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Der Narr spricht: Es ist kein Gott
Atheismus, Unglauben und Glaubenszweifel vom 12. Jahrhundert bis zur Neuzeit, Campus Historische Studien 50, Campus...
Taschenbuch von Dorothea Weltecke
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
In seinen Noten und Abhandlungen zum besseren Verständnis des West-Östlichen Divans behauptete Johann Wolfgang von Goethe: "Das eigentliche, einzige und tiefste Thema der Welt- und Menschengeschichte, dem alle übrigen untergeordnet sind, bleibt der Konflikt des Unglaubens und Glaubens." Was meinte er mit diesem Satz? Im Alltagsgebrauch besagt der Begriff "Unglauben" heute nicht mehr, als dass jemand von der Tatsächlichkeit einer Sache nicht überzeugt ist. Im religiösen Zusammenhang kann damit gesagt werden, dass jemand nicht davon überzeugt ist, dass Gott existiert. Nur würde man dafür die Wörter "Atheismus" oder "Agnostizismus" bevorzugen. Hinter der alltäglichen Selbstverständlichkeit der Begriffe verbirgt sich offenbar eine unerwartete Mehrdeutigkeit.
Wie aus dem Kontext hervorgeht, meinte Goethe mit diesem Satz gerade nicht den Konflikt zwischen Atheismus und Religion. Er verstand unter "Unglauben" ein kultisches, gesetzliches Glauben, das er als Ritualismus ohne innere Beteiligung empfand. Mit "Glauben" hingegen bezeichnete er eine innere Haltung, die ihr Recht und ihre Würde unabhängig von kanonischen Offenbarungstexten und kirchlichen Regeln gewinnt. Nur etwa 200 Jahre später ist Goethes Satz missverständlich. Es wäre heute unmöglich, das, was Goethe hatte sagen wollen, mit diesem Begriffspaar auszudrücken.

Damit sieht es nicht so aus, als sei der Begriff "Unglauben" für geschichtswissenschaftliche Forschung besonders einfach zu gebrauchen. Gleichzeitig war das Wort in der lebenswirklichen Praxis immer eine wichtige Kategorie. Die Unterscheidung zwischen Unglauben und Glauben sowie zwischen Ungläubigen und Gläubigen war für alle Gesellschaften des Vorderen Orients und Europas sogar ein äußerst geschichtsmächtiges Element. Sie hat bis in die Gegenwart Kriege verursacht, Gesellschaften zerstört und Kulturen befeuert.

Seit der Antike wird die Unterscheidung zwischen Glauben und Unglauben vorgenommen. Dabei werden mit "Unglauben" bis in die Neuzeit in den monotheistischen Kulturen regelmäßig alle Formen des Glaubens, Nichtglaubens, Denkens und Lebens bezeichnet, die aus einer Gesellschaft ausgegrenzt sind oder werden sollen. Christen, Muslime, Juden, Häretiker, Agnostiker, Freidenker und so fort - alle sind "Ungläubige", je nach Perspektive. Die Entscheidung darüber, was ungläubig ist und was nicht, unterliegt dabei nur scheinbar den Gesetzen der Macht. Vielmehr kann dieser Begriff immer auch kritisch von einer Opposition vorgebracht werden, wird echter Glauben im Gegensatz zu scheinheiliger Amtsreligiosität und bigotter Herrschaft geltend gemacht. Im lateinischen Mittelalter bezeichnete das Wort infideles "Ungläubige" im Sinn von Nichtchristen, wie Juden, Muslime, ferner Häretiker, aber auch "Treulose", "Verräter", pflichtvergessene Herrscher, selbst Päpste.

Dagegen scheint es, als hätten mittelalterliche Gesellschaften für die totale Negierung der Existenz eines Gottes keine eindeutigen Begriffe besessen. Nur dieses Phänomen, nicht ein allgemeiner "Unglauben" oder bestimmte Theorien, sei es die Leugnung der Unsterblichkeit der Seelen oder die Vorstellung von der Ewigkeit der Welt, soll hier untersucht werden. Dafür ist das Wort "Unglauben" nicht präzise genug. Das alltagssprachlich vertraute Wort "Atheismus" erweist sich bei näherem Hinsehen als ähnlich ungenau und als noch umstrittener als "Unglauben". Daher werden mit diesen Begriffen hier nur die Unglaubens- und Atheismusforschung und die dort vorgebrachten Thesen bezeichnet.

Das Wort "Atheismus" ist im mittelalterlichen Latein überdies nicht belegt. Es ist im Unterschied zu "Unglauben" also kein Quellenbegriff. Wenn es aber keinen eigenen Begriff für Gottesleugnung gab, dann liegt die Vermutung nahe, dass sie im lateinischen Christentum vor dem 16. Jahrhundert nicht denkbar gewesen ist. Dies allerdings wäre ein Irrtum. Thomas von Aquin, der große Theologe des 13. Jahrhunderts, benennt sie, wenn auch, um sie zu widerlegen. Es scheint, als gebe es Gott nicht, sagt e
In seinen Noten und Abhandlungen zum besseren Verständnis des West-Östlichen Divans behauptete Johann Wolfgang von Goethe: "Das eigentliche, einzige und tiefste Thema der Welt- und Menschengeschichte, dem alle übrigen untergeordnet sind, bleibt der Konflikt des Unglaubens und Glaubens." Was meinte er mit diesem Satz? Im Alltagsgebrauch besagt der Begriff "Unglauben" heute nicht mehr, als dass jemand von der Tatsächlichkeit einer Sache nicht überzeugt ist. Im religiösen Zusammenhang kann damit gesagt werden, dass jemand nicht davon überzeugt ist, dass Gott existiert. Nur würde man dafür die Wörter "Atheismus" oder "Agnostizismus" bevorzugen. Hinter der alltäglichen Selbstverständlichkeit der Begriffe verbirgt sich offenbar eine unerwartete Mehrdeutigkeit.
Wie aus dem Kontext hervorgeht, meinte Goethe mit diesem Satz gerade nicht den Konflikt zwischen Atheismus und Religion. Er verstand unter "Unglauben" ein kultisches, gesetzliches Glauben, das er als Ritualismus ohne innere Beteiligung empfand. Mit "Glauben" hingegen bezeichnete er eine innere Haltung, die ihr Recht und ihre Würde unabhängig von kanonischen Offenbarungstexten und kirchlichen Regeln gewinnt. Nur etwa 200 Jahre später ist Goethes Satz missverständlich. Es wäre heute unmöglich, das, was Goethe hatte sagen wollen, mit diesem Begriffspaar auszudrücken.

