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Roman
Buch von Thomas Stangl
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
"Solange er unterwegs ist, fühlt er sich ganz in seinem Körper gefangen, in einer Abfolge momentaner, unentrinnbarer Empfindungen; nur während der Rasten merkt er, daß er unterwegs ist, Bilder der Orte kehren in seinem Geist wieder und verschwinden; er weiß, daß keiner dieser Orte jemals wieder für ihn Wirklichkeit erlangen wird; er fragt sich, was es ihn kümmert, ob sie je für andere Wirklichkeit erlangen werden; er will nichts mehr beschreiben, liest lieber in älteren Eintragungen seines Journals und langweilt sich dabei zu Tode. In seinen Briefen findet er dafür immer entschiedenere Worte des Selbstlobs: die Landkarten, die er auf verschiedene Zettel kritzelt, während er in In Salah (fast planmäßig angekommen und doch wieder nur gestrandet) in seinem Zimmer herumsitzt und auf die Weiterreise wartet, eine Hand fast immer am sinnlos erigierten Schwanz unter seiner Hose, werden, schreibt er, die genauesten sein, die es für lange Zeit über diesen Teil Afrikas geben kann, er stellt, schreibt er, Vergleiche zwischen der antiken und der modernen Geographie Afrikas an, aber es ist zu früh, etwas darüber zu sagen; er hat vor der Abreise aus Ghadames einen Kometen gesehen, der nach Südwesten gezogen ist: nur für ihn, nur um am Himmel seinen, Alexander Gordon Laings Weg vorzuzeichnen. In Wahrheit schreibt er die Messungen von seinen noch funktionierenden Navigationsgeräten von einem Zettel auf den anderen ab, kritzelt Wellenlinien für Gebirge auf die sehr weißen Blätter Papier, mit transkribierten seltenen Ortsnamen für die seltenen benennbaren Orte dieser leeren Region, stellt sich, um eher das Gefühl einer Verbindung zu den Menschen um ihn aufbauen zu können, vor, die Nachkommen von Garamanten und Ataranten vor sich zu sehen. Unter den Büchern, die er mit sich führt, sind (immerhin ist er der Sohn eines Lateinlehrers) auch Herodot, Plinius und Strabo, er kennt die paar Passagen, die das Innere Afrikas betreffen, schon auswendig; er verflucht, anders als die Ataranten, zugleich mit der Hitze auch schon die Kälte; abends kann er kaum mehr seine Feder halten, so klamm werden seine Finger; das läßt ihn immer wieder spüren, wieviel Zeit seit seinem Aufbruch verstrichen ist; umso rasanter, je weniger er zu tun imstande war. Grotesk findet er, daß es gleichzeitig immer noch heiß ist: er kann mit dem Gesicht in der Sonne sitzen und mit den Beinen im Schatten, und seine Gesichtshaut verbrennt, während seine Beine frieren; er fragt sich, warum Menschen sich einbilden, hier leben zu müssen, er würde es einfacher finden, wenn die Wüste menschenleer wäre ..."
"Solange er unterwegs ist, fühlt er sich ganz in seinem Körper gefangen, in einer Abfolge momentaner, unentrinnbarer Empfindungen; nur während der Rasten merkt er, daß er unterwegs ist, Bilder der Orte kehren in seinem Geist wieder und verschwinden; er weiß, daß keiner dieser Orte jemals wieder für ihn Wirklichkeit erlangen wird; er fragt sich, was es ihn kümmert, ob sie je für andere Wirklichkeit erlangen werden; er will nichts mehr beschreiben, liest lieber in älteren Eintragungen seines Journals und langweilt sich dabei zu Tode. In seinen Briefen findet er dafür immer entschiedenere Worte des Selbstlobs: die Landkarten, die er auf verschiedene Zettel kritzelt, während er in In Salah (fast planmäßig angekommen und doch wieder nur gestrandet) in seinem Zimmer herumsitzt und auf die Weiterreise wartet, eine Hand fast immer am sinnlos erigierten Schwanz unter seiner Hose, werden, schreibt er, die genauesten sein, die es für lange Zeit über diesen Teil Afrikas geben kann, er stellt, schreibt er, Vergleiche zwischen der antiken und der modernen Geographie Afrikas an, aber es ist zu früh, etwas darüber zu sagen; er hat vor der Abreise aus Ghadames einen Kometen gesehen, der nach Südwesten gezogen ist: nur für ihn, nur um am Himmel seinen, Alexander Gordon Laings Weg vorzuzeichnen. In Wahrheit schreibt er die Messungen von seinen noch funktionierenden Navigationsgeräten von einem Zettel auf den anderen ab, kritzelt Wellenlinien für Gebirge auf die sehr weißen Blätter Papier, mit transkribierten seltenen Ortsnamen für die seltenen benennbaren Orte dieser leeren Region, stellt sich, um eher das Gefühl einer Verbindung zu den Menschen um ihn aufbauen zu können, vor, die Nachkommen von Garamanten und Ataranten vor sich zu sehen. Unter den Büchern, die er mit sich führt, sind (immerhin ist er der Sohn eines Lateinlehrers) auch Herodot, Plinius und Strabo, er kennt die paar Passagen, die das Innere Afrikas betreffen, schon auswendig; er verflucht, anders als die Ataranten, zugleich mit der Hitze auch schon die Kälte; abends kann er kaum mehr seine Feder halten, so klamm werden seine Finger; das läßt ihn immer wieder spüren, wieviel Zeit seit seinem Aufbruch verstrichen ist; umso rasanter, je weniger er zu tun imstande war. Grotesk findet er, daß es gleichzeitig immer noch heiß ist: er kann mit dem Gesicht in der Sonne sitzen und mit den Beinen im Schatten, und seine Gesichtshaut verbrennt, während seine Beine frieren; er fragt sich, warum Menschen sich einbilden, hier leben zu müssen, er würde es einfacher finden, wenn die Wüste menschenleer wäre ..."
Details
Erscheinungsjahr: 2004
Medium: Buch
Seiten: 408
Inhalt: 408 S.
ISBN-13: 9783854206491
ISBN-10: 3854206496
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Stangl, Thomas
Besonderheit: Unsere Aufsteiger
droschl verlag: Droschl Verlag
Maße: 230 x 155 x 32 mm
Von/Mit: Thomas Stangl
Erscheinungsdatum: 26.01.2004
Gewicht: 0,814 kg
preigu-id: 102495622
Details
Erscheinungsjahr: 2004
Medium: Buch
Seiten: 408
Inhalt: 408 S.
ISBN-13: 9783854206491
ISBN-10: 3854206496
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Stangl, Thomas
Besonderheit: Unsere Aufsteiger
droschl verlag: Droschl Verlag
Maße: 230 x 155 x 32 mm
Von/Mit: Thomas Stangl
Erscheinungsdatum: 26.01.2004
Gewicht: 0,814 kg
preigu-id: 102495622
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