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Beschreibung
Gefangen im Terror des NationalsozialismusEinführung in die Geschichte der Häftlingeder frühen Konzentrationslager 1933 bis 1936/37Jörg Osterloh, Kim WünschmannDie Männer stehen in zwei Reihen auf dem gepflasterten Hof vor einem Backsteingebäude. Ihre Arme hängen locker am Körper herab, ihr Blick geht in verschiedene Richtungen. Mancher hat einen Fuß etwas vorgestellt, als wolle er aus der Reihe heraustreten. Die Männer sind jüngeren und mittleren Alters. Nach ihrer Kleidung zu urteilen, gehören die meisten der Arbeiterklasse an. Einige wenige tragen Anzüge, andere nur Hemden oder Pullover und zum Teil wadenlange Knickerbocker. Das Schuhwerk besteht teils aus Stiefeln, teils aus Halbschuhen; Mützen, Hüte, auch unbedeckte Köpfe sind zu sehen. Kurzum: Eine Ansammlung von Individuen steht hier einem Uniformierten gegenüber, der einen Papierblock oder eine Zettelsammlung in Händen [...] Schwarzweißfotografie, die diesem Sammelband als Titelbild dient, lässt sich ohne weitere Erläuterung nicht als Aufnahme aus einem nationalsozialistischen Konzentrationslager erkennen. Sie widerspricht dem gängigen Bild der Lager, das geprägt ist durch eine Ikonographie der Baracken, Wachtürme und des Stacheldrahts - Kulissen für das Leiden äußerlich kaum zu unterscheidender Häftlinge, die oft als anonyme Masse schwacher, ausgemergelter oder sterbender Gestalten dargestellt werden. Statt der gestreiften Uniformen mit den verschiedenfarbigen "Winkel"-Abzeichen, die ab 1937/38 standardmäßig zur Identifikation der unterschiedlichen Gefangenengruppen in den Konzentrationslagern benutzt wurden, tragen die Männer auf dem Titelbild Zivilkleidung. Ihre Köpfe sind nicht kahlgeschoren, sondern von unterschiedlich dichtem Haar bedeckt. Die Abgebildeten sind klar voneinander zu unterscheiden und sollten vermutlich sogar wiedererkannt werden können, denn bei der Aufnahme handelt es sich um eine Propagandafotografie aus dem von der SA betriebenen Konzentrationslager Oranienburg. Im Frühjahr 1934 erschien das Bild in verschiedenen Zeitungen und in dem vom Oranienburger Lagerkommandanten Werner Schäfer verfassten Anti-Braunbuch über das erste deutsche Konzentrationslager, mit dem das NS-Regime die zahlreichen den frühen Terror anprangernden Berichte und Gerüchte im In- und Ausland zu entkräften suchte. Wie sich der Bildunterschrift des Fotos, das beispielsweise die Deutsche Zeitung in ihrer Ausgabe vom 20. März 1934 abdruckte, entnehmen ließ, waren die Männer zwecks "Einteilens zum Arbeitskommando" angetreten. Sie standen stellvertretend für die "bunte Gesellschaft" von Gefangenen, die von der SA-Standarte 208 in Oranienburg eingesperrt wurde. Neben "kommunistischen Radauhelden", so die Zeitung in der Fortsetzung des Berichts am folgenden Tag, befänden sich unter den Lagerinsassen auch "Systemgrößen" wie ein ehemaliger SPD-Bürgermeister aus dem Kreis Niederbarnim nördlich von Berlin, in dem auch das Lager selbst [...] Fotodokument vom Appell in Oranienburg kann wegen seiner reichsweiten Verbreitung und zeitgenössischen wie auch späteren erinnerungsgeschichtlichen Verwendung als ein Sinnbild für die Geschichte der Häftlinge in den frühen Konzentrationslagern gelten. Es zeigt, wie sehr diese Geschichte von Improvisation geprägt war, wie die KZ-Haft öffentlich inszeniert wurde und dass sie in erster Linie Männer traf. Um die Gewalt zu verharmlosen, sollte das offizielle Bild der Konzentrationslager dort ausgeübte traditionelle und gesellschaftlich akzeptierte Riten der Disziplinierung betonen, den mit ihnen verbundenen blanken Terror allerdings verschweigen. Der KZ-Appell imitierte den militärischen Drill, mit dem der Einzelne einübt, sich einem Kollektiv unterzuordnen. Wie das Militär sollte auch das Konzentrationslager als eine "totale Institution" verstanden werden, deren Insassen einem strengen, aber fairen Regime von Zucht und Ordnung unterworfen waren. Was im Lager geschah, war, wie die Deutsche Zeitung erklärte, "sehr schwere Erziehungsarbeit" an "
Gefangen im Terror des NationalsozialismusEinführung in die Geschichte der Häftlingeder frühen Konzentrationslager 1933 bis 1936/37Jörg Osterloh, Kim WünschmannDie Männer stehen in zwei Reihen auf dem gepflasterten Hof vor einem Backsteingebäude. Ihre Arme hängen locker am Körper herab, ihr Blick geht in verschiedene Richtungen. Mancher hat einen Fuß etwas vorgestellt, als wolle er aus der Reihe heraustreten. Die Männer sind jüngeren und mittleren Alters. Nach ihrer Kleidung zu urteilen, gehören die meisten der Arbeiterklasse an. Einige wenige tragen Anzüge, andere nur Hemden oder Pullover und zum Teil wadenlange Knickerbocker. Das Schuhwerk besteht teils aus Stiefeln, teils aus Halbschuhen; Mützen, Hüte, auch unbedeckte Köpfe