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Beschreibung
Vorwort
Als ich vor zwanzig Jahren am Echolot zu arbeiten begann, besch?igten mich drei Bilder.
Zun?st der ?Turmbau zu Babel? von Breughel, jene Darstellung des konisch zulaufenden Turms, der vielb?gig aufeinander gesetzten Spirale, die sich in die Wolken hineinschraubt und zu Gott hinaufdr?t, jener Turm, den Menschen bauten, um dem Allm?tigen gleich zu sein, den sie aber auch aus Sehnsucht aufrichteten, m?glichst schon vor der Zeit zu ihm zu gelangen und sich in seinem Scho?zu bergen. Der Babylonische Turm st?rzte ein, wir wissen es, und die Verwirrung, die sein Fall mit sich brachte, dauert an.
Das zweite Bild war die ?Alexanderschlacht? von Albrecht Altdorfer, jenes bekannte Gem?e, auf dem Tausende von Kriegern auszumachen sind, die einander umbringen. Menschen ohne Namen, Todgeweihte, l?st vermodert und vergessen, und doch M?er, die Frau und Kind zu Hause sitzen hatten, deren Keime wir als Nachkommen in uns tragen.
Das dritte Bild war die ??ergabe von Breda? des Spaniers Vel?uez. Auf diesem Bild steht ein Sieger einem Besiegten gegen?ber. Der siegreiche Feldherr hat dem Unterlegenen, der ihm dem?tig die Schl?ssel der Stadt ?bergibt, nicht den Fu?in den Nacken gesetzt, sondern er neigt sich ihm g?tig zu, ja, er hebt den sich beugenden Unterlegenen auf! Dieses Bild wurde vor 360 Jahren gemalt, und bis heute wurde seine Botschaft nicht eingel?st.
Heute, in den Tagen des Erinnerns, zwei Generationen nach Kriegsende, sind es andere Bilder, an die ich denken mu? Die Kamera schwenkt ?ber das zerst?rte Warschau, ?ber die Leichenhaufen von Bergen-Belsen und ?ber eine Gef?nismauer, die von Einsch?ssen gesprenkelt ist, und noch immer werden Massengr?r ge?ffnet und Tote exhumiert. In Hiroshima l?et die Glocke.
Ich erinnere mich in diesen Tagen auch an die stillen Trecks der Fl?chtlinge, an die zur?ckhetzenden fliehenden deutschen Soldaten, rette sich wer kann! Und an die fr?hlich heimziehenden Fremdarbeiter mit ihren nationalen Kokarden. Auch an den weinenden Kindersoldaten auf der Protze seines zerst?rten Gesch?tzes mu?ich denken.
Meine Eltern besa?n eine Tabakb?chse aus der Zeit des Siebenj?igen Krieges, sie stand auf dem Radio neben Judenbart und Schlangenkaktus, auf der war zu lesen:
Es wechselt alles ab,
Nach Krieg und Blutvergie?n
La? uns des Himmels Huld,
Des Friedens Lust genie?n.
Nein, von ?genie?n? kann keine Rede sein. Unser Film ist zwar durchgelaufen, aber es liegen andere bereit, die wir alle noch sehen werden, wieder und wieder werden es Bilder von Krieg und Blutvergie?n sein, ein Ende der Vorstellung ist nicht in Sicht: Die Hochh?er brennen schon.
An die Bilderbibel von Dor?u?ich denken, die ich als Kind, auf dem Teppich liegend, durchbl?erte, an die Sintflut: Die Wasser verlaufen sich, und auf den Klippen liegen die Leiber der Ertrunkenen ? Wir warten noch immer auf die Taube, die uns den ?zweig bringt. Aber auf dem Bild von Dor?pannt sich kein Regenbogen ?ber den Toten.
Nartum, Februar 2005 Walter Kempowski
Fr?hlingsglaube
Die linden L?fte sind erwacht,
Sie s?eln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun mu?sich alles, alles wenden.
Die Welt wird sch?ner mit jedem Tag,
Man wei?nicht, was noch werden mag,
Das Bl?hen will nicht enden.
Es bl?ht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergi?der Qual!
Nun mu?sich alles, alles wenden.
2059 Tage Freitag, 20. April 1945 18 Tage
Den Feinden entfiel der Mut; denn sie merkten, da?dies Werk von Gott war.
herrnhut neh. 6,16
Diesen hof ausfegen
Deezen hoaf ous faygen
Sweep this yard
stars and stripes,
daily german lesson
Der letzte Geburtstag Hitlers verlief tr?be und traurig. Zur Gratulation erschienen die Gro?dmirale Raeder und D?nitz, Himmler und Goebbels.
Martin Bormann 1900?1945 Berlin
Geburtstag des F?hrers
Leider nicht gerade ?Geburtstags-Lage?
Abflug Vorauskommando nach Salzburg angeordnet.
Dr. Theodor Morell 1886?1948 Berlin / Reichskanzlei
Strophantose, Betabion forte i. v. plus Harmin s.c. ? durch Dr. Stumpfegger machen lassen, da ich zu zittrig war.
*
Benito Mussolini 1883?1945 Mailand / Palazzo Monforte
Interview
Ich empfand und empfinde f?r Hitler die gr??e Hochachtung. Man mu?unterscheiden zwischen Hitler und einigen seiner M?er, die in vorderster Reihe stehen.
