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Christen, Juden, Muselmanen
Siedler Geschichte Europas - Die Erben der Antike und der Aufstieg des Abendlandes 300 bis 1400 n.Chr.
Buch von Michael Borgolte
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Einleitung

Das Mittelalter ist die Epoche unserer Geschichte, in der Europa aus der antiken Mittelmeerwelt herausw?st, ohne sich aber von dieser ganz zu l?sen. Die Islamisierung des S?dens im achten, neunten Jahrhundert markierte zum ersten Mal seit der Verbreitung des Christentums eine kulturelle Grenze zwischen den Kontinenten, die allerdings Spanien und Sizilien von ihrer nordafrikanischen Gegenk?ste nicht hermetisch abschottete. Nordmeer und Atlantischer Ozean erwiesen sich f?r die Europ? als un?berwindliche Barrieren, wenn man von den Expeditionen der Wikinger absieht, im Osten aber gingen ihre kleingekammerten Lebenswelten fast unmerklich in die Weiten Asiens ?ber. Hier fehlte eine klare geographische, politische, kulturelle und religi?se Scheidelinie ? ein Erbe des Altertums.
Auf dem Boden des mittelalterlichen Europa siedelten Christen und Muslime deutlich voneinander getrennt in gr??ren Regionen, w?end sie sonst untereinander und mit den Juden vermischt in multireligi?sen Gesellschaften lebten. J?dische Minderheiten gab es auch, wo sonst nur Christen wohnten. Europa war also keineswegs mit der Verbreitung der lateinischen Sprache, dem Abendland oder dem Bereich der Papstkirche identisch. Es war ein Raum, in dem sich, verglichen mit der Vorgeschichte und den anderen Teilen der gleichzeitigen Welt, in einzigartiger Weise der Monotheismus durchgesetzt hatte: der Glaube an den einen Sch?pfer und universal herrschenden Gott, freilich ausgepr? in drei Religionen, von denen eine ? das Christentum ? noch in zwei Observanzen zerfallen ist, die griechisch-slawische Orthodoxie und den r?mischen Katholizismus. Der Sieg des Monotheismus ?ber Vielg?tterei und Mythos war nie vollkommen, doch er unterschied Europa von der vorchristlichen Antike ebenso wie von der Pluralit?des Fernen Ostens, er hat in diesem Sinne Europa ?gemacht?, er hat Europa in Sp?ntike und Mittelalter sogar erst hervorgebracht.
Keine der drei Religionen hat Europa jemals ganz beherrscht, und jede hat umgekehrt ?ber Europa hinausgereicht. Der erste Teil dieses Buches wird deshalb der Verbreitung der monotheistischen Religionen und der durch sie gepr?en Kulturen gewidmet sein. Das Bild, das sich ergibt, ist bunter, als sich viele tr?en lassen. So hat es bis Mitte des zehnten Jahrhunderts in Europa einen Staat unter j?discher Herrschaft gegeben und, abgesehen von al-Andalus in Spanien und von Sizilien, bestand ein muslimisches Reich an der Wolga bis zum Mongoleneinfall im dreizehnten Jahrhundert.
Wenn nur ein Gott die Welt lenkt, aber verschiedene Religionen von ihm erz?en, dann sind Konflikte unvermeidlich. Im Unterschied zum Polytheismus und zur Weitergabe des Mythos tendieren die monotheistischen Religionen zum Bekenntnis und zum Dogma, damit zur prinzipiellen Abgrenzung von den anderen, ja zum Kampf; sie bieten aber auch ein weites Dach zur Integration des Heterogenen. So konnte der Partikularismus der Stammesgesellschaften ?berwunden und der ?ergang zum Staat erreicht werden, weil der eine Gott an die Stelle der vielen Gottheiten trat.
