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Die Verdächtige
Roman
Buch von Judith Kuckart
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
"Sie saß mit dem Rücken zur Tür. Der Kragen eines altmodischen Mantels fiel ihr wie ein riesiges Rhabarberblatt über die Schultern. War sie sechzig? Aus dem Kragen wuchs ein Mädchennacken, und das hochgesteckte Haar war blond, mit einem Ton Asche darin. Die Spange am Hinterkopf schimmerte rosa. War sie jung, siebzehn oder so?
Als sie sich zu ihm umdrehte, war sie Ende dreißig. Es war Sonntag.

Ob sein Kollege sie schon nach Namen, Wohnort, Alter gefragt hatte, wusste Robert nicht. Er zog seinen Mantel aus. Sie hielt seinem Blick mit einer Reglosigkeit stand, die ihn die Hände in die Jacketttaschen stecken ließ. Ihr einziges Make-up war ein auffälliger Lidstrich in einem Gesicht ohne deutliche Spur von Jahren. Als Kind hatte sie bestimmt genauso alt ausgesehen, und ihm kam sie schön vor. Sie wandte sich wieder dem Kollegen zu."Der Mann, den ich liebe, ist am Sonntag vor zwei Wochen in der Geisterbahn verschwunden", sagte sie. Sie riss die Augen auf. "Sie wollen also eine Vermisstenanzeige aufgeben? Das übernimmt jetzt er", und der Kollege zeigte auf Robert."Die vom KK 11 haben mehr Verständnis für Angelegenheiten wie Ihre."Unter dem Satz lag ein zweiter. Der hat Geduld mit unglücklichen Frauen, wenn sie blond sind."Außerdem sieht er aus wie Clooney, finden Sie nicht?"Der Kollege zwinkerte der Frau zu. Sie schaute ohne einen Lidschlag zurück.

Seit fünf Jahren war Robert Kriminalhauptkommissar beim KK 11, wo er Delikte gegen das Leben verfolgte und einen Anzug dabei trug. Wer beim KK 11 war, galt als intelligent, emotional stabil und musste sich schriftlich ausdrücken können, wegen der komplizierten Verhöre. Robert war neununddreißig, ein Alter, das für einen Mann noch keine Beleidigung ist. Trotzdem fing er an, die Wochenenden zu hassen, an denen er keinen Dienst hatte.
Roberts Kollege zog seinen Anorak an, der zu dünn für die Jahreszeit war, und warf sich die Sporttasche über die Schulter. "Er wird sich richtig Zeit für Sie nehmen, junge Frau.""Mach die Tür von außen zu", sagte Robert und gab ihr die Hand, bevor er sich setzte. Ihre Hand war trocken und warm.

Als Robert am Morgen aufgewacht war, hatte auf dem Dachfenster das Licht eines kurzen Tages gelegen. Er schlug sein Kopfkissen zurecht und hatte den Geruch von Isa in der Nase, wenn sie schlief. Es war stürmisch, Anfang November, und wieder so ein Sonntag mit Wochenenddienst in einem fremden Büro. In der Woche zuvor war die Sommerzeit auf Winterzeit umgestellt worden. Mit angezogenen Beinen im Bett liegend überlegte er, sein Einfamilienhaus zu verkaufen, weil letzte Woche der Sturm schon wieder einen Baum des Nachbarn auf sein kleines Grundstück gekippt hatte. Außerdem, was sollte er mit einem Haus, aus dem Isa ausgezogen war? Er hatte auf das schräge Fenster gegenüber dem Doppelbett gestarrt und die Regentropfen schnelle Schneckenbahnen über das Glas ziehen sehen, bevor er sich auf die andere Seite drehte und mit dem Fuß in die kalte Hälfte des Bettes fuhr, in der Hoffnung, sie läge neben ihm, wenn auch abgewandt, um selbst im Schlaf ihren Unmut über die Beziehung auszudrücken. Ihr Platz war leer. Er musste endlich ihren Bettbezug abziehen, dessen schimmerndes Moosgrün erzählte, dass sie einmal treu gewesen war. Ja, treu, aber das ging vorbei. An dem Tag, an dem sie es ihm gesagt hatte, hatte er für sie gekocht."
"Sie saß mit dem Rücken zur Tür. Der Kragen eines altmodischen Mantels fiel ihr wie ein riesiges Rhabarberblatt über die Schultern. War sie sechzig? Aus dem Kragen wuchs ein Mädchennacken, und das hochgesteckte Haar war blond, mit einem Ton Asche darin. Die Spange am Hinterkopf schimmerte rosa. War sie jung, siebzehn oder so?
Als sie sich zu ihm umdrehte, war sie Ende dreißig. Es war Sonntag.