Adolf Hitler 1889?1945 (Berlin)
An Benito Mussolini Meinen Dank Ihnen, Duce, f?r Ihre Gl?ckw?nsche zu meinem Geburtstag. Der Kampf, den wir um unsere nackte Existenz f?hren, hat seinen H?hepunkt erreicht. Mit unbeschr?tem Materialeinsatz setzen der Bolschewismus und die Truppen des Judentums alles daran, ihre zerst?rerischen Kr?e in Deutschland zu vereinen und so unseren Kontinent in ein Chaos zu st?rzen. Im Geiste z?r Todesverachtung werden das deutsche Volk und alle, die gleichen Geistes sind, diesen Ansturm zum Halten bringen, wie schwer auch der Kampf sein mag, und durch ihren einzigartigen Heldenmut den Verlauf des Krieges ?ern. In diesem historischen Augenblick, in dem das Schicksal Europas auf Jahrhunderte hinaus entschieden wird, sende ich Ihnen meine herzlichsten Gr??. Adolf Hitler
Joseph Goebbels 1897?1945 (Berlin)
Rundfunkansprache Deutschland wird nach diesem Kriege in wenigen Jahren aufbl?hen wie nie zuvor. Seine zerst?rten Landschaften und Provinzen werden mit neuen, sch?neren St?en und D?rfern bebaut werden, in denen gl?ckliche Menschen wohnen. Ganz Europa wird an diesem Aufschwung teilnehmen. Wir werden wieder Freund sein mit allen V?lkern, die guten Willens sind, werden mit ihnen zusammen die schweren Wunden, die das edle Antlitz unseres Kontinents entstellen, zum Vernarben bringen. Auf reichen Getreidefeldern wird das t?iche Brot wachsen, das den Hunger der Millionen stillt, die heute darben und leiden. Es wird Arbeit in H?lle und F?lle geben, und aus ihr wird als der tiefsten Quelle menschlichen Gl?cks Segen und Kraft f?r alle entspringen. Das Chaos wird geb?igt werden! Nicht die Unterwelt wird diesen Erdteil beherrschen, sondern Ordnung, Frieden und Wohlstand. Das war immer unser Ziel! Es ist das auch noch heute. Setzten die Feindm?te ihren Willen durch, ? die Menschheit w?rde in einem Meer von Blut und Tr?n versinken. Kriege w?rden sich mit Kriegen, Revolutionen mit Revolutionen abwechseln, und in ihrer furchtbaren Folge w?rde auch noch der letzte Rest, der von einer Welt, die sch?n und liebenswert war und wieder sein wird, ?briggeblieben ist, zugrunde gerichtet werden.
Winston Churchill 1874?1965 (London)
In dem Moment, da sie am dringendsten n?tig gewesen w?, fehlte die unerl?iche politische F?hrung. Meister ?ber die Geschicke der Welt, standen die Vereinigten Staaten als Sieger auf dem Schauplatz, aber ohne eine in sich geschlossene, klare Konzeption der Zukunft.
Bernard Law Montgomery 1887?1976 (Nordwestdeutschland)
Ich hatte immer Berlin als das Hauptziel angesehen. Es war der politische Mittelpunkt Deutschlands, und wenn wir vor den Russen dortsein konnten, w?rde in den Jahren nach dem Krieg alles f?r uns viel leichter werden. [?] Berlin ging uns schon im August 1944 verloren, als wir es nach dem Sieg in der Normandie unterlie?n, einen vern?nftigen Operationsplan aufzustellen.
Der sowjetische General Georgij Shukow 1896?1974 vor Berlin
Am 20. April [?] er?ffnete die weitreichende Artillerie des 79. Sch?tzenkorps der 3. Sto?rmee das Feuer auf Berlin. Der Sturm der deutschen Hauptstadt begann.
*
Alfred Kantorowicz 1899?1979 (New York)
Franklin Delano Roosevelt starb ? wie Abraham Lincoln ? im Bewu?sein des erk?ften Sieges. Ein sch?ner Tod: zu sterben am Endpunkt des Erfolges, bevor noch die Gegenkr?e zum Zuge gekommen sind, die den Sieg sch?en werden, seine Fr?chte verwesen machen ? das Schicksal Wilsons ist Roosevelt erspart geblieben. Er wird nicht mehr erleiden m?ssen, wie andere ihm den Frieden verderben. Es ist ein seltsames Zusammentreffen: Roosevelt in der westlichen Hemisph? der entscheidende Gegenspieler des rasenden P?belanf?hrers aus Braunau, kam zur gleichen Zeit an die Spitze der Staatsmacht wie jener. Hitler, der Besiegte, wird den Sieger nicht lange ?berleben. Der w?tige Hasser hat Roosevelt wahrscheinlich mehr geha? als irgendeinen anderen einzelnen in der Welt. Juden, Kommunisten, Intellektuelle, gegen die er sich heiser schrie, das waren Kollektive, Abstrakta gewisserma?n, Zwangsvorstellungen des Tobs?chtigen, Objekte seiner manischen Ausbr?che, aber wenn er den Namen Roosevelt aussprach, dann brach sich seine Stimme vor Ha?ekreisch. Es war das Aristokratische in Roosevelt, das Helle, Strahlende, Zauberhafte, das des verlumpten Kleinb?rgers dumpfige Minderwertigkeit zum Brodeln brachte.
Ich will keinen ??ermenschen? aus ihm machen, auch nicht in der Stunde der Trauer. Eher mu?ich vor mir selber Ungerechtigkeiten abw?n, die sich seit Jahren in meinen Notizen finden. Ich habe bittre Worte ?ber ihn niedergeschrieben; sie kamen aus entt?chtem Vertrauen, entt?chter Hoffnung. Und ich kann sie nun teilweise zur?cknehmen. Der Staatsmann, der Vision? der geistige F?hrer Roosevelt hat dem Politiker, der sich im R?espiel des Alltags bewegen mu? allzuoft Konzessionen gemacht. Er hat geschwiegen, als er ? nach Pearl Harbor und der Kriegserkl?ng durch Nazideutschland ? die M?glichkeit gehabt h?e, mit den Freunden und Verteidigern von Nazismus und Faschismus in seinem Lande abzurechnen. Er hat den Krieg entarten lassen zu einer Polizeiaktion gegen Gangster, nach deren Niederringung seine Truppen sich als Gendarmen der Restauration einf?hrten. Die Wohnviertel der Armen sind zerbombt worden, aber seine Sonderbotschafter ?berbrachten Komplimente in die Pal?e der K?nige, Marsch?e und Industrieherren. Er hat mit franz?sischen Faschisten in Casablanca H?edr?cke getauscht ? in Sichtweite der...
Als ich vor zwanzig Jahren am Echolot zu arbeiten begann, besch?igten mich drei Bilder.