Dem Verh?nis von Religion und politischer Gewalt ist der zweite Teil des Buches gewidmet. Die muslimische Welt und das ostr?mische Reich des Mittelalters, also Byzanz, haben miteinander gemein, da?sie die Trennung von ?Staat? und Religion beziehungsweise ?Kirche? nicht kannten, die f?r den Okzident charakteristisch war. Die politische Herrschaft konnte sich also am Bosporus und unter dem Halbmond nicht zunehmend s?larisieren wie in den west- und mitteleurop?chen Reichen, w?end sich umgekehrt die von laikaler Bevormundung befreite r?mische Kirche in einzigartiger Weise zur gemeinsamen Klammer der politischen Einheiten im lateinischen Europa ausformte. Byzanz und die muslimischen L?er blieben dagegen stets an die Reichsidee im Sinne weltumspannender Einheit gebunden, so fremd diese Konzeption der jeweiligen historischen Wirklichkeit auch gegen?bergestanden haben mag. Universal gedacht war ebenso das r?mische Kaiserreich des Westens; wo aber die Idee der Weltherrschaft noch weniger Realit?bezug hatte als hier, in den ?brigen L?ern des lateinischen Europa, entstanden im Mittelalter noch keine Nationalstaaten, sondern Gro?egionen, innerhalb derer die Grenzen politischer Herrschaft erheblich variierten. Diese staatliche Unfestigkeit hat den kulturellen Austausch ?ber n?re oder weitere Entfernungen erheblich beg?nstigt.
Europa ist, historisch betrachtet, weder eine geographische Einheit noch eine Wertegemeinschaft oder eine ideelle Gr??; es war bisher noch nie ?fertig? und hatte keine unstrittige Identit? Auch durch die ?erlieferung ist es nicht vorgegeben; das Mittelalter hat den Namen benutzt, aber keinen Begriff von ?Europa? ausgebildet. Zwar wurde Europa geographisch beschrieben und mythologisch gedeutet, aber einen Diskurs ?ber seine Eigenart, der die Intellektuellen entzweien oder zusammenbringen k?nnte wie in unseren Tagen, haben die Jahrhunderte vor der Wende zur Neuzeit nicht gekannt. Wer Europa historisch begreifen will, mu?anerkennen, da?seine Vielfalt keinen Pluralismus der Gleichg?ltigkeit hervorgebracht hat, sondern da?sich seine kulturellen Formationen in st?igem Bezug aufeinander anpa?en, wandelten oder auch abstie?n. Transkulturelle Beziehungen sollen im dritten Teil analysiert und dargestellt werden. Dabei wird sich zeigen, da?nicht die lateinische Welt allein Europa hervorgebracht hat, sondern da?diese nur lernf?ger war als andere. Schon im achten und neunten Jahrhundert war die ?erlieferung griechischer Philosophie und Naturwissenschaft an die Araber gelangt, die die Schriften zu gro?n Teilen in ihre Sprache ?bersetzt hatten; im hohen Mittelalter beteiligten sich aber auch Juden und Christen an einem ungemein intensiven Austausch ?ber die griechische Gelehrsamkeit der Antike, und vor allem in den s?deurop?chen muslimischen L?ern wirkten Forscher aller Kulturen zusammen, um die Texte ins Lateinische zu ?bertragen. Das war das Fundament f?r den Aufstieg des Abendlandes.
Hierbei ist freilich zu ber?cksichtigen, da?die Geschichte Europas nie nur von einer einzigen Richtung bestimmt war, sondern stets Heterogenes dem Dominanten widerstrebt hat oder sich kulturelle Sonderformen behaupten konnten. Die verschiedenen Geschwindigkeiten der kulturellen Prozesse und die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen sind ebenso ein Kennzeichen der europ?chen Geschichte wie die periodische Ausbildung eines mainstream. Das Aparte konnte absterben, aber auch nach langen Zeiten der Randexistenz neuen Einflu?auf herrschende kulturelle Verhaltensmuster gewinnen oder diese sogar ganz verdr?en. Der Historiker kann diese Unterschiede und Zusammenh?e besser erkennen als der Zeitzeuge, weil er weite R?e ?berschaut und die Ergebnisse geschichtlicher Vorg?e kennt. Ohne seine Einsichten w?rde dem verh?nisvollen Irrglauben an eine unvermeidliche Entwicklungstendenz der Geschichte Vorschub geleistet. Im letzten Teil soll dementsprechend auch skizziert werden, weshalb es seit dem zw?lften Jahrhundert zum unzweifelhaften Aufstieg des Okzidents gekommen ist ? und weshalb andere Kulturen zur?ckblieben oder andere Wege einschlugen. Die unbestreitbare Dominanz, die das lateinische Christentum, die Kirche und die Staaten, am Ende des Mittelalters gegen?ber den anderen Kulturen errungen hatte, trug zugleich, wie sich zeigen wird, den Keim der Selbstzerst?rung in sich.