Ob sein Kollege sie schon nach Namen, Wohnort, Alter gefragt hatte, wusste Robert nicht. Er zog seinen Mantel aus. Sie hielt seinem Blick mit einer Reglosigkeit stand, die ihn die Hände in die Jacketttaschen stecken ließ. Ihr einziges Make-up war ein auffälliger Lidstrich in einem Gesicht ohne deutliche Spur von Jahren. Als Kind hatte sie bestimmt genauso alt ausgesehen, und ihm kam sie schön vor. Sie wandte sich wieder dem Kollegen zu."Der Mann, den ich liebe, ist am Sonntag vor zwei Wochen in der Geisterbahn verschwunden", sagte sie. Sie riss die Augen auf. "Sie wollen also eine Vermisstenanzeige aufgeben? Das übernimmt jetzt er", und der Kollege zeigte auf Robert."Die vom KK 11 haben mehr Verständnis für Angelegenheiten wie Ihre."Unter dem Satz lag ein zweiter. Der hat Geduld mit unglücklichen Frauen, wenn sie blond sind."Außerdem sieht er aus wie Clooney, finden Sie nicht?"Der Kollege zwinkerte der Frau zu. Sie schaute ohne einen Lidschlag zurück.

Seit fünf Jahren war Robert Kriminalhauptkommissar beim KK 11, wo er Delikte gegen das Leben verfolgte und einen Anzug dabei trug. Wer beim KK 11 war, galt als intelligent, emotional stabil und musste sich schriftlich ausdrücken können, wegen der komplizierten Verhöre. Robert war neununddreißig, ein Alter, das für einen Mann noch keine Beleidigung ist. Trotzdem fing er an, die Wochenenden zu hassen, an denen er keinen Dienst hatte.
Roberts Kollege zog seinen Anorak an, der zu dünn für die Jahreszeit war, und warf sich die Sporttasche über die Schulter. "Er wird sich richtig Zeit für Sie nehmen, junge Frau.""Mach die Tür von außen zu", sagte Robert und gab ihr die Hand, bevor er sich setzte. Ihre Hand war trocken und warm.

Als Robert am Morgen aufgewacht war, hatte auf dem Dachfenster das Licht eines kurzen Tages gelegen. Er schlug sein Kopfkissen zurecht und hatte den Geruch von Isa in der Nase, wenn sie schlief. Es war stürmisch, Anfang November, und wieder so ein Sonntag mit Wochenenddienst in einem fremden Büro. In der Woche zuvor war die Sommerzeit auf Winterzeit umgestellt worden. Mit angezogenen Beinen im Bett liegend überlegte er, sein Einfamilienhaus zu verkaufen, weil letzte Woche der Sturm schon wieder einen Baum des Nachbarn auf sein kleines Grundstück gekippt hatte. Außerdem, was sollte er mit einem Haus, aus dem Isa ausgezogen war? Er hatte auf das schräge Fenster gegenüber dem Doppelbett gestarrt und die Regentropfen schnelle Schneckenbahnen über das Glas ziehen sehen, bevor er sich auf die andere Seite drehte und mit dem Fuß in die kalte Hälfte des Bettes fuhr, in der Hoffnung, sie läge neben ihm, wenn auch abgewandt, um selbst im Schlaf ihren Unmut über die Beziehung auszudrücken. Ihr Platz war leer. Er musste endlich ihren Bettbezug abziehen, dessen schimmerndes Moosgrün erzählte, dass sie einmal treu gewesen war. Ja, treu, aber das ging vorbei. An dem Tag, an dem sie es ihm gesagt hatte, hatte er für sie gekocht."
Details
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Romane & Erzählungen
Rubrik: Belletristik
Medium: Buch
Inhalt: 288 S.
ISBN-13: 9783832180720
ISBN-10: 3832180729
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Kuckart, Judith
dumont buchverlag gmbh & co. kg: DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG
Maße: 212 x 147 x 27 mm
Von/Mit: Judith Kuckart
Erscheinungsdatum: 17.10.2008
Gewicht: 0,476 kg
Artikel-ID: 101823254
Details
Erscheinungsjahr: 2008
Genre: Romane & Erzählungen
Rubrik: Belletristik
Medium: Buch
Inhalt: 288 S.
ISBN-13: 9783832180720
ISBN-10: 3832180729
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Kuckart, Judith
dumont buchverlag gmbh & co. kg: DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG
Maße: 212 x 147 x 27 mm
Von/Mit: Judith Kuckart
Erscheinungsdatum: 17.10.2008
Gewicht: 0,476 kg
Artikel-ID: 101823254
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