Zun?st der ?Turmbau zu Babel? von Breughel, jene Darstellung des konisch zulaufenden Turms, der vielb?gig aufeinander gesetzten Spirale, die sich in die Wolken hineinschraubt und zu Gott hinaufdr?t, jener Turm, den Menschen bauten, um dem Allm?tigen gleich zu sein, den sie aber auch aus Sehnsucht aufrichteten, m?glichst schon vor der Zeit zu ihm zu gelangen und sich in seinem Scho?zu bergen. Der Babylonische Turm st?rzte ein, wir wissen es, und die Verwirrung, die sein Fall mit sich brachte, dauert an.
Das zweite Bild war die ?Alexanderschlacht? von Albrecht Altdorfer, jenes bekannte Gem?e, auf dem Tausende von Kriegern auszumachen sind, die einander umbringen. Menschen ohne Namen, Todgeweihte, l?st vermodert und vergessen, und doch M?er, die Frau und Kind zu Hause sitzen hatten, deren Keime wir als Nachkommen in uns tragen.
Das dritte Bild war die ??ergabe von Breda? des Spaniers Vel?uez. Auf diesem Bild steht ein Sieger einem Besiegten gegen?ber. Der siegreiche Feldherr hat dem Unterlegenen, der ihm dem?tig die Schl?ssel der Stadt ?bergibt, nicht den Fu?in den Nacken gesetzt, sondern er neigt sich ihm g?tig zu, ja, er hebt den sich beugenden Unterlegenen auf! Dieses Bild wurde vor 360 Jahren gemalt, und bis heute wurde seine Botschaft nicht eingel?st.
Heute, in den Tagen des Erinnerns, zwei Generationen nach Kriegsende, sind es andere Bilder, an die ich denken mu? Die Kamera schwenkt ?ber das zerst?rte Warschau, ?ber die Leichenhaufen von Bergen-Belsen und ?ber eine Gef?nismauer, die von Einsch?ssen gesprenkelt ist, und noch immer werden Massengr?r ge?ffnet und Tote exhumiert. In Hiroshima l?et die Glocke.
Ich erinnere mich in diesen Tagen auch an die stillen Trecks der Fl?chtlinge, an die zur?ckhetzenden fliehenden deutschen Soldaten, rette sich wer kann! Und an die fr?hlich heimziehenden Fremdarbeiter mit ihren nationalen Kokarden. Auch an den weinenden Kindersoldaten auf der Protze seines zerst?rten Gesch?tzes mu?ich denken.
Meine Eltern besa?n eine Tabakb?chse aus der Zeit des Siebenj?igen Krieges, sie stand auf dem Radio neben Judenbart und Schlangenkaktus, auf der war zu lesen:
Es wechselt alles ab,
Nach Krieg und Blutvergie?n
La? uns des Himmels Huld,
Des Friedens Lust genie?n.
Nein, von ?genie?n? kann keine Rede sein. Unser Film ist zwar durchgelaufen, aber es liegen andere bereit, die wir alle noch sehen werden, wieder und wieder werden es Bilder von Krieg und Blutvergie?n sein, ein Ende der Vorstellung ist nicht in Sicht: Die Hochh?er brennen schon.
An die Bilderbibel von Dor?u?ich denken, die ich als Kind, auf dem Teppich liegend, durchbl?erte, an die Sintflut: Die Wasser verlaufen sich, und auf den Klippen liegen die Leiber der Ertrunkenen ? Wir warten noch immer auf die Taube, die uns den ?zweig bringt. Aber auf dem Bild von Dor?pannt sich kein Regenbogen ?ber den Toten.
Nartum, Februar 2005 Walter Kempowski
Fr?hlingsglaube
Die linden L?fte sind erwacht,
Sie s?eln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun mu?sich alles, alles wenden.
Die Welt wird sch?ner mit jedem Tag,
Man wei?nicht, was noch werden mag,
Das Bl?hen will nicht enden.
Es bl?ht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergi?der Qual!
Nun mu?sich alles, alles wenden.
2059 Tage Freitag, 20. April 1945 18 Tage
Den Feinden entfiel der Mut; denn sie merkten, da?dies Werk von Gott war.
herrnhut neh. 6,16
Diesen hof ausfegen
Deezen hoaf ous faygen
Sweep this yard
stars and stripes,
daily german lesson
Der letzte Geburtstag Hitlers verlief tr?be und traurig. Zur Gratulation erschienen die Gro?dmirale Raeder und D?nitz, Himmler und Goebbels.
Martin Bormann 1900?1945 Berlin
Geburtstag des F?hrers
Leider nicht gerade ?Geburtstags-Lage?
Abflug Vorauskommando nach Salzburg angeordnet.
Dr. Theodor Morell 1886?1948 Berlin / Reichskanzlei
Strophantose, Betabion forte i. v. plus Harmin s.c. ? durch Dr. Stumpfegger machen lassen, da ich zu zittrig war.
*
Benito Mussolini 1883?1945 Mailand / Palazzo Monforte
Interview
Ich empfand und empfinde f?r Hitler die gr??e Hochachtung. Man mu?unterscheiden zwischen Hitler und einigen seiner M?er, die in vorderster Reihe stehen.
