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Der liebe Gott geht auf Reisen
Weihnachtsgeschichten
Buch von Ulrich Knellwolf
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
"Im Osten waren sie aufgebrochen, die drei älteren Herren, Meister ihres Fachs, die Kings der Branche. Chasp fuhr im grünen Jaguar von seinem Weingut in der Bündner Herrschaft nach Zürich, Melk im roten Lamborghini von seinem Gestüt im Thurgau und Balz im cremefarbenen Rolls aus seiner schlossähnlichen Villa mit Rundsicht über den Bodensee. Seit über einem halben Jahrhundert kannten sie einander, seit Jahrzehnten arbeiteten sie zusammen, seit Jahren jedoch beschränkten sie sich auf eins, höchstens zwei ihrer Bravourstücke pro Jahr. Letztes Jahr der Raub im Hauptsitz der Nationalbank, der erst nach zwei Tagen bemerkt wurde, vorletztes Jahr die lautlose Entfernung der Holbein-
madonna in Solothurn und so fort, eine glänzende Perlenreihe. Der Coup in den Tagen vor Weihnachten war eine liebe, alte Tradition. Keiner von ihnen hätte ihn missen mögen.
"Ich fürchte, die schweizerischen Polizeicorps wären höchst beunruhigt, wenn er ausbliebe", sagte lächelnd Melk, als sie am Vorabend unter den Augen von Varlins Mutter Zumsteg standesgemäß in der Kronenhalle speisten. Er logierte im Grand Hotel Dolder, Chasp im Hotel Baur au Lac, Balz im Hotel Eden, ebenfalls au Lac.
"Letztes Jahr haben sie in der Kurdenszene gesucht", kicherte Balz in sich hinein.
"Vorletztes Jahr vermuteten sie Südostasiaten", fügte Chasp nicht minder vergnügt hinzu.
Die Behörden auf eine falsche Fährte zur Herkunft der Täter zu locken, war eine ihrer Spezialitäten. Dazu übten sie ausländische Akzente, verwendeten ausgesuchte Accessoirs und eigneten sich charakteristische Techniken an. Ethnolook nannten sie es unter sich. Dieses Jahr war Russenmafia angesagt. Im Visier hatten sie eins der berühmten Juweliergeschäfte an der Zürcher Bahnhofstraße.
"Alles bereit?", fragte Melk in der Kronenhalle und roch an einem paradiesischen alten Cognac.
"Alles bereit", bestätigten die beiden andern.
"Dann also toi, toi, toi für morgen."
Melk, ganz der Herrenreiter in exquisiten englischen Stoffen, bestieg am Bellevue ein Taxi. Chasp, in erstklassigem bayerischem Lodengrün, schritt selbstzufrieden über die Quaibrücke, und Balz, Mailänder Herrenmode bevorzugend, sagte, er nehme bis zur übernächsten Station das Vierertram.
Es war gegen drei Uhr am folgenden Nachmittag, als der Lieferwagen der Sicherheitsfirma sich einen Weg durch die dichte Menge der vorweihnachtlich kauflustigen Fußgänger auf der Bahnhofstraße bahnte und direkt vor dem Juweliergeschäft stehen blieb. Heraus stiegen drei Männer in blauen Overalls mit aufgedrucktem Firmenlogo auf dem Rücken, mit blauen Mützen auf dem Kopf, und verfügten sich, Reparaturkoffer tragend, eilig ins Geschäft.
"Ihre Alarmanlage ist nicht in Ordnung", sagte der erste der Männer in gebrochenem Hochdeutsch, aber in bestimmtem Ton zum Geschäftsführer und ließ sich ins Büro führen. Kaum schloss sich die Tür hinter ihnen, räumten die zwei andern wieselflink in kleine Jutesäcke zusammen, was in Schaufenstern und Vitrinen lag.
"Was tun Sie da?", fragte eine Kundin empört. Die Verkäuferin drückte wortlos, wie sie es gelernt hatte, den Alarmknopf und hoffte auf die Polizei.
Das Ganze dauerte weniger als drei Minuten. Kein lautes Wort, kein Schuss, keinerlei Gewalt. Nur, dass der eine der Räuber mehrmals "Towarischtsch" zum andern sagte, registrierten die später vernommenen Zeugen...."
