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Das Kind das ich war
Buch von Peter Wawerzinek
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Meine Heimat ist Mecklenburg. Meine Vaterstadt Grimmen. Meine Muttersprache wohnt in der Gesichtsfarbe der wetterfesten Bauern. Von den Tieren auf dem Wasser habe ich meine Fröhlichkeit. Den Schollen im Wasser verdanke ich meinen Ernst. Die Traurigkeit der Quallen nahm mich bei der Hand. Ich bin ein Liebhaber von geborgenen Feuern, wie sie in den Räuchertonnen der Fischer lodern. Und ich kann, zwischen Steinen hingestreckt, die Nacht am Meer ausharren. Ich bin ein großer Wolkengucker.Ich wurde geboren und weigerte mich, zu atmen. Mein Puls ging mit den Jahreszeiten. Als ich ins Heim gesteckt wurde, war ich ein zarter Same, ein nichtiges Korn im Sand.Ich wuchs auf. In einer Natur mit steifem Nord und Nordost. Mit hartnäckigen Windböen gespickt, kamen meine Jahre. Als die Rostocker Innenstadt wiederaufgebaut und Wiesen trockengelegt wurden. Wo die zukunftsweisenden Zauberworte Melioration und Rinderoffenställe waren. Gebilde, von denen Bauer Pöschke sagte: Is schon schlimm, daß man nicht recht aussprechen kann, was einem zudem nicht recht in den hohlen Kopf gehen will.Da woher ich komme, geben windschiefe Krüppelkiefern am steilen Ufer der Landschaft ihre Note. Die Postfrau wußte alles und kannte jeden und stand viele Stunden mit den Leuten herum. Um alles und jedes zu bereden.Da woher ich bin, hält man sich Schweine und bernsteinfarbene Hühner. Ruf die Hühnchen, daß sie kommen, bring ihnen Körner als Willkommen. Seltener Schafe. Wie der Böttchermeister zu Kröpelin. Dem zwei wollige Knäuel im Kampf gegen die hartnäckige Brennessel zur Seite standen.Die Kinder der Leute trugen blonde Schöpfe und waren in ihrem Gesicht von Sehnsucht gezeichnet. Man munkelte, sie wären zu nachtschlafender Zeit über dem erleuchteten Mondsee erschienen. Mit wallendem Haar, jedes auf einem Stück Holz, in großer Schar. Ein Teesieb zum Segel umfunktioniert. Irgendein Gerät von Omas Spindel als Ruder.Die Söhne der Leute in Mäkelborg wurden, was die Väter waren. Die Väter der besseren Söhne waren Bauern oder Arbeiter. Die Arbeitersöhne werkelten am Rande des Ortes in einer niedrigen Metallfabrik. In den dunklen Hallen schweißten sie, wenn der Plan erfüllt war, Gartenzäune und schnörklige Kerzenständer, später sogar originalgetreue Schaukeln namens Hollywood.Die Haut der Töchter der Väter war lichtweiß, wie aus Sand vom hellen Strand gebacken gingen sie im Dorf um. Als träumten sie durchweg von einem eigenen Frisiersalon. Die meisten von ihnen wollten Mannequin werden und hatten im schönsten Sommer noch die dicken Strumpfhosen zu ertragen. Die Töchter der molligen Fischerinnen waren schlank und biegsam. Geradeso, als könnten sie durch sämtliche Schlüssellöcher gehen. Die Mütter und ihre zierlichen Töchter hatten gewöhnlich Sommersprossen und eine gräßliche Aussprache. Sie saßen im Hof und schauten den Vätern beim Netzeflicken zu. Die Männer der bolzigen Frauen trugen über ihren dicken Joppen lange Schürzen. Brüchige Lackumhänge, an denen getrocknete Fischschuppen flimmerten.Die Väter unserer Väter, sagten die Söhne der Väter voller Stolz, stachen wie deren Väter immer schon in See. Weit vor dem Sonnenaufgang zogen sie mit ihren Netzen Fische ans Land. Der Fischer Scheller sang: 'Im Wasser schwimmen die Fischlein herum. Bald sind sie grad, dann wieder krumm.' Mal fingen die Fänger viel. Mal kriegten sie nur ein paar Schollen zu fassen. In schlechten Zeiten verfingen sich ausschließlich Muscheln und Krebse in den engen Maschen.Von den Fischern hieß es, sie seien die gebildetsten Mannen vonner Küst all Tied wast, weil sie früher schon besser als der Pastor schreiben und vor allem gut rechnen konnten und 'ne Menge aus den Atlanten der See zu lesen verstanden, ohne daß die Schule nachzuhelfen brauchte.Die Kinder vom Fleischer hingegen waren dick und ungemütlich. Ihre Pausenbrote waren extraordinär und prall belegt. Sie waren in der Schule denkbar schlecht. De süln rechens liern, dat langt hin, um das Geschäft zu übernehmen, sagte der Fleischer jedem,