Adolf Hitler 1889?1945 (Berlin)
An Benito Mussolini Meinen Dank Ihnen, Duce, f?r Ihre Gl?ckw?nsche zu meinem Geburtstag. Der Kampf, den wir um unsere nackte Existenz f?hren, hat seinen H?hepunkt erreicht. Mit unbeschr?tem Materialeinsatz setzen der Bolschewismus und die Truppen des Judentums alles daran, ihre zerst?rerischen Kr?e in Deutschland zu vereinen und so unseren Kontinent in ein Chaos zu st?rzen. Im Geiste z?r Todesverachtung werden das deutsche Volk und alle, die gleichen Geistes sind, diesen Ansturm zum Halten bringen, wie schwer auch der Kampf sein mag, und durch ihren einzigartigen Heldenmut den Verlauf des Krieges ?ern. In diesem historischen Augenblick, in dem das Schicksal Europas auf Jahrhunderte hinaus entschieden wird, sende ich Ihnen meine herzlichsten Gr??. Adolf Hitler
Joseph Goebbels 1897?1945 (Berlin)
Rundfunkansprache Deutschland wird nach diesem Kriege in wenigen Jahren aufbl?hen wie nie zuvor. Seine zerst?rten Landschaften und Provinzen werden mit neuen, sch?neren St?en und D?rfern bebaut werden, in denen gl?ckliche Menschen wohnen. Ganz Europa wird an diesem Aufschwung teilnehmen. Wir werden wieder Freund sein mit allen V?lkern, die guten Willens sind, werden mit ihnen zusammen die schweren Wunden, die das edle Antlitz unseres Kontinents entstellen, zum Vernarben bringen. Auf reichen Getreidefeldern wird das t?iche Brot wachsen, das den Hunger der Millionen stillt, die heute darben und leiden. Es wird Arbeit in H?lle und F?lle geben, und aus ihr wird als der tiefsten Quelle menschlichen Gl?cks Segen und Kraft f?r alle entspringen. Das Chaos wird geb?igt werden! Nicht die Unterwelt wird diesen Erdteil beherrschen, sondern Ordnung, Frieden und Wohlstand. Das war immer unser Ziel! Es ist das auch noch heute. Setzten die Feindm?te ihren Willen durch, ? die Menschheit w?rde in einem Meer von Blut und Tr?n versinken. Kriege w?rden sich mit Kriegen, Revolutionen mit Revolutionen abwechseln, und in ihrer furchtbaren Folge w?rde auch noch der letzte Rest, der von einer Welt, die sch?n und liebenswert war und wieder sein wird, ?briggeblieben ist, zugrunde gerichtet werden.
Winston Churchill 1874?1965 (London)
In dem Moment, da sie am dringendsten n?tig gewesen w?, fehlte die unerl?iche politische F?hrung. Meister ?ber die Geschicke der Welt, standen die Vereinigten Staaten als Sieger auf dem Schauplatz, aber ohne eine in sich geschlossene, klare Konzeption der Zukunft.
Bernard Law Montgomery 1887?1976 (Nordwestdeutschland)
Ich hatte immer Berlin als das Hauptziel angesehen. Es war der politische Mittelpunkt Deutschlands, und wenn wir vor den Russen dortsein konnten, w?rde in den Jahren nach dem Krieg alles f?r uns viel leichter werden. [?] Berlin ging uns schon im August 1944 verloren, als wir es nach dem Sieg in der Normandie unterlie?n, einen vern?nftigen Operationsplan aufzustellen.
Der sowjetische General Georgij Shukow 1896?1974 vor Berlin
Am 20. April [?] er?ffnete die weitreichende Artillerie des 79. Sch?tzenkorps der 3. Sto?rmee das Feuer auf Berlin. Der Sturm der deutschen Hauptstadt begann.
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Alfred Kantorowicz 1899?1979 (New York)
Franklin Delano Roosevelt starb ? wie Abraham Lincoln ? im Bewu?sein des erk?ften Sieges. Ein sch?ner Tod: zu sterben am Endpunkt des Erfolges, bevor noch die Gegenkr?e zum Zuge gekommen sind, die den Sieg sch?en werden, seine Fr?chte verwesen machen ? das Schicksal Wilsons ist Roosevelt erspart geblieben. Er wird nicht mehr erleiden m?ssen, wie andere ihm den Frieden verderben. Es ist ein seltsames Zusammentreffen: Roosevelt in der westlichen Hemisph? der entscheidende Gegenspieler des rasenden P?belanf?hrers aus Braunau, kam zur gleichen Zeit an die Spitze der Staatsmacht wie jener. Hitler, der Besiegte, wird den Sieger nicht lange ?berleben. Der w?tige Hasser hat Roosevelt wahrscheinlich mehr geha? als irgendeinen anderen einzelnen in der Welt. Juden, Kommunisten, Intellektuelle, gegen die er sich heiser schrie, das waren Kollektive, Abstrakta gewisserma?n, Zwangsvorstellungen des Tobs?chtigen, Objekte seiner manischen Ausbr?che, aber wenn er den Namen Roosevelt aussprach, dann brach sich seine Stimme vor Ha?ekreisch. Es war das Aristokratische in Roosevelt, das Helle, Strahlende, Zauberhafte, das des verlumpten Kleinb?rgers dumpfige Minderwertigkeit zum Brodeln brachte.
Ich will keinen ??ermenschen? aus ihm machen, auch nicht in der Stunde der Trauer. Eher mu?ich vor mir selber Ungerechtigkeiten abw?n, die sich seit Jahren in meinen Notizen finden. Ich habe bittre Worte ?ber ihn niedergeschrieben; sie kamen aus entt?chtem Vertrauen, entt?chter Hoffnung. Und ich kann sie nun teilweise zur?cknehmen. Der Staatsmann, der Vision? der geistige F?hrer Roosevelt hat dem Politiker, der sich im R?espiel des Alltags bewegen mu? allzuoft Konzessionen gemacht. Er hat geschwiegen, als er ? nach Pearl Harbor und der Kriegserkl?ng durch Nazideutschland ? die M?glichkeit gehabt h?e, mit den Freunden und Verteidigern von Nazismus und Faschismus in seinem Lande abzurechnen. Er hat den Krieg entarten lassen zu einer Polizeiaktion gegen Gangster, nach deren Niederringung seine Truppen sich als Gendarmen der Restauration einf?hrten. Die Wohnviertel der Armen sind zerbombt worden, aber seine Sonderbotschafter ?berbrachten Komplimente in die Pal?e der K?nige, Marsch?e und Industrieherren. Er hat mit franz?sischen Faschisten in Casablanca H?edr?cke getauscht ? in Sichtweite der...
Vorwort
Als ich vor zwanzig Jahren am Echolot zu arbeiten begann, besch?igten mich drei Bilder.
Zun?st der ?Turmbau zu Babel? von Breughel, jene Darstellung des konisch zulaufenden Turms, der vielb?gig aufeinander gesetzten Spirale, die sich in die Wolken hineinschraubt und zu Gott hinaufdr?t, jener Turm, den Menschen bauten, um dem Allm?tigen gleich zu sein, den sie aber auch aus Sehnsucht aufrichteten, m?glichst schon vor der Zeit zu ihm zu gelangen und sich in seinem Scho?zu bergen. Der Babylonische Turm st?rzte ein, wir wissen es, und die Verwirrung, die sein Fall mit sich brachte, dauert an.