Religi?se Differenz im Fundament europ?cher Identit?

Eine Religion ist nicht genug: die Alltagsgegenwart der G?tter
Es war kurz vor oder bald nach dem dreihundertsten Jahr der christlichen ?a, eine Wendezeit des Reiches. Der Kaiser weilte in Alexandria am Delta des Nils, wo der Ruhm der Stadt seit ihrem Gr?nder und ein Wohlstand goldschwerer Kaufleute zwischen den Kontinenten einen Geist des Aufruhrs gegen Rom virulent hielt. Diokletian selbst hatte acht Monate der Belagerung gebraucht, um einen Usurpator zu bezwingen, und wie er mu?en auch seine Mitherrscher ? der Augustus Maximian und die beiden Caesaren ? in den Provinzen und an den Grenzen von Britannien bis Syrien und Armenien Aufst?e unterdr?cken oder Angreifer zur?ckwerfen. Deutlich zeigten sich jetzt aber auch die Erfolge im Kampf gegen die Erosion an den R?ern und die innere Aufl?sung, die den Staat seit f?nfzig Jahren in Gefahr gebracht hatten. Die Verteilung der Regierungsgewalt auf vier Kaiser erleichterte die Pr?nz der obersten Herrscher in allen Teilen des Riesenreiches, und eine Reform der Verwaltung erlaubte den direkten Zugriff der Zentrale auf jeden einzelnen Bewohner. Die Anzahl der Milit? hatte Diokletian drastisch erh?ht und die Grenzen mit neuen Befestigungen und Stra?n verst?t; im Innern sollten gleichm?ge Steuern Gerechtigkeit und Sicherheit schaffen, die Untertanen allerdings auch an ihren Stand gebunden und einer B?rokratie ausgeliefert werden, die sich als selbstherrlich und korrupt erwiesen hat. Das Haupt der Tetrarchen, von Geburt ein Illyrer, lie?sich vom Ideal der Romanitas leiten, forcierte also die Verbreitung der lateinischen Sprache und des r?mischen Rechts als Klammer f?r das Staatswesen. Rom selbst und der Senat aber verloren unter ihm an Bedeutung, weil als Residenzen dezentraler Kaiserherrschaften nur andere St?e in Betracht kamen; f?r Diokletian, der sich Asien und ?ypten vorbehalten hatte, war dies Nikomedia am Marmarameer, f?r Maximian im Westen Aquileia oder Mailand.
Unter den Aggressoren von au?n hatten die Augusti und Caesares keltische und germanische St?e und Gruppen zu bek?fen, die besonders diesseits und jenseits von Rhein und Donau f?r Unruhe sorgten, aber auch iranische Sarmaten in Pannonien und Mauren in Afrika; in Asien konnten die Perser, alte Rivalen der R?mer, unter den Sassaniden nur mit M?he auf Distanz gehalten werden. Deshalb war Diokletian im befreiten Alexandrien aufs h?chste beunruhigt, als er das Vordringen einer neuen Religion aus Persien bis nach Afrika konstatieren mu?e. In seinem Schreiben an den zust?igen...
Einleitung

Das Mittelalter ist die Epoche unserer Geschichte, in der Europa aus der antiken Mittelmeerwelt herausw?st, ohne sich aber von dieser ganz zu l?sen. Die Islamisierung des S?dens im achten, neunten Jahrhundert markierte zum ersten Mal seit der Verbreitung des Christentums eine kulturelle Grenze zwischen den Kontinenten, die allerdings Spanien und Sizilien von ihrer nordafrikanischen Gegenk?ste nicht hermetisch abschottete. Nordmeer und Atlantischer Ozean erwiesen sich f?r die Europ? als un?berwindliche Barrieren, wenn man von den Expeditionen der Wikinger absieht, im Osten aber gingen ihre kleingekammerten Lebenswelten fast unmerklich in die Weiten Asiens ?ber. Hier fehlte eine klare geographische, politische, kulturelle und religi?se Scheidelinie ? ein Erbe des Altertums.
