Zum Hauptinhalt springen
Dekorationsartikel gehören nicht zum Leistungsumfang.
Asymmetrische Kriege
Eine politiktheoretische Untersuchung zur Kriegführung im 21. Jahrhundert
Taschenbuch von Felix Wassermann
Sprache: Deutsch

35,00 €*

inkl. MwSt.

Versandkostenfrei per Post / DHL

Aktuell nicht verfügbar

Kategorien:
Beschreibung
I. Das Terrain des asymmetrischen Krieges: Der Dschungel

"[...] in der ganzen Bedeutung des französischen Ausdrucks Terrain[,]haben wir Gegend und Boden hier zu betrachten."
Carl von Clausewitz

Der asymmetrische Krieg gleicht einem Dschungel. Nicht nur geographisch führt er die regulären Soldaten staatlicher Armeen auf schwer zugängliches, unübersichtliches Terrain: die US-Truppen von 1965 an für zehn Jahre in die sumpfigen Wälder Vietnams, denen zuvor die Franzosen nach ihrer Niederlage bei Dien Bien Phu im Jahr 1954 entflohen waren; die von den Vereinigten Staaten angeführte Staatenkoalition im Jahr 2003 in die Wüste des Irak, der die "Koalitionäre der Willigen" im Winter 2011 nur zwischenzeitlich entkamen, bevor sie sich im Sommer 2014 als "Koalitionäre wider Willen" durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" zur Rückkehr in die irakisch-syrische Wüste gezwungen sahen; schließlich die internationale Staatengemeinschaft von 2001 bis 2015 und voraussichtlich weit darüber hinaus mit Mandaten der Vereinten Nationen und unter NATO-Führung in das Gebirge Afghanistans, aus dem sich bereits im Jahr 1989 die Sowjetarmee nach ihrerseits zehnjährigem Kampf hatte zurückziehen müssen. Doch nicht nur geographisch führt der asymmetrische Krieg in schwieriges, unübersichtliches Gelände. Auch politisch-strategisch und begrifflich-konzeptionell liegt sein Terrain jenseits des vertrauten, überschaubaren Gebiets, das die europäische Politik und Strategie sowie deren eurozentrierte Theorie seit dem Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück im Jahr 1648 nach Art der Gartenbaukunst zu kultivieren versucht hatten: jenseits des gehegten, geordneten und begrenzten Barockgartens des symmetrischen Krieges.
Der Barockgarten, der bis ins 18. Jahrhundert den europäischen Gartenbau dominierte, zeichnet sich insbesondere durch drei Charakteristika aus, die ihn als Bild des symmetrischen Krieges und also als Gegenbild des asymmetrischen Krieges geeignet erscheinen lassen: erstens durch seine symmetrische Anordnung, mit der er die Mannigfaltigkeit der Natur einer strengen Geometrie der Gleichartigkeit unterwirft; zweitens durch die Konzentration seiner Anlage auf den Fürstensitz hin, der den Mittelpunkt des Gartens bildet; und drittens durch die geradlinigen Alleen, entlang derer die Besucher diesen Garten auf direktem Weg passieren. In diesen drei Eigenschaften ähnelt dem Barockgarten der symmetrische Krieg, wie er vom 17. bis ins 20. Jahrhundert hinein die kriegshistorische und kriegstheoretische Landkarte Europas prägte. Erstens herrscht in diesem Krieg Gleichartigkeit vor. Nach den "geometrischen" Gesetzen der Gleichartigkeit regeln und entscheiden die Gegner, die einander wechselseitig als Gleiche anerkennen, ihr Kräftemessen, und mit Blick auf diese Gleichartigkeit hegen sie Ungleichgewichte jeglicher Art mittels Rüstungskonventionen und Sanktionen ein oder verringern sie durch wechselseitige Nachahmung, sofern sie doch einmal entstehen. Zweitens stehen im Mittelpunkt der "Gartenordnung" des symmetrischen Krieges souveräne Staaten. Als Monopolisten des Krieges führen die Staaten ihre regulären, uniformierten Armeen auf dem völker- und kriegsrechtlich geordneten, begrenzten, konventionellen Schlachtfeld gegeneinander. Drittens dominieren direkte, lineare Strategien die Kriegführung. Die Kriegsgegner verfolgen ihre politischen Zwecke und militärischen Ziele mittels räumlich und zeitlich konzentrierter Offensiven und rücken unter Einsatz großer Massen und Ressourcen auf direktem Wege bzw. auf geraden strategischen "Alleen" gegeneinander vor. Diese drei Merkmale kennzeichnen den symmetrischen Krieg, wie er innerhalb des Barockgartens des Westfälischen Staatensystems geführt und von der klassischen, eurozentrierten Politik- und Kriegstheorie reflektiert wurde: die Geometrie der Gleichartigkeit, die Zentralität der Staatlichkeit, die Linearität der Strategie.
Die symmetrische Ordnung dieses politisch-strategischen u
I. Das Terrain des asymmetrischen Krieges: Der Dschungel

"[...] in der ganzen Bedeutung des französischen Ausdrucks Terrain[,]haben wir Gegend und Boden hier zu betrachten."
Carl von Clausewitz