Das zweite Bild war die ?Alexanderschlacht? von Albrecht Altdorfer, jenes bekannte Gem?e, auf dem Tausende von Kriegern auszumachen sind, die einander umbringen. Menschen ohne Namen, Todgeweihte, l?st vermodert und vergessen, und doch M?er, die Frau und Kind zu Hause sitzen hatten, deren Keime wir als Nachkommen in uns tragen.
Das dritte Bild war die ??ergabe von Breda? des Spaniers Vel?uez. Auf diesem Bild steht ein Sieger einem Besiegten gegen?ber. Der siegreiche Feldherr hat dem Unterlegenen, der ihm dem?tig die Schl?ssel der Stadt ?bergibt, nicht den Fu?in den Nacken gesetzt, sondern er neigt sich ihm g?tig zu, ja, er hebt den sich beugenden Unterlegenen auf! Dieses Bild wurde vor 360 Jahren gemalt, und bis heute wurde seine Botschaft nicht eingel?st.
Heute, in den Tagen des Erinnerns, zwei Generationen nach Kriegsende, sind es andere Bilder, an die ich denken mu? Die Kamera schwenkt ?ber das zerst?rte Warschau, ?ber die Leichenhaufen von Bergen-Belsen und ?ber eine Gef?nismauer, die von Einsch?ssen gesprenkelt ist, und noch immer werden Massengr?r ge?ffnet und Tote exhumiert. In Hiroshima l?et die Glocke.
Ich erinnere mich in diesen Tagen auch an die stillen Trecks der Fl?chtlinge, an die zur?ckhetzenden fliehenden deutschen Soldaten, rette sich wer kann! Und an die fr?hlich heimziehenden Fremdarbeiter mit ihren nationalen Kokarden. Auch an den weinenden Kindersoldaten auf der Protze seines zerst?rten Gesch?tzes mu?ich denken.
Meine Eltern besa?n eine Tabakb?chse aus der Zeit des Siebenj?igen Krieges, sie stand auf dem Radio neben Judenbart und Schlangenkaktus, auf der war zu lesen:
Es wechselt alles ab,
Nach Krieg und Blutvergie?n
La? uns des Himmels Huld,
Des Friedens Lust genie?n.
Nein, von ?genie?n? kann keine Rede sein. Unser Film ist zwar durchgelaufen, aber es liegen andere bereit, die wir alle noch sehen werden, wieder und wieder werden es Bilder von Krieg und Blutvergie?n sein, ein Ende der Vorstellung ist nicht in Sicht: Die Hochh?er brennen schon.
An die Bilderbibel von Dor?u?ich denken, die ich als Kind, auf dem Teppich liegend, durchbl?erte, an die Sintflut: Die Wasser verlaufen sich, und auf den Klippen liegen die Leiber der Ertrunkenen ? Wir warten noch immer auf die Taube, die uns den ?zweig bringt. Aber auf dem Bild von Dor?pannt sich kein Regenbogen ?ber den Toten.
Nartum, Februar 2005 Walter Kempowski
Fr?hlingsglaube
Die linden L?fte sind erwacht,
Sie s?eln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun mu?sich alles, alles wenden.
Die Welt wird sch?ner mit jedem Tag,
Man wei?nicht, was noch werden mag,
Das Bl?hen will nicht enden.
Es bl?ht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergi?der Qual!
Nun mu?sich alles, alles wenden.
2059 Tage Freitag, 20. April 1945 18 Tage
Den Feinden entfiel der Mut; denn sie merkten, da?dies Werk von Gott war.
herrnhut neh. 6,16
Diesen hof ausfegen
Deezen hoaf ous faygen
Sweep this yard
stars and stripes,
daily german lesson
Der letzte Geburtstag Hitlers verlief tr?be und traurig. Zur Gratulation erschienen die Gro?dmirale Raeder und D?nitz, Himmler und Goebbels.
Martin Bormann 1900?1945 Berlin
Geburtstag des F?hrers
Leider nicht gerade ?Geburtstags-Lage?
Abflug Vorauskommando nach Salzburg angeordnet.
Dr. Theodor Morell 1886?1948 Berlin / Reichskanzlei
Strophantose, Betabion forte i. v. plus Harmin s.c. ? durch Dr. Stumpfegger machen lassen, da ich zu zittrig war.
*
Benito Mussolini 1883?1945 Mailand / Palazzo Monforte
Interview
Ich empfand und empfinde f?r Hitler die gr??e Hochachtung. Man mu?unterscheiden zwischen Hitler und einigen seiner M?er, die in vorderster Reihe stehen.
Adolf Hitler 1889?1945 (Berlin)
An Benito Mussolini Meinen Dank Ihnen, Duce, f?r Ihre Gl?ckw?nsche zu meinem Geburtstag. Der Kampf, den wir um unsere nackte Existenz f?hren, hat seinen H?hepunkt erreicht. Mit unbeschr?tem Materialeinsatz setzen der Bolschewismus und die Truppen des Judentums alles daran, ihre zerst?rerischen Kr?e in Deutschland zu vereinen und so unseren Kontinent in ein Chaos zu st?rzen. Im Geiste z?r Todesverachtung werden das deutsche Volk und alle, die gleichen Geistes sind, diesen Ansturm zum Halten bringen, wie schwer auch der Kampf sein mag, und durch ihren einzigartigen Heldenmut den Verlauf des Krieges ?ern. In diesem historischen Augenblick, in dem das Schicksal Europas auf Jahrhunderte hinaus entschieden wird, sende ich Ihnen meine herzlichsten Gr??. Adolf Hitler
Joseph Goebbels 1897?1945 (Berlin)
Rundfunkansprache Deutschland wird nach diesem Kriege in wenigen Jahren aufbl?hen wie nie zuvor. Seine zerst?rten Landschaften und Provinzen werden mit neuen, sch?neren St?en und D?rfern bebaut werden, in denen gl?ckliche Menschen wohnen. Ganz Europa wird an diesem Aufschwung teilnehmen. Wir werden wieder Freund sein mit allen V?lkern, die guten Willens sind, werden mit ihnen zusammen die schweren Wunden, die das edle Antlitz unseres Kontinents entstellen, zum Vernarben bringen. Auf reichen Getreidefeldern wird das t?iche Brot wachsen, das den Hunger der Millionen stillt, die heute darben und leiden. Es wird Arbeit in H?lle und F?lle geben, und aus ihr wird als der tiefsten Quelle menschlichen Gl?cks Segen und Kraft f?r alle entspringen. Das Chaos wird geb?igt werden! Nicht die Unterwelt wird diesen Erdteil beherrschen, sondern Ordnung, Frieden und Wohlstand. Das war immer unser Ziel! Es ist das auch noch heute. Setzten die Feindm?te ihren Willen durch, ? die Menschheit w?rde in einem Meer von Blut und Tr?n versinken. Kriege w?rden sich mit Kriegen, Revolutionen mit Revolutionen abwechseln, und in ihrer furchtbaren Folge w?rde auch noch der letzte Rest, der von einer Welt, die sch?n und liebenswert war und wieder sein wird, ?briggeblieben ist, zugrunde gerichtet werden.
