker und mit größerer Selbstverständlichkeit bestimmt als der der "Entfremdung ". Es war erst gar nicht nötig, den terminologischen Gehalt des Begriffs festzulegen oder zu umreißen, weil er als nahezu evidenter Ausgangspunkt aller gesellschaftstheoretischen Analysen gelten konnte: So undurchschaubar die sozialen Verhältnisse auch sein sollten, so sehr sie sich auch verkompliziert haben mochten, an der Tatsache ihrer entfremdeten Gestalt bestand unter Adorno, Marcuse und Horkheimer nicht der geringste Zweifel. Aus heutiger Sicht wirkt dieser theoretische Hintergrundkonsens mehr als befremdlich; denn die Autoren, allen voran Adorno, hätten doch wissen müssen, dass der Begriff auf Prämissen beruht, die ihren eigenen Einsichten in die Fallstricke vorschneller Verallgemeinerungen und Objektivierungen widersprechen. Der Begriff der Entfremdung, in seiner sozialphilosophischen Bedeutung ganz und gar ein Produkt der Moderne, setzt bei Rousseau nicht weniger als bei Marx und seinen Erben eine Wesensbestimmung des Menschen voraus: Das, was als entfremdet diagnostiziert wird, muss sich von etwas entfernt haben, demjenigen fremd geworden sein, was als die eigentliche Natur des Menschen, seine wahre Essenz gelten kann. Die philosophische Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat diesseits und jenseits des Atlantiks solchen essentialistischen Bestimmungen den Garaus gemacht; inzwischen wissen wir, dass wir auch dann, wenn wir bestimmte Universalien der menschlichen Natur gar nicht bezweifeln, von einem "Wesen" des Menschen, seinen "Gattungskräften" und originären Zielsetzungen nicht mehr in einem objektivistischen Sinn reden dürfen. Eine Folge dieser theoretischen Selbstkorrektur war das Verschwinden der Entfremdungskategorie aus der lebendigen Umgangssprache der Philosophie. Und in nichts mag sich die Gefahr des Veraltens der Kritischen Theorie deutlicher bekunden als im Ersterben ihres einstigen Schlüsselbegriffs.Gleichwohl hat es in den letzten Jahren nicht wenige gegeben, denen unserem philosophischen Vokabular etwas zu fehlen schien, wenn ihm der Begriff der Entfremdung nicht mehr zur Verfügung steht. Häufig kommen wir kaum umhin, individuelle Formen des Lebens als entfremdet zu beschreiben, nicht selten neigen wir dazu, gesellschaftliche Zustände nicht deswegen als verfehlt, als falsch zu betrachten, weil sie Prinzipien der Gerechtigkeit verletzten, sondern weil sie Bedingungen unseres Wollens und Könnens widersprechen. In derartigen Reaktionsformen auf Zustände unserer sozialen Umwelt scheinen wir auch dann unweigerlich stets wieder auf den Begriff der Entfremdung zurückzugreifen, wenn wir um seine essentialistischen Gefährdungen wissen; so veraltet die Rede von der Entfremdung auch sein mag, aus unserem diagnostischen, kritischen Vokabular ist sie offensichtlich nicht einfach wegzudenken. Die vorliegende Studie lässt sich als philosophische Verteidigung dieses unabgegoltenen Rechts der Entfremdungskategorie begreifen. Sie verfolgt die Absicht, den sozialphilosophischen Gehalt des gescholtenen Begriffs für die Gegenwart zu retten.Über die Schwierigkeiten, die ein solches Unterfangen mit sich bringen muss, ist sich die Autorin, Rahel Jaeggi, vollends im Klaren. Es bedarf bei einer Aktualisierung der Entfremdungskategorie ja nicht nur des begrifflichen Geschicks, ihren Bedeutungsgehalt so zu explizieren, dass er auch ohne essentialistische Voraussetzungen unverkürzt zur Geltung gelangen kann. Vielmehr muss darüber hinaus auch gezeigt werden, dass es für eine kritische Diagnose der Bedingungen unseres Zusammenlebens tatsächlich unverzichtbar ist, vom Begriff der Entfremdung Gebrauch zu machen. Bei der Bewältigung der ersten Aufgabe kommt der Autorin die Tatsache entgegen, dass sie sowohl mit der klassischen Ideengeschichte des Entfremdungsbegriffs als auch mit den neueren, analytisch geprägten Diskussionen um die Konturen menschlicher Personalität und Freiheit g
Details
Erscheinungsjahr: | 2005 |
---|---|
Fachbereich: | Allgemeines |
Genre: | Philosophie, Recht, Sozialwissenschaften, Wirtschaft |
Jahrhundert: | Antike |
Rubrik: | Geisteswissenschaften |
Thema: | Lexika |
Medium: | Taschenbuch |
Inhalt: | 268 S. |
ISBN-13: | 9783593378862 |
ISBN-10: | 3593378868 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Paperback |
Autor: | Jaeggi, Rahel |
Auflage: | 1/2005 |
campus verlag: | Campus Verlag |
Verantwortliche Person für die EU: | Campus Verlag GmbH, Werderstr. 10, D-69469 Weinheim, info@campus.de |
Maße: | 215 x 142 x 17 mm |
Von/Mit: | Rahel Jaeggi |
Erscheinungsdatum: | 15.11.2005 |
Gewicht: | 0,351 kg |
Details
Erscheinungsjahr: | 2005 |
---|---|
Fachbereich: | Allgemeines |
Genre: | Philosophie, Recht, Sozialwissenschaften, Wirtschaft |
Jahrhundert: | Antike |
Rubrik: | Geisteswissenschaften |
Thema: | Lexika |
Medium: | Taschenbuch |
Inhalt: | 268 S. |
ISBN-13: | 9783593378862 |
ISBN-10: | 3593378868 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Paperback |
Autor: | Jaeggi, Rahel |
Auflage: | 1/2005 |
campus verlag: | Campus Verlag |
Verantwortliche Person für die EU: | Campus Verlag GmbH, Werderstr. 10, D-69469 Weinheim, info@campus.de |
Maße: | 215 x 142 x 17 mm |
Von/Mit: | Rahel Jaeggi |
Erscheinungsdatum: | 15.11.2005 |
Gewicht: | 0,351 kg |
Sicherheitshinweis