Meine Heimat ist Mecklenburg. Meine Vaterstadt Grimmen. Meine Muttersprache wohnt in der Gesichtsfarbe der wetterfesten Bauern. Von den Tieren auf dem Wasser habe ich meine Fröhlichkeit. Den Schollen im Wasser verdanke ich meinen Ernst. Die Traurigkeit der Quallen nahm mich bei der Hand. Ich bin ein Liebhaber von geborgenen Feuern, wie sie in den Räuchertonnen der Fischer lodern. Und ich kann, zwischen Steinen hingestreckt, die Nacht am Meer ausharren. Ich bin ein großer Wolkengucker.Ich wurde geboren und weigerte mich, zu atmen. Mein Puls ging mit den Jahreszeiten. Als ich ins Heim gesteckt wurde, war ich ein zarter Same, ein nichtiges Korn im Sand.Ich wuchs auf. In einer Natur mit steifem Nord und Nordost. Mit hartnäckigen Windböen gespickt, kamen meine Jahre. Als die Rostocker Innenstadt wiederaufgebaut und Wiesen trockengelegt wurden. Wo die zukunftsweisenden Zauberworte Melioration und Rinderoffenställe waren. Gebilde, von denen Bauer Pöschke sagte: Is schon schlimm, daß man nicht recht aussprechen kann, was einem zudem nicht recht in den hohlen Kopf gehen will.Da woher ich komme, geben windschiefe Krüppelkiefern am steilen Ufer der Landschaft ihre Note. Die Postfrau wußte alles und kannte jeden und stand viele Stunden mit den Leuten herum. Um alles und jedes zu bereden.Da woher ich bin, hält man sich Schweine und bernsteinfarbene Hühner. Ruf die Hühnchen, daß sie kommen, bring ihnen Körner als Willkommen. Seltener Schafe. Wie der Böttchermeister zu Kröpelin. Dem zwei wollige Knäuel im Kampf gegen die hartnäckige Brennessel zur Seite standen.Die Kinder der Leute trugen blonde Schöpfe und waren in ihrem Gesicht von Sehnsucht gezeichnet. Man munkelte, sie wären zu nachtschlafender Zeit über dem erleuchteten Mondsee erschienen. Mit wallendem Haar, jedes auf einem Stück Holz, in großer Schar. Ein Teesieb zum Segel umfunktioniert. Irgendein Gerät von Omas Spindel als Ruder.Die Söhne der Leute in Mäkelborg wurden, was die Väter waren. Die Väter der besseren Söhne waren Bauern oder Arbeiter. Die Arbeitersöhne werkelten am Rande des Ortes in einer niedrigen Metallfabrik. In den dunklen Hallen schweißten sie, wenn der Plan erfüllt war, Gartenzäune und schnörklige Kerzenständer, später sogar originalgetreue Schaukeln namens Hollywood.Die Haut der Töchter der Väter war lichtweiß, wie aus Sand vom hellen Strand gebacken gingen sie im Dorf um. Als träumten sie durchweg von einem eigenen Frisiersalon. Die meisten von ihnen wollten Mannequin werden und hatten im schönsten Sommer noch die dicken Strumpfhosen zu ertragen. Die Töchter der molligen Fischerinnen waren schlank und biegsam. Geradeso, als könnten sie durch sämtliche Schlüssellöcher gehen. Die Mütter und ihre zierlichen Töchter hatten gewöhnlich Sommersprossen und eine gräßliche Aussprache. Sie saßen im Hof und schauten den Vätern beim Netzeflicken zu. Die Männer der bolzigen Frauen trugen über ihren dicken Joppen lange Schürzen. Brüchige Lackumhänge, an denen getrocknete Fischschuppen flimmerten.Die Väter unserer Väter, sagten die Söhne der Väter voller Stolz, stachen wie deren Väter immer schon in See. Weit vor dem Sonnenaufgang zogen sie mit ihren Netzen Fische ans Land. Der Fischer Scheller sang: 'Im Wasser schwimmen die Fischlein herum. Bald sind sie grad, dann wieder krumm.' Mal fingen die Fänger viel. Mal kriegten sie nur ein paar Schollen zu fassen. In schlechten Zeiten verfingen sich ausschließlich Muscheln und Krebse in den engen Maschen.Von den Fischern hieß es, sie seien die gebildetsten Mannen vonner Küst all Tied wast, weil sie früher schon besser als der Pastor schreiben und vor allem gut rechnen konnten und 'ne Menge aus den Atlanten der See zu lesen verstanden, ohne daß die Schule nachzuhelfen brauchte.Die Kinder vom Fleischer hingegen waren dick und ungemütlich. Ihre Pausenbrote waren extraordinär und prall belegt. Sie waren in der Schule denkbar schlecht. De süln rechens liern, dat langt hin, um das Geschäft zu übernehmen, sagte der Fleischer jedem,
Details
Erscheinungsjahr: 2010
Genre: Romane & Erzählungen
Rubrik: Belletristik
Medium: Buch
Seiten: 144
Inhalt: 144 S.
ISBN-13: 9783887472511
ISBN-10: 3887472519
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Wawerzinek, Peter
Besonderheit: Unsere Aufsteiger
transit buchverlag gmbh: Transit Buchverlag GmbH
Maße: 220 x 147 x 16 mm
Von/Mit: Peter Wawerzinek
Erscheinungsdatum: 06.07.2010
Gewicht: 0,285 kg
preigu-id: 101021274
Details
Erscheinungsjahr: 2010
Genre: Romane & Erzählungen
Rubrik: Belletristik
Medium: Buch
Seiten: 144
Inhalt: 144 S.
ISBN-13: 9783887472511
ISBN-10: 3887472519
Sprache: Deutsch
Einband: Gebunden
Autor: Wawerzinek, Peter
Besonderheit: Unsere Aufsteiger
transit buchverlag gmbh: Transit Buchverlag GmbH
Maße: 220 x 147 x 16 mm
Von/Mit: Peter Wawerzinek
Erscheinungsdatum: 06.07.2010
Gewicht: 0,285 kg
preigu-id: 101021274
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