Winston Churchill 1874?1965 (London)
In dem Moment, da sie am dringendsten n?tig gewesen w?, fehlte die unerl?iche politische F?hrung. Meister ?ber die Geschicke der Welt, standen die Vereinigten Staaten als Sieger auf dem Schauplatz, aber ohne eine in sich geschlossene, klare Konzeption der Zukunft.
Bernard Law Montgomery 1887?1976 (Nordwestdeutschland)
Ich hatte immer Berlin als das Hauptziel angesehen. Es war der politische Mittelpunkt Deutschlands, und wenn wir vor den Russen dortsein konnten, w?rde in den Jahren nach dem Krieg alles f?r uns viel leichter werden. [?] Berlin ging uns schon im August 1944 verloren, als wir es nach dem Sieg in der Normandie unterlie?n, einen vern?nftigen Operationsplan aufzustellen.
Der sowjetische General Georgij Shukow 1896?1974 vor Berlin
Am 20. April [?] er?ffnete die weitreichende Artillerie des 79. Sch?tzenkorps der 3. Sto?rmee das Feuer auf Berlin. Der Sturm der deutschen Hauptstadt begann.
*
Alfred Kantorowicz 1899?1979 (New York)
Franklin Delano Roosevelt starb ? wie Abraham Lincoln ? im Bewu?sein des erk?ften Sieges. Ein sch?ner Tod: zu sterben am Endpunkt des Erfolges, bevor noch die Gegenkr?e zum Zuge gekommen sind, die den Sieg sch?en werden, seine Fr?chte verwesen machen ? das Schicksal Wilsons ist Roosevelt erspart geblieben. Er wird nicht mehr erleiden m?ssen, wie andere ihm den Frieden verderben. Es ist ein seltsames Zusammentreffen: Roosevelt in der westlichen Hemisph? der entscheidende Gegenspieler des rasenden P?belanf?hrers aus Braunau, kam zur gleichen Zeit an die Spitze der Staatsmacht wie jener. Hitler, der Besiegte, wird den Sieger nicht lange ?berleben. Der w?tige Hasser hat Roosevelt wahrscheinlich mehr geha? als irgendeinen anderen einzelnen in der Welt. Juden, Kommunisten, Intellektuelle, gegen die er sich heiser schrie, das waren Kollektive, Abstrakta gewisserma?n, Zwangsvorstellungen des Tobs?chtigen, Objekte seiner manischen Ausbr?che, aber wenn er den Namen Roosevelt aussprach, dann brach sich seine Stimme vor Ha?ekreisch. Es war das Aristokratische in Roosevelt, das Helle, Strahlende, Zauberhafte, das des verlumpten Kleinb?rgers dumpfige Minderwertigkeit zum Brodeln brachte.
Ich will keinen ??ermenschen? aus ihm machen, auch nicht in der Stunde der Trauer. Eher mu?ich vor mir selber Ungerechtigkeiten abw?n, die sich seit Jahren in meinen Notizen finden. Ich habe bittre Worte ?ber ihn niedergeschrieben; sie kamen aus entt?chtem Vertrauen, entt?chter Hoffnung. Und ich kann sie nun teilweise zur?cknehmen. Der Staatsmann, der Vision? der geistige F?hrer Roosevelt hat dem Politiker, der sich im R?espiel des Alltags bewegen mu? allzuoft Konzessionen gemacht. Er hat geschwiegen, als er ? nach Pearl Harbor und der Kriegserkl?ng durch Nazideutschland ? die M?glichkeit gehabt h?e, mit den Freunden und Verteidigern von Nazismus und Faschismus in seinem Lande abzurechnen. Er hat den Krieg entarten lassen zu einer Polizeiaktion gegen Gangster, nach deren Niederringung seine Truppen sich als Gendarmen der Restauration einf?hrten. Die Wohnviertel der Armen sind zerbombt worden, aber seine Sonderbotschafter ?berbrachten Komplimente in die Pal?e der K?nige, Marsch?e und Industrieherren. Er hat mit franz?sischen Faschisten in Casablanca H?edr?cke getauscht ? in Sichtweite der...
Als ich vor zwanzig Jahren am Echolot zu arbeiten begann, besch?igten mich drei Bilder.
Zun?st der ?Turmbau zu Babel? von Breughel, jene Darstellung des konisch zulaufenden Turms, der vielb?gig aufeinander gesetzten Spirale, die sich in die Wolken hineinschraubt und zu Gott hinaufdr?t, jener Turm, den Menschen bauten, um dem Allm?tigen gleich zu sein, den sie aber auch aus Sehnsucht aufrichteten, m?glichst schon vor der Zeit zu ihm zu gelangen und sich in seinem Scho?zu bergen. Der Babylonische Turm st?rzte ein, wir wissen es, und die Verwirrung, die sein Fall mit sich brachte, dauert an.
Das zweite Bild war die ?Alexanderschlacht? von Albrecht Altdorfer, jenes bekannte Gem?e, auf dem Tausende von Kriegern auszumachen sind, die einander umbringen. Menschen ohne Namen, Todgeweihte, l?st vermodert und vergessen, und doch M?er, die Frau und Kind zu Hause sitzen hatten, deren Keime wir als Nachkommen in uns tragen.
