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Arena der Ärzte
Roman
Taschenbuch von Susanne Cho
Sprache: Deutsch

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Beschreibung
Kapitel 3
Mandragora
Ein herrlicher Tag. Duftschwaden von Lavendel drangen vom Kräutergarten durch das offene Fenster und machten deutlich, dass der Sommer Einzug gehalten hatte, ohne auf Audu zu warten. Seine Ankunft verzögerte sich aus Gründen, die mir nicht bekannt waren. Nichts Ungewöhnliches, Planung war noch nie seine Stärke. Ich saß mit Kynthia und Dana in der Apotheke und lehrte sie die Zubereitung verschiedener schmerzstillender Mittel. Kynthia machte sich an einem Stapel Weidenrinde zu schaffen, die sie flink in eine Schale raspelte. Wie froh war sie, dass es endlich um den praktischen Teil der Sache ging, die eigentliche Herstellung der Medikamente. Die verschiedenen Substanzen kannte sie zwar nach ihrem Aussehen und Geruch, konnte sich aber die tausend Namen nur schwer merken. Sie ist langsamer und bedächtiger als Dana, auch einige Jahre älter, doch unschlagbar, wenn Ausdauer und praktische Geschicklichkeit gefordert sind. Dana mühte sich damit ab, den eingedickten schwärzlichen Saft des Schlafmohns zu Kügelchen zu formen, die anschließend zum Trocknen ausgelegt werden sollten. Mit dem Ärmel ihrer Tunika strich sie sich eine Strähne ihres blonden Haares aus dem Gesicht. Eine richtige keltische Schönheit, dachte ich, als sie sich vorbeugte und ihr Haar im Sonnenlicht aufleuchtete wie pures Gold. Dana hob seufzend die rechte Hand und zeigte ihre verklebten Finger.
'Zum Glück muss ich die Mohnkapseln nicht auch noch selbst melken, der Ertrag wäre erbärmlich. Alles bleibt an mir kleben.'
Kynthias Gesicht überzog sich mit einem Netz von Lachfältchen.
'Das ist der Tribut dafür, dass du so anziehend bist ...'
Ein gellender Schrei zerriss die Luft, gefolgt vom Klirren des zerspringenden Opiumkruges, der aus meinen Händen geglitten war.
'Das ist Sinope', rief ich, und rannte in den Hof. Ich fand sie im Kräutergarten. Hacke und Schaufel lagen am Boden. Erstarrt fixierte sie einen Gegenstand, der neben dem frisch ausgehobenen Pflanzloch auf der Erde lag. Ich bückte mich und griff nach dem merkwürdigen Fund.
'Nicht berühren', schrie sie, sodass ich vor Schreck das Ding wieder fallen ließ. Inzwischen waren Kynthia und Dana herbeigeeilt und kümmerten sich um Sinope, die nun laut klagend ihr Haar raufte.
Bevor ich meinen Arm erneut ausstrecken konnte, hob eine Männerhand das furchterregende Objekt aus dem Erdloch.
'Kleitos', stieß ich aus, 'was ist das?'
'Eine Fluchtafel', sagte er und rieb die Erde von dem Stück Blei. Er löste einige Nägel, die durch das Bleipaket getrieben waren, faltete das Metall auseinander und versuchte, die Inschrift zu entziffern. Vergeblich. Griechische Buchstaben, soweit klar, aber ohne jeden Sinn. Wir zogen uns in die Küche zurück, wo ich eine Schüssel mit Wasser füllte. Nach gründlicher Reinigung erkannten wir, dass die Schrift rückwärts zu lesen war.
'Ich binde Charis, die Ärztin', stand auf der Vorderseite der Bleilamellen. Mir war schwindlig, ich musste mich setzen. Myrrhine, die sich zu uns gesellt hatte, holte mir einen Becher Wasser.
Fremd und hohl klang Kleitos' Stimme, die langsam und stockend den Text auf der Innenseite vorlas:

Ich binde Charis, die Ärztin
Götter der Unterwelt, Dreiköpfige Hekate, Persephone
Ich beschwöre euch
Hermes trismegistos, Bote zwischen den Welten
Ich rufe dich an
Bindet die Hände der Ärztin Charis
Auf dass sie kein Kind mehr zur Welt bringen kann
Die Frucht jeder Gebärenden soll verdorren
Wenn die Ärztin Charis der Geburt vorsteht
Bindet Verstand und Gedächtnis der Ärztin Charis
Auf dass sie keinem Kranken mehr Rat weiß
Bindet die Zunge der Ärztin Charis
Auf dass sie niemandem mehr schaden kann
Diesen Fluch entbinde und löse ich erst
Wenn die Ärztin Charis Rom verlassen haben wird.
Schadenzauber! Eigentlich hielt ich nichts von solchen Praktiken. Nun aber, da ich den Beweis in Händen hielt, dass es jemanden gab, der mir schaden wollte, der mich mit Magie bedrohte, war ich doch weit
Kapitel 3
Mandragora
Ein herrlicher Tag. Duftschwaden von Lavendel drangen vom Kräutergarten durch das offene Fenster und machten deutlich, dass der Sommer Einzug gehalten hatte, ohne auf Audu zu warten. Seine Ankunft verzögerte sich aus Gründen, die mir nicht bekannt waren. Nichts Ungewöhnliches, Planung war noch nie seine Stärke. Ich saß mit Kynthia und Dana in der Apotheke und lehrte sie die Zubereitung verschiedener schmerzstillender Mittel. Kynthia machte sich an einem Stapel Weidenrinde zu schaffen, die sie flink in eine Schale raspelte. Wie froh war sie, dass es endlich um den praktischen Teil der Sache ging, die eigentliche Herstellung der Medikamente. Die verschiedenen Substanzen kannte sie zwar nach ihrem Aussehen und Geruch, konnte sich aber die tausend Namen nur schwer merken. Sie ist langsamer und bedächtiger als Dana, auch einige Jahre älter, doch unschlagbar, wenn Ausdauer und praktische Geschicklichkeit gefordert sind. Dana mühte sich damit ab, den eingedickten schwärzlichen Saft des Schlafmohns zu Kügelchen zu formen, die anschließend zum Trocknen ausgelegt werden sollten. Mit dem Ärmel ihrer Tunika strich sie sich eine Strähne ihres blonden Haares aus dem Gesicht. Eine richtige keltische Schönheit, dachte ich, als sie sich vorbeugte und ihr Haar im Sonnenlicht aufleuchtete wie pures Gold. Dana hob seufzend die rechte Hand und zeigte ihre verklebten Finger.
'Zum Glück muss ich die Mohnkapseln nicht auch noch selbst melken, der Ertrag wäre erbärmlich. Alles bleibt an mir kleben.'
Kynthias Gesicht überzog sich mit einem Netz von Lachfältchen.
'Das ist der Tribut dafür, dass du so anziehend bist ...'
Ein gellender Schrei zerriss die Luft, gefolgt vom Klirren des zerspringenden Opiumkruges, der aus meinen Händen geglitten war.
'Das ist Sinope', rief ich, und rannte in den Hof. Ich fand sie im Kräutergarten. Hacke und Schaufel lagen am Boden. Erstarrt fixierte sie einen Gegenstand, der neben dem frisch ausgehobenen Pflanzloch auf der Erde lag. Ich bückte mich und griff nach dem merkwürdigen Fund.
'Nicht berühren', schrie sie, sodass ich vor Schreck das Ding wieder fallen ließ. Inzwischen waren Kynthia und Dana herbeigeeilt und kümmerten sich um Sinope, die nun laut klagend ihr Haar raufte.
Bevor ich meinen Arm erneut ausstrecken konnte, hob eine Männerhand das furchterregende Objekt aus dem Erdloch.
'Kleitos', stieß ich aus, 'was ist das?'
'Eine Fluchtafel', sagte er und rieb die Erde von dem Stück Blei. Er löste einige Nägel, die durch das Bleipaket getrieben waren, faltete das Metall auseinander und versuchte, die Inschrift zu entziffern. Vergeblich. Griechische Buchstaben, soweit klar, aber ohne jeden Sinn. Wir zogen uns in die Küche zurück, wo ich eine Schüssel mit Wasser füllte. Nach gründlicher Reinigung erkannten wir, dass die Schrift rückwärts zu lesen war.
'Ich binde Charis, die Ärztin', stand auf der Vorderseite der Bleilamellen. Mir war schwindlig, ich musste mich setzen. Myrrhine, die sich zu uns gesellt hatte, holte mir einen Becher Wasser.
Fremd und hohl klang Kleitos' Stimme, die langsam und stockend den Text auf der Innenseite vorlas:

Ich binde Charis, die Ärztin
Götter der Unterwelt, Dreiköpfige Hekate, Persephone
Ich beschwöre euch
Hermes trismegistos, Bote zwischen den Welten
Ich rufe dich an
Bindet die Hände der Ärztin Charis
Auf dass sie kein Kind mehr zur Welt bringen kann
Die Frucht jeder Gebärenden soll verdorren
Wenn die Ärztin Charis der Geburt vorsteht
Bindet Verstand und Gedächtnis der Ärztin Charis
Auf dass sie keinem Kranken mehr Rat weiß
Bindet die Zunge der Ärztin Charis
Auf dass sie niemandem mehr schaden kann
Diesen Fluch entbinde und löse ich erst
Wenn die Ärztin Charis Rom verlassen haben wird.
Schadenzauber! Eigentlich hielt ich nichts von solchen Praktiken. Nun aber, da ich den Beweis in Händen hielt, dass es jemanden gab, der mir schaden wollte, der mich mit Magie bedrohte, war ich doch weit
Details
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Belletristik
Medium: Taschenbuch
Inhalt: Leinen (Buchleinen)
ISBN-13: 9783952114063
ISBN-10: 3952114065
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Cho, Susanne
Hersteller: Skepsis Verlag
Abbildungen: mit 5 Abbildungen
Maße: 194 x 122 x 28 mm
Von/Mit: Susanne Cho
Erscheinungsdatum: 16.08.2011
Gewicht: 0,414 kg
Artikel-ID: 126466729
Details
Erscheinungsjahr: 2011
Genre: Belletristik
Medium: Taschenbuch
Inhalt: Leinen (Buchleinen)
ISBN-13: 9783952114063
ISBN-10: 3952114065
Sprache: Deutsch
Einband: Kartoniert / Broschiert
Autor: Cho, Susanne
Hersteller: Skepsis Verlag
Abbildungen: mit 5 Abbildungen
Maße: 194 x 122 x 28 mm
Von/Mit: Susanne Cho
Erscheinungsdatum: 16.08.2011
Gewicht: 0,414 kg
Artikel-ID: 126466729
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