Auf dem Boden des mittelalterlichen Europa siedelten Christen und Muslime deutlich voneinander getrennt in gr??ren Regionen, w?end sie sonst untereinander und mit den Juden vermischt in multireligi?sen Gesellschaften lebten. J?dische Minderheiten gab es auch, wo sonst nur Christen wohnten. Europa war also keineswegs mit der Verbreitung der lateinischen Sprache, dem Abendland oder dem Bereich der Papstkirche identisch. Es war ein Raum, in dem sich, verglichen mit der Vorgeschichte und den anderen Teilen der gleichzeitigen Welt, in einzigartiger Weise der Monotheismus durchgesetzt hatte: der Glaube an den einen Sch?pfer und universal herrschenden Gott, freilich ausgepr? in drei Religionen, von denen eine ? das Christentum ? noch in zwei Observanzen zerfallen ist, die griechisch-slawische Orthodoxie und den r?mischen Katholizismus. Der Sieg des Monotheismus ?ber Vielg?tterei und Mythos war nie vollkommen, doch er unterschied Europa von der vorchristlichen Antike ebenso wie von der Pluralit?des Fernen Ostens, er hat in diesem Sinne Europa ?gemacht?, er hat Europa in Sp?ntike und Mittelalter sogar erst hervorgebracht.
Keine der drei Religionen hat Europa jemals ganz beherrscht, und jede hat umgekehrt ?ber Europa hinausgereicht. Der erste Teil dieses Buches wird deshalb der Verbreitung der monotheistischen Religionen und der durch sie gepr?en Kulturen gewidmet sein. Das Bild, das sich ergibt, ist bunter, als sich viele tr?en lassen. So hat es bis Mitte des zehnten Jahrhunderts in Europa einen Staat unter j?discher Herrschaft gegeben und, abgesehen von al-Andalus in Spanien und von Sizilien, bestand ein muslimisches Reich an der Wolga bis zum Mongoleneinfall im dreizehnten Jahrhundert.
Wenn nur ein Gott die Welt lenkt, aber verschiedene Religionen von ihm erz?en, dann sind Konflikte unvermeidlich. Im Unterschied zum Polytheismus und zur Weitergabe des Mythos tendieren die monotheistischen Religionen zum Bekenntnis und zum Dogma, damit zur prinzipiellen Abgrenzung von den anderen, ja zum Kampf; sie bieten aber auch ein weites Dach zur Integration des Heterogenen. So konnte der Partikularismus der Stammesgesellschaften ?berwunden und der ?ergang zum Staat erreicht werden, weil der eine Gott an die Stelle der vielen Gottheiten trat.
Dem Verh?nis von Religion und politischer Gewalt ist der zweite Teil des Buches gewidmet. Die muslimische Welt und das ostr?mische Reich des Mittelalters, also Byzanz, haben miteinander gemein, da?sie die Trennung von ?Staat? und Religion beziehungsweise ?Kirche? nicht kannten, die f?r den Okzident charakteristisch war. Die politische Herrschaft konnte sich also am Bosporus und unter dem Halbmond nicht zunehmend s?larisieren wie in den west- und mitteleurop?chen Reichen, w?end sich umgekehrt die von laikaler Bevormundung befreite r?mische Kirche in einzigartiger Weise zur gemeinsamen Klammer der politischen Einheiten im lateinischen Europa ausformte. Byzanz und die muslimischen L?er blieben dagegen stets an die Reichsidee im Sinne weltumspannender Einheit gebunden, so fremd diese Konzeption der jeweiligen historischen Wirklichkeit auch gegen?bergestanden haben mag. Universal gedacht war ebenso das r?mische Kaiserreich des Westens; wo aber die Idee der Weltherrschaft noch weniger Realit?bezug hatte als hier, in den ?brigen L?ern des lateinischen Europa, entstanden im Mittelalter noch keine Nationalstaaten, sondern Gro?egionen, innerhalb derer die Grenzen politischer Herrschaft erheblich variierten. Diese staatliche Unfestigkeit hat den kulturellen Austausch ?ber n?re oder weitere Entfernungen erheblich beg?nstigt.