Das dritte Bild war die ??ergabe von Breda? des Spaniers Vel?uez. Auf diesem Bild steht ein Sieger einem Besiegten gegen?ber. Der siegreiche Feldherr hat dem Unterlegenen, der ihm dem?tig die Schl?ssel der Stadt ?bergibt, nicht den Fu?in den Nacken gesetzt, sondern er neigt sich ihm g?tig zu, ja, er hebt den sich beugenden Unterlegenen auf! Dieses Bild wurde vor 360 Jahren gemalt, und bis heute wurde seine Botschaft nicht eingel?st.
Heute, in den Tagen des Erinnerns, zwei Generationen nach Kriegsende, sind es andere Bilder, an die ich denken mu? Die Kamera schwenkt ?ber das zerst?rte Warschau, ?ber die Leichenhaufen von Bergen-Belsen und ?ber eine Gef?nismauer, die von Einsch?ssen gesprenkelt ist, und noch immer werden Massengr?r ge?ffnet und Tote exhumiert. In Hiroshima l?et die Glocke.
Ich erinnere mich in diesen Tagen auch an die stillen Trecks der Fl?chtlinge, an die zur?ckhetzenden fliehenden deutschen Soldaten, rette sich wer kann! Und an die fr?hlich heimziehenden Fremdarbeiter mit ihren nationalen Kokarden. Auch an den weinenden Kindersoldaten auf der Protze seines zerst?rten Gesch?tzes mu?ich denken.
Meine Eltern besa?n eine Tabakb?chse aus der Zeit des Siebenj?igen Krieges, sie stand auf dem Radio neben Judenbart und Schlangenkaktus, auf der war zu lesen:
Es wechselt alles ab,
Nach Krieg und Blutvergie?n
La? uns des Himmels Huld,
Des Friedens Lust genie?n.
Nein, von ?genie?n? kann keine Rede sein. Unser Film ist zwar durchgelaufen, aber es liegen andere bereit, die wir alle noch sehen werden, wieder und wieder werden es Bilder von Krieg und Blutvergie?n sein, ein Ende der Vorstellung ist nicht in Sicht: Die Hochh?er brennen schon.
An die Bilderbibel von Dor?u?ich denken, die ich als Kind, auf dem Teppich liegend, durchbl?erte, an die Sintflut: Die Wasser verlaufen sich, und auf den Klippen liegen die Leiber der Ertrunkenen ? Wir warten noch immer auf die Taube, die uns den ?zweig bringt. Aber auf dem Bild von Dor?pannt sich kein Regenbogen ?ber den Toten.
Nartum, Februar 2005 Walter Kempowski
Fr?hlingsglaube
Die linden L?fte sind erwacht,
Sie s?eln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun mu?sich alles, alles wenden.
Die Welt wird sch?ner mit jedem Tag,
Man wei?nicht, was noch werden mag,
Das Bl?hen will nicht enden.
Es bl?ht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergi?der Qual!
Nun mu?sich alles, alles wenden.
2059 Tage Freitag, 20. April 1945 18 Tage
Den Feinden entfiel der Mut; denn sie merkten, da?dies Werk von Gott war.
herrnhut neh. 6,16
Diesen hof ausfegen
Deezen hoaf ous faygen
Sweep this yard
stars and stripes,
daily german lesson
Der letzte Geburtstag Hitlers verlief tr?be und traurig. Zur Gratulation erschienen die Gro?dmirale Raeder und D?nitz, Himmler und Goebbels.
Martin Bormann 1900?1945 Berlin
Geburtstag des F?hrers
Leider nicht gerade ?Geburtstags-Lage?
Abflug Vorauskommando nach Salzburg angeordnet.
Dr. Theodor Morell 1886?1948 Berlin / Reichskanzlei
Strophantose, Betabion forte i. v. plus Harmin s.c. ? durch Dr. Stumpfegger machen lassen, da ich zu zittrig war.
*
Benito Mussolini 1883?1945 Mailand / Palazzo Monforte
Interview
Ich empfand und empfinde f?r Hitler die gr??e Hochachtung. Man mu?unterscheiden zwischen Hitler und einigen seiner M?er, die in vorderster Reihe stehen.
Adolf Hitler 1889?1945 (Berlin)
An Benito Mussolini Meinen Dank Ihnen, Duce, f?r Ihre Gl?ckw?nsche zu meinem Geburtstag. Der Kampf, den wir um unsere nackte Existenz f?hren, hat seinen H?hepunkt erreicht. Mit unbeschr?tem Materialeinsatz setzen der Bolschewismus und die Truppen des Judentums alles daran, ihre zerst?rerischen Kr?e in Deutschland zu vereinen und so unseren Kontinent in ein Chaos zu st?rzen. Im Geiste z?r Todesverachtung werden das deutsche Volk und alle, die gleichen Geistes sind, diesen Ansturm zum Halten bringen, wie schwer auch der Kampf sein mag, und durch ihren einzigartigen Heldenmut den Verlauf des Krieges ?ern. In diesem historischen Augenblick, in dem das Schicksal Europas auf Jahrhunderte hinaus entschieden wird, sende ich Ihnen meine herzlichsten Gr??. Adolf Hitler
Joseph Goebbels 1897?1945 (Berlin)
Rundfunkansprache Deutschland wird nach diesem Kriege in wenigen Jahren aufbl?hen wie nie zuvor. Seine zerst?rten Landschaften und Provinzen werden mit neuen, sch?neren St?en und D?rfern bebaut werden, in denen gl?ckliche Menschen wohnen. Ganz Europa wird an diesem Aufschwung teilnehmen. Wir werden wieder Freund sein mit allen V?lkern, die guten Willens sind, werden mit ihnen zusammen die schweren Wunden, die das edle Antlitz unseres Kontinents entstellen, zum Vernarben bringen. Auf reichen Getreidefeldern wird das t?iche Brot wachsen, das den Hunger der Millionen stillt, die heute darben und leiden. Es wird Arbeit in H?lle und F?lle geben, und aus ihr wird als der tiefsten Quelle menschlichen Gl?cks Segen und Kraft f?r alle entspringen. Das Chaos wird geb?igt werden! Nicht die Unterwelt wird diesen Erdteil beherrschen, sondern Ordnung, Frieden und Wohlstand. Das war immer unser Ziel! Es ist das auch noch heute. Setzten die Feindm?te ihren Willen durch, ? die Menschheit w?rde in einem Meer von Blut und Tr?n versinken. Kriege w?rden sich mit Kriegen, Revolutionen mit Revolutionen abwechseln, und in ihrer furchtbaren Folge w?rde auch noch der letzte Rest, der von einer Welt, die sch?n und liebenswert war und wieder sein wird, ?briggeblieben ist, zugrunde gerichtet werden.
