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Beschreibung
Er machte plötzlich Licht. Vielleicht ist das doch etwas gemütlicher. Er stand vor mir. Er hatte eine Pistole auf mich gerichtet, an deren Lauf ein Schalldämpfer befestigt war. Ich blieb merkwürdig ruhig. Mein Puls erhöhte sich zwar, ich hörte mein Herz schlagen, aber ich konnte immer noch reden. Ich war einiges gewohnt von meinen Patienten und konnte meine Professionalität immer noch aufrechterhalten. Ich sagte: Bitte, legen Sie die Pistole weg, wir brauchen sie nicht.
Wir nicht, aber ich , sagte er.
Sie brauchen sie auch nicht. Mein Gehirn arbeitete absolut störungsfrei, ich war selbst überrascht und dachte: Nur nicht kränken. Ich sagte: Sie sind ein hochintelligenter Mann, Sie brauchen keine Pistole. Wenn Sie etwas erreichen wollen, dann verfügen Sie auch über andere Mittel.
Ich glaube, ich weiß selber am besten, was ich brauche. Sie insistierten ja in den Sitzungen immer so auf meiner Selbständigkeit, nicht wahr? Jetzt reden Sie nicht mehr. Jetzt machen Sie einfach genau, was ich Ihnen sage. Sie gehen jetzt in gehörigem Abstand vor mir in den Behandlungsraum hinüber. Dort legen Sie sich auf die Couch. Nur keine falsche Eile! Liegen Sie bequem? Es ist wichtig, dass Sie sich wohl fühlen. Jetzt sitze ich hinter Ihnen und Sie liegen vor mir. Ist doch korrekt, wir sind in einem demokratischen Land. Recht und Gerechtigkeit.
Nur nicht kränken , dachte ich immer wieder. Das Problem war nur, das weißt du ja, dass in einem solchen Moment alles als kränkend erlebt wird, was nicht genau seinen Vorstellungen entspricht, was im Weiteren geschehen sollte. Ich musste mitspielen, mich funktionalisieren lassen und ihn trotzdem aus der Sackgasse hinausmanövrieren. Aber es war schwer, ihm etwas vorzumachen, er war hochsensibel und wirklich sehr intelligent. Er wusste auch, wie man als Psychoanalytiker in solchen Situationen reagiert, er hatte einiges darüber gelesen.
Tatsächlich sagte er plötzlich: Ein Stück weit eingehen auf die narzisstische oder sogar wahnhafte Vorstellungswelt des Patienten und gleichzeitig versuchen, die Realitätskontrolle vorsichtig aufrechtzuerhalten. Mir machen Sie nichts vor, mein liebes Dujardinchen. Spielen Sie doch nicht den Gelassenen, den Überlegenen, ich weiß, Sie machen sich vor Angst fast in die Hosen. Sie wissen nicht, was ich vorhabe, und das ist schlimm. Ihre eigenen Phantasien gehen mit Ihnen durch, Sie sind Ihnen ausgeliefert, das ist die wahre Ohnmacht, das kommt dem nahe, was ich bei Ihnen in den Stunden empfand. Aber vielleicht nehmen Sie mich immer noch nicht ernst. Dafür eben habe ich diese Pistole hier, die ist übrigens noch von meinem Vater. Er hat sie nach dem Krieg in Tübingen einem ehemaligen Wehrmachtsoffizier abgekauft. Es würde also nicht das erste Mal daraus geschossen, wie Sie sich vorstellen können. Die Waffe wurde perfekt gepflegt. Was ein Schalldämpfer ist, werden Sie wohl wissen. Man hört nur ein leises Plop . Niemand im Haus wird gestört. Das bliebe gewissermaßen alles unter uns.
Ich hatte mich noch immer unter Kontrolle, dachte, er wolle mir nur drohen, er würde nicht bis zum Äußersten gehen. Aber was verlor er, wenn er mich umbrachte? Er lebte allein im Haus seiner Mutter. Sein Vater war schon lange tot. Als er starb, war der Junge kaum auf der Welt. Jedenfalls hatte er das behauptet. Die Mutter war vor einigen Jahren an Alzheimer erkrankt und lebte seit einigen Monaten in einem Heim. Er hatte sie lange zu Hause gepflegt. Sie war erst zweiundfünfzig Jahre alt. Er hasste sie, wie er sagte, war ihr aber gleichzeitig auch hörig. Eine Freundin hatte er nicht, aber er war im Begriff, akademische Karriere zu machen. Das würde ihn vermutlich von einem unüberlegten Schritt zurückhalten. Er arbeitete an der Informatikabteilung de
Wir nicht, aber ich , sagte er.
