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Der graue Unterstrom
Walfänger und Küstengesellschaften an den tiefen Stränden Afrikas (1770-1920), Globalgeschichte 25
Taschenbuch von Felix Schürmann
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Einleitung:Outward boundKurz nach Einbruch der Dunkelheit überfielen am 19. August 1727 vier Männer in einer der besten Gegenden Londons Charles Rambouillet, einen Offizier des traditionsreichen First Regiment of Foot Guards. Sie raubten ihm Geldbörse, Uhr, Gehstock, Hut und einen Ring, verletzten ihn schwer und verschwanden unerkannt in der Finsternis. Der Überfall auf Rambouillet reihte sich in eine lange Kette nächtlicher Verbrechen ein, die dadurch begünstigt wurden, dass London zu den dunkelsten Großstädten Europas zählte. "London, that used to be the most safe and peaceful city in the universe, is now become a scene of rapine and danger", empörte sich 1729 der hier beheimatete Schriftsteller Daniel Defoe. Die Straßen der Stadt müssten des Nachts glanzvoll erleuchten, forderte er, damit das Leben in London nach Sonnenuntergang so sicher werde wie es nach Sonnenaufgang sei.Bis zu Defoes Tod 1731 verbesserte sich der Zustand der Straßenbe-leuchtung kaum. Über die gesamte Stadt verteilt gab es nur rund 1.000 öffentliche Lampen. Neben Ayutthaya, Edo, Konstantinopel und Paris zählte London zu den größten Städten der Welt, doch gewissermaßen handelte es sich bei der Metropole um zwei völlig verschiedene Orte - in den Worten des Historikers Eric Dolin: "one by day and another by night." Bereits Anfang der 1740er Jahre aber - Charles Rambouillet hatte den Überfall überlebt und trat nun seinen Ruhestand an - galt London als die wohl am besten ausgeleuchtete Stadt weltweit. Innerhalb weniger Jahre hatte der Stadtrat nicht weniger als 5.000 Öllaternen aufstellen lassen. Weitere 10.000 Laternen kamen in den 1760er und 1770er Jahren hinzu. Um 1780 gab es davon allein in der Oxford Road mehr als in ganz Paris, wo die Straßenbeleuchtung bereits rund einhundert Jahre zuvor ihren Anfang genommen hatte. Das Erleuchten Londons führte zu einem deutlichen Rückgang der nächtlichen Kriminalität und strahlte weit über Großbritannien aus: Birmingham, Hull und andere Orte folgten dem Vorbild der Hauptstadt und stellten Tausende Straßenlaternen auf.Anfangs erleuchtete vor allem Rapsöl die Straßen Englands. Doch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts rückten Tran und Walrat zu den meistgenutzten Beleuchtungsmitteln auf. Tran, das aus dem Fettgewebe von Walen gewonnene Öl, brannte heller als Rapsöl und hatte den zusätz-lichen Vorteil, nicht zu rußen. Walrat, ein aus dem Schädel beziehungs-weise der Nase des Pottwals gewonnenes Flüssigwachs, konnte sowohl in Lampen gefüllt als auch zu Kerzen geformt werden und galt als besonders hochwertiges Beleuchtungsmittel. Um die Gewinnung von Tran und Walrat anzuregen - in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatten britische Reeder nur wenige Schiffe für den Walfang ausgerüstet -, verdoppelte die Regierung 1750 ihre Zuschüsse für Walfänger von 20 auf 40 Shilling pro Tonne Raumgehalt.Im Zusammenspiel mit der wachsenden Nachfrage führte diese Maß-nahme ab 1753 zu einem schwunghaften Anstieg des britischen Walfangs. Der allein reichte jedoch nicht aus, um den Bedarf zu decken, bei weitem nicht. Denn auch die aufstrebende britische Industrie verlangte nach Tran als Schmieröl und Reinigungsmittel. Den größten Teil des Trans, den Großbritannien verbrauchte, bezog es aus seinen nordamerikanischen Kolonien - insbesondere aus Massachusetts, wo sich Walfänger auf Sperm oil spezialisiert hatten, den besonders gefragten Pottwaltran. "The purest sperm oil lubricated the finest machines of the industrial revolution, illuminated the nation's lighthouses and along with spermaceti candles lit the interiors of factories and the better houses", bilanziert der Historiker Dale Chatwin über die Bedeutung der Pottwalprodukte. 1754 führten die neuenglischen Kolonien über 4.000 Tonnen Tran allein nach London aus, 1763 überschritten die Exporte die Schwelle zu 5.000 Tonnen, und 1771 waren es bereits 8.000 Tonnen. Anders als britische Walfänger steuerten die Schiffe aus Massachusetts nicht die Randmeere zwischen dem A