sind zu sehen. Kurzum: Eine Ansammlung von Individuen steht hier einem Uniformierten gegenüber, der einen Papierblock oder eine Zettelsammlung in Händen [...] Schwarzweißfotografie, die diesem Sammelband als Titelbild dient, lässt sich ohne weitere Erläuterung nicht als Aufnahme aus einem nationalsozialistischen Konzentrationslager erkennen. Sie widerspricht dem gängigen Bild der Lager, das geprägt ist durch eine Ikonographie der Baracken, Wachtürme und des Stacheldrahts - Kulissen für das Leiden äußerlich kaum zu unterscheidender Häftlinge, die oft als anonyme Masse schwacher, ausgemergelter oder sterbender Gestalten dargestellt werden. Statt der gestreiften Uniformen mit den verschiedenfarbigen "Winkel"-Abzeichen, die ab 1937/38 standardmäßig zur Identifikation der unterschiedlichen Gefangenengruppen in den Konzentrationslagern benutzt wurden, tragen die Männer auf dem Titelbild Zivilkleidung. Ihre Köpfe sind nicht kahlgeschoren, sondern von unterschiedlich dichtem Haar bedeckt. Die Abgebildeten sind klar voneinander zu unterscheiden und sollten vermutlich sogar wiedererkannt werden können, denn bei der Aufnahme handelt es sich um eine Propagandafotografie aus dem von der SA betriebenen Konzentrationslager Oranienburg. Im Frühjahr 1934 erschien das Bild in verschiedenen Zeitungen und in dem vom Oranienburger Lagerkommandanten Werner Schäfer verfassten Anti-Braunbuch über das erste deutsche Konzentrationslager, mit dem das NS-Regime die zahlreichen den frühen Terror anprangernden Berichte und Gerüchte im In- und Ausland zu entkräften suchte. Wie sich der Bildunterschrift des Fotos, das beispielsweise die Deutsche Zeitung in ihrer Ausgabe vom 20. März 1934 abdruckte, entnehmen ließ, waren die Männer zwecks "Einteilens zum Arbeitskommando" angetreten. Sie standen stellvertretend für die "bunte Gesellschaft" von Gefangenen, die von der SA-Standarte 208 in Oranienburg eingesperrt wurde. Neben "kommunistischen Radauhelden", so die Zeitung in der Fortsetzung des Berichts am folgenden Tag, befänden sich unter den Lagerinsassen auch "Systemgrößen" wie ein ehemaliger SPD-Bürgermeister aus dem Kreis Niederbarnim nördlich von Berlin, in dem auch das Lager selbst [...] Fotodokument vom Appell in Oranienburg kann wegen seiner reichsweiten Verbreitung und zeitgenössischen wie auch späteren erinnerungsgeschichtlichen Verwendung als ein Sinnbild für die Geschichte der Häftlinge in den frühen Konzentrationslagern gelten. Es zeigt, wie sehr diese Geschichte von Improvisation geprägt war, wie die KZ-Haft öffentlich inszeniert wurde und dass sie in erster Linie Männer traf. Um die Gewalt zu verharmlosen, sollte das offizielle Bild der Konzentrationslager dort ausgeübte traditionelle und gesellschaftlich akzeptierte Riten der Disziplinierung betonen, den mit ihnen verbundenen blanken Terror allerdings verschweigen. Der KZ-Appell imitierte den militärischen Drill, mit dem der Einzelne einübt, sich einem Kollektiv unterzuordnen. Wie das Militär sollte auch das Konzentrationslager als eine "totale Institution" verstanden werden, deren Insassen einem strengen, aber fairen Regime von Zucht und Ordnung unterworfen waren. Was im Lager geschah, war, wie die Deutsche Zeitung erklärte, "sehr schwere Erziehungsarbeit" an "
Details
Erscheinungsjahr: | 2017 |
---|---|
Genre: | Geisteswissenschaften, Geschichte, Kunst, Musik |
Jahrhundert: | 20. Jahrhundert |
Rubrik: | Geisteswissenschaften |
Medium: | Buch |
Inhalt: | 459 S. |
ISBN-13: | 9783593507026 |
ISBN-10: | 3593507021 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Gebunden |
Autor: |
Osterloh, Jörg
Wünschmann, Kim |
Redaktion: |
Osterloh, Jörg
Wünschmann, Kim |
Herausgeber: | Jörg Osterloh/Kim Wünschmann |
Auflage: | 1/2017 |
campus verlag: | Campus Verlag |
Verantwortliche Person für die EU: | Campus Verlag GmbH, Werderstr. 10, D-69469 Weinheim, info@campus.de |
Maße: | 220 x 150 x 32 mm |
Von/Mit: | Jörg Osterloh |
Erscheinungsdatum: | 10.07.2017 |
Gewicht: | 0,676 kg |
Details
Erscheinungsjahr: | 2017 |
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Genre: | Geisteswissenschaften, Geschichte, Kunst, Musik |
Jahrhundert: | 20. Jahrhundert |
Rubrik: | Geisteswissenschaften |
Medium: | Buch |
Inhalt: | 459 S. |
ISBN-13: | 9783593507026 |
ISBN-10: | 3593507021 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Gebunden |
Autor: |
Osterloh, Jörg
Wünschmann, Kim |
Redaktion: |
Osterloh, Jörg
Wünschmann, Kim |
Herausgeber: | Jörg Osterloh/Kim Wünschmann |
Auflage: | 1/2017 |
campus verlag: | Campus Verlag |
Verantwortliche Person für die EU: | Campus Verlag GmbH, Werderstr. 10, D-69469 Weinheim, info@campus.de |
Maße: | 220 x 150 x 32 mm |
Von/Mit: | Jörg Osterloh |
Erscheinungsdatum: | 10.07.2017 |
Gewicht: | 0,676 kg |
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