Europa ist, historisch betrachtet, weder eine geographische Einheit noch eine Wertegemeinschaft oder eine ideelle Gr??; es war bisher noch nie ?fertig? und hatte keine unstrittige Identit? Auch durch die ?erlieferung ist es nicht vorgegeben; das Mittelalter hat den Namen benutzt, aber keinen Begriff von ?Europa? ausgebildet. Zwar wurde Europa geographisch beschrieben und mythologisch gedeutet, aber einen Diskurs ?ber seine Eigenart, der die Intellektuellen entzweien oder zusammenbringen k?nnte wie in unseren Tagen, haben die Jahrhunderte vor der Wende zur Neuzeit nicht gekannt. Wer Europa historisch begreifen will, mu?anerkennen, da?seine Vielfalt keinen Pluralismus der Gleichg?ltigkeit hervorgebracht hat, sondern da?sich seine kulturellen Formationen in st?igem Bezug aufeinander anpa?en, wandelten oder auch abstie?n. Transkulturelle Beziehungen sollen im dritten Teil analysiert und dargestellt werden. Dabei wird sich zeigen, da?nicht die lateinische Welt allein Europa hervorgebracht hat, sondern da?diese nur lernf?ger war als andere. Schon im achten und neunten Jahrhundert war die ?erlieferung griechischer Philosophie und Naturwissenschaft an die Araber gelangt, die die Schriften zu gro?n Teilen in ihre Sprache ?bersetzt hatten; im hohen Mittelalter beteiligten sich aber auch Juden und Christen an einem ungemein intensiven Austausch ?ber die griechische Gelehrsamkeit der Antike, und vor allem in den s?deurop?chen muslimischen L?ern wirkten Forscher aller Kulturen zusammen, um die Texte ins Lateinische zu ?bertragen. Das war das Fundament f?r den Aufstieg des Abendlandes.
Hierbei ist freilich zu ber?cksichtigen, da?die Geschichte Europas nie nur von einer einzigen Richtung bestimmt war, sondern stets Heterogenes dem Dominanten widerstrebt hat oder sich kulturelle Sonderformen behaupten konnten. Die verschiedenen Geschwindigkeiten der kulturellen Prozesse und die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen sind ebenso ein Kennzeichen der europ?chen Geschichte wie die periodische Ausbildung eines mainstream. Das Aparte konnte absterben, aber auch nach langen Zeiten der Randexistenz neuen Einflu?auf herrschende kulturelle Verhaltensmuster gewinnen oder diese sogar ganz verdr?en. Der Historiker kann diese Unterschiede und Zusammenh?e besser erkennen als der Zeitzeuge, weil er weite R?e ?berschaut und die Ergebnisse geschichtlicher Vorg?e kennt. Ohne seine Einsichten w?rde dem verh?nisvollen Irrglauben an eine unvermeidliche Entwicklungstendenz der Geschichte Vorschub geleistet. Im letzten Teil soll dementsprechend auch skizziert werden, weshalb es seit dem zw?lften Jahrhundert zum unzweifelhaften Aufstieg des Okzidents gekommen ist ? und weshalb andere Kulturen zur?ckblieben oder andere Wege einschlugen. Die unbestreitbare Dominanz, die das lateinische Christentum, die Kirche und die Staaten, am Ende des Mittelalters gegen?ber den anderen Kulturen errungen hatte, trug zugleich, wie sich zeigen wird, den Keim der Selbstzerst?rung in sich.

Religi?se Differenz im Fundament europ?cher Identit?