Sie brauchen sie auch nicht. Mein Gehirn arbeitete absolut störungsfrei, ich war selbst überrascht und dachte: Nur nicht kränken. Ich sagte: Sie sind ein hochintelligenter Mann, Sie brauchen keine Pistole. Wenn Sie etwas erreichen wollen, dann verfügen Sie auch über andere Mittel.
Ich glaube, ich weiß selber am besten, was ich brauche. Sie insistierten ja in den Sitzungen immer so auf meiner Selbständigkeit, nicht wahr? Jetzt reden Sie nicht mehr. Jetzt machen Sie einfach genau, was ich Ihnen sage. Sie gehen jetzt in gehörigem Abstand vor mir in den Behandlungsraum hinüber. Dort legen Sie sich auf die Couch. Nur keine falsche Eile! Liegen Sie bequem? Es ist wichtig, dass Sie sich wohl fühlen. Jetzt sitze ich hinter Ihnen und Sie liegen vor mir. Ist doch korrekt, wir sind in einem demokratischen Land. Recht und Gerechtigkeit.
Nur nicht kränken , dachte ich immer wieder. Das Problem war nur, das weißt du ja, dass in einem solchen Moment alles als kränkend erlebt wird, was nicht genau seinen Vorstellungen entspricht, was im Weiteren geschehen sollte. Ich musste mitspielen, mich funktionalisieren lassen und ihn trotzdem aus der Sackgasse hinausmanövrieren. Aber es war schwer, ihm etwas vorzumachen, er war hochsensibel und wirklich sehr intelligent. Er wusste auch, wie man als Psychoanalytiker in solchen Situationen reagiert, er hatte einiges darüber gelesen.
Tatsächlich sagte er plötzlich: Ein Stück weit eingehen auf die narzisstische oder sogar wahnhafte Vorstellungswelt des Patienten und gleichzeitig versuchen, die Realitätskontrolle vorsichtig aufrechtzuerhalten. Mir machen Sie nichts vor, mein liebes Dujardinchen. Spielen Sie doch nicht den Gelassenen, den Überlegenen, ich weiß, Sie machen sich vor Angst fast in die Hosen. Sie wissen nicht, was ich vorhabe, und das ist schlimm. Ihre eigenen Phantasien gehen mit Ihnen durch, Sie sind Ihnen ausgeliefert, das ist die wahre Ohnmacht, das kommt dem nahe, was ich bei Ihnen in den Stunden empfand. Aber vielleicht nehmen Sie mich immer noch nicht ernst. Dafür eben habe ich diese Pistole hier, die ist übrigens noch von meinem Vater. Er hat sie nach dem Krieg in Tübingen einem ehemaligen Wehrmachtsoffizier abgekauft. Es würde also nicht das erste Mal daraus geschossen, wie Sie sich vorstellen können. Die Waffe wurde perfekt gepflegt. Was ein Schalldämpfer ist, werden Sie wohl wissen. Man hört nur ein leises Plop . Niemand im Haus wird gestört. Das bliebe gewissermaßen alles unter uns.
Ich hatte mich noch immer unter Kontrolle, dachte, er wolle mir nur drohen, er würde nicht bis zum Äußersten gehen. Aber was verlor er, wenn er mich umbrachte? Er lebte allein im Haus seiner Mutter. Sein Vater war schon lange tot. Als er starb, war der Junge kaum auf der Welt. Jedenfalls hatte er das behauptet. Die Mutter war vor einigen Jahren an Alzheimer erkrankt und lebte seit einigen Monaten in einem Heim. Er hatte sie lange zu Hause gepflegt. Sie war erst zweiundfünfzig Jahre alt. Er hasste sie, wie er sagte, war ihr aber gleichzeitig auch hörig. Eine Freundin hatte er nicht, aber er war im Begriff, akademische Karriere zu machen. Das würde ihn vermutlich von einem unüberlegten Schritt zurückhalten. Er arbeitete an der Informatikabteilung de
Er machte plötzlich Licht. Vielleicht ist das doch etwas gemütlicher. Er stand vor mir. Er hatte eine Pistole auf mich gerichtet, an deren Lauf ein Schalldämpfer befestigt war. Ich blieb merkwürdig ruhig. Mein Puls erhöhte sich zwar, ich hörte mein Herz schlagen, aber ich konnte immer noch reden. Ich war einiges gewohnt von meinen Patienten und konnte meine Professionalität immer noch aufrechterhalten. Ich sagte: Bitte, legen Sie die Pistole weg, wir brauchen sie nicht.
Wir nicht, aber ich , sagte er.