Damit sieht es nicht so aus, als sei der Begriff "Unglauben" für geschichtswissenschaftliche Forschung besonders einfach zu gebrauchen. Gleichzeitig war das Wort in der lebenswirklichen Praxis immer eine wichtige Kategorie. Die Unterscheidung zwischen Unglauben und Glauben sowie zwischen Ungläubigen und Gläubigen war für alle Gesellschaften des Vorderen Orients und Europas sogar ein äußerst geschichtsmächtiges Element. Sie hat bis in die Gegenwart Kriege verursacht, Gesellschaften zerstört und Kulturen befeuert.

Seit der Antike wird die Unterscheidung zwischen Glauben und Unglauben vorgenommen. Dabei werden mit "Unglauben" bis in die Neuzeit in den monotheistischen Kulturen regelmäßig alle Formen des Glaubens, Nichtglaubens, Denkens und Lebens bezeichnet, die aus einer Gesellschaft ausgegrenzt sind oder werden sollen. Christen, Muslime, Juden, Häretiker, Agnostiker, Freidenker und so fort - alle sind "Ungläubige", je nach Perspektive. Die Entscheidung darüber, was ungläubig ist und was nicht, unterliegt dabei nur scheinbar den Gesetzen der Macht. Vielmehr kann dieser Begriff immer auch kritisch von einer Opposition vorgebracht werden, wird echter Glauben im Gegensatz zu scheinheiliger Amtsreligiosität und bigotter Herrschaft geltend gemacht. Im lateinischen Mittelalter bezeichnete das Wort infideles "Ungläubige" im Sinn von Nichtchristen, wie Juden, Muslime, ferner Häretiker, aber auch "Treulose", "Verräter", pflichtvergessene Herrscher, selbst Päpste.

Dagegen scheint es, als hätten mittelalterliche Gesellschaften für die totale Negierung der Existenz eines Gottes keine eindeutigen Begriffe besessen. Nur dieses Phänomen, nicht ein allgemeiner "Unglauben" oder bestimmte Theorien, sei es die Leugnung der Unsterblichkeit der Seelen oder die Vorstellung von der Ewigkeit der Welt, soll hier untersucht werden. Dafür ist das Wort "Unglauben" nicht präzise genug. Das alltagssprachlich vertraute Wort "Atheismus" erweist sich bei näherem Hinsehen als ähnlich ungenau und als noch umstrittener als "Unglauben". Daher werden mit diesen Begriffen hier nur die Unglaubens- und Atheismusforschung und die dort vorgebrachten Thesen bezeichnet.

Das Wort "Atheismus" ist im mittelalterlichen Latein überdies nicht belegt. Es ist im Unterschied zu "Unglauben" also kein Quellenbegriff. Wenn es aber keinen eigenen Begriff für Gottesleugnung gab, dann liegt die Vermutung nahe, dass sie im lateinischen Christentum vor dem 16. Jahrhundert nicht denkbar gewesen ist. Dies allerdings wäre ein Irrtum. Thomas von Aquin, der große Theologe des 13. Jahrhunderts, benennt sie, wenn auch, um sie zu widerlegen. Es scheint, als gebe es Gott nicht, sagt e
Details
Erscheinungsjahr: 2010
Fachbereich: Allgemeines
Genre: Geschichte
Rubrik: Geisteswissenschaften
Thema: Lexika
Medium: Taschenbuch
Seiten: 578
Titelzusatz: Atheismus, Unglauben und Glaubenszweifel vom 12. Jahrhundert bis zur Neuzeit, Campus Historische Studien 50, Campus Historische Studien 57
Inhalt: 578 S.
ISBN-13: 9783593391946
ISBN-10: 3593391945
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Weltecke, Dorothea
Auflage: 1/2010
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 214 x 140 x 40 mm
Von/Mit: Dorothea Weltecke
Erscheinungsdatum: 04.10.2010
Gewicht: 0,721 kg
preigu-id: 101407721
Details
Erscheinungsjahr: 2010
Fachbereich: Allgemeines
Genre: Geschichte
Rubrik: Geisteswissenschaften
Thema: Lexika
Medium: Taschenbuch
Seiten: 578
Titelzusatz: Atheismus, Unglauben und Glaubenszweifel vom 12. Jahrhundert bis zur Neuzeit, Campus Historische Studien 50, Campus Historische Studien 57
Inhalt: 578 S.
ISBN-13: 9783593391946
ISBN-10: 3593391945
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Weltecke, Dorothea
Auflage: 1/2010
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 214 x 140 x 40 mm
Von/Mit: Dorothea Weltecke
Erscheinungsdatum: 04.10.2010
Gewicht: 0,721 kg
preigu-id: 101407721
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