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Der lange Schatten der NS-Diktatur
Texte zur Debatte um Raubgold und Entschädigung
Taschenbuch von Rolf Surmann (u. a.)
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
"Die Vermarktung eines großen Teils des NS-Raubgoldes durch Schweizer Banken war und ist ein skandalträchtiges (Medien-)Thema. Es wird in der Regel unter der Schlagzeile abgehandelt: Biedere Bankiers waren Hehler des Holocaust. Doch verdeckt diese Skandalisierung nicht nur die Gesamtdimension der Problematik, sondern auch ihre Vielschichtigkeit. Jede Themenebene ist auf spezifische Weise interessant, hat ihre eigenen Fragestellungen und führt oft zu überraschenden Antworten.Natürlich ist die Selbstenthüllung der schweizerischen Bankiers nach Jahrzehnten des Schweigens und Leugnens spektakulär und stößt zurecht auf öffentliches Interesse. Denn hier brach eine Selbstdarstellung in sich zusammen, die mit den von Deutschen begangenen Verbrechen gegen die Menschheit nichts gemein zu haben schien. Sie zerbrach in zweifacher Hinsicht. Zum einen wurde die Zusammenarbeit der neutralen Schweiz mit dem nationalsozialistischen Deutschland in einem Umfang aufgedeckt, daß heute lediglich darüber gestritten wird, ob es sich dabei um eine durch den Zwang der Verhältnisse unausweichliche Zusammenarbeit oder um distanzlose Kollaboration gehandelt habe. Zum anderen wurde in der Öffentlichkeit bekannt, daß die Verantwortlichen von diesen Positionen selbst nach 1945 nicht abgerückt waren. Auf der Washingtoner Konferenz 1946 zur Rechenschaft aufgefordert, logen und täuschten sie, suchten nach Ausflüchten und unterliefen getroffene Vereinbarungen. So erreichten sie zum Beispiel, daß entgegen ursprünglichen alliierten Vorstellungen deutsches Auslandsvermögen in der Schweiz nicht zu Reparations- und Entschädigungszwecken einbehalten, sondern selbst rückverlangtes Raubgut an die Bundesrepublik gegen deren Bereitschaft, alte Kreditschulden weitgehend zu begleichen, übergeben wurde: ein guter Deal für beide Seiten.Als Konsequenz aus dem Zusammenbruch dieses forciert artikulierten Selbstverständnisses stellt sich natürlich auch die Frage nach der Scheidelinie zwischen bürgerlich-demokratischer Gesellschaft und Faschismus bzw. Nationalsozialismus. Sie ist nicht so strikt gezogen, wie dies nach 1945 behauptet wurde. Hierauf weist nicht zuletzt der Umstand hin, daß diese Problematik zwar am Beispiel der Schweiz am heftigsten diskutiert wurde, aber Formen von Interessengemeinschaft und Kooperation mittlerweile in vielfältiger Hinsicht zur Sprache kamen. Andere, im Krieg neutrale Staaten wie Schweden, Türkei oder Spanien sind hierin genau so einbezogen wie unterschiedliche gesellschaftliche Kreise selbst in den besetzten Ländern oder in den alliierten Staaten. Sie betrifft Kunsthändler in der Schweiz, in Frankreich oder in den Niederlanden ebenso wie US-amerikanische Autokonzerne oder niederländische Banken.Wie schwer es selbst heute fällt, eine eindeutige Abgrenzung zu den weniger beachteten NS-Verbrechen zu ziehen, zeigt eine Ende letzten Jahres getroffene Vereinbarung über die Rückerstattung von geraubten Kunstgegenständen, die bis heute nicht an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben worden sind. Angesichts einer Raubgeschichte, die in den letzten Jahrhunderten sowohl die Raubzüge der europäischen Nationalstaaten untereinander umfaßt wie deren kolonialistische Plünderung außereuropäischer Kulturen, konnte auf der Washingtoner Konferenz im November/Dezember 1998 keine strikte Regelung verabschiedet werden, die zur Rückführung von Kulturgegenständen nach international anerkannten Grundsätzen führen würde. Es blieb im wesentlichen bei nicht verbindlichen Absichtserklärungen.Ohne die Thematik verharmlosen zu wollen, erscheint der nationalsozialistische Kunstraub deshalb wie die Spitze eines Eisbergs. An ihm wird ein gesellschaftliches Versagen erkennbar, für dessen Überwindung selbst nach den Bemühungen der letzten Jahre keine systematischen Grundlagen geschaffen werden konnten. Auch hierin zeigt sich, daß die Schweizer Bankiers nur die Chiffre für eine grundsätzliche Problematik sind. "