Sie brauchen sie auch nicht. Mein Gehirn arbeitete absolut störungsfrei, ich war selbst überrascht und dachte: Nur nicht kränken. Ich sagte: Sie sind ein hochintelligenter Mann, Sie brauchen keine Pistole. Wenn Sie etwas erreichen wollen, dann verfügen Sie auch über andere Mittel.
Ich glaube, ich weiß selber am besten, was ich brauche. Sie insistierten ja in den Sitzungen immer so auf meiner Selbständigkeit, nicht wahr? Jetzt reden Sie nicht mehr. Jetzt machen Sie einfach genau, was ich Ihnen sage. Sie gehen jetzt in gehörigem Abstand vor mir in den Behandlungsraum hinüber. Dort legen Sie sich auf die Couch. Nur keine falsche Eile! Liegen Sie bequem? Es ist wichtig, dass Sie sich wohl fühlen. Jetzt sitze ich hinter Ihnen und Sie liegen vor mir. Ist doch korrekt, wir sind in einem demokratischen Land. Recht und Gerechtigkeit.
Nur nicht kränken , dachte ich immer wieder. Das Problem war nur, das weißt du ja, dass in einem solchen Moment alles als kränkend erlebt wird, was nicht genau seinen Vorstellungen entspricht, was im Weiteren geschehen sollte. Ich musste mitspielen, mich funktionalisieren lassen und ihn trotzdem aus der Sackgasse hinausmanövrieren. Aber es war schwer, ihm etwas vorzumachen, er war hochsensibel und wirklich sehr intelligent. Er wusste auch, wie man als Psychoanalytiker in solchen Situationen reagiert, er hatte einiges darüber gelesen.
Tatsächlich sagte er plötzlich: Ein Stück weit eingehen auf die narzisstische oder sogar wahnhafte Vorstellungswelt des Patienten und gleichzeitig versuchen, die Realitätskontrolle vorsichtig aufrechtzuerhalten. Mir machen Sie nichts vor, mein liebes Dujardinchen. Spielen Sie doch nicht den Gelassenen, den Überlegenen, ich weiß, Sie machen sich vor Angst fast in die Hosen. Sie wissen nicht, was ich vorhabe, und das ist schlimm. Ihre eigenen Phantasien gehen mit Ihnen durch, Sie sind Ihnen ausgeliefert, das ist die wahre Ohnmacht, das kommt dem nahe, was ich bei Ihnen in den Stunden empfand. Aber vielleicht nehmen Sie mich immer noch nicht ernst. Dafür eben habe ich diese Pistole hier, die ist übrigens noch von meinem Vater. Er hat sie nach dem Krieg in Tübingen einem ehemaligen Wehrmachtsoffizier abgekauft. Es würde also nicht das erste Mal daraus geschossen, wie Sie sich vorstellen können. Die Waffe wurde perfekt gepflegt. Was ein Schalldämpfer ist, werden Sie wohl wissen. Man hört nur ein leises Plop . Niemand im Haus wird gestört. Das bliebe gewissermaßen alles unter uns.
Ich hatte mich noch immer unter Kontrolle, dachte, er wolle mir nur drohen, er würde nicht bis zum Äußersten gehen. Aber was verlor er, wenn er mich umbrachte? Er lebte allein im Haus seiner Mutter. Sein Vater war schon lange tot. Als er starb, war der Junge kaum auf der Welt. Jedenfalls hatte er das behauptet. Die Mutter war vor einigen Jahren an Alzheimer erkrankt und lebte seit einigen Monaten in einem Heim. Er hatte sie lange zu Hause gepflegt. Sie war erst zweiundfünfzig Jahre alt. Er hasste sie, wie er sagte, war ihr aber gleichzeitig auch hörig. Eine Freundin hatte er nicht, aber er war im Begriff, akademische Karriere zu machen. Das würde ihn vermutlich von einem unüberlegten Schritt zurückhalten. Er arbeitete an der Informatikabteilung de
Wir nicht, aber ich , sagte er.
Sie brauchen sie auch nicht. Mein Gehirn arbeitete absolut störungsfrei, ich war selbst überrascht und dachte: Nur nicht kränken. Ich sagte: Sie sind ein hochintelligenter Mann, Sie brauchen keine Pistole. Wenn Sie etwas erreichen wollen, dann verfügen Sie auch über andere Mittel.
Ich glaube, ich weiß selber am besten, was ich brauche. Sie insistierten ja in den Sitzungen immer so auf meiner Selbständigkeit, nicht wahr? Jetzt reden Sie nicht mehr. Jetzt machen Sie einfach genau, was ich Ihnen sage. Sie gehen jetzt in gehörigem Abstand vor mir in den Behandlungsraum hinüber. Dort legen Sie sich auf die Couch. Nur keine falsche Eile! Liegen Sie bequem? Es ist wichtig, dass Sie sich wohl fühlen. Jetzt sitze ich hinter Ihnen und Sie liegen vor mir. Ist doch korrekt, wir sind in einem demokratischen Land. Recht und Gerechtigkeit.