Einleitung:Outward boundKurz nach Einbruch der Dunkelheit überfielen am 19. August 1727 vier Männer in einer der besten Gegenden Londons Charles Rambouillet, einen Offizier des traditionsreichen First Regiment of Foot Guards. Sie raubten ihm Geldbörse, Uhr, Gehstock, Hut und einen Ring, verletzten ihn schwer und verschwanden unerkannt in der Finsternis. Der Überfall auf Rambouillet reihte sich in eine lange Kette nächtlicher Verbrechen ein, die dadurch begünstigt wurden, dass London zu den dunkelsten Großstädten Europas zählte. "London, that used to be the most safe and peaceful city in the universe, is now become a scene of rapine and danger", empörte sich 1729 der hier beheimatete Schriftsteller Daniel Defoe. Die Straßen der Stadt müssten des Nachts glanzvoll erleuchten, forderte er, damit das Leben in London nach Sonnenuntergang so sicher werde wie es nach Sonnenaufgang sei.Bis zu Defoes Tod 1731 verbesserte sich der Zustand der Straßenbe-leuchtung kaum. Über die gesamte Stadt verteilt gab es nur rund 1.000 öffentliche Lampen. Neben Ayutthaya, Edo, Konstantinopel und Paris zählte London zu den größten Städten der Welt, doch gewissermaßen handelte es sich bei der Metropole um zwei völlig verschiedene Orte - in den Worten des Historikers Eric Dolin: "one by day and another by night." Bereits Anfang der 1740er Jahre aber - Charles Rambouillet hatte den Überfall überlebt und trat nun seinen Ruhestand an - galt London als die wohl am besten ausgeleuchtete Stadt weltweit. Innerhalb weniger Jahre hatte der Stadtrat nicht weniger als 5.000 Öllaternen aufstellen lassen. Weitere 10.000 Laternen kamen in den 1760er und 1770er Jahren hinzu. Um 1780 gab es davon allein in der Oxford Road mehr als in ganz Paris, wo die Straßenbeleuchtung bereits rund einhundert Jahre zuvor ihren Anfang genommen hatte. Das Erleuchten Londons führte zu einem deutlichen Rückgang der nächtlichen Kriminalität und strahlte weit über Großbritannien aus: Birmingham, Hull und andere Orte folgten dem Vorbild der Hauptstadt und stellten Tausende Straßenlaternen auf.Anfangs erleuchtete vor allem Rapsöl die Straßen Englands. Doch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts rückten Tran und Walrat zu den meistgenutzten Beleuchtungsmitteln auf. Tran, das aus dem Fettgewebe von Walen gewonnene Öl, brannte heller als Rapsöl und hatte den zusätz-lichen Vorteil, nicht zu rußen. Walrat, ein aus dem Schädel beziehungs-weise der Nase des Pottwals gewonnenes Flüssigwachs, konnte sowohl in Lampen gefüllt als auch zu Kerzen geformt werden und galt als besonders hochwertiges Beleuchtungsmittel. Um die Gewinnung von Tran und Walrat anzuregen - in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatten britische Reeder nur wenige Schiffe für den Walfang ausgerüstet -, verdoppelte die Regierung 1750 ihre Zuschüsse für Walfänger von 20 auf 40 Shilling pro Tonne Raumgehalt.Im Zusammenspiel mit der wachsenden Nachfrage führte diese Maß-nahme ab 1753 zu einem schwunghaften Anstieg des britischen Walfangs. Der allein reichte jedoch nicht aus, um den Bedarf zu decken, bei weitem nicht. Denn auch die aufstrebende britische Industrie verlangte nach Tran als Schmieröl und Reinigungsmittel. Den größten Teil des Trans, den Großbritannien verbrauchte, bezog es aus seinen nordamerikanischen Kolonien - insbesondere aus Massachusetts, wo sich Walfänger auf Sperm oil spezialisiert hatten, den besonders gefragten Pottwaltran. "The purest sperm oil lubricated the finest machines of the industrial revolution, illuminated the nation's lighthouses and along with spermaceti candles lit the interiors of factories and the better houses", bilanziert der Historiker Dale Chatwin über die Bedeutung der Pottwalprodukte. 1754 führten die neuenglischen Kolonien über 4.000 Tonnen Tran allein nach London aus, 1763 überschritten die Exporte die Schwelle zu 5.000 Tonnen, und 1771 waren es bereits 8.000 Tonnen. Anders als britische Walfänger steuerten die Schiffe aus Massachusetts nicht die Randmeere zwischen dem A
Details
Erscheinungsjahr: 2017
Medium: Taschenbuch
Seiten: 682
Inhalt: 682 S.
48 Fotos
ISBN-13: 9783593506753
ISBN-10: 3593506750
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Schürmann, Felix
Auflage: 1/2017
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 214 x 142 x 42 mm
Von/Mit: Felix Schürmann
Erscheinungsdatum: 06.04.2017
Gewicht: 0,842 kg
preigu-id: 108765184
Details
Erscheinungsjahr: 2017
Medium: Taschenbuch
Seiten: 682
Inhalt: 682 S.
48 Fotos
ISBN-13: 9783593506753
ISBN-10: 3593506750
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Schürmann, Felix
Auflage: 1/2017
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 214 x 142 x 42 mm
Von/Mit: Felix Schürmann
Erscheinungsdatum: 06.04.2017
Gewicht: 0,842 kg
preigu-id: 108765184
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