"Die Vermarktung eines großen Teils des NS-Raubgoldes durch Schweizer Banken war und ist ein skandalträchtiges (Medien-)Thema. Es wird in der Regel unter der Schlagzeile abgehandelt: Biedere Bankiers waren Hehler des Holocaust. Doch verdeckt diese Skandalisierung nicht nur die Gesamtdimension der Problematik, sondern auch ihre Vielschichtigkeit. Jede Themenebene ist auf spezifische Weise interessant, hat ihre eigenen Fragestellungen und führt oft zu überraschenden Antworten.Natürlich ist die Selbstenthüllung der schweizerischen Bankiers nach Jahrzehnten des Schweigens und Leugnens spektakulär und stößt zurecht auf öffentliches Interesse. Denn hier brach eine Selbstdarstellung in sich zusammen, die mit den von Deutschen begangenen Verbrechen gegen die Menschheit nichts gemein zu haben schien. Sie zerbrach in zweifacher Hinsicht. Zum einen wurde die Zusammenarbeit der neutralen Schweiz mit dem nationalsozialistischen Deutschland in einem Umfang aufgedeckt, daß heute lediglich darüber gestritten wird, ob es sich dabei um eine durch den Zwang der Verhältnisse unausweichliche Zusammenarbeit oder um distanzlose Kollaboration gehandelt habe. Zum anderen wurde in der Öffentlichkeit bekannt, daß die Verantwortlichen von diesen Positionen selbst nach 1945 nicht abgerückt waren. Auf der Washingtoner Konferenz 1946 zur Rechenschaft aufgefordert, logen und täuschten sie, suchten nach Ausflüchten und unterliefen getroffene Vereinbarungen. So erreichten sie zum Beispiel, daß entgegen ursprünglichen alliierten Vorstellungen deutsches Auslandsvermögen in der Schweiz nicht zu Reparations- und Entschädigungszwecken einbehalten, sondern selbst rückverlangtes Raubgut an die Bundesrepublik gegen deren Bereitschaft, alte Kreditschulden weitgehend zu begleichen, übergeben wurde: ein guter Deal für beide Seiten.Als Konsequenz aus dem Zusammenbruch dieses forciert artikulierten Selbstverständnisses stellt sich natürlich auch die Frage nach der Scheidelinie zwischen bürgerlich-demokratischer Gesellschaft und Faschismus bzw. Nationalsozialismus. Sie ist nicht so strikt gezogen, wie dies nach 1945 behauptet wurde. Hierauf weist nicht zuletzt der Umstand hin, daß diese Problematik zwar am Beispiel der Schweiz am heftigsten diskutiert wurde, aber Formen von Interessengemeinschaft und Kooperation mittlerweile in vielfältiger Hinsicht zur Sprache kamen. Andere, im Krieg neutrale Staaten wie Schweden, Türkei oder Spanien sind hierin genau so einbezogen wie unterschiedliche gesellschaftliche Kreise selbst in den besetzten Ländern oder in den alliierten Staaten. Sie betrifft Kunsthändler in der Schweiz, in Frankreich oder in den Niederlanden ebenso wie US-amerikanische Autokonzerne oder niederländische Banken.Wie schwer es selbst heute fällt, eine eindeutige Abgrenzung zu den weniger beachteten NS-Verbrechen zu ziehen, zeigt eine Ende letzten Jahres getroffene Vereinbarung über die Rückerstattung von geraubten Kunstgegenständen, die bis heute nicht an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben worden sind. Angesichts einer Raubgeschichte, die in den letzten Jahrhunderten sowohl die Raubzüge der europäischen Nationalstaaten untereinander umfaßt wie deren kolonialistische Plünderung außereuropäischer Kulturen, konnte auf der Washingtoner Konferenz im November/Dezember 1998 keine strikte Regelung verabschiedet werden, die zur Rückführung von Kulturgegenständen nach international anerkannten Grundsätzen führen würde. Es blieb im wesentlichen bei nicht verbindlichen Absichtserklärungen.Ohne die Thematik verharmlosen zu wollen, erscheint der nationalsozialistische Kunstraub deshalb wie die Spitze eines Eisbergs. An ihm wird ein gesellschaftliches Versagen erkennbar, für dessen Überwindung selbst nach den Bemühungen der letzten Jahre keine systematischen Grundlagen geschaffen werden konnten. Auch hierin zeigt sich, daß die Schweizer Bankiers nur die Chiffre für eine grundsätzliche Problematik sind. "
Details
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Geisteswissenschaften, Kunst, Musik
Medium: Taschenbuch
Seiten: 206
Reihe: Reihe antifaschistische Texte
Inhalt: Kartoniert / Broschiert
ISBN-13: 9783897718012
ISBN-10: 3897718014
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Surmann, Rolf
Schröder, Dieter
Redaktion: Surmann, Rolf
Schröder, Dieter
Hersteller: Unrast
Unrast Verlag
Abbildungen: 1 Abbildungen, 1 Tabellen
Maße: 207 x 139 x 17 mm
Von/Mit: Rolf Surmann (u. a.)
Erscheinungsdatum: 01.03.2017
Gewicht: 0,293 kg
preigu-id: 127629525
Details
Erscheinungsjahr: 1999
Genre: Geisteswissenschaften, Kunst, Musik
Medium: Taschenbuch
Seiten: 206
Reihe: Reihe antifaschistische Texte
Inhalt: Kartoniert / Broschiert
ISBN-13: 9783897718012
ISBN-10: 3897718014
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Surmann, Rolf
Schröder, Dieter
Redaktion: Surmann, Rolf
Schröder, Dieter
Hersteller: Unrast
Unrast Verlag
Abbildungen: 1 Abbildungen, 1 Tabellen
Maße: 207 x 139 x 17 mm
Von/Mit: Rolf Surmann (u. a.)
Erscheinungsdatum: 01.03.2017
Gewicht: 0,293 kg
preigu-id: 127629525
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