Nur nicht kränken , dachte ich immer wieder. Das Problem war nur, das weißt du ja, dass in einem solchen Moment alles als kränkend erlebt wird, was nicht genau seinen Vorstellungen entspricht, was im Weiteren geschehen sollte. Ich musste mitspielen, mich funktionalisieren lassen und ihn trotzdem aus der Sackgasse hinausmanövrieren. Aber es war schwer, ihm etwas vorzumachen, er war hochsensibel und wirklich sehr intelligent. Er wusste auch, wie man als Psychoanalytiker in solchen Situationen reagiert, er hatte einiges darüber gelesen.
Tatsächlich sagte er plötzlich: Ein Stück weit eingehen auf die narzisstische oder sogar wahnhafte Vorstellungswelt des Patienten und gleichzeitig versuchen, die Realitätskontrolle vorsichtig aufrechtzuerhalten. Mir machen Sie nichts vor, mein liebes Dujardinchen. Spielen Sie doch nicht den Gelassenen, den Überlegenen, ich weiß, Sie machen sich vor Angst fast in die Hosen. Sie wissen nicht, was ich vorhabe, und das ist schlimm. Ihre eigenen Phantasien gehen mit Ihnen durch, Sie sind Ihnen ausgeliefert, das ist die wahre Ohnmacht, das kommt dem nahe, was ich bei Ihnen in den Stunden empfand. Aber vielleicht nehmen Sie mich immer noch nicht ernst. Dafür eben habe ich diese Pistole hier, die ist übrigens noch von meinem Vater. Er hat sie nach dem Krieg in Tübingen einem ehemaligen Wehrmachtsoffizier abgekauft. Es würde also nicht das erste Mal daraus geschossen, wie Sie sich vorstellen können. Die Waffe wurde perfekt gepflegt. Was ein Schalldämpfer ist, werden Sie wohl wissen. Man hört nur ein leises Plop . Niemand im Haus wird gestört. Das bliebe gewissermaßen alles unter uns.
Ich hatte mich noch immer unter Kontrolle, dachte, er wolle mir nur drohen, er würde nicht bis zum Äußersten gehen. Aber was verlor er, wenn er mich umbrachte? Er lebte allein im Haus seiner Mutter. Sein Vater war schon lange tot. Als er starb, war der Junge kaum auf der Welt. Jedenfalls hatte er das behauptet. Die Mutter war vor einigen Jahren an Alzheimer erkrankt und lebte seit einigen Monaten in einem Heim. Er hatte sie lange zu Hause gepflegt. Sie war erst zweiundfünfzig Jahre alt. Er hasste sie, wie er sagte, war ihr aber gleichzeitig auch hörig. Eine Freundin hatte er nicht, aber er war im Begriff, akademische Karriere zu machen. Das würde ihn vermutlich von einem unüberlegten Schritt zurückhalten. Er arbeitete an der Informatikabteilung de
Details
Erscheinungsjahr: | 2002 |
---|---|
Genre: | Belletristik |
Medium: | Buch |
Inhalt: | Gebunden |
ISBN-13: | 9783312002900 |
ISBN-10: | 3312002907 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Gebunden |
Autor: | Acklin, Jürg |
Auflage: | 1. Auflage |
Hersteller: |
Nagel & Kimche
Nagel + Kimche Verlag Ag |
Verantwortliche Person für die EU: | NAGEL & KIMCHE, in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Valentinskamp 24, D-20354 Hamburg, info@nagel-kimche.com |
Maße: | 200 x 121 x 17 mm |
Von/Mit: | Jürg Acklin |
Erscheinungsdatum: | 18.02.2002 |
Gewicht: | 0,205 kg |
Details
Erscheinungsjahr: | 2002 |
---|---|
Genre: | Belletristik |
Medium: | Buch |
Inhalt: | Gebunden |
ISBN-13: | 9783312002900 |
ISBN-10: | 3312002907 |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Gebunden |
Autor: | Acklin, Jürg |
Auflage: | 1. Auflage |
Hersteller: |
Nagel & Kimche
Nagel + Kimche Verlag Ag |
Verantwortliche Person für die EU: | NAGEL & KIMCHE, in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Valentinskamp 24, D-20354 Hamburg, info@nagel-kimche.com |
Maße: | 200 x 121 x 17 mm |
Von/Mit: | Jürg Acklin |
Erscheinungsdatum: | 18.02.2002 |
Gewicht: | 0,205 kg |
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