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Aufzeichnungen 1954-1993
Die Fliegenpein/Nachträge aus Hampstead/Postum veröffentlichte Aufzeichnungen - Gesammelte Werke 5
Buch von Elias Canetti
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Ich bin in ein Labyrinth der merkwürdigsten Gedanken geraten, vielleicht weil ich mich nicht davor gescheut habe, mich dieser Zeit zu stellen, vielleicht aus Prahlerei, einer Art jugendlicher Überzeugung, daß selbst sie geistig zu bewältigen wäre, aber was immer der Grund jetzt ist das Labyrinth da, und ich bin mitten darin und ich muß anderen wie mir selbst einen Weg hinaus zeigen.
Vergiß nicht, daß du für manche so dumm bist, wie der Dümmste für dich.
Ein Park in London: viele und unbekannte Menschen, nicht zu nah, nicht zu fern, alle im milden Licht des Spätsommers, solche die liegen, solche die stehen, Sitzende, Gehende, alle am Leben unter einem warmen Himmel, niemand schreit, niemand streitet, jeder kommt und geht frei, allein, mit andern, mit wem er will, und solange er bleibt, ist niemand durch ihn beengt oder traurig. Es ist, als könnten die Menschen ins Paradies, ohne darin bleiben zu müssen und als würden sie für keine Sünde je daraus verstoßen.
Es scheint mir, daß ohne eine neue Einstellung zum Tode über das Leben nichts wirklich zu sagen ist.
Das Dasein will überall sein, sonst ist es kein Dasein.
Ich anerkenne keinen einzigen Tod. Daß auch Mücken und Flöhe sterben, macht mir den Tod nicht begreiflicher als die furchtbare Geschichte von der Erbsünde.
Es macht keinen Unterschied, ob etwas von uns noch irgendwo weiter besteht oder nicht. Wir leben hier nicht genug. Wir haben keine Zeit, uns hier zu bewähren. Und da wir den Tod anerkennen, verwenden wir ihn.
Wie sollte es keine Mörder geben, solange es dem Menschen gemäß ist zu sterben, solange er sich nicht dafür schämt, solange er den Tod in seine Institutionen eingebaut hat, als wäre er ihr sicheres, bestes und sinnvollstes Fundament?
Die anscheinende Zweckmäßigkeit der Organismen hat uns am meisten irregeführt.
Die massa damnata des Augustin ist das römische Erbteil der Schlacht.
Wer den Eigen-Jammer zu sehr verachtet, fühlt auch den fremden nicht mehr.
Stoiker
Die wahren Dinge, die ich von mir erzähle, kommen mir am ehesten wie Lügen vor.
Andere Herzen einsetzen, statt von Hyänen die von Pferden.
Es wäre besser, wenn alle Götter bloß ausgewandert wären und man sie auf einem anderen Sterne wiederfände.
Ich hasse die Geschichte; ich lese nichts lieber; ich schulde ihr alles.
Eine Peterskirche voller Päpste.
N. will jede Berührung rückgängig machen, sobald er erfährt, daß jemand tot ist. Er fürchtet eine nachträgliche Ansteckung durch den Tod. Er glaubt, am Leben bleiben zu können, wenn er die Toten wirksam, auch in sich wirksam verleugnet. Um den Tod zu vermeiden, bringt er seine Toten ganz um.
Händler aus Versöhnlichkeit. Händler aus Zanksucht.
Grade der Verzweiflung: sich an nichts erinnern, an manches, an alles.
Bei verschiedenem Lichte denken. Die unleserlichen Philosophen unterwerfen sich keiner Änderung ihres Lichts.
Der Turm von Babel aus Knochen, und alle Sprachen verlernt.
Jedes Gespräch regt ihn furchtbar auf, nach einem Jahr.
Der Glückliche, dessen Bedenken sich betrinken.
Sie empfängt und verabschiedet ihn mit Tränen; sie gibt ihm Tränen zu essen. Sie zieht ihm Tränen an. Sie liest ihm Tränen vor.
Die Gebete, mit denen sie sich Gott entziehen.
Bei diesem Volk wird das Geld vom König rein geleckt.
Zwangsweise Namensänderung alle fünf Jahre. Das Schicksal der Berühmten. Ihre Schwindeleien.
Die diabolische Freude der Toten, weil wir nichts über sie wissen.
Die Elektra des Sophokles enthält den Tod in jeder Form.
Sie steht im Schatten eines Mordes und führt zu zwei weiteren. Es sind Morde in konzentriertester Form, der erste an einem Gatten, Agamemnon, an einer Mutter, Klytämnestra, der zweite. Nur der dritte, letzte ist der Mord an einem Liebhaber, der kein naher Blutsverwandter ist. Elektra ist immer vom Gedanken an den Tod ihres Vaters erfüllt. Ihr Bruder, Orestes, den sie zum Rächer bestellt hat, lebt in einer anderen Stadt; er ist immer in Verbind
Ich bin in ein Labyrinth der merkwürdigsten Gedanken geraten, vielleicht weil ich mich nicht davor gescheut habe, mich dieser Zeit zu stellen, vielleicht aus Prahlerei, einer Art jugendlicher Überzeugung, daß selbst sie geistig zu bewältigen wäre, aber was immer der Grund jetzt ist das Labyrinth da, und ich bin mitten darin und ich muß anderen wie mir selbst einen Weg hinaus zeigen.