"Im Osten waren sie aufgebrochen, die drei älteren Herren, Meister ihres Fachs, die Kings der Branche. Chasp fuhr im grünen Jaguar von seinem Weingut in der Bündner Herrschaft nach Zürich, Melk im roten Lamborghini von seinem Gestüt im Thurgau und Balz im cremefarbenen Rolls aus seiner schlossähnlichen Villa mit Rundsicht über den Bodensee. Seit über einem halben Jahrhundert kannten sie einander, seit Jahrzehnten arbeiteten sie zusammen, seit Jahren jedoch beschränkten sie sich auf eins, höchstens zwei ihrer Bravourstücke pro Jahr. Letztes Jahr der Raub im Hauptsitz der Nationalbank, der erst nach zwei Tagen bemerkt wurde, vorletztes Jahr die lautlose Entfernung der Holbein-
madonna in Solothurn und so fort, eine glänzende Perlenreihe. Der Coup in den Tagen vor Weihnachten war eine liebe, alte Tradition. Keiner von ihnen hätte ihn missen mögen.
"Ich fürchte, die schweizerischen Polizeicorps wären höchst beunruhigt, wenn er ausbliebe", sagte lächelnd Melk, als sie am Vorabend unter den Augen von Varlins Mutter Zumsteg standesgemäß in der Kronenhalle speisten. Er logierte im Grand Hotel Dolder, Chasp im Hotel Baur au Lac, Balz im Hotel Eden, ebenfalls au Lac.
"Letztes Jahr haben sie in der Kurdenszene gesucht", kicherte Balz in sich hinein.
"Vorletztes Jahr vermuteten sie Südostasiaten", fügte Chasp nicht minder vergnügt hinzu.
Die Behörden auf eine falsche Fährte zur Herkunft der Täter zu locken, war eine ihrer Spezialitäten. Dazu übten sie ausländische Akzente, verwendeten ausgesuchte Accessoirs und eigneten sich charakteristische Techniken an. Ethnolook nannten sie es unter sich. Dieses Jahr war Russenmafia angesagt. Im Visier hatten sie eins der berühmten Juweliergeschäfte an der Zürcher Bahnhofstraße.
"Alles bereit?", fragte Melk in der Kronenhalle und roch an einem paradiesischen alten Cognac.
"Alles bereit", bestätigten die beiden andern.
"Dann also toi, toi, toi für morgen."
Melk, ganz der Herrenreiter in exquisiten englischen Stoffen, bestieg am Bellevue ein Taxi. Chasp, in erstklassigem bayerischem Lodengrün, schritt selbstzufrieden über die Quaibrücke, und Balz, Mailänder Herrenmode bevorzugend, sagte, er nehme bis zur übernächsten Station das Vierertram.
Es war gegen drei Uhr am folgenden Nachmittag, als der Lieferwagen der Sicherheitsfirma sich einen Weg durch die dichte Menge der vorweihnachtlich kauflustigen Fußgänger auf der Bahnhofstraße bahnte und direkt vor dem Juweliergeschäft stehen blieb. Heraus stiegen drei Männer in blauen Overalls mit aufgedrucktem Firmenlogo auf dem Rücken, mit blauen Mützen auf dem Kopf, und verfügten sich, Reparaturkoffer tragend, eilig ins Geschäft.
"Ihre Alarmanlage ist nicht in Ordnung", sagte der erste der Männer in gebrochenem Hochdeutsch, aber in bestimmtem Ton zum Geschäftsführer und ließ sich ins Büro führen. Kaum schloss sich die Tür hinter ihnen, räumten die zwei andern wieselflink in kleine Jutesäcke zusammen, was in Schaufenstern und Vitrinen lag.
"Was tun Sie da?", fragte eine Kundin empört. Die Verkäuferin drückte wortlos, wie sie es gelernt hatte, den Alarmknopf und hoffte auf die Polizei.
Das Ganze dauerte weniger als drei Minuten. Kein lautes Wort, kein Schuss, keinerlei Gewalt. Nur, dass der eine der Räuber mehrmals "Towarischtsch" zum andern sagte, registrierten die später vernommenen Zeugen...."
Details
Erscheinungsjahr: 2004
Medium: Buch
Inhalt: Gebunden
ISBN-13: 9783312003457
ISBN-10: 3312003458
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Knellwolf, Ulrich
nagel & kimche ag verlag: Nagel & Kimche AG Verlag
c/o harpercollins deutschland gmbh: c/o HarperCollins Deutschland GmbH
Maße: 210 x 130 x 15 mm
Von/Mit: Ulrich Knellwolf
Erscheinungsdatum: 10.09.2004
Gewicht: 0,271 kg
preigu-id: 102473624
Details
Erscheinungsjahr: 2004
Medium: Buch
Inhalt: Gebunden
ISBN-13: 9783312003457
ISBN-10: 3312003458
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Knellwolf, Ulrich
nagel & kimche ag verlag: Nagel & Kimche AG Verlag
c/o harpercollins deutschland gmbh: c/o HarperCollins Deutschland GmbH
Maße: 210 x 130 x 15 mm
Von/Mit: Ulrich Knellwolf
Erscheinungsdatum: 10.09.2004
Gewicht: 0,271 kg
preigu-id: 102473624
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