Der asymmetrische Krieg gleicht einem Dschungel. Nicht nur geographisch führt er die regulären Soldaten staatlicher Armeen auf schwer zugängliches, unübersichtliches Terrain: die US-Truppen von 1965 an für zehn Jahre in die sumpfigen Wälder Vietnams, denen zuvor die Franzosen nach ihrer Niederlage bei Dien Bien Phu im Jahr 1954 entflohen waren; die von den Vereinigten Staaten angeführte Staatenkoalition im Jahr 2003 in die Wüste des Irak, der die "Koalitionäre der Willigen" im Winter 2011 nur zwischenzeitlich entkamen, bevor sie sich im Sommer 2014 als "Koalitionäre wider Willen" durch die Terrormiliz "Islamischer Staat" zur Rückkehr in die irakisch-syrische Wüste gezwungen sahen; schließlich die internationale Staatengemeinschaft von 2001 bis 2015 und voraussichtlich weit darüber hinaus mit Mandaten der Vereinten Nationen und unter NATO-Führung in das Gebirge Afghanistans, aus dem sich bereits im Jahr 1989 die Sowjetarmee nach ihrerseits zehnjährigem Kampf hatte zurückziehen müssen. Doch nicht nur geographisch führt der asymmetrische Krieg in schwieriges, unübersichtliches Gelände. Auch politisch-strategisch und begrifflich-konzeptionell liegt sein Terrain jenseits des vertrauten, überschaubaren Gebiets, das die europäische Politik und Strategie sowie deren eurozentrierte Theorie seit dem Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück im Jahr 1648 nach Art der Gartenbaukunst zu kultivieren versucht hatten: jenseits des gehegten, geordneten und begrenzten Barockgartens des symmetrischen Krieges.
Der Barockgarten, der bis ins 18. Jahrhundert den europäischen Gartenbau dominierte, zeichnet sich insbesondere durch drei Charakteristika aus, die ihn als Bild des symmetrischen Krieges und also als Gegenbild des asymmetrischen Krieges geeignet erscheinen lassen: erstens durch seine symmetrische Anordnung, mit der er die Mannigfaltigkeit der Natur einer strengen Geometrie der Gleichartigkeit unterwirft; zweitens durch die Konzentration seiner Anlage auf den Fürstensitz hin, der den Mittelpunkt des Gartens bildet; und drittens durch die geradlinigen Alleen, entlang derer die Besucher diesen Garten auf direktem Weg passieren. In diesen drei Eigenschaften ähnelt dem Barockgarten der symmetrische Krieg, wie er vom 17. bis ins 20. Jahrhundert hinein die kriegshistorische und kriegstheoretische Landkarte Europas prägte. Erstens herrscht in diesem Krieg Gleichartigkeit vor. Nach den "geometrischen" Gesetzen der Gleichartigkeit regeln und entscheiden die Gegner, die einander wechselseitig als Gleiche anerkennen, ihr Kräftemessen, und mit Blick auf diese Gleichartigkeit hegen sie Ungleichgewichte jeglicher Art mittels Rüstungskonventionen und Sanktionen ein oder verringern sie durch wechselseitige Nachahmung, sofern sie doch einmal entstehen. Zweitens stehen im Mittelpunkt der "Gartenordnung" des symmetrischen Krieges souveräne Staaten. Als Monopolisten des Krieges führen die Staaten ihre regulären, uniformierten Armeen auf dem völker- und kriegsrechtlich geordneten, begrenzten, konventionellen Schlachtfeld gegeneinander. Drittens dominieren direkte, lineare Strategien die Kriegführung. Die Kriegsgegner verfolgen ihre politischen Zwecke und militärischen Ziele mittels räumlich und zeitlich konzentrierter Offensiven und rücken unter Einsatz großer Massen und Ressourcen auf direktem Wege bzw. auf geraden strategischen "Alleen" gegeneinander vor. Diese drei Merkmale kennzeichnen den symmetrischen Krieg, wie er innerhalb des Barockgartens des Westfälischen Staatensystems geführt und von der klassischen, eurozentrierten Politik- und Kriegstheorie reflektiert wurde: die Geometrie der Gleichartigkeit, die Zentralität der Staatlichkeit, die Linearität der Strategie.
Die symmetrische Ordnung dieses politisch-strategischen u
Details
Erscheinungsjahr: 2015
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 357 S.
ISBN-13: 9783593503141
ISBN-10: 359350314X
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Wassermann, Felix
Auflage: 1/2015
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 212 x 142 x 22 mm
Von/Mit: Felix Wassermann
Erscheinungsdatum: 11.05.2015
Gewicht: 0,446 kg
Artikel-ID: 105018419
Details
Erscheinungsjahr: 2015
Medium: Taschenbuch
Inhalt: 357 S.
ISBN-13: 9783593503141
ISBN-10: 359350314X
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback
Autor: Wassermann, Felix
Auflage: 1/2015
campus verlag: Campus Verlag
Maße: 212 x 142 x 22 mm
Von/Mit: Felix Wassermann
Erscheinungsdatum: 11.05.2015
Gewicht: 0,446 kg
Artikel-ID: 105018419
Warnhinweis