Vergiß nicht, daß du für manche so dumm bist, wie der Dümmste für dich.
Ein Park in London: viele und unbekannte Menschen, nicht zu nah, nicht zu fern, alle im milden Licht des Spätsommers, solche die liegen, solche die stehen, Sitzende, Gehende, alle am Leben unter einem warmen Himmel, niemand schreit, niemand streitet, jeder kommt und geht frei, allein, mit andern, mit wem er will, und solange er bleibt, ist niemand durch ihn beengt oder traurig. Es ist, als könnten die Menschen ins Paradies, ohne darin bleiben zu müssen und als würden sie für keine Sünde je daraus verstoßen.
Es scheint mir, daß ohne eine neue Einstellung zum Tode über das Leben nichts wirklich zu sagen ist.
Das Dasein will überall sein, sonst ist es kein Dasein.
Ich anerkenne keinen einzigen Tod. Daß auch Mücken und Flöhe sterben, macht mir den Tod nicht begreiflicher als die furchtbare Geschichte von der Erbsünde.
Es macht keinen Unterschied, ob etwas von uns noch irgendwo weiter besteht oder nicht. Wir leben hier nicht genug. Wir haben keine Zeit, uns hier zu bewähren. Und da wir den Tod anerkennen, verwenden wir ihn.
Wie sollte es keine Mörder geben, solange es dem Menschen gemäß ist zu sterben, solange er sich nicht dafür schämt, solange er den Tod in seine Institutionen eingebaut hat, als wäre er ihr sicheres, bestes und sinnvollstes Fundament?
Die anscheinende Zweckmäßigkeit der Organismen hat uns am meisten irregeführt.
Die massa damnata des Augustin ist das römische Erbteil der Schlacht.
Wer den Eigen-Jammer zu sehr verachtet, fühlt auch den fremden nicht mehr.
Stoiker
Die wahren Dinge, die ich von mir erzähle, kommen mir am ehesten wie Lügen vor.
Andere Herzen einsetzen, statt von Hyänen die von Pferden.
Es wäre besser, wenn alle Götter bloß ausgewandert wären und man sie auf einem anderen Sterne wiederfände.
Ich hasse die Geschichte; ich lese nichts lieber; ich schulde ihr alles.
Eine Peterskirche voller Päpste.
N. will jede Berührung rückgängig machen, sobald er erfährt, daß jemand tot ist. Er fürchtet eine nachträgliche Ansteckung durch den Tod. Er glaubt, am Leben bleiben zu können, wenn er die Toten wirksam, auch in sich wirksam verleugnet. Um den Tod zu vermeiden, bringt er seine Toten ganz um.
Händler aus Versöhnlichkeit. Händler aus Zanksucht.
Grade der Verzweiflung: sich an nichts erinnern, an manches, an alles.
Bei verschiedenem Lichte denken. Die unleserlichen Philosophen unterwerfen sich keiner Änderung ihres Lichts.
Der Turm von Babel aus Knochen, und alle Sprachen verlernt.
Jedes Gespräch regt ihn furchtbar auf, nach einem Jahr.
Der Glückliche, dessen Bedenken sich betrinken.
Sie empfängt und verabschiedet ihn mit Tränen; sie gibt ihm Tränen zu essen. Sie zieht ihm Tränen an. Sie liest ihm Tränen vor.
Die Gebete, mit denen sie sich Gott entziehen.
Bei diesem Volk wird das Geld vom König rein geleckt.
Zwangsweise Namensänderung alle fünf Jahre. Das Schicksal der Berühmten. Ihre Schwindeleien.
Die diabolische Freude der Toten, weil wir nichts über sie wissen.
Die Elektra des Sophokles enthält den Tod in jeder Form.
Sie steht im Schatten eines Mordes und führt zu zwei weiteren. Es sind Morde in konzentriertester Form, der erste an einem Gatten, Agamemnon, an einer Mutter, Klytämnestra, der zweite. Nur der dritte, letzte ist der Mord an einem Liebhaber, der kein naher Blutsverwandter ist. Elektra ist immer vom Gedanken an den Tod ihres Vaters erfüllt. Ihr Bruder, Orestes, den sie zum Rächer bestellt hat, lebt in einer anderen Stadt; er ist immer in Verbind
Details
Erscheinungsjahr: 2004
Medium: Buch
Seiten: 480
Inhalt: 480 S.
ISBN-13: 9783446205529
ISBN-10: 3446205527
Sprache: Deutsch
Einband: Leinen
Autor: Canetti, Elias
carl hanser verlag gmbh & co.kg: Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Maße: 209 x 135 x 32 mm
Von/Mit: Elias Canetti
Erscheinungsdatum: 20.08.2004
Gewicht: 0,588 kg
preigu-id: 102473701
Details
Erscheinungsjahr: 2004
Medium: Buch
Seiten: 480
Inhalt: 480 S.
ISBN-13: 9783446205529
ISBN-10: 3446205527
Sprache: Deutsch
Einband: Leinen
Autor: Canetti, Elias
carl hanser verlag gmbh & co.kg: Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Maße: 209 x 135 x 32 mm
Von/Mit: Elias Canetti
Erscheinungsdatum: 20.08.2004
Gewicht: 0,588 kg
preigu-id: 102473701
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