Winston Churchill 1874?1965 (London)
In dem Moment, da sie am dringendsten n?tig gewesen w?, fehlte die unerl?iche politische F?hrung. Meister ?ber die Geschicke der Welt, standen die Vereinigten Staaten als Sieger auf dem Schauplatz, aber ohne eine in sich geschlossene, klare Konzeption der Zukunft.
Bernard Law Montgomery 1887?1976 (Nordwestdeutschland)
Ich hatte immer Berlin als das Hauptziel angesehen. Es war der politische Mittelpunkt Deutschlands, und wenn wir vor den Russen dortsein konnten, w?rde in den Jahren nach dem Krieg alles f?r uns viel leichter werden. [?] Berlin ging uns schon im August 1944 verloren, als wir es nach dem Sieg in der Normandie unterlie?n, einen vern?nftigen Operationsplan aufzustellen.
Der sowjetische General Georgij Shukow 1896?1974 vor Berlin
Am 20. April [?] er?ffnete die weitreichende Artillerie des 79. Sch?tzenkorps der 3. Sto?rmee das Feuer auf Berlin. Der Sturm der deutschen Hauptstadt begann.
*
Alfred Kantorowicz 1899?1979 (New York)
Franklin Delano Roosevelt starb ? wie Abraham Lincoln ? im Bewu?sein des erk?ften Sieges. Ein sch?ner Tod: zu sterben am Endpunkt des Erfolges, bevor noch die Gegenkr?e zum Zuge gekommen sind, die den Sieg sch?en werden, seine Fr?chte verwesen machen ? das Schicksal Wilsons ist Roosevelt erspart geblieben. Er wird nicht mehr erleiden m?ssen, wie andere ihm den Frieden verderben. Es ist ein seltsames Zusammentreffen: Roosevelt in der westlichen Hemisph? der entscheidende Gegenspieler des rasenden P?belanf?hrers aus Braunau, kam zur gleichen Zeit an die Spitze der Staatsmacht wie jener. Hitler, der Besiegte, wird den Sieger nicht lange ?berleben. Der w?tige Hasser hat Roosevelt wahrscheinlich mehr geha? als irgendeinen anderen einzelnen in der Welt. Juden, Kommunisten, Intellektuelle, gegen die er sich heiser schrie, das waren Kollektive, Abstrakta gewisserma?n, Zwangsvorstellungen des Tobs?chtigen, Objekte seiner manischen Ausbr?che, aber wenn er den Namen Roosevelt aussprach, dann brach sich seine Stimme vor Ha?ekreisch. Es war das Aristokratische in Roosevelt, das Helle, Strahlende, Zauberhafte, das des verlumpten Kleinb?rgers dumpfige Minderwertigkeit zum Brodeln brachte.
Ich will keinen ??ermenschen? aus ihm machen, auch nicht in der Stunde der Trauer. Eher mu?ich vor mir selber Ungerechtigkeiten abw?n, die sich seit Jahren in meinen Notizen finden. Ich habe bittre Worte ?ber ihn niedergeschrieben; sie kamen aus entt?chtem Vertrauen, entt?chter Hoffnung. Und ich kann sie nun teilweise zur?cknehmen. Der Staatsmann, der Vision? der geistige F?hrer Roosevelt hat dem Politiker, der sich im R?espiel des Alltags bewegen mu? allzuoft Konzessionen gemacht. Er hat geschwiegen, als er ? nach Pearl Harbor und der Kriegserkl?ng durch Nazideutschland ? die M?glichkeit gehabt h?e, mit den Freunden und Verteidigern von Nazismus und Faschismus in seinem Lande abzurechnen. Er hat den Krieg entarten lassen zu einer Polizeiaktion gegen Gangster, nach deren Niederringung seine Truppen sich als Gendarmen der Restauration einf?hrten. Die Wohnviertel der Armen sind zerbombt worden, aber seine Sonderbotschafter ?berbrachten Komplimente in die Pal?e der K?nige, Marsch?e und Industrieherren. Er hat mit franz?sischen Faschisten in Casablanca H?edr?cke getauscht ? in Sichtweite der...
Details
Erscheinungsjahr: | 2005 |
---|---|
Genre: | Belletristik, Romane & Erzählungen |
Rubrik: | Belletristik |
Medium: | Buch |
Inhalt: |
496 S.
15 s/w Illustr. |
ISBN-13: | 9783813502497 |
ISBN-10: | 381350249X |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Leinen (im Schuber) |
Autor: | Kempowski, Walter |
Hersteller: |
Knaus, Albrecht Verlag
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH |
Verantwortliche Person für die EU: | Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, D-81673 München, produktsicherheit@penguinrandomhouse.de |
Maße: | 224 x 155 x 45 mm |
Von/Mit: | Walter Kempowski |
Erscheinungsdatum: | 11.02.2005 |
Gewicht: | 0,851 kg |
Details
Erscheinungsjahr: | 2005 |
---|---|
Genre: | Belletristik, Romane & Erzählungen |
Rubrik: | Belletristik |
Medium: | Buch |
Inhalt: |
496 S.
15 s/w Illustr. |
ISBN-13: | 9783813502497 |
ISBN-10: | 381350249X |
Sprache: | Deutsch |
Einband: | Leinen (im Schuber) |
Autor: | Kempowski, Walter |
Hersteller: |
Knaus, Albrecht Verlag
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH |
Verantwortliche Person für die EU: | Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, D-81673 München, produktsicherheit@penguinrandomhouse.de |
Maße: | 224 x 155 x 45 mm |
Von/Mit: | Walter Kempowski |
Erscheinungsdatum: | 11.02.2005 |
Gewicht: | 0,851 kg |
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