Eine Religion ist nicht genug: die Alltagsgegenwart der G?tter
Es war kurz vor oder bald nach dem dreihundertsten Jahr der christlichen ?a, eine Wendezeit des Reiches. Der Kaiser weilte in Alexandria am Delta des Nils, wo der Ruhm der Stadt seit ihrem Gr?nder und ein Wohlstand goldschwerer Kaufleute zwischen den Kontinenten einen Geist des Aufruhrs gegen Rom virulent hielt. Diokletian selbst hatte acht Monate der Belagerung gebraucht, um einen Usurpator zu bezwingen, und wie er mu?en auch seine Mitherrscher ? der Augustus Maximian und die beiden Caesaren ? in den Provinzen und an den Grenzen von Britannien bis Syrien und Armenien Aufst?e unterdr?cken oder Angreifer zur?ckwerfen. Deutlich zeigten sich jetzt aber auch die Erfolge im Kampf gegen die Erosion an den R?ern und die innere Aufl?sung, die den Staat seit f?nfzig Jahren in Gefahr gebracht hatten. Die Verteilung der Regierungsgewalt auf vier Kaiser erleichterte die Pr?nz der obersten Herrscher in allen Teilen des Riesenreiches, und eine Reform der Verwaltung erlaubte den direkten Zugriff der Zentrale auf jeden einzelnen Bewohner. Die Anzahl der Milit? hatte Diokletian drastisch erh?ht und die Grenzen mit neuen Befestigungen und Stra?n verst?t; im Innern sollten gleichm?ge Steuern Gerechtigkeit und Sicherheit schaffen, die Untertanen allerdings auch an ihren Stand gebunden und einer B?rokratie ausgeliefert werden, die sich als selbstherrlich und korrupt erwiesen hat. Das Haupt der Tetrarchen, von Geburt ein Illyrer, lie?sich vom Ideal der Romanitas leiten, forcierte also die Verbreitung der lateinischen Sprache und des r?mischen Rechts als Klammer f?r das Staatswesen. Rom selbst und der Senat aber verloren unter ihm an Bedeutung, weil als Residenzen dezentraler Kaiserherrschaften nur andere St?e in Betracht kamen; f?r Diokletian, der sich Asien und ?ypten vorbehalten hatte, war dies Nikomedia am Marmarameer, f?r Maximian im Westen Aquileia oder Mailand.
Unter den Aggressoren von au?n hatten die Augusti und Caesares keltische und germanische St?e und Gruppen zu bek?fen, die besonders diesseits und jenseits von Rhein und Donau f?r Unruhe sorgten, aber auch iranische Sarmaten in Pannonien und Mauren in Afrika; in Asien konnten die Perser, alte Rivalen der R?mer, unter den Sassaniden nur mit M?he auf Distanz gehalten werden. Deshalb war Diokletian im befreiten Alexandrien aufs h?chste beunruhigt, als er das Vordringen einer neuen Religion aus Persien bis nach Afrika konstatieren mu?e. In seinem Schreiben an den zust?igen...
Details
Erscheinungsjahr: 2006
Medium: Buch
Inhalt: 608 S.
ISBN-13: 9783886804399
ISBN-10: 3886804399
Sprache: Deutsch
Einband: Leinen
Autor: Borgolte, Michael
siedler, wolf jobst, verlag: Siedler, Wolf Jobst, Verlag
penguin random house verlagsgruppe gmbh: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Maße: 273 x 208 x 55 mm
Von/Mit: Michael Borgolte
Erscheinungsdatum: 14.03.2006
Gewicht: 2,086 kg
Artikel-ID: 106896433
Details
Erscheinungsjahr: 2006
Medium: Buch
Inhalt: 608 S.
ISBN-13: 9783886804399
ISBN-10: 3886804399
Sprache: Deutsch
Einband: Leinen
Autor: Borgolte, Michael
siedler, wolf jobst, verlag: Siedler, Wolf Jobst, Verlag
penguin random house verlagsgruppe gmbh: Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Maße: 273 x 208 x 55 mm
Von/Mit: Michael Borgolte
Erscheinungsdatum: 14.03.2006
Gewicht: 2,086 kg
Artikel-ID: 106896433
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